Mütter-WG: Ich biete Alleinerziehenden ein neues Zuhause

Mütter-WG

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Ihr Lieben, das hier ist ein Artikel, von dem wir hoffen, dass er ganz ganz viel Unterstützung bei euch findet. Andrea will Frauen in besonderen Situationen helfen und hat daher ein ganzes Haus gebietet, in dem eine Mütter-WG einziehen kann. Die Frauen sollen dort mit ihren Kindern zu Ruhe kommen, überlegen, wie sie ihr Leben gestalten wollen und einfach mal Entlassung spüren.

Warum Andrea das macht und an wen genau sich ihr Angebot richtet, erzählt sie hier im Interview.

Liebe Andrea, Du hast ein Haus im bayerischen Straubing gemietet, in dem Mütter mit ihren Kindern Unterschlupf finden können. An welche Frauen richtet sich dieses Angebot der Mütter-WG?

Das Angebot richtet sich an alleinerziehende Mütter bzw. Schwangere mit oder ohne Kind, die in ihrer derzeitigen Wohnsituation – sei es wegen Einsamkeit, einer zu kleiner Wohnung, nach einer Trennung, Überforderung oder sonst irgendeinem Grund – unzufrieden oder sogar verzweifelt sind und in eine Mütterwohngemeinschaft ziehen möchten.

Diese Frauen können die bereits teilmöbliert eingerichteten Zimmer mieten. Die Gründe, warum die Mütter dieses Angebot nutzen möchten können sehr verschieden sein: die Sehnsucht, sich psychisch unter Gleichgesinnten zu unterstützen, sich mit anderen Müttern austauschen zu können, neue Freundschaften zu knüpfen, von Erfahrungen der anderen Mütter zu profitieren, sich sicherer zu fühlen oder einfach nicht alleine sein müssen.

Das hört sich wirklich sehr gut an…

Ja, so eine Mütter-WG bringt Erleichterung durch Aufteilung des Haushalts, der Kinderbetreuung, des Einkaufs, das Bringen und Abholen der Kinder von Kita oder Schule usw. Die Kinder haben immer Spielgefährten und lernen durch das Zusammenleben das Leben in der Gemeinschaft kennen.

Wie genau sehen die Wohnmöglichkeiten aus?

Das Haus bietet insgesamt 5 Privatzimmer für 5 Mütter mit ihrem Kind/Kindern, die je 20m² aufweisen. Meiner Meinung nach sind die Zimmer für Mamis mit kleineren Kindern geeignet, da sie sich ja das Schlafzimmer teilen und ältere Kinder möglicherweise einen eigenen Schlafraum bevorzugen. Das kann aber natürlich jede Mutter mit ihrem Kind selbst entscheiden. 

Das Haus befindet sich 8 km von Straubing (Bayern) entfernt in der kleinen Gemeinde Feldkirchen, es ist ruhig und ländlich gelegen. Es gibt ein großes gemeinschaftliches Wohn- und Esszimmer, ein weiteres Zimmer im Erdgeschoss und viel Platz im großen Garten zum Toben, Ausruhen und Spielen. Der Garten ist voller Obstbäume und es gibt sogar einen kleinen Teil, der als Selbstanbaufläche genutzt werden kann. Natürlich gibt es auch eine Küche mit Spülmaschine, Mikrowelle, Kühlschränken und Küchen-Ausstattun wie Geschirr, Töpfe, Besteck. Zudem gibt es einen großen Keller, eine große Garage, Vorratsräume und einen Hauswirtschaftsraum mit Wickeltisch und Waschmaschine.

Das heißt, die Frauen brauche brauchen gar keine eigenen Möbel?

Selbstverständlich können die Mütter eigene Möbel mitbringen, wenn sie das können und möchten Aber sie können aber auch einfach nur kommen und sofort einziehen, wenn sie aus ihrer Situation, wie auch immer sie sein mag, weg wollen.

Das Haus bietet mit seiner Lage Luft zum Durchatmen, ruhig werden, sich sammeln und genügend Raum, um neue Zukunftspläne zu entwickeln. Je nach Situation der Mutter kann die Mutter selbst entscheiden, ob die Wohngemeinschaft auf Dauer oder nur eine gewisse Zeit die ideale Lösung für ihre Familie ist.

