Mit dem E-Auto von Berlin nach Österreich: Ist das gaga oder machbar?

E-Auto

Ihr Lieben, vor zwei Jahren sind wir auf ein E-Auto umgestiegen. Dazu muss man sagen, dass wir einige Zeit gar kein Auto hatten und das Auto im Alltag auch möglichst oft stehen lassen, die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen oder radeln.

Aber natürlich ist es im Alltag schon bequem und manchmal auch notwendig, einige Wege mit dem Auto zu machen. Ein kleines E-Auto war für uns ideal, weil wir in der Stadt nie weite Strecken fahren und hier mit jeder Menge Lademöglichkeiten ausgestattet sind.

Für längere Reisen, z.B. nach Bayern zu unseren Familien, haben wir uns immer ein größeres Auto gemietet, das dann „normal“ getankt hat. Nun standen die Berliner Winterferien an und wie immer fahren wir in dieser Woche über Bayern (dort besuchen wir die Familie) nach Österreich. Mein Mann hatte die Idee, diese Strecke erstmals auch mit einem E-Auto zu fahren. Meine erste Reaktion: NEVER! Nicht mit vier Kindern, nicht diese Distanz, nicht mit mir.

Kleiner Spoiler: Wir haben es getan und es hat echt gut geklappt. Aber – und das möchte ich euch nun hier erzählen – so eine weite Reise erfordert etwas mehr Planung als sonst.

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Zuerst die Grundinfo: Wir sind mit einem KIA EV9 gefahren, ein wirklich tolles E-Auto. Ich hatte bisher keinerlei Erfahrung mit der Marke und bin absolut positiv überrascht. Der Testwagen, den wir hatten, hat sechs Sitze, es gibt ihn aber auch als Siebensitzer. Vorne saßen wir Eltern, in der Reihe dahinter die Größte und der Kleinste und ganz hinten die beiden Mittleren. Natürlich haben auch mal durchgetauscht, alle Sitze sind gleichwertig und gleich hochwertig.

An jedem Sitz gibt es Auflademöglichkeiten für die Handys oder Tablets – das ist für uns wichtig, da unsere Kinder über die Tablets und einen Verteiler-Stecker mit mehreren Kopfhörern Hörspiele während der Fahrt hören. Als ich einem Freund ein Foto unserer vier Kinder im Auto geschickt habe, schrieb der: „WOW, das sieht ja eher aus wie in der ersten Klasse im Flugzeug!“ Und ja, dank breiter, bequemer Sitze, genügend Beinfreiheit und einem Panorama-Dach ist dieses Auto wirklich luxuriös. Auch super: Die Sitze der zweiten Reihe sind drehbar!

Was mich wirklich umgehauen hat, sind die vielen unterstützenden Features des Autos. Sobald man zu lange nicht mehr auf die Straße schaut, gibt das Auto eine Warnung ab. Das Auto bemerkt ebenfalls, wenn man anfängt, nicht mehr zügig im Straßenverkehr zu reagieren, also z.B. auf der Autobahn verspätet auf bremsende Autos vor einem reagiert. Dann empfiehlt der EV 9 eine Pause.

Am Allerbesten fand ich die „Tote-Winkel-Kamera“. Bei jedem Spurwechsel oder Abbiegen bekommt man per Kamera einen Einblick hinter sich, damit man auch wirklich keinen Radfahrer, Fußgänger oder ein anderes Auto übersieht. Das hat mir mega Sicherheit gegeben, ebenso wie all die anderen Features, die beim alltäglichen Verkehr oder Einparken helfen.

Wie oft muss man das E-Auto laden?

Aber nun zum Hauptpunkt, wenn es um E-Autos geht: Zum Laden. Von uns bis zu meiner Schwester, die in der Nähe von München wohnt, sind es 585 Kilometer. Um den Mittagsschlaf des Kleinsten auszunutzen, sind wir um 13 Uhr losgefahren und haben zwei Stopps bis München eingeplant. Wenn man zwei Mal lädt, reicht es völlig aus, wenn man das Auto auf 80 Prozent voll macht.

Was ich gelernt habe: das Auto kann kurz vor dem Laden die Batterie aufs Laden vorbereiten, so dass es dann schneller geht. Den Wagen zu 80 Prozent voll zu machen, geht innerhalb von 25 Minuten, die restlichen 20 Prozent dauern dann allerdings mit nochmal 20-25 Minuten relativ lang. Deshalb haben wir uns für den Hinweg entschieden, zwei kürzere Pausen zu machen.

Wir haben uns vorab überlegt, wo wir halten und das Auto zeigt die ganze Zeit auf der Stecke bis zum Stopp an, ob und wieviele Ladesäulen besetzt sind – so dass man, sollten alle Ladesäulen besetzt sein, eine Ausfahrt früher oder später nehmen könnte. Das hat bei uns super geklappt bis auf einmal, da wurde uns eine freie Ladesäule angezeigt, aber die war leider kaputt. Daher mussten wir ein paar Minuten warten, bis eine andere Säule frei wurde.

Die Ladepausen fühlten sich, ehrlich gesagt, nicht anders an als Tankpausen. Wenn eine Großfamilie einmal gesammelt auf die Toilette geht, vielleicht noch einen kleinen Snack kauft und dann noch 5 Minuten die Kinder draußen rumspringen lässt, ist die Zeit ruckizucki um. Bei meiner Schwester sind wir dann abends angekommen und haben das Auto einfach über Nacht auf 100 Prozent geladen, sodass wir nur mit einem 10-Minuten Stopp kurz vor der Grenze 160 km nach Österreich fahren konnten. Wir hatten auch nur deshalb nochmal 10 Minuten gehalten, weil wir dann ohne Laden in Österreich eine Woche später wieder zu meiner Schwester zurückfahren konnten.

