Drei Monate Homeschooling: Ein kleiner erschöpfter, aber vorfreudiger Zwischenruf

Homeschool Aufgaben

Ihr Lieben, ihr habt recht lang nichts von mir gehört, stimmt´s? Ja, hm. Das lag daran, dass ich etwas ertrunken bin in letzter Zeit. Nicht nur, dass wir unser neues Buch auf den Weg gebracht haben in den vergangenen Wochen, nein, ich war ja nun auch plötzlich noch Dreifachlehrerin in jedem erdenklichen Schulfach dieser Welt…

Und während Kitakinder und Grundschuldkinder ja zumindest in manchen Bundesländern wieder ab und zu in die Betreuung gehen können, so ist uns das in NRW als Eltern von Kindern, die zur weiterführenden Schule gehen, noch nicht vergönnt.

Unsere Große durfte bzw. darf zwischen Mitte März und Mitte August exakt vier Mal die Schulbank drücken, ansonsten sitzt sie hier in unserem neuen Gemeinschaftsbüro namens Wohnzimmer neben mir und büffelt die Industrialisierung auf Englisch oder zeichnet Firmenlogos für Kunst oder macht Sit-ups für den Sportunterricht. Ach, und die anderen Fächer ja auch alle noch.

Manchmal muss Mama auch zynisch werden…

Die Zwillinge durften und dürfen ein paar Mal mehr zur Schule, da wurde dann auch gleich ein Test geschrieben, um zu schauen, wer zu Hause denn die meiste Hilfe hatte (grrh, sorry, wenn ich zynisch klinge, aber wenn ich höre, dass dann in den wenigen Stunden Schule entweder ein Test geschrieben oder ein Film geguckt wird, als hätten die Kleinen in den meisten Familien – ja, auch in unserer – nicht durch die plötzliche Mehrfachbelastung eh schon einen viel zu hohen Medienkonsum an den Tag gelegt… nun denn).

Der letzte Präsenz-Schultag unserer Großen ist jedenfalls der Montag vor den sechs Wochen andauernden Sommerferien. Das heißt aber nicht, dass wir Eltern nach drei Monaten des Schuftens und Eindenkens in all das Schulmaterial dann wenigstens mal früher in den Urlaub könnten, um auch mal günstiger reisen zu können, nee, nee, das Zeugnis muss dann am Freitag persönlich von außen durch ein Erdgeschossfenster der Schule entgegengenommen werden.

Ich weiß nicht, ob das nur für mich wie Schikane klingt, aber es regt mich halt schon ein bisschen auf, muss ich sagen. Das Schuljahr ist vorbei. Und es war für uns alle besonders. Da könnte man sich in diesem Fall doch entgegenkommen, oder … nicht?

Ciao, Homeschooling! Bald sind endlich Ferien!

Ich will aber gar keinen Groll mehr, ich möchte mich jetzt einfach auf die Zeit freuen, die uns in den Ferien erwartet. Ohne die Fremdbestimmung durch Zoomkonferenzen, die hier – kein Witz! – zwischen morgens um 8 Uhr und abends von 18-18.45 Uhr stattfanden und die zuletzt unsere Tage bestimmten, weil wir ja immer abrufbereit sein mussten. Schulpflicht und so.

Als ich nun hörte, dass die Kinder wohl alle die Noten bekommen, die sie eh schon auf dem Halbjahreszeugnis stehen hatten, wurde mir aber ehrlich gesagt nochmal etwas flau im Magen. Wie bitte?!? Wir haben hier in solchen Kraftakten soooo viel geschafft, ich würde nicht akzeptieren, wenn das nicht auch in irgendeiner Weise honoriert würde…

Aaaaaber ich wollte ja jetzt keinen Groll mehr äußern und hoffe doch sehr auf die ein oder andere Überraschung noch auf dem Zeugnis… angeblich soll ja keine Note schlechter weren können als auf dem Halbjahreszeugnis… wenn ich dann aber gleichzeitig höre, dass das mündlich ja nicht so dolle war im zweiten Halbjahr… nun, das können die LehrerInnen ja gar nicht so wirklich wissen, da ich als Mutter ja hier 80-95 Prozent der Schulstunden übernommen und begleitet habe.