Die großherzige Bevölkerung hat Fahrräder, Roller, Kinderwägen, Babywiegen, Schaukelpferde, Kaufladen, Kinderküche, Spielsachen für alle Altersstufen, Kleidung für Mutter und Kinder gespendet und ist jederzeit bereit noch mehr zu geben. Ich habe Kontakte zu ansässigen Vereinen geknüpft, die mit Sachspenden, handwerklicher Unterstützung oder sogar finanziellen Mitteln bei Sonderwünschen der Kinder und Mütter bereit sind zu helfen. 

Wie bist du auf diese tolle Idee gekommen? Gibt es eine persönliche Geschichte dahinter?  

Ich bin seit 13 Jahren selbst alleinerziehende Mutter und weiß, wie hart es sein kann. Als meine Tochter fünf Monate alt war, mussten wir aus Spanien zurück nach Deutschland, weil der Kindsvater eine Gefahr für uns darstellte.

Ich habe damals sehr viel Hilfe bekommen, ohne die ich wahrscheinlich zusammengeklappt wäre, dafür bin ich sehr dankbar. Wir waren zunächst in Spanien im Frauenhaus und die haben uns geholfen, in Deutschland einen Platz im Frauenhaus zu bekommen. Dort sind wir ganze 7 Monate geblieben, weil es keine privaten Vermieter gab, die Alleinerziehende in ihrer Wohnung haben wollten.

Mit dem Wohnberechtigungsschein bekamen wir dann nach dieser langen Zeit endlich eine Sozialwohnung zugeteilt. Leider ist das heute oft immer noch so, dass viele Vorurteile gegenüber Mütter herrschen, die allein mit ihrem Kind eine Wohnung mieten möchten. In vielen Städten sind die Wohnungen klein und überteuert, die staatlichen Hilfen sind nicht genug, um diese Mieten bezahlen zu können. Dass ich damals so viel Hilfe bekommen habe, war großes Glück und dieses Glück hat leider nicht jede Frau/Mutter in so einer Situation.

Ich möchte aber nochmal sagen: Die Situation muss gar nicht so bedrohlich sein wie es bei mir und meiner Tochter war.  Ich biete den Wohnraum für Frauen, die sich einfach in der aktuellen Situation unwohl fühlen – da reicht es ja zum Beispiel, wenn man mit seinem Baby neben blöden Nachbarn wohnt oder noch bei deinen Eltern, die ständig in die Erziehung reinreden oder wenn man sich doch von seinem Partner trennen will.

Wie ging es bei dir persönlich damals weiter?

Als wir endlich in unsere eigene kleine Wohnung ziehen konnten, überkam mich trotz des endlich gefundenen Friedens und die Möglichkeit ein Zuhause für mich und meine Tochter zu schaffen, ein Gefühl von Überforderung. Es war einfach viel: Kindererziehung, Haushalt, Job, Termine – dazu Einsamkeit, weil niemand sonst da war und ich abends auch nicht weg konnte, um auch mal etwas anderes zu erleben.

Und ich fühlte mich auch schlecht, weil die Wohnung kein richtig schönes Zuhause war. Es war eben eine kleine Zweizimmerwohnung in einem Hochhaus ohne Garten, ohne Balkon. Meine Tochter ist zwar trotzdem ein ganz tolles Kind geworden, aber ich habe mir immer einen Garten für sie gewünscht – das konnte ich mir aber eben nicht leisen.

Jetzt ist meine Tochter schon 13 Jahre alt, wir sind aufs Land gezogen und sie hat einen lieben Hund, braucht mich nicht mehr so sehr und ich habe doll gespürt, dass ich etwas sinnvolles tun will. Ich habe daran zurückgedacht, wie schwer es damals für mich alleine war und was mit geholfen hätte. Da kam ich auf die Idee dieses Wohnprojekt zu starten. Ich möchte Müttern, die Gelegenheit bieten, dass sie sich in einer Gemeinschaft gegenseitig unterstützen können, sich ihre Pflichten aufteilen, sich nicht überstürzt in neue Beziehungen flüchten, sondern erst mal zu sich finden, für ihre Kinder da sein können und dann gestärkt und selbstständig ihr Leben ohne Abhängigkeiten aufbauen.

