Gastbeitrag von Steffi: Ich wurde in der Schwangerschaft gemobbt

fuesselein

Ihr Lieben, wohl jede werdende Mama hat Bammel, ihrem Chef oder ihrer Chefin von der Schwangerschaft zu erzählen. Denn genau zu diesem Zeitpunkt fängt das miese Theater mit dem schlechten Gewissen nämlich an, das uns Mütter so oft begleitet. Glücklicherweise ist es dann doch ganz oft so, dass die Vorgesetzten sich mitfreuen. Bei mir war das so – auch, wenn mein Chef gesagt hat, dass er mich vermissen wird (ist ja auch mal schön zu hören!).

Bei Steffi, 31, war es allerdings ganz anders. Ihre Chefin hatte kein Verständnis. Und genau darüber schreibt sie heute. Wir würden uns freuen, wenn Ihr uns erzählt, wie Eure Chefs reagiert haben. Waren die Kollegen in Eurer Schwangerschaft besonders hilfsbereit oder musstet Ihr Euch dumme Sprüche anhören? Erzählt doch mal! Aber zuerst Steffi. Viel Spaß mit Ihrem Beitrag:

 

"Um es mal vorweg zu nehmen: ich habe Endometriose und mit 19 Jahren hat man mir gesagt, dass es wahrscheinlich unmöglich ist, auf natürlichem Wege schwanger zu werden.

Also habe ich andere Ziele verfolgt. Ich habe einen wundervollen Mann geheiratet und meine teure Privatschulausbildung zur Sprachtherapeutin absolviert. Als ich dann eine Stelle in einer tollen Praxis bekam, war das Glück (fast) perfekt. Das Team war super, die Chefs locker flockig, es wurde gelacht, geweint… Wie unter Freunden. Ich hab freiwillig über 50 Stunden gearbeitet, kein Problem!

Schon beim Einstellungsgespräch hat meine Chefin (scheinbar im Spaß) gesagt, dass ich mir mit dem Schwangerwerden jaaaaaa Zeit lassen soll. Immer und immer wieder fiel diese Bemerkung bis mir irgendwann der Kragen geplatzt ist und ich ihr meine Diagnose auf den Tisch geknallt hab. Dann war Ruhe und meine Wunden wurde nicht immer wieder aufgerissen.

Und wie das Schicksal manchmal so spielt, wurde ich 4 Monate nach meiner Einstellung schwanger. Betrunken vor Glück hab ich es meiner Chefin fast sofort mitgeteilt, weil ich mich mit ihr zusammen freuen wollte. Ihre Reaktion waren Tränen! Ich dachte in meiner hormonellen Glückseeligkeit, dass sie sich wohl so sehr für mich freut.

Doch plötzlich wehte ein anderer Wind durch die Praxis. Ein sehr sehr kühler Wind. Keine netten Worte mehr, keine Umarmungen mehr. Stattdessen Sticheleien über mein Gewicht und meine Schwangerschaftswehwehchen. Meine Übelkeit wurde als Psychoquatsch bezeichnet (die Chefin selbst hatte wohl eine ganz wunderbare Schwangerschaft).

Trotz massiver Kreislaufbeschwerden, Anämie und andauernder Übelkeit habe ich weiter gearbeitet. Ich hatte einfach das Gefühl, ich bin der Frau was schuldig. Als mein Ersatz dann gefunden war, sprach man überhaupt nicht mehr mit mir und wenn, dann bekam ich unangebrachte Kritik oder verletzende Kommentare.

Per SMS wurde mir angeraten, mich bis zum Mutterschutz krankschreiben zu lassen. Seitdem kein Kontakt. Die Situation überschattete mein ganzes Glück. Ich war so empfindlich und habe viel geweint.

Mir wurde nicht zur Geburt gratuliert, man hat mich von der Weihnachtsfeier ausgeschlossen und auch sonst komplett ignoriert. Mein Mann meint, die Verbitterung meiner Chefin liegt darin begründet, dass sie selbst nur ein Kind hat und ihr Mann kein zweites "genehmigt". Aber selbst wenn: was kann ich dafür?"

 

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5 comments

  1. *kopfschüttel*
    Ich finde es unsagbar schrecklich, dass unsereins immer und immer wieder so etwas erfahren muss und – ich behaupte mal ganz salopp – sich vielleich 5 % der Chefs/der Cheffinnen freuen, wenn man schwanger ist.
    Furchtbar, was du erleben musstest.

    Leider kann ich mich in die Sparte der „gemobbten“ auch einreihen. Ich hatte damals meinem Chef bereits in der 8ten Woche offenbart, dass ich schwanger bin; auch deshalb, damit er genügend Zeit hat, einen Ersatz für mich zu finden. Vorne herum hat er so getan als freut er sich und hinten herum lästerte er bei einer Kollegin über mich. Dumm nur, dass ich mit dieser eine Freundschaft pflege und diese mich über seine ständigen Sticheleien einweihte. Angefangen von „die hat doch gerade erst eine Wohnung gekauft“ bishin über „die ist nichtmal verheiratet“ und geendet bei „die ist viel zu jung. Ich war 29(!!!!!). Irgenwann hat es mir gereicht. Ich bin ein Mensch, der auf der Arbeit Harmonie benötigt und mit solchen einem Kindertheater absolut nichts anfangen kann. Ich bin also zu ihm rein, und habe ihm klipp und klar gesagt, dass ich es nicht dulde, dass er als Chef schlecht über mich redet bzw sich Urteile über mich zu erlauben hat. Wenn er Probleme mit mir hat, dann soll er diese bitte direkt mit mir besprechen. Von da an war Funkstille. Ich habe bis vier Wochen vor meinem MuSchu gearbeitet und hatte dann vier Wochen Urlaub. Natürlich habe ich eine Karte über die Geburt unseres Kindes ins Büro geschickt und natürlich habe ich die Kollegen besucht. Irgendwann kam kleinlaut ein Glückwunsch und ein Geschenk zur Geburt.
    Man versprach mir damals, ich könne nach der Elternzeit (1 Jahr ) auf Teilzeitbasis – ca 20 Stunden – wieder zurückkommen. Pustekuchen. Die Teilzeitstelle wurde in einen Minijob (8 Stunden pro Woche) umgewandelt und ich wurde zu HiWi-Arbeiten verdonnert. Naiv wie ich damals war, habe ich auch das über mich ergehen lassen. Nach ca einem Jahr durfte ich plötzlich meine alten Arbeiten wieder übernehmen. Glücklich habe ich zwei Jahre dort weiter gearbeitet. Ich war froh, überhaupt wieder dort zu sein. Meine Kolleginnen sind zwischenzeitlich alle schwanger geworden und das Kollegium wurde komplett ausgewechselt … und damit fingen die Probleme an. Meine Arbeitsweise (die ich übringens seit über 15 jahren in diesem Betrieb an den Tag legte) passte den neuen Herrschaften nicht. Gespräche mit diesen verliefen ins Leere. Wenn es Probleme gab, ist man sofort zum Chef gerannt, anstatt diese direkt mit mir zu kommunizieren. Zu diesem Zeitpunkt planten wir bereits unser zweites Kind. Ich wurde direkt im zweiten Monat schwanger und wollte dies so lang wie möglich (ja ja, ich weiss dass das unfair ist) für mich behalten. Eine Woche nachdem ich den positiven Test in der Hand hielt, eskalierte die Situation hier im Büro. Es knallte verbal an allen Ecken und Kanten. Man warf mir Fehler vor, die meinerseits gar nicht verschuldet waren, weil sie in einem völlig anderen Bereich entstanden sind. Tagelang ging ich unheimlich gestresst, fix und fertig und mit Magenschmerzen ins Büro. Blutungen, etc pp verfolgten mich in den nächsten Tagen und Wochen. Dumm wie ich war, weil ich die einzige in meinem Bereich war, bin ich weiter arbeiten gegangen. In der 9ten Woche habe ich mein Würmchen verloren. Ich möchte nicht unbedingt die Stiatuion im Betrieb dafür verantwortlich machen, aber sicherlich hat sie dem ganzen noch die Krone aufgesetzt.
    Aktuell bin ich wieder schwanger. Ich habe es meinem Chef direkt in der 5ten Woche gesagt und ich war bis zur 12 Woche krank geschrieben. Diese Schwangerschaft verläuft (bis auf anfängliche Schwierigkeiten) sehr normal. Der Chef meidet mich, so gut er kann und die Kolleginnen reden nicht bzw. immer noch nicht mit mir. Mittlerweile kann ich aber damit umgehen. Meine Tage sind gezählt und ich lasse mich von niemandem mehr fertig machen. Es ist mein Leben und niemand darf über mich bestimmen. Ich habe meinem Chef ganz klar gesagt, dass ich aufgrund der Vorkommnisse in der ersten Schwangerschaft und der Fehlgeburt und dem Mobbing im letzten Jahr ein Beschäftigungsverbot angeboten bekommen habe. Mein Chef wurde kreidebleich und weiss dass ICH jetzt quasi diejenige bin, die am längeren Hebel sitzt. Ich möchte ihn nicht erpressen, aber ich möchte, dass er weiss, dass ich nicht seine Marionette bin.
    Allen werdenden Mamis möchte ich noch eines mit auf den Weg geben: Niemand wird es uns danken. Bzw. die wenigstens Arbeitgeber werden sich dafür bedanken, was man in der Schwangerschaft leistet. Man hat nicht nur Verantwortung für sich, sondern auch für seinen kleinen Mitbewohnen.

  2. Wo bleibt die Menschlichkeit
    Dieser Beitrag spricht mir nahezu aus der Seele, auch wenn es bei mir ein wenig anders war, sind die Grundzüge gleich und auch ich hatte eine Frau als Chefin in einem kleinen Büro, welches aus drei Angestellten bestand.

    Zu Beginn der Schwangerschaft (3. Woche) war mir nur schlecht und ich konnte mich nur noch von trockenen Brötchen ernähren. Ich dachte nicht direkt an eine Schwangerschaft, obwohl wir es, wie man so schön sagt versuchten, ich dachte an eine simple Magen- und Darm-Grippe.
    Zwei Tage schleppte ich mich so ins Büro am 3. Tag ging gar nichts mehr, da ich mich auch nur übergeben musste, ließ ich mich krank schreiben.
    Ich wohne auf dem Land, fuhr täglich 2 Stunden zur Arbeit hin in die City und 2 Stunden zurück.
    Arbeitszeiten locker 50 Stunden plus und zusätzlich in Hochzeiten auch samstags. Alles habe ich gerne gemacht. Es war eine sehr herzliche Atmosphäre. Wir besuchten Konzerte zusammen, gingen zusammen essen, es war richtig familiär.

    Als meine Regel nicht einsetzte machte ich einen Termin beim Frauenarzt und ich war glücklich. Ich war tatsächlich schwanger. Die Ärztin meinte es sei keine Magen- und Darm-Grippe sondern Begleiterscheinungen der Schwangerschaft und verschriebt mir Tropfen. Welche nicht halfen. Tabletten halfen nicht, Zäpfchen nicht. Arbeiten konnte ich so nicht. Ich behielt nichts noch nicht mal Flüssigkeit bei mir.
    Meine Chefin gratulierte mir zur Schwangerschaft, als ich dies telefonisch mitteilte. Ich würde ja bald wieder kommen.

    Tatsächlich konnte ich die ganze Schwangerschaft nicht arbeiten. In den ersten Wochen nahm ich über 10kg ab. Hyperemesis, es hörte bis zur Geburt nicht auf. Insgesamt vier Wochen lag ich im Krankenhaus mit täglich drei Infusionen. Irgendwann wurde ich entlassen, da ich es psychisch nicht mehr aushielt. Bei meiner Frauenärztin erhielt ich täglich eine Infusion, am Wochenende ambulant im Krankenhaus. Dies bis zur Geburt.
    Als ich meiner Chefin in der 20. Woche mitteilte, dass man nicht mehr glauben würde, dass es sich geben würde, zeigte sie gar kein Verständnis und glaubte mir nicht.
    Seit dem habe ich keinen Kontakt mehr. Ich teilte noch die Geburt mit schriftlich und beantragte die Elternzeit. Tat dies auch bei meiner zweiten Schwangerschaft – die glücklicherweise total reibungslos vor sich ging. Ein wirkliches Geschenk.
    Respekt an alle, die dies mit einem Geschwisterkind durchstehen!
    Auch von den Kolleginnen habe ich nichts mehr gehört, keiner erkundigte sich.

    Wer weiß wofür es gut ist … alles hat einen Sinn.

    Ich kann verstehen, dass man total ans rödeln kommt, wenn einer von jetzt auf gleich ausfällt. Aber wünscht sich jemand wirklich freiwillig so eine Schwangerschaft? Wo bleibt die Menschlichkeit?

    Da war auf einmal eine scheinbar heile Welt zusammengebrochen. Ursprünglich hab ich immer gedacht, ich könnte mit Kindern noch ein wenig von zuhause aus arbeiten und einmal die Woche ins Büro fahren. So schnell ändern sich Vorstellungen.

    Liebe Steffi, wenn du das liest, leider ist deine Erfahrung kein Einzelfall. Ich hätte mir nur für dich gewünscht, dass deine Frauenärztin dich früher außer Gefecht gezogen hätte.

    Ich wünsche euch Frohe Ostern und genießt die Zeit mit eurer Familie, es ist was ganz tolles entstanden, auch wenn der Start nicht schön war.

  3. Mobbing in der schwangrschaft
    Das tut mir sehr leid zu lesen. Es ist absolut schockierend. Vielleicht ist es einer der Gründe warum deutsche Frauen oft nur ein Kind möchten. Mein Chef hatte sich zu Beginn sehr für mich gefreut, aber Verständnis für diverse Symptome hatte er nicht. Er hat tatsächlich Überstunden erwartet und mich im 5. Monat Kartons die Treppe runter tragen lassen. Ichvhab oft mit Migräne gearbeitet weil ich mich nicht traute zu Hause zu bleiben- das ist ein Armutszeugnis! Meine Kollegen waren alle, durch die Bank durch lieb und verständnisvoll! Als meine Vertretung früher anfing hieß es, um mich zu entlasten, aber dann bekamen wir mehr Arbeit . Als ich im 6. Monat 5tage die Woche Migräne hatte, entschied mein Arzt, dass ichvhab Hause bleiben soll. Es ist ein Teufelskreis!

  4. Oh weia
    Steffi und Lexxi, das tut mir unsagbar Leid. Steffi,das waren keine „Freunde“ unter denen ihr gelacht und geweint habt, das war alles falsch, sonst hätten sie Dich niemals so behandelt. Alleine das gestichel eine SS so lange wie möglich vor sich her zu schieben ist auch ohne die Diagnose zu wissen wirklich grenzwertig. In diesem Bezug hatte es Lexxi ein wenig besser, sie wusste,sie erhält keine Unterstützung. Trotzdem fürchterlich. Ich war beim Chef eh nicht so beliebt, ich war im Einzelhandel. Schichten teilweise von 9 bis 20 Uhr. Ich hatte im ersten Trimester unglaubliche Übelkeit, jemand mit Parfum, Schweiß, oder Zigarettenfahne in riechbarer Nähe, zack ab aufs Klo. Auch während Beratungsgesprächen. Ätzend, nein ich wollte mich nicht Krankschreiben lassen. Die Kollegen lästerten. Ab dann habe ich mich doch „kaputtschreiben“ lassen. Ich war mit Zwillingen schwanger, hatte ziemlich früh riesige Füße durch Wassereinlagerungen, nach einer vollen Schicht bin ich teilweise heulend vor Schmerzen nach Hause gefahren.. Die Kollegen lästerten, der Chef ignorierte mich. Ich habe nach der Geburt der Zwillinge nochmal mit dem Chef gesprochen. Er ließ seine Geringschätzung direkt durchscheinen, ich kündigte. War richtig für mich.

  5. Mobbing in der Schwangerschaft
    Tja liebe Steffi, das kommt mir ähnlich bekannt vor. Ich hatte einen Job der 50h und mehr quasi erforderte, nebenbei hab ich noch Lehrlinge ausgebildet (die mich – O-Ton der Chefin – ja unterstützen und entlasten würden, nur wurden sie in andere Abteilungen versetzt, wenn sie wirklich angefangen hätten Hilfe zu sein). Als ich schwanger wurde wollte ich nicht, dass es jmd erfährt, das hab ich auch meiner Chefin und dem obersten Chef gesagt, sobald jedoch das Gerücht die Runde ging, wurde von div. Kolleginnen gespitzelt wer es denn wohl sein könne, es wurde jeder genauestens beobachtet und hinter vorgehaltener Hand gemutmaßt. Als es offiziell wurde bekam ich die volle Breitseite ab. Eine Kollegin zB., bei der es jahrelang nicht klappen wollte, hat mich getriezt, mir Fehler unterstellt, mich beschuldigt, Dinge nicht erledigt zu haben, die sie mir nie gegeben hatte. Meine Chefin hat dicht gemacht und hat mir „zur Unterstützung“ eine der mobbenden Kolleginnen zur Seite gestellt, die nur in meinen Unterlagen gewühlt hat um irgendwas zu finden, statt mir wirklich zu helfen. Auf meine Mitteilung an die Chefin hin, meinte sie bloss ich wäre schwangerschaftsparanoid. Die Vorzimmerdame hat so intensiv Gerüchte gestreut, dass ich Frühwehen hatte (im 4. Monat) und fast das Kind verloren hätte. GSD durfte ich im 6. Monat in Frühkarenz gehen, ich hätte es keinen Tag länger ausgehalten.
    Jetzt machen 3 Leute den Job, den ich vorher allein gemacht hatte, unter anderem ein von mir ausgebildeter Lehrling 😉 und ich habe nach der Karenz gekündigt…
    Frauen können zu Hyänen werden, wenn sie die „Schwachstelle“ von jemandem kennen….traurig aber wahr….
    Meine männlichen Kollegen dafür haben mich in Watte gepackt und mir gar nichts mehr zugetraut…. das ist das andere Extrem (aber das wesentlich leichter zu ertragende…*lach*)