Vreni über das Bewusstwerden, dass Muttersein ganz anders ist, als vorab gedacht # Teil 7 unserer Serie „Wir lieben Elternsein“

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Der bislang meist kommentierte Beitrag unserer Serie war der von Eva. Da es auch ein paar kritische Stimmen gab, haben wir ihren Kritikern angeboten, auch selbst einmal ihre Geschichte aufzuschreiben, um zu verstehen, warum sie Evas große Freude und Euphorie über das Muttersein nicht wirklich nachvollziehen können. Dass Vreni dieses Angebot dann wirklich angenommen und sich die Mühe gemacht hat, ihre Erfahrungen aufzuschreiben, das schätzen wir sehr! Danke dafür! Und hier ist ihre Geschichte, in der nicht immer alles nach Plan lief:

Wie geht Mutter sein?

Dass ich die Nonplusultra-Antwort auf diese Frage hatte, wusste ich schon früh.

Vor einigen Jahren – lange vor meiner ersten Schwangerschaft – habe ich auf meinem PC einen Ordner angelegt und dort alles zum Thema schwanger sein und Baby haben gesammelt. Ach, eigentlich ging es schon viel früher los: Ich hab mit Anfang 20 schon meine alten Babysachen durchwühlt und niedliche Schühchen an meine Pinnwand gehangen. Auch die ersten Ratgeber wurden schon gekauft, bevor es ans Babymachen ging. Kurz: Mein Traumberuf war schon immer MUTTER.

Studium? Klar, aber nur aus Interesse, nicht weil ich damit ernsthaft mal Geld verdienen wollte. Nach dem Uniabschluss wollte ich bitte gern sofort Mama werden. Denn darin würde ich richtig gut sein, da war ich mir sicher. Ich schrieb sogar Tagebucheinträge an meine zukünftigen Kinder und machte Listen mit Büchern und Filmen, die sie kennenlernen mussten. Wenn ich mir meine Nachkommen vorstellte, waren die immer hübsch, cool, sozial und vor allem: SUPERKLUG. Nicht so normal klug. Nein nein. So richtig weltverändernd klug. Denn ich würde von Anfang an alles richtig machen. Ihr Potential voll ausschöpfen, ihnen alles beibringen, was ich wusste.

Wenn ich das heute schreibe, weiß ich nicht, ob ich lachen, mich schämen oder mir einfach nur ganz fest ans Hirn klatschen soll.

Was ich nicht alles für Ratgeber gelesen habe! Und was ich nicht alles für Vorsätze hatte! Windelfrei! Gebärdensprache! 100% Attachment Parenting! Nebenbei wollte ich mit Baby auf dem Rücken noch den großen Gemüsegarten bewirtschaften und ein Fernstudium machen. Und die größte Erwartung, die mir aus den vielen Büchern vermittelt wurde: Ich würde mein Baby blind verstehen, nach wenigen Tagen seine Zeichen deuten können und eine fast telepathische Bindung zu ihm haben.

Pustekuchen. Mein Kind kam, schrie und siegte.

Ich wusste wirklich gar nichts! Zumindest nichts, das mir im Umgang mit dem Schreiling wirklich geholfen hätte. Nicht, wie man ein Kind gut zum Einschlafen bewegt. Nicht, wie man trotz Hüftbeugeschiene Verdauungsbeschwerden vermeidet und auch nicht, wie man damit umgeht, wenn das Kind als letztes von allen Robben, Krabbeln, Laufen, Reden lernt.

Worauf ich am allerwenigsten vorbereitet war: Jeder wollte es besser wissen als ich. Kinderschwestern, Hebammen, Kinderärzte, andere Eltern, kinderlose Freunde, Fremde. 1000 Meinungen, oft auch gegensätzliche. Wem soll man da noch glauben?

Das I-Tüpfelchen waren meine Eltern. Sie waren so verliebt in ihr Enkelkind und kamen überhaupt nicht damit klar, dass ICH bestimmen wollte, was mein Kind anzieht (nur Bio!), was mein Kind isst (auch mal was mit Stücken) und was mein Kind trinkt (keinen Saft!). Ich verwöhntes Einzelkind war plötzlich der Feind meiner Eltern. Diejenige, die zwischen ihnen und ihrem Enkel stand. Ich war eifersüchtig auf mein eigenes Kind. Wisst ihr, wie fertig ich mich deshalb gemacht habe? Eine gute Mutter fühlt nicht so!

