Geburt mit Geschwistern: Die großen Mädchen durften schauen, ob das Baby ein Mädchen oder Junge ist

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Ihr Lieben, eine Geburt in Anwesenheit der großen Geschwister – das klingt so schön und so harmonisch, aber wie ist es in Wahrheit? Ich hätte mich ja zum Beispiel gesorgt, dass sie mich vielleicht aus der Konzentration bringen, aber unsere Leserin Katharina hat es gewagt… hier erzählt sie ihre berührende Geschichte einer ganz besonderen Geburt.

„Wir haben drei Kinder (8 Jahre, 4,5 Jahre und 8 Monate) und ich kann sagen, dass es drei schöne Geburten waren, aber die letzte war definitiv die schönste: Zuhause und alle waren dabei. Daran würde ich euch gerne teilhaben lassen…

Entbindung: Das dritte Kind sollte eine Hausgeburt werden

Schon vor der dritten Schwangerschaft war mir klar, dass das nächste Kind zuhause zur Welt kommen soll, wenn nichts dagegen spricht und so haben wir uns schon ganz zu Beginn nach einer Hebamme umgeschaut, die uns dabei begleiten soll. Mein Mann war dadurch, dass es für mich so klar war, auch schnell bei mir was eine Hausgeburt betrifft. Wir wohnten zu dem Zeitpunkt erst 1,5 Jahre in einem wunderschönen kleinen Dorf mit so wunderbaren Freunden um uns herum, dass es gar nicht schlimm war, dass keine Familie vor Ort ist, die uns bezüglich Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett unterstützen konnte.

So klar es auch für uns alle war, dieses Kind zuhause zu bekommen, war doch lange nicht so richtig geklärt, was denn mit den beiden Großen ist, wenn es losgeht. Wir haben dann hin und her überlegt und unsere Freunde und Nachbarn mit in die „Planung“ einbezogen, aber so richtig frei machen konnte ich mich nicht. Erst nach einem tollen Gespräch mit unserer Hebamme platzte der Knoten und unser Motto war: Alles kann und nichts muss!

Aufklärung der Geschwister: Das passiert bei einer Geburt

Wir haben dann immer wieder mit den Mädchen über die bevorstehende Geburt gesprochen – was da halt passiert und dass sie dabei sein dürfen, wenn sie möchten, aber auch runter zu den Nachbarn können, wenn sie sich nicht wohl fühlen oder es langweilig wird. Das Buch „Runas Geburt“ hat uns und die Kinder sehr angesprochen – können wir nur empfehlen, aber auch die „Was ist was Bücher“ zum Thema Baby waren spannend … Ganz klar war für die beiden aber, dass sie auf jeden Fall als Erste gucken wollen, ob sie einen Bruder oder eine Schwester bekommen, sodass unsere Große mit ihrer Lehrerin schon alles für den Ernstfall geklärt hatte, dass sie – wenn es losgeht – nicht in die Schule kommen kann oder von den Nachbarn abgeholt wird. 😉

Jetzt aber zur Geburt selbst… Was es nicht gab, war ein ewiges Warten und Hoffen, dass es denn nun endlich losgeht, denn unser Baby machte sich eine Woche vor Termin auf den Weg zu uns. Am Abend war noch nicht das kleinste Anzeichen zu spüren. Wir waren alle noch überhaupt nicht auf Geburt eingestellt. Mein Mann war abends bei Freunden im Dorf und ich hatte Besuch von einer lieben Freundin, mit der ich noch bis halb zwölf Tee trank und quatschte. Als ich dann nachts gegen 2 Uhr zur Toilette musste, platze mir die Fruchtblase, was für mich eine neue Erfahrung war, da die anderen beiden Geburten mit Wehen anfingen.

Die Geburt beginnt: Alle bereit für´s Baby

Ich rief meine Hebamme an, um mich zu versichern, dass rosafarbenes Fruchtwasser normal ist und schickte sie nochmal ins Bett mit den Worten: „Wir melden uns, wenn wir dich brauchen!“ Wir waren beide ziemlich müde und ich schickte auch meinen Mann ins Bett zu den Mädchen, da die Kleinere eh etwas unruhig schlief. So konnte ich ganz in Ruhe in mich reinhören und -fühlen.

Ich duschte und legte mich dann in die Badewanne, doch so richtig fand ich keine bequeme Lage, sodass ich mich wieder anzog und bei Kerzenschein durch die Wohnung schlich. So langsam spürte ich Wehen und als sie spürbar stärker und regelmäßig wurden, weckte ich meinen Mann und er rief unsere Hebamme an, damit sie sich auf den Weg machen konnte. Bis dahin saß ich auf einem Gymnastikball und konnte die Wehen gut in mich hinein atmen. Unsere Hebamme kam mit ihrer Schülerin, die wir vorher auch schon kennengelernt hatten und unglaublich nett war, so gegen 5 Uhr. Sie fragte, ob sie mit unserer Kamera während der Geburt Fotos machen darf, was wir toll fanden – eine wunderschöne Erinnerung von verwackelten Glücksmomenten.

