Kinderintensivstationen am Limit: Wer solidarisiert sich?

Kinderintensivstationen

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Ihr Lieben, gestern meldete ich spontan eine Leserin bei uns, die sich über die aktuelle und sich zuspitzende Lage auf den Kinderintensivstationen äußerte. Sie hat uns einen Meinungsbeitrag geschickt, einen Aufschrei, in dem sie sich fragt, warum sich Kinder in der Pandemie dringend solidarisch verhalten mussten – nun aber die Solidarität mit den Kleinstehn und ihrer Notfallversorgung einfach komplett fehlt. Hier kommen ihre Worte.

Bronchitis: Krankenhausaufenthalt mit meinem Sohn

Letzte Woche war ich im Krankenhaus. Eigentlich nicht ich, sondern mein achtjähriger Sohn. Er hatte eine schwere Bronchitis. Uns wurde geholfen, gut geholfen, wenn nicht sogar sehr gut. Die üblichen Medikamente schlugen nicht an, ständig kamen Ärzte und Schwestern und fragten nach seinem Befinden, untersuchten, röntgen, schallten, nahmen Blut ab etc.

Mir war durchaus bewusst, dass die Kinderstation ziemlich voll war. Wir lagen auch nie alleine auf dem Zimmer, immer noch ein Kind mit einem schweren Bronchialinfekt, plus ein Elternteil. Das ist anstrengend, das ist schwer für die Privatsphäre oder Nachtruhe, aber wir waren dankbar.

Wir hatten Glück, wurden in der Klinik gut betreut

So dankbar, dass ihm geholfen wurde, dass wir mit Geduld und Ruhe und netten Gesprächen umgeben waren. Er musste viele Medikamente bekommen, das letzte Mittel der Wahl half dann. Der nächste Schritt wäre die Kinderintensivstation gewesen.

Mein Mann fuhr nur fünf Minuten zu uns. Wobei, viele Besuche gab es nicht, er wurde selber krank, wir haben noch drei weitere Söhne. Das ist jedoch eine andere Geschichte. Seit einer Woche versuchen wir uns nun wieder im Alltag, es klappt, wir rotieren wie immer im Dezember, wie immer das ganze Jahr.

Kinderintensivstationen am Limit

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Ich höre Radio, Nachrichten. Schon letzte Woche hörte ich von einem Anstieg der Bronchialinfekte bei Kleinkindern. Die Lage scheint sich zuzuspitzen, die Kinderstationen platzen aus allen Nähten. Ich erinnere mich an unsere Situation im Krankenhaus. Mir schnürt sich alles zu.

Es war besorgniserregend genug, nun noch die Vorstellung wir wären gar nicht aufgenommen worden, hätten lange Wartezeiten gehabt (und das mit einer Sauerstoffsättigung zwischen 83 und 88% trotz Sauerstoffgabe). Es macht mir Angst. Die Radionachrichtensprecher zählen die Bettenkapazitäten der Regionen auf. Mein Pulsschlag erhöht sich. Wie kann das sein? Was ist da los?

Notstand in Kliniken: Es fehlen Betten für die Kleinsten

Es ist der 2.12.2022 beim morgendlichen Vorbereiten der Brotdosen wieder Nachrichten. Es wird ausführlich über den Notstand berichtet, nicht nur fehlende Betten scheinen das Problem zu sein. Personal, welches die schwerkranken Kinder adäquat betreuen könnte fehlt. Krank. Generell zu wenig gut ausgebildetes Personal. Mein Nervenkostüm reißt mit einem lauten Krach.

Wie wäre es damit: Ein Komplettlockdown, außer Schule und Kindergarten natürlich. Nur die Erwachsenen, die die Antreiber dieser Infektionswelle sind. Ganz sicher. Alle Kneipen zu, Restaurants auch. Wir müssen unsere Kinder schützen, das Krankenhauspersonal entlasten.

„Ich möchte keinen neuen Lockdown, aber schnelles Handeln!“

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Alle Weihnachtsfeiern in den Büros sollten abgesagt werden, damit die dort verteilten Viren nicht nach Hause zu den Kindern getragen werden. Jedes Firmenweihnachtsessen sollte digital durchgeführt werden. Bitte Hände waschen, immer. Desinfizieren nicht vergessen. Es geht bitte keiner mehr einkaufen. Höchstens eine Rolle Klopapier. Maskenpflicht überall. Am besten FFP2 von morgens bis abends. Ich bin STINKSAUER.

Oder habe ich da etwas falsch verstanden – 2019? Für Kinder interessiert man sich hier einen Dreck. Egal, ob im Bildungsbereich, im Betreuungsbereich oder im medizinischen Bereich. Ich bin so enttäuscht. Ich habe keine Lösung. Ich möchte natürlich keinen erneuten Lockdown, aber schnelles Handeln wäre super. Es ist zu spät! Viele Ideen, die nun gemacht werden, greifen erst in ein paar Jahren. Immer dasselbe. Ich habe keine Lösung. Vorrausschauendes Denken eventuell….

Solidarität für unsere Jüngsten? Sehe ich nicht!

Für die, die mich nicht kennen: Ich habe jede Corona-Maßnahme mitgetragen, bin eine brave (vernünftige?) Beamtin. Ich habe vier Kinder im Homeschooling so lange betreut, wie es ging. Habe Kontakte eingeschränkt und bin zum Impfen gerannt.