Was auch noch erwähnenswert ist: Der doppelte Maßstab. Ich bin ein sehr toleranter Mensch. Bloß nicht mir selbst gegenüber. Von mir erwarte ich Perfektion und Höchstleistung. Mein Kind mit einem Jahr in eine KiTa geben? Nie im Leben! Aber natürlich, andere dürfen das, haben jedes Recht dazu. Entscheidungsfreiheit für alle. Außer mir.

Von telepathischer Beziehung fehlte übrigens jede Spur. Ich hatte keine Ahnung, was der Junge brauchte. Hauptsache, er hat aufgehört zu Schreien! Stundenlang trug ich ihn durch den Flur, im Fliegergriff natürlich. Nächte durch ließ ich ihn Dauernuckeln an der schmerzenden Brust. Ich war schließlich die Mutter! Ich hatte mir ein Kind gewünscht und jetzt musste ich auch alles für dieses kleine Wunder tun.

Als mein Sohn mit 18 Monaten endlich durchschlief, heirateten wir und machten wir uns an die Produktion von Kind Nummer zwei. Denn mein Kind sollte ein Geschwisterchen kriegen, zum Spielen und gegen die Eltern verschwören. So wie ich es mir als Kind immer gewünscht hatte.

Auf der Hochzeitsreise nach Venedig (natürlich MIT Kind! Man kann doch ein 20-Monate altes „Baby“ noch nicht für eine Woche bei Oma und Opa lassen!) wurde ich dann tatsächlich schwanger! Wie perfekt mein Leben doch war! Denn inzwischen lief unser Großer nun endlich auch und war lieb und hübsch und toll. Und das zweite Kind würde das sicher auch werden.

Blutungen. Ärzte, die nicht so recht wissen, was sie mir sagen sollen. Abwarten. Schmerzen. Die Notaufnahme. Eine Assistenzärztin, die mir sagt, ich könne verbluten und müsse im Krankenhaus bleiben. Ob mein Baby noch da sei, könne sie nicht sagen.

Ich entscheide mich, gegen ärztlichen Rat nach Hause zu gehen. Mein Sohn braucht mich, auch wenn ich nur im Bett liegen darf. Ich habe 48 Stunden lang Todesangst. Bis ich gleich am Montagmorgen um acht bei meinem Arzt ein Ultraschall bekomme.

Das Baby war weg. Die Gebärmutterschleimhaut war aufgestellt. Es war vorbei.

Und ich war erleichtert. Erleichtert darüber, Gewissheit zu haben, nach fast zwei Wochen Blutungen. Erleichtert darüber, zu hören, dass ich nie in Lebensgefahr war, weil die Fruchthülle noch zu klein war. Erleichtert, weil ich keine Ausschabung brauchen würde. Erleichtert, weil ich wieder für mein Kind da sein konnte.

Erst Wochen später kam die Trauer um mein Baby, die Enttäuschung über meinen Körper, der mich im Stich gelassen hatte und die Angst. Davor, so etwas noch mal durchmachen zu müssen.

Wie konnte ich nur gegen ärztlichen Rat das Krankenhaus verlassen? Wie konnte ich meine Gesundheit gefährden, nur um meinen Sohn nicht mit seinem (sehr fürsorglichen!) Vater allein zu lassen?

Gerade in dieser Zeit, in der ich ohnehin angeschlagen war,  fing mein Sohn an zu trotzen. Der liebe blonde Engel war verschwunden, ein kleiner Tyrann lebte nun mit mir zusammen. Er fing an, seine Spielgefährten zu hauen, und auch mich. Und niemand half mir. Mein Mann war zehn Stunden am Tag weg von zuhause, meine Eltern untergruben meine Erziehung und meine Freunde … denen konnte ich doch nicht sagen, dass mein Kind mich nur noch nervt, ich nicht mal ohne Kind auf dem Schoß zur Toilette gehen kann, mich zum Mittagsschlaf immer mit hinlegen muss, weil mein Kind sonst brüllt (nicht weint!) und ich seit Wochen nicht mehr kochen konnte, weil mein Kind die ganze Zeit an meinem Bein hing und schimpfte.