Danke an alle LehrerInnen, die alles gegeben haben!

Und nein, das soll NICHT heißen, dass LehrerInnen sich in dieser Zeit einen Lenz gemacht haben. Das haben sie nicht! Und das werfe ich ihnen auch nicht vor! Hier haben einige richtig Gas gegeben, um alles möglichst angenehm zu gestalten. Aber anwesend war nun mal in der meisten Zeit ich während der Beschulung. Nur das soll es heißen, okay?

https://www.facebook.com/wdr2/photos/a.192960030736713/3221922171173802/?type=3&theater

Es gibt LehrerInnen, die hier bei Stadt Land Mama mitgelesen haben und sogar Inspirationen von unserer Facebookseite mitgenommen haben. Eine Grundschullehrerin schrieb uns, dass sie auf unser Posting hin Butterbrot-Tüten für die Eltern ihrer SchülerInnen mit bunten Schokolinsen gefüllt hat, mit dem Hinweis: grün für einen Funken Hoffnung, gelb für Gute Laune usw. DAS, meine Lieben, sind meine Helden-LehrerInnen! Denn: So geht das eben auch!

Und so werden wir alle zum Team und nicht zu verbitterten Gegeneinander-KämpferInnen, wie ich es eben auch aus Schulen gehört habe. Trotzdem: Es war sehr anstrengend für viele von uns. Ich brauch das jetzt nicht mehr so oft in meinem Leben mit dem gleichzeitigen Homeschooling und Buch-schreibung. Holla die WALDFEE!

Mein Resümee nach drei Monaten mit allen zu Hause

Was ich sagen kann: Ich bin ECHT und WIRKLICH stolz darauf, dass wir das hier ohne größere Schäden hinbekommen haben. Ohne Burnout, wenn auch manchmal bereits Anzeichen da waren. Wir selbst und auch unsere Kinder haben eine solche Krise noch NIE erlebt. Ich bin unfassbar dankbar, dass wir bislang gesund geblieben sind. Ich kann sagen, dass es mit den Teenies schon auch Momente des Zusammenwachsens gab, weil wir zu einem Team zusammengeschmolzen sind.

Trotzdem freue ich mich, wenn es nicht nur für alle anderen, sondern auch für Familien in Deutschland bald wieder etwas mehr Normalität geben könnte. Ich fühle mich in dieser Phase immer mal wieder an meine Elternzeit erinnert. An die Zeit, in der draußen das Leben einfach so weiterging, ich aber nicht mehr mitmachen konnte.

Wir Heldinnen der Krise!

Wir sitzen hier fest mit unseren Kindern und fühlen uns dabei – genau wie damals mit Säugling – gleichzeitig irgendwie über- aber auch unterfordert. In unserem ersten Buch haben wir sogar ein ganzes Kapitel zu diesem Thema geschrieben, weil wir ja erst in der Mutterschaft mit solch gleichzeitigen aber im Grunde doch so konträren Gefühlen konfrontiert werden.  

Ich möchte an dieser Stelle jedenfalls – ähnlich wie in unserem Buch – allen Eltern auf die Schulter klopfen, die diese drei Monate Coronazeit halbwegs unbeschadet durchschifft haben, mit allen Höhen und Tiefen. Mit allem Groll und den auch schönen Momenten. Ihr seid für mich die Heldinnen dieser Krise. Und das muss ja schließlich auch mal jemand sagen….

f6d55eb4e7fb4de0b11bb5491119f545

Du magst vielleicht auch


7 comments

    1. Wir hatten auch eine echt tolle Lehrerin, die sich so viel Mühe gegeben hat. Ich weiß aber auch, dass das nicht alle Eltern wertgeschätzt bzw. überhaupt bemerkt haben.

    2. Na, das wäre doch auch sehr unfair-wenn die „Lehrer-Arbeit“ der Eltern im Zeugnis honoriert werden würde, oder?
      Beim Test wurde ja wohl auch nur gemessen, wie viel die Eltern daheim geholfen haben!