Wie hast du das geschafft, alles zu organisieren?

Ich habe eine gemeinnützige gUG gegründet und mit Hilfe von FutureUp Unit, einer beratenden Instanz, die Wege eingeleitet, um Stück für Stück dem Ziel näher zu kommen. 

Sechs Monate hat es gedauert, bis ich endlich Vermieter gefunden habe, der ein Haus für diese schöne Idee vermieten möchte und keine Vorurteile gegenüber Alleinerziehenden und/oder Kinder zu haben. Ich habe sehr oft davor den Satz „Wir vermieten nur an normale Familien“ gehört, was mich natürlich sehr geschmerzt und auch an meine eigene Situation erinnert hat.

Neben meinem Vollzeitjob habe ich Immobilien gesucht, sie besichtigt, erst Zusagen, dann Absagen kassiert, die rechtlichen Begebenheiten des Vorhabens studiert, sie ausgeführt, die Gemeinnützigkeit erhalten,  im Internet nach Förderprogrammen und Spendenplattformen recherchiert, mich überall angemeldet, beratende Videozooms erhalten und zusammen Abläufe durchdacht, mit dem Jugendamt kommuniziert, Bankgespräche geführt, Soziale Medien mit Gesuchen nach Sachspenden und Sozialpädagog:innen, die mithelfen möchten, bestückt und und und

Letztendlich hat ein Artikel im Straubinger Tagblatt und die Teilnahme in einer Facebookgruppe, die sich mit regionalen Themen in Straubing und Umgebung beinhaltet, dazu geführt, dass ich unzählige Anrufe und Angebote für Möbel und Ausstattungsstücke für das Haus erhalten habe. Die Menschen haben sogar die Sachen selbst mit Anhängern vorbeigebracht und wieder zusammengebaut. Dadurch habe ich auch viel positives Feedback erhalten, was mich sehr stärkt weiter zu machen.

Nun gibt es bei diesem tollen Projekt aber gerade auch Hindernisse. Welche sind das?

Momentan ist es so, dass ich vor allem eine Anlauffinanzierung bei keiner Bank bewilligt bekomme, da sie Sicherheiten verlangen, die ich als alleinerziehende Mama ohne Besitz, Immobilie und Reichtum oder einer wohlhabenden Person, die für mich bürgen würde, bieten kann. Sogar eine Bürgschaftsversicherung hat abgelehnt. Eine Bank benötigt nur noch die Absicherung in irgendeiner Form von 50.000 €, dann bekäme ich die Finanzierung ausgezahlt. Dafür habe ich auch ein Crowdfunding (HIER oder HIER klicken, um zu spenden) begonnen, um Unterstützer zu finden.

Wofür brauchst du das Geld genau?

Ich möchte das Projekt absichern, die ersten Mieten des Hauses bezahlen können, falls eine Mutter gerade keine finanziellen Mittel hat. Außerdem möchte ich Sozialpädagog:innen bezahlen können, die die Frauen vor Ort unterstützen. Es fehlen noch Einrichtungsgegenstände, wie auch zum Beispiel Outdoor – Klettergerüst oder Sandkasten, Kleiderschränke in vier Zimmern, ein Gefrierschrank und eine weitere Waschmaschine. Teppiche und Läufer muss ich auch noch besorgen  und Gartengeräte. Ich möchte den Frauen und ihren Kinder durch Spenden ermöglichen, Ausflüge zu machen, gemeinsam zu kochen, usw. Ich möchte diese Frauen entlasten und ihre Kinder glücklich sehen, weil es ihren Müttern gut geht. 

Wie kann man dich finanziell unterstützen?

Neben Spendenaktionen (zb. auf betterplace) und der Möglichkeit, direkt über meine Webseite www.futureup-esmeralda.de zu spenden, bin ich auf der Suche nach Förderprogrammen, die mich und das Projekt unterstützen, doch leider hagelt es eine Absage nach der Anderen. Bislang habe ich weder ein bayernweites noch ein bundesweites Förderprogramm gefunden, das Alleinerziehende in diesem Projekt unterstützen kann oder möchte. 

Firmen in der Umgebung antworten einfach nicht oder senden mir die automatische Standart-Absage-Email, die die für Bitten um Spenden vorbereitet haben. Bei Stiftungen habe ich bislang leider auch noch keine Zusage erhalten. Aber ich suche weiter und hoffe darauf fündig zu werden.

Was würde dir gerade am meisten helfen?

Am meisten würde es mir helfen, dass ich den finanziellen Grundstock für das Projekt sichere. Sei es durch die Verbreitung der Spendenaktion oder eine andere Zusage über finanzielle Zuwendungen.

Mein Traum ist es, noch mehr dieser Wohnprojekte eröffnen zu können, damit so viele alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern ein entspannteres Leben führen können, damit sich die Kinder zu glücklichen Menschlein entwickeln können. Ich möchte, dass dieses Wohnprojekt Frauen die Möglichkeit bietet, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Warum ist es dir so wichtig, Frauen eine Perspektive bieten zu können?

Ich bin jetzt seit 43 Jahren in dieser Welt und habe von Anfang an zu spüren bekommen, was es bedeutet in dieser Gesellschaft eine Frau zu sein. In meiner Familie herrschte patriarchische Diktatur und meine eigene Meinung und meine eigenen Gedanken wurde mir angekreidet und nicht gedultet.

Ich wurde beschimpft und musste dabei zu sehen, wie meine Mutter beschimpft wurde. Mir wurde gezeigt, dass eine Frau weniger wert ist als ein Mann und sich unterzuordnen hat. Ich habe sehr viele Situationen in meinem Leben erlebt, in der ich belächelt oder nicht ernst genommen wurde, nur aus dem Grund, weil ich eine Frau bin.

Sobald eine Frau Mutter wird, wird sie zu einer noch größeren Zielscheibe. So habe ich das jedenfalls leider erfahren. Es kamen Retter und Ritter, die sich als das absolute Gegenteil entpuppt haben. Sätze wie,“Sei froh, dass ich dich mit Kind überhaupt will“ fielen…

Ich habe gelernt, dass ich es als Frau und Mutter gleichzeitig schaffen kann, mir ein Leben aufzubauen, ohne Abhängigkeiten von einem Mann, wenn ich das so will und ich mich dafür nicht schämen muss, sondern ganz im Gegenteil stolz darauf sein kann.

Ich kann Heizungen entlüften, ich kann Schränke zusammenbauen, ich kann Glühbirnen auswechseln und ich kann den Ölstand vom Auto messen, ich kann Rechnungen bezahlen, ich kann Gespräche mit Versicherungsmenschen und Autoverkäufern führen und noch viel mehr. Ich kann aber auch bei Schwierigkeiten um Hilfe bitten, weil ich das so möchte – ohne in eine Opferrolle zu verfallen. Ich kann auch in einer Beziehung mit einem Mann sein, wenn ich das möchte, aber ich kann eben auch allein sein. Jede Frau hat das Recht auf ihr Leben und ihre Entscheidungen.

Ich möchte, dass sich die Frauen gegenseitig stärken und sich gegenseitig aufbauen, damit sie selbstbewusst wie große Wellen werden und ihre eigenen Entscheidungen für sich und ihre Kinder treffen können ohne sich unvollständig zu fühlen, weil kein Mann an ihrer Seite steht. Ich habe keinen Männerhass, ich wünsche mir, dass sich die Mütter auch alleine stark fühlen.


Wer jetzt für dieses tolle Projekt spenden kann und mag, kann dies auf https://www.betterplace.org/de/projects/131732-eroeffnung-eines-muetterhauses-fuer-alleinerziehende-junge-muetter oder https://www.startnext.com/muetterhaus-ort-der-hoffnung-f tun

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2 comments

  1. Hallo,
    ich finde dieses Projekt großartig und würde dich unterstützen. Ich selbst pflege, betreue und fördere mein Kind Zuhause 1:1, da es an einem seltenen Gendefekt leidet. Da ich selbst leider nicht arbeiten gehe, durch die Pflege, würde ich dir jedoch Kleidung spenden, Schuhe für Babys, Kleinkinder, wenn es dir was nützt.

    LG Anne

  2. Ein tolles Projekt! Ich wünsche dir viel Erfolg dabei und viele glückliche Mütter mit glücklichen Kindern. Wäre ich in dieser Situation, würde ich sofort bei dir einziehen.

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