Nachts lag er neben mir, hielt mich fest und kniff mich regelmäßig in die Brüste. Einfach so, ohne Vorwarnung, ohne Grund. Jeden Morgen um vier Uhr war er wach und wollte nicht mehr schlafen, also stand ich mit ihm auf. Die Stunden vergingen schleppend. Holzpuzzle um Holzpuzzle baute ich. Ich habe Gleichgewichtsstörungen und Kreislaufprobleme bekommen. Ich konnte nicht mehr.

Irgendwann dann der Zusammenbruch:

Ich traute mich nicht mehr ins Kinderzimmer. Es ging einfach nicht. Ich konnte da nicht mehr reingehen. Da wurde ich gehauen und angeschrien und konnte mich nicht wehren. DURFTE mich nicht wehren. 

Es musste sich etwas ändern!

Mein Mann beantragte eine 30-Stunden-Woche. Ich las viel. Über Ängste, über Mutter sein, über negative Gefühle dem Kind gegenüber. Ich ließ mich von Therapeuten beraten, vermutete, an Depressionen oder einer Phobie oder sonst was zu leiden. Denn eine Mutter durfte doch nicht so empfinden!

Aber Pustekuchen. Ich litt nur an meinem Perfektionszwang und einem völlig verkorksten Mutterbild.

Je mehr ich mich mit dem Thema Muttermythos, Mutterliebe und Mutter sein in anderen Kulturen beschäftige – und auch mit meiner eigenen, aufopferungsvollen aber unglücklichen Mutter – desto klarer wird mir meine Verblendung.

Ich darf sauer sein, auf mein Kind! Und das darf ich ihm auch zeigen! Ich darf Zeit für mich einfordern und der Spruch „Hättest dir keine Kinder zulegen sollen“ ist das Dümmste, was man sagen kann.

Mein Kind braucht keine perfekte Mutter, es braucht eine authentische Mutter. Und wenn man Kindern jeden Wunsch von den Augen abliest, erzieht man sie zu Narzissten, nicht zu glücklichen Erwachsenen. Mein Sohn muss nicht der Klügste und Tollste von allen werden. Er muss nur wissen, wie man gut für sich selbst und seine Liebsten sorgt. Seit ich das begriffen habe, ist der Druck raus aus der Beziehung zu meinem Sohn. Wir haben zwar immer noch viele Auseinandersetzungen, aber dafür ist jedes Lachen ehrlich gemeint. Jedes Spiel, das ich mit ihm spiele, spiele ich, weil ich Spaß dran habe. Und auch für andere Bezugspersonen neben mir ist jetzt Platz in seinem Leben. Er wirkt – genau wie ich – jetzt glücklicher und ausgeglichener.

Seit drei Monaten bin ich Mutter einer Tochter. Die Schwangerschaft war recht angstbehaftet und ich hatte auch gehörig Bammel davor, wieder ein Baby versorgen zu müssen. Denn ich hatte – im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft – diesmal SEHR realistische Vorstellungen von dem, was da auf mich zukommt. Ich habe offen darüber geredet. Das war enorm befreiend und hat dazu geführt, dass viele meiner Freundinnen bestätigt haben, dass sie dem Kinderkriegen und Kinderhaben auch nicht durchwegs positiv gegenüberstehen.

Aber alle Ängste waren umsonst, denn diesmal ist alles anders. Meine Tochter ist ein entspanntes Kind, ich bin eine entspannte Mutter. Und unsere Beziehung ist so innig, dass es wirklich nah ran kommt an Telepathie. Und mein Sohn? Der ist immer noch anstrengend, ein schlechter Schläfer und ziemlich fordernd. Aber er ist auch das klügste und hübscheste Kind, das ich kenne! Keine Ahnung, wie er das gemacht hat, ist einfach so passiert, während wir Spaß zusammen hatten.

 

 

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30 comments

  1. Danke
    …für deine ehrlichen Worte liebe Vreni! Auch ich habe gemerkt, dass ich völlig perfektionistisch denke/gedacht und mich damit völlig überfordert habe. Wenn man das einmal erkannt hat, kann man wirklich mit Selbstliebe sich wieder aufrichten und vorwärts gehen. Mal schimpfend, mal singend, auf jeden Fall sich dabei immer ernst nehmend. Du hast riesen Schritte gemacht liebe Vreni und ich freue mich riesig dass auch du angefangen hast dich selbst zu lieben. Alles Liebe für euch!

