Halbjahreszeugnis: Werden eure Kinder durch die Noten motiviert?

Halbjahreszeugnis

Foto: pixabay

Ihr Lieben meine Tochter hat ja schon in der letzten Woche ihr Halbjahreszeugnis bekommen, weil der Abi-Jahrgang ja nur noch bis Ostern Schule hat und somit alles schneller geht – meine anderen beiden Kinder bekommen wie der Rest der Nation ihre Halbjahreszeugnisse jetzt erst zum offiziellen Termin.

Bei uns steht ja nach jedem Zeugnis ein Restaurantbesuch an, das ist bei uns in der Familie Tradition, die Kinder suchen sich aus, wo wir essen gehen und dann feiern wir ein bisschen – übrigens unabhängig von den Noten. Und dazu wollte ich euch eh nochmal was fragen: Habt ihr das Gefühl, die Kinder bekämen durch das Halbjahreszeugnis einen Motivationsschub für den Rest des Schuljahres?

Halbjahreszeugnis: Eltern bezweifeln motivierende Wirkung

Der Studienkreis hat hierzu nämlich mal wieder das Forschungsinstitut forsa gebeten, eine Umfrage unter über 1000 Müttern und Väter von schulpflichtigen Kindern zu starten und raus kam: Weniger als die Hälfte der Eltern (47 Prozent, um genau zu sein) rechnet mit motivierender Wirkung der Halbjahreszeugnisse. 14 Prozent der Eltern gehen sogar davon aus, dass das Zeugnis ihre Kinder belastet.

Motivationsschub durchs Zeugnis 16 9

„Rund 5,3 Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen aktuell die Sekundarstufe 1 oder 2 an einer allgemeinbildenden Schule. Wenn die Eltern ihre Kinder richtig einschätzen, dann fühlt sich eine hohe sechsstellige Zahl der Jugendlichen durch die Zeugnisse belastet“, erklärt Max Kade, Pädagogischer Leiter des Studienkreises. „Wichtig ist jetzt, dass die Eltern die Drucksituation für ihre Kinder erkennen und sie unterstützen (klickt gern mal den Link, da bekommt ihr richtig gute Tipps für das Gespräch übers Zeugnis), anstatt durch Schimpfen noch den Druck zu erhöhen.“

„Kind, du bist viel mehr als eine Zahl auf einem Stück Papier“

Das sehen wir doch ähnlich, oder?! Ich hatte im letzten Jahr jedenfalls das Gefühl, als ich all unseren Kindern eine Klarsicht-Mappe fürs Zeugnis rausgelegt und gelbe Post-it-Zettelchen draufgeklebt, auf denen stand: KEINE NOTE DER WELT SAGT WAS ÜBER EUER TOLLSEIN AUS <3. Das Foto davon habt ihr mit über 1000 Likes beschenkt…

Denn ja, nicht bei allen Kindern stehen da nur Einsen. Bei denen mag das Zeugnis motivierend wirken, das zeigt auch die Studie (da versprechen sich vor allem Eltern von Kindern mit überwiegend guten Leistungen eine motivierende Wirkung). Und bei den anderen? Immerhin rund zwei von fünf Befragten hätten stattdessen lieber eine individuelle Rückmeldung zum Lernstand der Kinder als irgendwelche Zahlen, die sich Noten nennen.

Individuelle Rückmeldungen sagen mehr als Noten

„Individuelle Rückmeldungen haben, wenn sie gut gemacht sind, den Vorteil, dass sie den Eltern und den Schülerinnen und Schülern besser vermitteln, wo sie sich auf ihrem Lernweg befinden – und dass sie es schaffen können, auf diesem Weg noch weiter zu gehen, auch wenn sie vielleicht etwas länger dafür brauchen“, sagt Max Kade. „Wer hingegen immer eine Vier in Mathematik bekommt, lernt offensichtlich auch laufend hinzu, aber der Lernfortschritt ist viel schwieriger zu erkennen.“

Ach, gäbe es doch hier auch mal wieder eine Vier in Mathe… ähäm. Aber gut, solange es in den anderen Fächern klappt und es zumindest keine Sechs wird, ist ja noch nichts verloren. Und bis dahin schauen wir als Eltern einfach, wie man noch unterstützen und motivieren kann. Statt Schimpfe gibt´s hier eher Mitleid und Unterstützung – mal durch Nachhilfe, mal durch eigene Hilfen 😉 Und das Zeugnis-Essen findet ohne Bedingungen statt, egal, welche Noten auf dem Blatt Papier stehen. Wie ist das bei euch?

