Teen-Time: „Ich kenne keine Familie, bei der es so schlimm ist wie bei uns“

Keine Familie

Ihr Lieben, hatten wir nicht alle schon mal Momente im Familienleben, in denen wir dachten: Au weia, ich kenne keine Familie weit und breit, bei der es so schlimm ist wie bei uns? Wir hatten die definitiv und ich habe zum Glück Freundinnen, mit denen ich mich über so was austauschen konnte. Denn wohin mit all den Emotionen, wenn sie denn mal da sind?

Unsere Söhne haben sich jahrelang gestritten wie die Kesselflicker, zum Teil richtig bis aufs Blut und mit ab und zu mal Wunden, die krankenhauswürdig gewesen wären: Das ist doch nirgendwo anders so, dachten wir. Bis wir uns dazu öffneten und hörten: Doch, das kommt definitiv sogar in den besten Familien mal vor.

Oder dieses Trantütigkeit am Morgen, dieser Auf-dem-Weg-zur Schule-den-Ranzen-vergessen-Modus – das gibt´s doch bei anderen Leuten nicht… oh, ähm, vielleicht doch? Wisst ihr, wie schön es da ist, einen Blog wie diesen zu haben und mal darüber zu erzählen, um dann zu hören: Ohhh, exakt so ist es bei uns auch!

Kinder, die sich 12 Jahre lang einschlafbegleiten lassen, Kinder, die wir schon morgens um 5 ne Runde durch den Wald jagen müssen, um den Tag über nicht hibbelig zu sein… jetzt aber mal ehrlich, DAS gibt es nun doch nicht woanders. Oh doch! Wie dankbar können wir sein, dass wir heute so viele Möglichkeiten haben, uns dazu auszutauschen.

„Ich kenne keine Familie, bei der es so schlimm ist wie bei uns“

Und wie oft ich grad von Müttern höre, dass sie ihre gerade noch so anhänglichen Kinder vermissen. Dass sie sich im Zimmer verbarrikadieren, seit die Hormone sprießen. Neulich schrieb mir eine Bekannte:

„Hallo Lisa, du erfahrene Teenie Mutter. Meine Große ist ja erst 12, naja sie wird in zwei Monaten 13 und wir geraten nur noch aneinander und sie ist bestimmt auch nur noch genervt von mir ;-( Ich bin auch gefühlt nur am Meckern: Schule mittelmäßig engagiert, Hobby lässt sie schleifen, keine Lust, nur motzig, patzig, räumt nix auf, vergisst alles.

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Eben das Highlight: die Reithose ist weg, hab ich vor vier Wochen gekauft für 55 Euro. Wie verliert man bitte ne Reithose?! Und dann diese Gleichgültigkeit: Ja, ist weg, Mama, was soll ich machen? Sorry. Ich kaufe bestimmt keine neue… Ich wollte dich einfach um Rat fragen, wie man da so durchkommt. Sie erzählt auch nichts mehr, ist nur noch bei ihren Freundinnen (ja ist ganz normal, weiß ich, war ich auch selber damals), aber trotzdem ist es grad so schwer! Ich vermisse meine kleine Süße.

Ich weiß ja, Abnabelung und so, ist auch alles gut und richtig, aber vielleicht weißt du, was ich meine. Ich sitz hier gerade, sie ist weg und ich vergieße ein paar Tränen. Es ist einfach dieses Abschiednehmen von dieser krass intensiven Lebensphase, in der sie uns brauchten und die Kinder ja auch irgendwie unser Kosmos und Rhythmusgeber waren. Plus dieses seltsame Gefühl, dass sie mir teilweise echt fremd ist. Schrecklich. Es ging alles so schnell irgendwie jetzt.

Die große Veränderung ist erst seit 5-6 Monaten und war schleichend. Hab auch immer die Kinder abends begleitet, wie oft war ich genervt. Und jetzt seit einigen Wochen soll ich nicht mehr abends kommen, sie will ihre Ruhe und noch was lesen oder chatten und ich denke nur: Oh man, auch das ist vorbei. Wie oft sehnte man sich nach Fortschritten und Freiraum und nun ist er da und jetzt ist auch wieder nicht richtig.“

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Ich schrieb ihr: „Lass dich mal drücken und es ist exakt das, was alle beschreiben. ES IST NICHT NUR BEI DIR SO! Und das bleibt auch nicht so. Natürlich sitzen sie nicht mehr auf deinem Schoß später, aber die Beziehung wird auf eine neue Ebene gehoben. Unsere Töchter und Söhne kommen wieder!

Und manchmal hilft der eigene Blickwechsel: Schau sie dir an und denk: Die Ärmste, das ganze Gehirn ist gerade eine Baustelle und sie kann einfach nicht anders… das hilft beim Zugewandtbleiben. Plus: die Erziehung ist im Grunde abgeschlossen, alle Grundlagen sind gelegt. Bevor du in einen Konflikt gehst, frag dich einfach: ist das jetzt lebensgefährlich oder nicht?

Und du kannst ihr das aber auch offen sagen, dass du sie gerade vermisst und dass das auch für dich alles neu ist und du dich erst dran gewöhnen musst. Und du kannst ihr auch was anbieten: In deinem Zimmer darfst du das Chaos walten lassen, da sag ich jetzt einfach nichts mehr zu, wenn du möchtest, dafür werden in allen anderen Bereichen des Hauses bitte Teller weggeräumt. Schau dir mal diesen Text zum Vermissen meiner Tochter an, da war sie in einem ähnlichen Alter.“

Und dann schauen wir in den Zeiten, in denen wir sie vermissen, was UNS eigentlich guttut, womit WIR uns mal wieder eine Freude machen können, fern vom Familienkosmos. Und freuen uns, dass es Menschen gibt, mit denen wir uns dazu austauschen können und von denen wir hören, dass nicht nur in unseren eigenen vier Wänden manchmal die Fetzen fliegen. Es geht doch bei allen mal drunter und drüber!!! Und wie gut, dann aber auch Mut machen zu können, dass jede Phase auch wieder von einer anderen abgelöst wird. Oder?

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