151 Kilo: Marlen erzählt vom Kampf gegen das Übergewicht

Übergewicht

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Ihr Lieben, seit der Pubertät kämpft Marlen immer wieder mit Übergewicht, hat schon so viel ausprobiert, um die Kilos zu verlieren. Wie das ihr Leben prägt und wie es ihr geht, erzählt sie im Interview.

Liebe Marlen, erzähl mal: Was wiegst du bei welcher Größe?

Aktuell wiege ich 151 Kilogramm bei einer Größe von 1,76 Meter.

Kämpfst du schon immer mit deinem Gewicht oder seit wann wiegst du zu viel?

Mein Gewicht ist schon sehr lange ein Thema. Bis zum Beginn der Pubertät war alles in Ordnung, ich war nie die Sportskanone, aber nicht übergewichtig. Fotos von damals zeigen eher ein stämmiges Mädchen, was aber total in Ordnung aussah.

In der Pubertät schwankte mein Gewicht zwischen 75 und 85 Kilo. Bewegt habe ich mich nur im Schulsport und auf dem Schulweg. Sport als Hobby gab es für mich nicht, ich kannte Spaß an der Bewegung einfach aus dem Elternhaus nicht. Wenn man Sport trieb, dann musste es auf Wettkampf ausgelegt sein und sollte nicht nur Spaß machen. Und an Wettkampf hatte ich kein Interesse.

In der Oberstufe konnten wir erstmals die Sportarten wählen, die uns Spaß machen und ich habe es mit Basket-/Volleyball, Tennis und rhythmischer Sportgymnastik durchs Abi geschafft. Zu der Zeit fing ich auch an, ins Fitnessstudio zu gehen – ich machte weniger Geräte, dafür mehr Kurse und ging in die Sauna. Im Abijahr habe ich dann tatsächlich nur 65 Kilo gewogen, was aber auch an der ungesunden Lebensweise aus Koffein, Nikotin, Partys und Alkohol lag…

Wie ging es dann nach der Schulzeit weiter?

Während der Studienzeit hab ich mehrmals versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Dadurch habe ich mehr gegessen und wog weit über 100 Kilo. Ich fing wieder das Rauchen an, meldete mich bei WeightWatchers an und ging ins Frauenfitness-Studio. Außerdem fuhr ich regelmäßig Fahrrad und ging schwimmen. Aber ich aß und trank auch weiterhin sehr gerne und hatte dann mit 30 Jahren 130 Kilo. Es störte mich aber nicht so sehr, denn ich war aktiv und hatte auch einen Freund.

Plötzlich war auch Familienplanung ein Thema…

Genau, wir versuchten schwanger zu werden, da waren ein paar Kilos weniger natürlich sinnvoll. Durch Akupunktur purzelten auch ein paar Kilos und 2010 startete ich mit 128 Kilo in die Schwangerschaft, am Ende waren es 136 Kilo. Ein Jahr später wurde ich wieder schwanger, wog zu Beginn 131 Kilo und am Ende 140 Kilo.

Nachdem die Kinder dann nicht mehr nur gestillt wurden, habe ich Zumba für mich entdeckt und das relativ regelmäßig gemacht, aber gewichtsmäßig ist nicht mehr viel nach unten passiert.

Was hast du daraufhin gemacht?

Wir sind zu der Zeit umgezogen und ich habe mich einer Abnehm-Gruppe angeschlossen, die eine Art Null-Fett-Diät-machte. Später habe ich dank Abnehm-Shakes gut 20 Kilo abgenommen, 2016 war ich also bei 120 Kilo.

Nachdem die Kinder dann in die Schule gekommen sind und das Schulessen hier ziemlich unlecker ist, habe ich angefangen, jeden Abend zu kochen. Mittlerweile war ich auch Alleinerziehend und hatte so viel Stress, dass ich wieder gar keinen Sport gemacht habe und oft zu kleinen Snacks, süßen Teilchen und auch mal Alkohol gegriffen habe. Nun wiege ich wieder 150 Kilo.

Was hast du in all den Jahren schon versucht, um abzunehmen?

Ach, die ganze Bandbreite. Von nichts essen (und nur trinken und rauchen), WeightWatchers online, Sport und FDH, Abnehm-Shakes, über diverse Ernährungsberatungen in Mutter-Kind-Kuren, speziellen Diäten, bis hin zu Abnehm-Apps und Diät-Gruppen….

Wie fühlst du dich körperlich? Schränkt dich das Übergewicht ein?

Bis 135 Kilo war eigentlich alles in Ordnung, aber jetzt fällt mir das Treppensteigen total schwer. Und wenn ich sitze und aufstehen will, muss ich mich abstürzen, sonst komm ich nicht hoch. Generell ist alles anstrengender, sei es laufen, putzen, Gartenarbeit…

Ich würde gerne viel öfter raus in die Natur, aber mit dem Gewicht kann ich nicht einfach mal so in die Büsche, wenn ich muss. Schlittenfahren im Winter wäre auch mal wieder toll oder Radfahren ohne Angst haben zu müssen, dass das Rad bei der nächsten Unebenheit auseinanderbricht.