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4 comments

  1. Für meine Kinder ist das Zwieschenzeugnis weder belastend noch motivierend, es ist einfach so. Ich als Mutter bevorzuge die Notengebung in Zahlenform , weil es für mich dann einfach klarer ist. Beurteilungen in Textform sind oft von subijektiven Beobachtungen der Lehrer gespickt. Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass die Persönlichkeit des Kindes mit normalen Noten in Form von Zahlen besser geschützt ist. Wenn die Kinder wissen, dass sie anerkennt und geliebt werden wie sie sind, dann haben sie auch kein Problem mit irgendwelchen Zahlen….
    Wir wohnen in der Schweiz, da läuft aber eh alles einbisschen anders…..

  2. Also meine Erfahrung ist, dass Kinder gerne wissen wollen wo sie stehen.

    Zumindest meine Kinder lieben es, sich und andere zu vergleichen und ich denke, das ist auch bei anderen Kindern so.

    Kinder können sich stundenlang darüber unterhalten ob Superman stärker ist als Hulk. Meine Kinder löchern mich auch ständig mit Fragen, welches Flugzeug am schnellsten ist, wer der klügste Mensch der Welt ist oder ob ein Eisbär stärker ist als ein Gorilla.

    Auch wenn meine Kinder ein Bild gemalt haben wollen sie gerne ein authentisches Feedback ob es mir gefällt und nicht irgendeine laue Feelgood-Antwort im Sinne von „ich sehe, dass Du Dir ganz viel Mühe mit diesem Bild gegeben hast“.

    Mein Eindruck also: Im Gegensatz zu dem was uns viele „weichgespülte“ Pädagogen einreden wollen, lieben Kinder Rankings, Ratings und Bewertungen.

    Die klare Sprache der Noten finde ich auch viel angenehmer und ehrlicher als irgendwelche ausformulierten Zeugnisse, wo die Defizite in einem Blumenstrauß zwanghaft positiver Formulierungen versteckt werden.

    Daher belobige ich die Kinder natürlich auch für gute Leistungen. Allerdings würde ich für schlechte Noten auch nicht strafen. Bisher kamen wirklich schlechte Noten (außer mal einer gelegentlichen „3“) bei uns aber noch nicht vor.

    Ich finde es bedenklich, dass der Begriff „Leistungsgesellschaft“ bei vielen modernen (oder sich modern wähnenden) Eltern so einen negativen Beigeschmack hat. Ich denke, Kinder haben eigentlich Freude an Leistung, Konkurrenz und Vergleich, wenn man ihnen diese nicht ausredet.

  3. Hey,

    Ob Halbjahresinformation oder Zeugnis, Noten sind Frust und sagen nichts aus, denn sie sind eine Momentaufnahme. Ob durch Klausuren, Kurzkontrollen, Vorträge oder Mitarbeit im Unterricht. Hier schwingt immer ein Hauch subjektiver Bewertung mit ein. Kann jeder sehen wie er mag, aber Kinder/Jugendliche danach zu beurteilen, finde ich nicht nur traurig sondern auch bequem.

    Kinder sollten in ihrer Gesamtheit gesehen werden, indem man aktiv Zeit mit ihnen verbringt. Sie dabei individuell betrachtet und ihnen den Raum und die Zeit zur Entfaltung gibt.

    Jedes Kind möchte einfach nur geliebt werden, so wie es ist.
    Mir ist es wichtig, meinen Kindern täglich zu zeigen, wie stolz ich auf sie bin und von Herzen liebe.

    Den Tag des Zeugnisses haben wir nie „gefeiert“, war uns und auch dem Kind nie wichtig. Wichtig ist uns, dass unser Kind spürt, dass es so angenommen wird, wie es ist.

  4. Hi,

    wie Recht ihr habt. Hier sind die Zwischenzeugnisse auch weniger motivierend. Die Jungs (9. & 7. Klasse) haben beide gute Noten, aber oft können sie die Zeugnisnoten nicht nachvollziehen. Da steht plötzlich eine 2 bei Chemie, obwohl der Test eine 1 und die Mitarbeit durchweg vorhanden war. Ich rege meine Kids dann immer dazu an mit den Lehrkräften zu reden. einfach mal nachhaken, was gefehlt hat und was man besser machen kann.
    Bei einigen Lehrer*innen ist ja immer noch beliebt, auf dem Halbjahreszeugnis eine schlechtere Note zu geben (wenn man quasi auf Kippe stand), um für das Endjahr zu motivieren … die Taktik funktioniert hier null und führt zu maximalem Frust.

    Wir gehen mit den Kindern am Zeugnistag schon seit Jahren eine Zeugnispizza essen – auch unabhängig von den Zahlen auf dem Papier.
    Leider hat der Große erst vor zwei Tagen seine feste Spange bekommen und kann keine feste Nahrung essen (der Arme), drum müssen wir das wohl verschieben. Oder es gibt Zeugnis-Griesbrei 😜

    Viel Spaß und guten Appetit dir und deinen Kids heute, liebe Lisa!

    Beste Grüße
    Mandy

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