  2. „Mein Kind braucht keine
    „Mein Kind braucht keine perfekte Mutter, es braucht eine authentische Mutter.“ — das ist übrigens mein Mantra. Und es ist das einzige Gesetz, an das ich mich beim ewigen Wettbewerb um die Supermutti halte. Ist gesünder für mich, die Partnerschaft und die Familie 🙂

    Ansonsten: Super Text. Jeder Mensch, der in der Lage ist sich zu reflektieren, macht doch schon einiges richtig. Alles Gute für Dich!

  3. Demut zum Glücklichsein
    Mir ging es in meiner ersten Schwangerschaft ähnlich wie Vreni – ich hatte hohe Erwartungen an mich und meine Tochter und retrospektiv wirklich verklärte und unrealistische Vorstellungen vom Elternsein. Dann zeigte sich dass meine Tochter sehr krank war – sie kam als Sternenkind zur Welt. Ich habe seither große Demut vor dem Leben und freue mich an den kleinen Dingen die sonst so selbstverständlich waren. Diese Erfahrung hat das Muttersein verändert – ich habe nun einen kleinen Sohn der gesund ist. Nun überlege ich nicht mehr ob er in eine zweisprachige Kita muss oder auf die internationale Schule, ob er sich zu spät dreht oder krabbelt – ich bin einfach froh dass er da ist und leben kann. Das heißt nicht dass es keine schrecklichen Schreistunden gibt und natürlich 1000 gute Ratschläge und ich nicht manchmal wahnsinnig genervt bin aber – und da bin ich ganz bei Eva – das abartig Glücklichsein überwiegt – vielleicht auch weil man das größte Unglück kennengelernt hat.

  4. Der Kontrast macht das Bild…
    Das gilt auch für das Elternsein. Mein Kontrast ist mein Job. Ich arbeite im Jugendamt. Davor hatte ich häufig Angst, dass ich nicht gut genug bin. Im Vergleich mit den vermeintlichen „Supermamis“ war meine Wohnung immer chaotischer, der Garten nicht schön gestaltet, die Kinder manchmal seltsam gekleidet, das Essen nicht immer frisch und Bio gekocht, ich war nicht immer so beherrscht wie scheinbar alle anderen.
    Aber meine Arbeit hat mir beigebracht mehr zu genießen und weniger zu zweifeln. Wichtig sind die Kinder und die Liebe, die man ihnen geben kann. Kinder brauchen keine Tip-Top-Prima-Glanz-Wohnug sondern jemanden der mit ihnen spielt, Kinder brauchen keinen schmucken Garten, sondern Platz zum spielen, sie brauchen nicht immer frisches Bio-Essen, sollten aber wissen was für sie gut ist. Und sie brauchen auch keine Eltern die sich selbst ständig zurücknehmen und nicht mal die kleinste eigene negative Emotion zulassen können. Stattdessen sollten diese zu sich selbst stehen und unabhängig sein, wowohl von der Meinung anderer, als auch von Suchtmitteln!!!
    Unsere Kinder brauchen UNS, so wie wir sind – keine perfekten Abziehbilder irgendwelcher Supereltern.

  5. Weinende Babys
    Noch mal kurz was zum Thema weinen: mein Sohn war ein sehr unruhiges Baby, kein Schreibaby, aber nah dran. Ich war so verzweifelt und kraftlos, wusste kaum aus noch ein. Meine Hebamme hat mir dann den Tipp gegeben, zu einer Schreibaby-Beratung zu gehen. Das hab ich dann auch gemacht und dort nochmal einen ganz neuen Aspekt des Weinens kennengelernt, nämlich das ‚positive Weinen‘. Meistens denken wir ja, dass das Baby sofort beruhigt werden muss, wenn es schreit, oder abgelenkt, bespasst, gefüttert etc. Aber genauso wie wir Erwachsenen, verspüren auch Babys das Bedürfnis, sich mal ‚ausheulen‘ zu dürfen. Das kann verschiedene Gründe haben: eine traumatische Geburt, Bauchweh, Ängste etc. Die Schreibaby-Expertin hat mir dann geraten, ihn einfach mal weinen zu lassen, ihn erzählen zu lassen und ihm ‚zuzuhören‘. Niemals allein oder verlassen im eigenen Bettchen, sondern geborgen im Arm bei Mama oder Papa. Sie sagte: jede Träne, geweint in den Armen der Eltern, ist eine Perle. Ich habe es dann wirklich ein Paar mal so gemacht und hatte das Gefühl, dass das meinem Sohn gut tut, dass er mal was rauslassen konnte. Was ich sagen will ist einfach, dass es normal ist, dass Babys weinen, sie haben ja kaum eine andere Art der Mitteilung. Und dass man sich nicht verrückt machen muss deshalb (wenn unsere Mütter oder Schwiegermütter meinen, dass Babys niemals weinen dürfen/sollten ist das kompletter Unsinn!)

  6. Ach ihr Lieben!
    Ach ihr Lieben!

    Das war jetzt tatsächlich das erste Mal, dass ich außerhalb meines allerengsten Kreises so ehrlich über die letzten Jahre erzählt habe. Ihr wisst gar nicht, wie froh ich jetzt bin! Danke, danke, danke!!
    Mir geht es auch gar nicht soooo sehr um die Bestätigung (obwohl die wirklich sehr gut tut!). Es geht drum, sich zu solidarisieren.
    Ich neige dazu, gegenüber Schwangeren und Kinderlosen eine Fassade des ständigen Mutterglücks aufrecht zu erhalten. Nicht nur, weil ich sie schonen will. Auch, weil ich mich vor ihrem Urteil über mich und meine Mutterkünste fürchte. Sie wissen ganz einfach nicht, wie es ist.
    Aber woher sollen sie es denn auch wissen, wenn keiner ehrlich drüber redet?! Wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Muss das echt Jede erst selber auf die harte Tour lernen? Das Bild von der stets dankbaren, aufopferungsvollen Mutter anzuzweifeln, ist eines der letzten Tabus in unserer Gesellschaft. Ich finde, es ist Zeit, diese Fassade einzureißen. Zusammen.

    1. Zeit, was zu ändern…
      Liebe Vreni,
      deine Geschichte berührt mich ähnlich wie viele andere Frauen. Been there, done that. Danke für deine Ehrlichkeit.
      Mir persönlich ist es aber von Anfang an wichtig, keine Fassade aufrecht zu erhalten. Ich gebe schwangeren Freundinnen und Bekannten immer meine Geschichte wieder…nicht als Abschreckung, sondern immer mit dem Hinweis natürlich auf die schönen Seiten usw., aber eben auch, wo man sich Hilfe holen kann etc. und das eben nicht immer alles heiapoppaia ist. Mir hat das leider keiner gesagt, auch nicht meine Freundin, die als erste im Kreis Mutter wurde. Mich hat das so eiskalt erwischt, ich wusste überhaupt nicht, was los ist, wie ich mich verhalten soll. Später erzählte mir eben diese Freundin, dass sie auch Probleme hatte usw. Meine Frage, warum sie mir das nie gesagt hat, beantwortet sie mit: „Das versteht keiner, der noch keine Kinder hat.“ Nun ja, ich mache es anders. Und das ist wichtig. So verdammt wichtig. Mutter sein ist purres Glück, purer Horror manchmal, Lachen und Weinen aus wechselnden Gründen…ein Wechselbad der Gefühle. Aber es gibt auch keinen anderen Zustand, in dem man sich so krass mit sich selbst und seinen Grenzen beschäftigen muss. Und dafür bin ich meiner Kleinen unendlich dankbar…
      Alles Gute für euch…
      Andrea

  7. Ich liebe diese ehrlichen Geschichten /Sie tragen so viel Kraft
    Sehr schöner Text. Ich finde auch, das es sehr wichtig ist, dass man authentisch als Mutter und Vater ist. Und, die eigenen Kinder muessen auf gar keinen Fall die schnellsten, kluegsten und besten sein. Wichtig ist doch, das sie sich wohl in ihrer Haut fuehlen und auf ihrer Art und Weise etwas aus ihrem Leben machen.