Auf dem Nachhauseweg von München nach dem Urlaub haben wir dann einen großen Stopp mit 100 Prozent Aufladen eingeplant. Diesen Stopp haben wir auf die Abendessens-Zeit gelegt, denn für einmal komplett Vollladen sollte man schon 50-55 Minuten einrechnen. Wir haben also in einer Raststätte gemütlich gegessen, waren alle auf der Toilette und die Kids haben sich noch ein wenig im Tank-Shop umgeschaut – schon war die Zeit um.

Tatsächlich sind wir dann auch ohne erneutes Laden bis nach Berlin gekommen. Mein Fazit zu den Lade-Stopps: Ich fand sie wesentlich weniger nervig oder störend als ich dachte. Man muss seine Fahrt im Vorfeld einfach etwas besser planen, sich genau überlegen, wo Pausen für die Kids Sinn machen und sich dann eben entscheiden, ob man lieber eine lange oder mehrere kurze Pausen machen möchte.

Fährt ein E-Auto nur langsam?

Noch ein wichtiger Punkt, der beim Thema E-Auto ansteht: Die Fahrgeschwindigkeit. Umso langsamer man fährt, desto länger hält der Akku. Wir haben also beschlossen, dass wir nie mehr als 130 km/h fahren. Da an unseren Reisetagen sehr viel Verehr war, wäre ein schnelleres Fahren eh nicht möglich gewesen. Zudem ist es ja eh nicht besonders schlau, mit vier Kindern mit 200 km/h über die Autobahn zu brettern… mal ganz abgesehen vom Umweltaspekt. Einmal haben wir aber natürlich doch mal den „Bleifuß“ ausprobiert und dabei festgestellt: Der EV0 ist durchaus ordentlich sportlich, überholen auf Landstraßen ist also gar kein Problem.

Also: Auch lange Fahrten sind mit einem E-Auto gut machbar. Wir waren auf jeden Fall sehr zufrieden, hatten eine herrlich entspannte Reise und waren richtig traurig, als wir dieses tolle Auto wieder abgeben mussten.

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Noch ein paar Fakten: Der EV9 ist 5,01 Meter lang, 1,98 Meter breit und 1,78 Meter hoch, die 99 kWh-Batterie soll mehr als 500 km Fahrt garantieren, innen kommen statt tierischem Leder Werkstoffe aus recycelten PET-Flaschen und Fischernetzen zum Einsatz, Bio-Lacke wurden aus Rapsöl und Bio-Kunststoff aus Maisextrakt gewonnen. Maximalgeschwindigkeit: 200 km/h

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7 comments

  1. Wir fahren den vollelektrischen Citroën Berlingo (5-Sitzer) und sind im Winter eine längere Strecke mit Baby und Kleinkind gefahren. 500km nach Bayern (9 Stunden Fahrt) zu meiner Oma, von da aus 450km in den Harz (9 Stunden Fahrt) und vom Harz wieder nach Hause 380 km (8 Stunden Fahrt). Wir musste ca. alle 150km laden, für 20-30 Minuten. Das größte Problem war die Jahreszeit. Im Januar bei Temperaturen unter 0°C sinkt die Reichweite schon von 260km auf 170km, wenn wir nur die Heizung angemacht haben. Also Heizung maximal auf 19°C, kein Radio o.ä. Und am schlimmsten: eine Reisegeschwindigkeit von im Schnitt 95km/h. Es war schrecklich zäh. Nicht die Ladepausen, sondern die Reisegeschwindigkeit. Wir hätten auch bis 130km/h fahren können,
    dann hätten wir aber nicht alle 150km, sondern alle 80-90km laden müssen.
    Im Sommer fahren wir eine ähnlich lange Strecke, da hält der Akku hoffentlich länger und die Heizung brauchen wir da eh nicht.

    1. Nein, er sitzt nicht mehr rückwärts gerichtet. Rückwärts war keine Fahrt möglich, weil er nur gebrüllt hat, teilweise bis zum Erbrechen. Seit er nach vorne schaut, geht es viel besser. Und ja, ich kenne alle Studien zum Rebounder, für uns ging es aber nicht anders.

      1. Oh je, der Arme. Und ihr Armen. Manchmal muss man eben Kompromisse machen. Ich hatte mich nur gefragt, weil wir auf eure Empfehlung hin den gleichen Sitz gekauft haben und der ja in beide Richtungen geht.

  2. Hi! Wir sind letzten Sommer mit einem E Auto von Hannover nach Frankreich gefahren . Gaga hat sich das nicht angefühlt 😂 Wir fahren einen KIA NeroEV , da wir fast nur Autobahn gefahren sind waren ausreichend Ladesäulen auch in den Ferien kein Problem . Da der KIA Nero EV sehr effizient ist, aber doch etwas länger braucht zum Laden , fand ich die letzten Ladungen auf den Strecken immer etwas nervig…aber ansonsten war es entspanntes fahren, da in Frankreich ja eh Tempolimit ist und wir mit 120kmh gut in den Verkehrsfluss passten 😊Die Kids waren auch entspannt 😎

  3. eine Frage die sich mir aber stellt, wo habt ihr das Gepäck für eine Woche für 6 Personen verstaut ?
    wenn auch die hinteren Sitze besetzt sind…

    1. Es gibt – trotz dritter Sitzreihe – einen Kofferraum. Der ist aber nicht soooooo gross, wir haben zb. den Kinderwagen nicht unter bekommen. Aber wir hatten eben auch viel Gepäck, die ganzen Schneesachen und so.

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