Ich stehe auch weiterhin dahinter, dass eine Gesellschaft zusammenhalten muss und man füreinander eintreten sollte. Dazu gehört es natürlich auch, zurückzustecken, mal unangenehme Situationen auszuhalten. Jedoch habe ich das Gefühl, dass Solidarität unterschiedlich interpretiert wird. Der eigene Vorteil (in diesem Fall Wirtschaftlichkeit von Kliniken/Stationen?) steht im Vordergrund. Verstehe das wer will. Ich bekomme Angst.

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13 comments

  1. Danke für deinen Beitrag.
    Es ist zum Verzweifeln.
    Und Danke auch für deine ehrlichen Worte: „Ich habe keine Lösung“. Die habe ich auch nicht. Aber eine große öffentliche Debatte, die spürbar macht, dass auch unsere Kinder einen ebenso wichtigen Platz in dieser Gesellschaft haben, und dass die Politik dem Rechnung trägt, indem sie nach Lösungen, Wegen, Möglichkeiten sucht, Solche befragt und einlädt, die es wissen könnten.. so etwas wäre angemessen in der aktuellen Situation. Die Tatsache, dass solche Debatten aktuell nicht an der Tagesordnung sind, sondern irgendwo unter „ferner liefen“ zu finden sind macht mich, genau wie die Autorin, fassungslos.

    1. Besonders da die alternde Gesellschaft eine breite Wählerschaft darstellt… Im Gegensatz zu den Familien mit Kindern. Es ist echt zum Verzweifeln

  2. Nein DIE Solidarität gibt es nicht. Im Gegenteil diese älteren Generationen sehen das als selbstverständlich und wundern sich, daß wir Anderen das nicht als normal ansehen oder das für die nächsten 50 Jahre installiert haben möchten. Da ist eher die Anspruchshaltung ins Unermessliche gewachsen ( alle Anderen haben für meine Gesundheit zu sorgen, nur ja nicht ich selber und vor allem die verzogenen Kinder und die böse Jugend)! Nein die Erwartung ist, weiter hofiert zu werden. Gute Besserung! ( Herr Lauterbach geht ja schon gegen die Hebammen vor, vielleicht kann man ja diese unerwünschten Kinder ganz aufhalten? Ironie aber auch entlarvende Realität)

  3. Danke für diese Worte! Mir geht es ganz genauso.die Situation hier ist ebenfalls katastrophal. Unsere Kinderklinik hat eine Ausladtung von 150%. Das hatte keine Erwachsenen Station zu Corona Höchstzeiten und nun wird NICHTS, absolut gar nichts getan. Ein Armutszeugnis für unser Land.

  4. ❤️ danke für deine Worte! Ich wünsche mir auch schon sehr lange, dass Kinder in der Gesellschaft endlich gleichwertig behandelt werden.

  5. Danke für deine Worte! Ich war schon oft mit meinem einen Kind mit genau diesen Symptomen und Werten im Krankenhaus. Ich habe einfach nur Angst, dass es uns in den nächsten Wochen -in dieser Lage- wieder trifft und wir auf stationäre Hilfe angewiesen sein werden.

    Ich bin einfach nur noch frustriert und erschöpft. Wie die Kinder von Seiten der Politik vernachlässigt werden, macht mich nur noch sprachlos.

  6. danke, ja. viele eltern wollen einfach den tag überstehen zwischen kranken kindern, selsbt krank sein, arbeit, viele noch hilfe für großeltern/eltern usw.
    die können nicht so viel aufschreien wie manch andere gruppen in diesem land.
    es ist wirklich unglaublich; wie das einfach jetzt wieder so hin genommen wird seitens der politik!

    1. Das kann ich nur zustimmen. Vor zwei Wochen waren auf einen Weihnachtsmarkt. Haben uns da leider eine Magen-Darm-Grippe geholt. Die ganze Familie war die ganze Woche danach krank. Am letztem Wochenende waren wir mit unsern Kindern einkaufen.. Jetzt haben alle eine Grippe.
      Jetzt werde ich nur online einksufen und Weihnachtsmärkte vermeiden.
      Ich denke, das ist die richtige Lösung für diese Zeit.
      Liebe Grüße
      Yulia

  7. Danke ! Für diesen Beitrag! Sehe das ganz genauso. Und es gibt tatsächlich von Lauterbach die Empfehlung an Erwachsene (zb Oma Opa, Verwandte, Bekannte) gegenüber kleinen gefährdeten Kindern Maske zu tragen. Warum geht das nicht gross durch die Medien, wird publik gemacht, damit Erwachsene wissen, wie sie Kinder schützen können? Warum ist das kein Thema, wo bleibt die vielbeschworene Solidarität?

    1. Ich frage mich, warum es angesichts der derzeitigen Situation keine generelle Maskenpflicht für den Einzelhandel und öffentliche Gebäude gibt.
      Zumal auch Corona nicht „zu Ende“ ist – wir haben immer noch täglich an die hundert Corona-bedingte Todesfälle.

      1. Vielleicht hilft es ja diese Petition zu unterstützen (hoffe es ist okay wenn ich den Link hier poste):
        #RSVirus: Herr Lauterbach, retten Sie unsere Kinder! Sofortprogramm für Kinderkliniken!” unterschrieben. Gehe jetzt auf innn.it, falls du auch die Kampagne unterstützen willst! https://innn.it/kinderkliniken#share

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