Eine Wassergeburt zu Hause – ohne Komplikationen

Noch schliefen die Mädchen. Ich hatte mich zwar auf eine Geburt im Schlafzimmer eingestellt, aber es zog mich dann doch nochmal in die Badewanne (auch die ersten beiden, kamen in der Wanne zur Welt, aber die war riesig im Vergleich zu unserer zuhause) und ich fand dann doch mit Hilfe unserer Hebamme ein gute Position und konnte mich mit meinem Mann neben mir, wieder auf die Wehen einlassen und mit jeder weiteren schon etwas mitschieben. Zehn Minuten vor 6 Uhr ging dann die Badezimmertür auf und unsere Große tapste hinein und zur Toilette. Sie war beim Pinkeln nicht zu überhören in dieser ruhigen Stimmung und wir mussten alle lachen.

Ihr Papa erkläre ihr dann, dass das Baby bald kommt und sie ruhig nochmal ins Bett gehen kann, wenn sie möchte, was sie dann auch tat. Keine Minute später linste dann die Kleine rein: „Ich wollte mal gucken, was ihr hier macht! Kommt das Baby jetzt?“ Wir dachten alle, es dauert noch eine Weile und deshalb brachte mein Mann auch sie nochmal ins Kinderzimmer, drehte die Heizung an und brachte ein paar Bücher ins Bett mit den Worten, dass sie erstmal wach werden sollen, jederzeit kommen können und Bescheid sagen sollen, wenn sie runter zu den Nachbarn wollen. Es dauerte aber keine zehn Minuten mehr, da war ihr Geschwisterchen geboren.

Nach kurzem Staunen und ein paar Freudentränen über dieses weitere Wunder, holte mein Mann dann gleich die Mädchen, schließlich wollten sie nachschauen, was es ist. Und diesen Moment werde ich nicht vergessen – diese leuchtenden und aufgeregten Augen der Mädchen, als sie ins Badezimmer kamen und ihr Geschwisterchen das erste Mal sahen.

Man sah ihnen richtig an, wie überwältigt sie waren. So saßen, hockten, lagen wir alle eine ganze Weile zusammen, bis ihnen einfiel, dass sie ja noch gar nicht wissen, ob es ein Junge oder Mädchen ist. Unsere Große guckte nach und sagte leise: „Ich glaub, es ist ein Mädchen!“ Ich schaute auch nochmal nach und konnte es nur bestätigen – wir hatten also nun drei ganz tolle Mädels. Noch ein paar Minuten später kündigte sich mit einer leichten Wehe die Plazenta an und unsere Hebamme sagte ganz geheimnisvoll: „Eure Mama kann zaubern, sie kann machen, dass das Wasser rot wird!“ Und so war es dann auch – die Kleine staunte, was ihre Mama so kann und die Große wollte natürlich wissen, ob das Blut ist (ja!) und ob das weh tut (nein!).

Mein Mann und unsere Hebamme halfen mir aus der Wanne und ins Bett nebenan, wo wir dann alle zu fünft erstmal ganz lange kuschelten. Das Babymädchen trank zwischendurch und die großen Schwestern hatten einige Fragen und wollten dann natürlich auch mal halten und küssen, später dann mit untersuchen und anziehen. Und auch diese Momente bleiben so sehr in Erinnerung und würden mich glatt nochmal zum Schwangerwerden und Gebären verleiten, aber wir sind jetzt komplett. 😉

Hallo, Baby! Kuscheln zu fünft im Bett: Ganz ohne Klinikstress

Es folgten dann noch die Anrufe bei den Omas und Opas, Onkel, Tanten, bester Freundin, die alle die Mädchen machten. Gegen 9 Uhr gingen sie dann runter zu unseren Nachbarn, die ein bisschen Oma und Opa-Ersatz sind und sich schon auf ihren eventuellen Einsatz freuten, dann aber völlig baff waren, als die Mädels verkündeten, dass ihre Schwester schon geboren ist und sie jetzt erstmal bei ihnen frühstücken wollen!

Ich fänd es so schön, wenn ich mit unserer Geschichte einige werdende Eltern zu einer Hausgeburt auch mit Geschwisterkindern ermutigen kann – mir ist schon klar, dass es nicht immer so rund läuft und wir sicher auch Glück hatten, was z.B. die Tageszeit oder die Länge der Geburt betrifft… Aber dieses Auf-alles-einlassen, wie es kommt und nichts erwarten, hat uns eine unglaubliche Ruhe gegeben, was unsere Großen auch schon vor der Geburt gemerkt haben.

Hausgeburt: Vom großem Vertrauen und Loslassen

Ich hatte die ganze Zeit während der Geburt absolutes Vertrauen in mich, unsere Hebamme und meinen Mann und die Kinder und ich hab mich so wohlgefühlt in unseren eigenen vier Wänden. Es war die Einzige der drei Geburten, bei der ich die Wehen als nicht schmerzhaft empfunden hab. Selbstbestimmt von vorne bis hinten. Von daher bin ich super froh, dass wir uns dafür entschieden haben und die großen Mädchen erzählen immer wieder gerne von der Geburt ihrer kleinen Schwester.

Und abschließend noch: Wir haben die Mädchen etwas später gefragt, was sie denn in den zehn Minuten gemacht haben, als Papa sie nochmal ins Bett gebracht hat… Ihre Antwort: „Na, wir haben natürlich gelauscht!““

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