Gesundheitlich habe ich im Moment nur eine Baustelle: die Achillessehne bereitet mir Schmerzen und bislang ist keine Besserung in Sicht. Dann habe ich noch erbliche Vorbelastungen mit Krampfadern und Cellulite. Ach ja, Pediküre ist aktuell auch so eine Herausforderung und Sex in einer anderen als der Missionarsstellung auch 🙂

Was findest du schön an dir?

Da fällt mir leider nichts ein.

Was würdest du gerne sofort an dir ändern, wenn du könntest?

Definitiv das Gewicht – es müssen keine 65 Kilo sein, dafür esse und trinke ich zu gerne und bin leider auch zu undiszipliniert. Aber unter 100 Kilo möchte ich schon kommen. Ich hätte gerne straffere Haut und mehr Muskeln. Außerdem würde ich gerne einen Weg finden, dauerhaft Sport und Bewegung in meinen Alltag einzubauen und vielleicht auch weniger zu arbeiten und stattdessen eben mehr Zeit für mich zu haben.

Hast du schon Ablehnung oder Ausgrenzung aufgrund des Mehrgewichts erfahren?

Nicht offen, aber natürlich gucken die Leute. Deshalb shoppe ich Klamotten fast ausschließlich online.

Ich finde Zahnarzt- oder Frauenarztbesuche mittlerweile auch echt unangenehm, genau wie Bus oder Zug fahren. Wenn ich da keinen Einzelplatz habe, bleibe ich lieber stehen.

Gibt es etwas, was du nicht machst, weil du dich schämst?

Nein, eigentlich nicht. Mit Schwimmbad, Sauna und Strand habe ich kein Problem. Vielleicht schätze ich mich selbst auch immer etwas schlanker ein als ich wirklich bin. Denn wenn ich andere sehe, die eine ähnliche Statur haben wie ich, denke ich immer erschrocken: Bin ich wirklich auch so dick?

Was würdest du deinem jüngeren Ich sagen?

Such dir ein sportliches Hobby und bleibe regelmäßig bzw. täglich in Bewegung!

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4 comments

  1. Ich habe auch Adipositas und kann nur raten sich an ein Adipositaszentrum überweisen zu lassen. Hier wird man gut begleitet und untersucht. Ich habe durch die Begleitung im Zentrum Gewicht verloren. Wichtig ist die richtige Ernährung und Sport.
    Ich selber habe eine endokrinologische Grunderkrankung und das Pech auch noch Hashimoto(Schilddrüsenerkrankung) zu haben. Ich habe schon seit meiner frühesten Kindheit Schwimmen, Radfahren, Tennis und Tischtennis als Hobby. Ich mache jeden Tag Sport(Schwimmen, Aquajogging, Aquafitness, 2mal die Woche Krafttranig im Fitnessstudio und NodicWalking) und achte auf viel Alltagsbewegung(auch wenn es schwer fällt). Es ist nicht leicht den Sport immer durchzuziehen da ich auch zwei Kinder habe aber ich habe keine andere Wahl.
    Wichtig ist aber vorallem eine bedarfsgerechte Ernährung. Ich muss ziemlich strenge Ernährungsregeln befolgen aufgrund meiner Krankheiten. Aber ich habe einen deutlich Gewinn an Lebensqualität davon.
    Mein Ziel ist es um eine Magenbypass-OP zu kommen.
    Hol dir professionelle Unterstützung. Lass dir helfen gerade weil du Kinder hast.

  2. Ich würde auf jeden Fall eine gründliche medizinische Durchuntersuchung anstreben UND eine Psychotherapie, falls möglich/leistbar. Wenn es keine medizinischen Gründe gibt, sind die Gründe ja oft auch in emotionalem Essen oder anderen Problemen begründet.

    Alleine wird es schwierig werden, das Thema auf die Dauer zu bewältigen.

    Es fällt wahrscheinlich schwer, sich das einzugestehen, aber ist heutzutage auf jeden Fall keine „Schande“ mehr, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Deine Gesundheit wird es dir auf jeden Fall danken!

    Alles Gute!

  3. Hallo,
    ich kenne das auch. Bei mir wurde 2020 eine Insulinresistenz diagnostiziert. Mir wurde dringend zu einer Magenverkleinerung geraten, was ich aber nicht wollte. Ich habe mich für eine totale Ernährungsumstellung entschieden. Diese wurde anfangs medikamentös und die ganze Zeit auch ärztlich begleitet.
    Ich würde Marlen auch raten, sich mal gründlich ärztlich durchchecken zu lassen. Nicht immer liegt die Ursache in ausschließlich „falscher“ Ernährung.

  4. Hast du mal deine Schilddrüse untersuchen lassen? Ich muss seit 12 Jahren Schilddrüsenhormone nehmeb, weil ich keine Schilddrüse mehr habe, und die Dosierung / Einstellung ist echt ausschlaggebend darüber, ob ich unkontrolliert zu- oder abnehme oder ob ich mit entsprechender Bewegung und Disziplin mein Gewicht halten oder abnehmen kann. Falsch eingestellt könnte ich machen was ich will und würde trotzdem zunehmen. Und falls du mit der Pille verhütest, die sorgt durch die Hormone auch eher für Gewichtszunahme. Das wären vielleicht noch Stellschrauben für dich.

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