      1. Lina… kommt darauf an, was man unter „Lehrer-Arbeit“ (interessante Anführungsstriche an der Stelle, denn WAS bitte haben denn die Eltern sonst geleistet, wenn sie ihre Kinder beschult haben?) versteht.
        Wenn du meinst, dass die Eltern den Kindern die Aufgaben ausfüllen und sonst nichts passiert, ist es natürlich nicht fair, wenn Kinder dadurch gute Noten haben.
        Wenn man aber annimmt, dass Eltern Stoff vermittelt haben und die Kinder diesen Stoff nun anwenden können und beherrschen, dann wird die „Lehrer-Arbeit“ der Eltern indirekt durch die guten Leistungen des Kindes (sofern diese benotet werden) natürlich honoriert. Wieso auch nicht?

        1. Liebe Blüte, ich hab hier einen Zweitklässler und eine Fünftklässlerin und hab als GS-Lehrerin aktuell eine dritte Klasse in Mathe und Deutsch. Ich habe meine Klasse(aus der Ferne) „beschult“ -sonst niemanden.
          Meinen Kindern zuhause habe ich nur bei der Erledigung ihrer Aufgaben (organisatorisch) geholfen! Das ist NICHT beschulen! Wenn (meistens) die Fünftklässlerin was nicht verstanden hatte, hat sie das (mit meiner Hilfe) ihrer Lehrerin rückgemeldet. Das war NICHT mein Problem!
          Wenn es in meiner Klasse Schwierigkeiten gab, war es absolut MEIN Problem! Denn ich bin die Lehrerin!
          Der Stress vieler Eltern resultiert ja aus dem Glauben heraus, ihre Kinder beschulen zu müssen- liegt vielleicht an dem unsäglichen Wort „homeschooling“!

          1. Danke, wir sind die Lehrerinnen unserer Schüler, aber nicht die der eigenen Kinder. Ich wehre mich auch gegen diese Vermischung, leider mussten die Eltern meiner Schüler (Förderschwerpunkt geistige Entwicklung) ein bisschen mehr unterstützen. Hier kommen Homeschooling und digitales Lernen ganz schnell an ihre Grenzen. LG

          2. Liebe Lina,

            dann hattest du Glück mit den Lehrern deiner Kinder und dein Schüler haben Glück mit dir als Lehrerin.
            Mein Kind (Klasse 6) bekam vom 13.03 bis Ende Mai genau gar keine Rückmeldung von der Schule, sondern nur Aufgaben. Viele Aufgaben. Es waren die Zeiten in Englisch zu erarbeiten, neuer Stoff. Das Kind ist sehr gut (im Wortsinn) in Englisch, aber war damit alleine überfordert. Ich habe mit dem Kind die Zeiten gelernt, die unregelmäßigen Verben und deren Einsatz erläutert, die Zeiten gegeneinander abgegrenzt, kurz Englischunterricht gemacht. Denn es gab keine Möglichkeit der Rückfrage bei den Lehrern, keine E-mail-Adresse, keine Telefonnummer, keine Möglichkeit Aufgaben abzugeben. In den anderen Fächern war es ebenso. Doch, ich habe beschult, ich habe ganz normalen Unterricht gemacht mit dem Kind, was ich als ausgebildete Lehrerin auch kann. Ohne das hätte es nicht geklappt, hätte ich es nicht als MEIN Problem gesehen, wäre das Kind gescheitert.
            Und weil es viele Kinder in der Klasse gibt, deren Eltern nicht helfen können (Sprache, Kenntnisse usw.), habe ich für die Klasse eine Lernchat angeboten, der sicher nur ein Tropfen auf dem heißen Stein war, aber es.gab.sonst.nichts. Inzwischen ist es ETWAS besser, aber nicht viel.
            Und ja, ich bin Elternsprecherin und ja, ich habe mehrfach mit den Lehrern gesprochen, aber sie konnten mir leider, leider nicht helfen, ihnen waren die Hände datenschutzrechtlich gebunden. Sagen sie. Sagt auch die Schulleitung in der Schulkonferenz letzte Woche, in der ich das Thema auch vortrug.
            Es SOLLTE nicht das Problem der Eltern sein, aber oft genug, das habe ich auch beruflich gesehen, IST es das Problem der Eltern. Entweder sie beschulen ihre Kinder oder die Kinder haben verloren. Das ist weniger der „Glaube“, die Kinder beschulen zu müssen, sondern leider oft die pure Notwendigkeit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert