Muttergefühle: Liebeserklärung einer Mama

kuscheln

Schönen Sonntag, Ihr Lieben, diesen Text von vor sechs Jahren, hat Lisa gestern durch Zufall wiedergefunden….

Es ist ein Glück, wenn ich die eigenen Kinder in fremder Leuts Obhut beobachten darf.

Die Kinder bewegen sich, sind kreativ, entdecken, überlegen, hüpfen, reagieren.

Ich schaue ohne die übliche Verantwortung, die sonst den Außenblick verhindert. Ermöglicht durch äußere Hilfe, den Babysitter, die Tagesmutter, die Kindergärtnerin oder die Oma.

Durch derlei Unterstützung kann ich zum unbeteiligten Beobachter werden.

Zum staunenden und stolzen.

Ich bemerke jeden kleinsten Fortschritt, selbst wenn er nur die Mimik betrifft, ich sehe jede logische Schlussfolgerung, die die kleinen Geister bereits ziehen. Ich ahne jeden Gedankengang und lasse mich überraschen von diesem unbefleckten Umgang mit den Dingen.

Alles ist neu,

jedes Geräusch,

jedes Gefühl

und die Kinder lassen ihrer Begeisterung freien Lauf.

Indem sie jauchzen,

indem sie lächeln,

indem sie mich Stolz erheischend anschauen und Anerkennung verlangen.

Das Herz geht der Mutter dann über, heißt es so schön und platt. Dabei ist das Gefühl viel größer, als dass es sich auf nur ein einziges Körperteil beschränken könnte. Es krabbelt wohlig kitzelnd durch jede meiner Poren,

von der Zehenspitze hoch in die Kniekehle,

durch die Hüftgelenke bis zu den Ellbogen,

in die Fingerspitzen und weiter hoch durch den Brustkorb,

am Kehlkopf vorbei in die Nasenspitze und ins Gehirn.

Dort führt es zu chemischen Reaktionen, zur Ausschüttung von Hormonen, die Mutters Körper und Seele fortan gleichermaßen mit Wärme fluten. Möglich sind diese Reaktionen ebenfalls in in kaum beachteten Alltagssituationen. Etwa, wenn ein Kind aus einem tiefen Schlaf erwacht.

Es ruft nach mir,

ich nehme es hoch,

der kleine Körper ist noch ganz warm,

jedes Glied noch schwach und ohne muskuläre Tätigkeit.

Aus dem Mündchen wabert gegorener Milchgeruch, vom Kopf der Babyschweiß, der meine Naseninnenwände sanft bedeckt wie Salbe den Babypopo. Schutzsuchend schmiegt sich mein Kind warm und weich an meinen Oberkörper, es legt die Arme um mich und den Kopf auf mein knöchernes Schlüsselbein. Seine Augen sind noch halb geschlossen und der Moment der Innigkeit wird nur ganz allmählich aufgelöst, in Zeitlupe. Nach und nach kehrt das Leben zurück in die kindlichen Gliedmaßen, es fließt mit dem selben Strom zu ihm, der auch meinen Mutterkörper wieder wohlig kribbeln lässt. Das Leben schwappt über.

Solche Momente packe ich dann ein wie ein Geschenk. Ich falte gleichlange Seiten, raffe sie zu einem Quadrat zusammen, forme Außenwände, damit keine Minute entfliehen kann, lege einen Deckel über die wunderschöne Situation, damit sie nicht verloren geht, falte Geschenkpapier darum und binde vorsichtshalber auch noch ein Schleifchen darüber. Erst dann stelle ich den Karton meiner Erinnerungen an einem sicheren Ort ab, den nur ich kenne und den ich wiederfinde in ein paar Jahren. Hoffentlich.

 

Dieser Text ist am 14.5.2010 erstmals erschienen, als Lisa noch in ihrem Blog Nusenblaten schrieb.

Foto: Pixabay

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