Die (Stadt)-Mama schwört auf genderneutrale Erziehung und der Sohn versteht nur „Brumm-Brumm“

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Hey Lisa, 

nachdem sich alle Unwetter-Warnungen von gestern auf dem Blog heute Morgen in Schäfchenwolken aufgelöst haben (sollten), wollte ich heute mal etwas fluffiger bloggen. Eine kleine charmante Geschichte vom Wochenende, die vielleicht die Gemüter einiger Gender-Aktivisten erregen wird, dabei richtet sich genau an DIE meine super ernst gemeinte Frage. Ich finde das nämlich hochspannend. Aber ich fang‘ mal ganz von vorne an. 

Mein Sohn Max ist ja bekanntlich anderthalb Jahre, trägt rosa Hausschuhe, hat für ein Kleinkind schon erstaunlich lange blonde Haare, die ich zu schade zum Abschneiden finde und wachsen lassen möchte, hat eine Puppenküche, zwei Babypuppen, aber auch ein Bobbycar und ein paar Werkzeuge zum Spielen. Das Beste aus der Mädchen- und Jungs-Welt, das ist mir wichtig. Ich habe ja offengestanden keine Erziehungsprinzipen und habe noch nie einen Erziehungsratgeber gelesen, aber das eine, das beherzige ich. Mein Sohn soll sich so entwickeln wie er will. Soll mit allen Spielzeugen und Instrumenten spielen, soll tanzen, kochen, malen, basteln und auf Kommentare, die ich selbst aus meiner Schulzeit noch im Ohr habe: „Das ist ja nur für Mädchen“ pfeifen. Ehrlich gesagt haben mich tatsächlich weniger Tipps von Bekannten oder eben Ratgebern dahin geprägt als die Filme von Pedro Almodovar oder Rosa von Praunheim. Wer mal die Gelegenheit hat den Berlinale-Film „Tote Schwule, Lebende Lesben“ zu sehen… Furchtbar ergreifend. Ich glaube sogar der traurigste Film, den ich in meinem ganzen Leben gesehen habe… Darin geht es in einem Teil um einen mittlerweile verstorbenen Mann, der dann in seiner Küche als Rentner Spiegeleier brät und dabei bedauert, dass er immer alleine war, weil er immer Opfer von Homphobie in seinem Umfeld war… So schrecklich traurig…

Und deshalb denke ich: Kindern soviel Selbstentfaltung lassen wie es nur geht und so lange es geht…

Punktum. 

Doch da habe ich die Rechnung offenbar ohne meinen nicht einmal Zweijährigen gemacht, dessen erstes Wort „Brummi“ ist und mit den anderen Jungs in der Kita am Liebsten im Hof auf Bobbycars Car-Crash spielt. Der Sandspielzeug nicht einmal wahrnimmt und seine Babypuppen mit erhobenem Zeigefinger und „NEIN“ scheltet. Wahrlich jetzt keine typischen Mädchen-Eigenschaften…eher, räusper, räusper…männliche Eigenschaften, wo auch Gender-Forscher mir recht geben dürften. Am Wochenende war dann der Höhepunkt. Pausti und ich haben ja wohlgemerkt kein Auto, aber das erste, was unser Sohnemann macht als wir in der Datsche von Freunden angekommen waren, ist an deren Autotür des geparkten Wagens zu rütteln. „Brummi, Brummi“, brüllte Max und ich setzte ihn also ans Steuer. Die Augen leuchteten und seine gleichaltrige Freundin Klein-Ella spielte friedlich im Sandkasten und backte Sandkuchen…

Liebe Lisa, liebe Leute, da draußen, die sich gegen Geschlechterklischees und für genderneutrale Erziehung einsetzen: Versteht Ihr das???

 

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7 comments

  1. normal ist was die Vorbilder machen
    Auch wir versuchen als Eltern unsere Tochter (6)und unseren Sohn (3)auch nicht auf irgendeine Geschlechterrolle hin zu erziehen.Ich arbeitete bewusst immer mal wieder gegen ein Oberhand nehmendes Klischee an-dafür brauchte ich einen 3 Jahre langen Atem um
    die rosaglitzerHypermädchen die im Kindergarten als große Vorbilder meiner damals 3jährigen dienten zu überdauern…sie durfte ihren Drang nach rosaglitzerPrinzessinengetue aber wohldosiert ausleben. Heute geht sie als 6jährige bewusst mit den Rollenklischees Mädchen/Junge um und fordert auch bei ihren Lehrern ein nicht wie ein „Mädchen“ sondern wie ein „Kind“ behandelt zu werden und spielte nach kurzer Diskusssion mit dem Lehrer in der Theater AG den König und nicht die Prinzessin.
    Langer Atem zahlt sich also bei uns aus und wird durch ein Kind belohnt, dass sich von mir lieber als „meine Ritterin“ in Koseform bezeichnen lassen will….dabei war mir vorher eine süße Prinzessin über die Lippen gerutscht. (ich habe diese Kritik gleich lächelnd angenommen!!)
    Mein 3jähriger begeisterter Bauarbeiterfan u zur Zeit durch den Kiga voll auf Jungssachen fixierter kleiner Mensch ist Dank Vorbild Papa daheim umsorgender Puppenpapa und Staubsauggehilfe und träumt davon: Wenn ich groß bin werde ich FeuerwehrFrau wie meine Mama!!!Das mit dem Nagellack scheitert bei uns an nicht vorhanden im Haushalt und meine Kinder lieben es beide hinterm Steuer eines Fahrzeugs zu sitzen!!!Die große am liebsten im LKW der Feuerwehr…bei uns fährt nämlich meistens Mama….
    Wir mussten vor allem als Eltern lernen typisches Rollenverhalten unsererseits immer wieder aufzudecken und zu überprüfen…das wichtigste ist in unserer Familie aber, dass alles Tun auch von den Kindern immer hinterfragt werden darf…auch wenn man die Diskussion darüber manchmal situationsbedingt verschieben muss…

    Ich wünsche allen viel Spass beim Erziehen…auch bei euch selbst…

  2. Typisch
    Liebe Caro, ich finde das nicht schwer zu erklären, denn für mich ist klar: Das Klischee „Typisch Mann – Typisch Frau“ ist kein Klischee, sondern es gibt eben typische Eigenschaften. Und ich werde nie verstehen, was daran so schlimm ist! Und wenn ein Mädel dann doch mal mit Autos spielen will und ein Bub mit seiner Puppe? Dann sollen sie doch! Wieso denn nicht? Aber wenn ich meine Tochter zwingen muss, mit Autos zu spielen, weil wir ja so genderneutral erziehen, ist das dann besser, als wenn ich meinem Sohn verbiete, mit Puppen zu spielen? Ich studiere Frühpädagogik und habe dieses Gender-Zeug langsam satt. Wieso kann nicht jedes Kind das tun, was es gerne möchte? Und dazu gehört eben auch, dass man akzeptiert, dass Jungs und Mädchen – Männer und Frauen – nunmal unterschiedlich sind. Die lackierten Nägel von Bülent Ceylan finde ich trotzdem seltsam, aber nun gut, wenn es ihm gefällt, dann soll er doch 🙂

  3. Ich habe einen Sohn (5) und
    Ich habe einen Sohn (5) und zwei Töchter (2 und 1). Grundsätzlich sind mein Mann und ich für freie Entfaltung nach Begabung und Interesse und nicht nach Geschlecht. Aber wenn ich meine Kinder beobachte, dann komme ich zu dem Schluss, dass bestimmte Dinge nun mal typisch männlich und/oder weiblich sind. Meine ältere Tochter will also bunte Fingernägel und alles was Rosa und Lila ist, obwohl sie genauso mit Lego, Bauklötzen, Autos etc. aufwächst. Das kann man ja auch erklären (Ausprägung der Hirnfelder etc.). Ich finde allerdings auch, dass man bedenken sollte, dass man immer in einem sozialen Gefüge lebt, meine Kinder auch. Wenn also mein Sohn ebenfalls lackierte Zehennägel haben will, kann ich das machen, weil er ja ohne genderspezifische Vorurteile aufwachsen soll. Aber ich sollte mir auch überlegen, was für Folgen es für ihn in der Kita oder so haben könnte. Und was Deinen Sohn angeht: ich find’s niedlich und total normal! :-).

    Liebe Grüße,
    Caro

  4. Bald-Mama
    Ist doch super: du bietest deinem Kleinen genderneutrale Erziehung und das verschiedenste Spielzeug – und er wählt sich eben das aus, was ihm am meisten Spaß macht.
    Ich find’s irgendwie nett, dass es ihn zu „Männer-Spielzeug“ hinzieht, obwohl du ihm alle Freiheiten gewährst.

  5. Tesphase
    Liebe Caro,

    ich denke mal Maxims Testphase hääte er ebenso intensiv ausgelebt, wenn da jetzt ein kleiner Schminktisch mit diversen, zur Verfügung stehenden Lippenstiften gestanden hätte, da hätte er sich früher oder später wohl auch ausgetobt und sich ein buntes Gesicht gemalt. Einfach weil es neu und toll ist, ohne andere Hintergedanken.

    Klein-Ella kennt das „Brummi“ wahrscheinlich schon, da ist so ein Sandkasten in dem Moment vielleicht einfach spannender?

    Aber ich kann Deine Beobachtungen im Grundsatz auch bestätigen. Meine 2jährige steht auf Zöpfchen, von Hello-Kitty-Haargummis (rosa, maximal pink sollen sie bitte sein) gehalten und Leggins mit vielen kleinen bunten Herzen drauf. Glitzer steht auch hoch im Kurs. Das Baumhaus im Garten ist nur mäßig interessant, Kuchen und Eis werden im Sandkasten aber zur Versorgung aller gerne bereitet. Ein typisches Mädchen….?

    Aber das Wichtige ist doch: sie lernen dass alles geht und alles in Ordnung ist, dass jeder das machen kann, das ihm liegt und das ihm gefällt. Und das halte ich für den größten Lerneffekt: Toleranz.

    Liebe Grüße
    Sabine

  6. Gut so wie es ist
    Ich glaube das dein Sohn einfach genau das umsetzt was du ihn machen lässt. Er entwickelt sich ganz eigenständig in die Richtung die er für richtig hält. Er scheint glücklich zu sein mit Brummi. Also einfach so weiter laufen lassen würde ich sagen.