    Liebe Gruesse, Christian

  8. Idee!
    Ich finde diesen Leserinnenbeitrag so spannend und im Stil erfrischend, dass ich mich frage, ob hier nicht regelmäßiger auch ein paar Mitleserinnen zu Wort kommen könnten, liebe Lisa, liebe Caro?
    Ich denke, das nimmt Euch auch mal etwas Arbeit ab, bringt ab und an noch eine neue Note rein und wir Kommentatorinnen…werden sicher viel lieblicher im Umgang/Kommentieren, wenn wir wissen, dass auch unsere eigenen Beiträge hier zur Diskussion stehen könnten. :-)LG und schönes WE für Euch alle, tolle Frauen & Mütter!

  9. Ich glaube ja, in vielen
    Ich glaube ja, in vielen Müttern (jedenfalls von denen, die ich kenne – einschließlich meiner selbst :-))
    steckt sowohl etwas von Eva als auch von Vreni als auch…
    Und an manchen Tagen dominiert vielleicht mehr dieses, an anderen mehr jenes. Wenn eine(r) also mal eine eher einseitig erscheinende Sicht präsentiert oder einfach auch mal nur auf das Wesentliche (Grundgefühl) guckt/darüber schreibt…könn(t)en wir darüber hier auch mal großzügig „hinwegsehen“. Meint Ihr nicht? Was ich wirklich immer wieder sehr schade finde ist, dass wir doch irgendwie alle im selben Boot sitzen, uns aber wechselseitig so gern fertig machen/kritisieren. Sind Frauen wirklich (zum Großteil) so? Müssen wir andere (Sichtweisen) kritisieren, um dadurch unserer eigenen sicherer zu werden? Ich glaube, ab man wirklich schafft, das eigene Ding/die eigene Art Mutter zu sein anzunehmen und (mehr oder weniger) ok zu finden, ab da wird man selbst urteilsfreier. Jedenfalls ist es bei mir so! (Um diese „man“ Geschichte nicht zu sehr zu strapazieren.)
    Texte wie dieser hier…helfen, glaube ich, sehr. Danke!

  10. Danke!!!
    Liebe Vreni,
    vielen Dank, dass du hier so ehrlich geschrieben hast!! Bis zum Verlieren des 2. Kindes hätte ich den Text auch selbst geschrieben haben können. Das 2. Kind kam bei uns sehr schnell nach dem ersten und für mich war tatsächlich das schlimmste, dass ich keinerlei Unterstützung von meiner Mutter hatte. Für sie war und ist immer noch alles, was mit Kindern zu tun hat, süß, niedlich und ach Gottchen. Dabei habe ich selbst zwei Geschwister!! Von ihr hätte ich mir von Anfang an einfach ein realistischeres Bild gewünscht und nicht eine Darstellung, in der Mütter nie genervt sind, weil sie die Kinder ja wollten. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun!
    Egal, auf jeden Fall danke ich dir für deinen Text, denn ich bin immer wieder froh zu lesen, dass andere Mütter genauso fühlen wie ich!!
    Das hilft einfach enorm, besonders wenn der Mann den ganzen Tag weg ist und ich rede und rede und trotzdem das Gefühl habe, er versteht nicht, was ich meine, wenn ich ihm klar machen möchte, WIE anstrengend manche Tage sind. (Und ich mich dann freuen würde, wenn er abends mal die Geschirrspüle ausräumt, einfach so, ohne dass ich darum bitten muss:o)
    Was mir jetzt sehr geholfen hat, ist ein Buch über die Trotzphase zu lesen. Ich dachte immer, man bekommt alles ganz intuitiv hin, doch was habe ich alles falsch gemacht!!
    Aber ich merke, das artet hier aus, also einfach nochmal danke:o)
    Liebste Grüße,
    Kirste

    1. Hey Kirsten!
      Hey Kirsten!

      Du hast also auch so eine Mutter wie ich … ich hab das Gefühl, sie verdrängt die unschönen Seiten der Elternschaft so ziemlich.
      Sie hat mir beim Großen immer vorgehalten, wenn er geweint hat. Ich sei nie zum Weinen gekommen, hat sie behauptet. Weil sie immer sofort wusste, was zu tun war.
      Ich hab meine Tante mal drauf angesprochen. Dabei kam raus, dass ich als Kleinkind nicht etwa nicht geschrien habe, weil meine Bedürfnisse schnell erfüllt wurden. Ich hab nicht geschrien, weil ich abgelenkt wurde. (Süßkram, TV, Dauerbeschallung usw.)
      Das seh ich auch heute. Wenn mein Baby weint, singt/kreischt meine Mutter einfach Lauthals los und trägt sie durch die Wohnung. Das Baby ist dann sofort still und wundert sich. Das würde zwei Stunden lang so gehen, wenn ich nicht einschreiten würde.
      Außerdem haben mir sowohl Tante, als auch Vater bestätigt, dass ich sehr wohl auch oft mal geweint hab. Warum meine Mutter das nicht einfach zugeben kann, weiß ich nicht.

  11. ganz toller Text
    Danke für diesen schönen und sehr selbstreflektiert-authentischen Text. Ich finde ihn irgendwie auch sehr motivierend, er nimmt einem nicht den Mut, aber er erinnert auch daran, dass jeder mit seinen eigenen inneren „Glaubenssätzen“ (woher die auch immer kommen) seinen Frieden finden muss, bevor er ihnen etwas entgegenstellen kann.

  12. Näher dran
    …an der Realität geht eigentlich nicht. Dieser Beitrag gefällt mir von allen bisher gelesenen am besten!

  13. Sorry
    Vreni’s Geschichte entwickelte sich von ehrlich holprig zu wunderbar entspannend ……….. Mann, mann Schmunzel

    1. Liebe Joya
      Bei den ganzen Namen kann man ja auch mal durcheinander kommen… 😉
      Na, also wenn ich solche Reaktionen damit bewirke, sich Menschen dann so offen und ehrlich äussern und dann noch so vielen aus der Seele sprechen, dann mach ich das immer wieder gern 😉

  14. Danke !
    Danke Eva für Deinen positven Text, der den vom Vreni ausfelöst hat! Jedes Empfinden ist richtig und passt zu der Entwicklung jeder einzelnen Mutter.

    Übrigens entwickelt sich die Lebensgeschichte von Eva von ehrlich holprig zu wunderbar entspannt…danke !

  15. Zustimmung
    Hallo Vreni, ich habe gerade Tränen in den Augen. Das was du schreibst berührt mich sehr. Meiner Schwester ging es genau wie dir. Sie wollte alles perfekt machen. Die Geburt ihres ersten Kindes wahr eine Katastrophe und das Baby ein Schreibaby. Inzwischen ist ihre Tochter 2 Jahre alt und ein anstrengendes und unausgeglichenes Kind. Vor kurzem hat sie ihr zweites Kind bekommen und ist jetzt völlig zusammengebrochen. Leider hat sie nicht den Absprung geschafft, so wie du. Sie ist gerade in der Psychiatrie ohne ihre Kinder, was ihr noch zusätzlich das Herz bricht. Das Schlimmste ist, daß ihr Mann ähnlich tickt und im Grunde jetzt auch mit den beiden Kindern völlig an seine Grenzen stößt. Und ich kann nichts für sie tun. Ich kann nur mit anschauen, wie meine kleine Schwetser zu Grunde geht, weil es keine Einrichtungen gibt, die sich um solche Mütter (mit ihren Kindern!) kümmern. Trotz allem finde ich es sehr gut, daß du das geschrieben hast. Ich glaube es geht viel mehr Müttern so als man denkt. Nur viele wollen es sich nicht eingestehen.Ich wünsche dir viel Kraft für deine Kinder und achte auf dich!

    1. Liebe Kati,
      Liebe Kati,

      Es tut mir wirklich sehr Leid, dass es deiner Schwester so schlecht geht. Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich sehr machlos fühlst. Leider hab ich tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass man da weitestgehend allein durch muss. Ich weiß natürlich nicht genau, welche Art von Hilfe deine Schwester braucht, aber vielleicht ist hier was dabei?
      http://www.schatten-und-licht.de/joomla2/index.php/de/mutter-kind-einrichtungen
      Ansonsten kannst du wohl nur so gut es geht für die Kinder da sein.
      Ich wünsch euch alles Gute. Irgendwann wird das Leben auch wieder anders sein, auch wenn man es sich nicht vorstellen kann, wenn man mittendrin ist.

      1. Liebe Vreni,
        Liebe Vreni,
        hab vielen Dank für deine Antwort und danke für den Link. Das hilft mir wirklich sehr weiter! Ich hatte keine Ahnung wo man Hilfe bekommen kann. Jetzt bin ich doch etwas zuversichtlicher, daß man nicht alleine da steht. Vielen vielen Dank!!!!!

  16. Du kannst stolz auf dich sein
    Liebe Vreni, ich bin sicher, Du bist die beste Mutter der Welt für deine Kinder. Denn du hast etwas ganz wichtiges erkannt: das Mütter nur Menschen sind, mit allen menschlichen Gefühlen, die es so gibt. Wir müssen nicht perfekt sein, und wir dürfen auch mal sauer sein. Genau darum geht es doch: dass wir authentisch und ehrlich zu unseren Kindern sind. Und dass wir sie zu ebensolchen aufrichtigen Menschen erziehen. Klar, kommt es bei Auseinandersetzungen auf den Ton an und darauf, den richtigen Umgang mit der eigenen Wut zu finden. Sich negative Gefühle aber nicht zu ‚erlauben‘ halte ich für falsch. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es manchmal sehr heilsam ist, nachts vor Müdigkeit und Verzweiflung zu heulen und zu schimpfen, am besten in den Armen des Partners.

  17. Danke…
    …für Deinen Bericht. Ich bin also nicht allein mit meinen Gedanken. Unser Sohn ist fast zwei unsere Tochter 5 Monate.

  18. Trifft den Nagel auf den Kopf
    Sehr schöner Text, in dem ich mich gut wiederfinde…. :0)
    Ehrlich, authentisch, nachvollziehbar,….

  19. Toll! Danke! Ehrlich,
    Toll! Danke! Ehrlich, aufrichtig…erfrischend…und einfach…inspirierend wirkt Dein Text auf mich! Danke! 🙂
    Katharina

  20. Respekt
    Ich finde es erstens sehr toll, liebe Vreni, dass Du den Mut hast, zu reagieren und tatsächlich darüber zu berichten. Das verdient Respekt, denn den Mut haben nicht viele. Wenn ich das lese, kann ich natürlich verstehen warum man gegen den „Müttermythos“ ist. Das, was ich berichtet habe ist natürlich meine Ansicht der Dinge und auch eine Momentaufnahme. Ich habe mich so damals gefühlt, so glücklich und ich finde dazu darf man genau stehen, wie auch zu dem nicht-so-glücklich-darüber-sein. Das ist vollkommen in Ordnung. Ich war zweimal so „abartig“ glücklich und leider ist mir davon auch nur ein Kind geblieben. Vielleicht sehe ich die Dinge seit dem anders? Ich weiß es nicht genau. Ich finde schwanger sein und auch die Leistung des Körpers währenddessen großartig. Und gerade deswegen habe ich auch ein offenes Ohr für die Mütter, die es so leider nicht erlebt haben. Und davon kenne ich einige. Und eines kann ich Dir und allen anderen versichern: Mein Sohn ist ein Satansbraten. So lieb wie er ist, so frech kann er auch sein. Und ja, auch er nervt manchmal und ich gehe auf dem Zahnfleisch. Ich jammere auch oft über ihn, das ist normal und gehört dazu. Es war definitiv nicht immer leicht mit ihm, besonders in der 2. Schwangerschaft nicht und auch nicht mit dem Drama danach. Und doch ist er da Beste, was mir passieren konnte. Ohne ihn wüsste ich wirklich nicht wo ich heute wäre.
    Liebe Grüße und alles Gute.

    1. Liebe Eva,
      Liebe Eva,

      Vielen Dank für deinen Zuspruch und den differenzierteren Einblick in deine Gefühlswelt.
      Ich bin sehr froh, dass ich meinen kritischen Kommentar unter deinem Text jetzt erklären konnte.
      Und ich bin auch froh, dass es die Kommentarfunktion gibt, so dass alle Meinungen, Sichtweisen und Erfahrungen gebündelt werden können.
      Nur so bekommt man ein realistisches Bild vom Mamaglück. Das ist mir so wichtig.
      Vor allem aber bin ich froh, dass es diese glückseligen Momente gibt, von denen du schreibst.