Leben mit Teenagern: Nö, keinen Bock

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Ihr Lieben, ich weiß nicht, wie eure Kinder in den Sommerferien drauf sind und auch bei uns gab es ja mal andere Zeiten, aber mit zwei Fast-12jährigen und einer Vierzehnjährigen sind die Urlaubszeiten einfach andere geworden als damals.

Ich bemerke, wie es mich ab und zu piekst, wenn Katharina erzählt, wie viel Zeit sie mit den Kindern draußen verbringt, einfach im Wald, ein bisschen spazierengehen (früher war das bei uns ja auch noch möglich…). Ich traue mich mittlerweile aber schon gar nicht mehr, das Wort Spaziergang überhaupt in den Mund zu nehmen, denn ich kenne die Reaktion bereits: Nö, keinen Bock.

Wollen wir denn heut vielleicht mal einen Ausflug machen? Nö, keinen Bock.

Kommt schon, vielleicht mal aufs Riesenrad, bisschen Nervenkitzel? Nö, keinen Bock, hab Höhenangst.

Wollen wir mal Freunde besuchen? Nö, keinen Bock. Jetzt chill doch mal.

Okay, dann lasst uns heut Mittag doch wenigstens mal Pizza essen gehen. Nö, keinen Bock. Bestell doch was und hol uns das her.

Es scheint Pattex an unserer Couch zu kleben. Sie wollen sich da nicht mehr wegbewegen. Ihr Traumleben bestünde derzeit aus Netflix und TikTok, gepaart mit Chips, Schoko-Rosinen und Kinderschokolade.

Mein Essen schmeckt schon lang nicht mehr, am besten würde es jeden Tag einfach nur Kaiserschmarrn geben. Und während wir uns damals früh um 5 Uhr mit drei Kleinkindern, die schon die ganze Nacht kaum geschlafen hatten, wünschten, sie würden irgendwann ausschlafen, haben sie nun Aufstehzeiten zwischen 8.15h und 13.30h (kein Witz, in diesen Ferien auch schon vorgekommen). Der erste Weg führt dann nach dem Aufwachen – ihr könnt es ahnen – auf die Couch.

Wie wärs denn mit ner Hose? Nö, keinen Bock.

Zähneputzen? Maaamaaaaa.

Okay, kommt, dann spielen wir jetzt ein Spiel. Und uuuuuuuuuups, einer holt wirklich eins. Jetzt wird´s spannend. Der Tisch steht noch voll vom Frühstück. Der Spielholer sagt zum Bruder: Ey, räum das mal frei. Der Bruder hat aber keinen Bock auf Kommandos. Also Handgemenge, Beschimpfungen. Kein Spiel. Keinen Bock mehr.
Puh.

Ihr könntet jetzt sagen: Okay, lass sie halt. Liegen sie eben den ganzen Tag auf der Couch. Lass dir davon deinen Tag nicht diktieren. Gelingt mir auch manchmal, aber nicht immer. Weil ich weiß, dass sofort wieder alle Augen an irgendwelchen Medien hängen, wenn ich mich nicht kümmere. Und weil das doch auch MEIN Sommer ist. Und so laufe ich halt weiter gegen Wände. Versuche, zu animieren, mir Aktionen wie das perfekte Dinner (jedes Kind kocht mal) auszudenken, um die Kids wenigstens ein paar Minuten am Tag von der Couch zu locken.

Und okay, ihre Hobbys haben sie ja auch noch. Fünf Mal die Woche bewegen sie sich also für mehrere Stunden. Und dann schau ich vom Rand zu und genieße, dass ich mal kurz nicht gegen Couch und Medienkonsum ankämpfen muss, dass ich mich mal kurz nicht eingesperrt fühle im eigenen Zuhause, weil niemand rauszulocken ist (und ich fahr doch auch nicht alleine Riesenrad, während ich weiß, dass sie ihre Zeit zu Hause vergeuden!) und denke, hach, ist das schön, wie groß und selbständig sie schon sind und dass sie überhaupt noch zu irgendwas Bock haben, wenigstens aufs Hobby.

Und später lese ich mich durch Twitter-Timelines und merke: Puh, es geht ja gar nicht nur mir so. Es ist einfach das Alter der Kinder!!! (Und trotzdem brauch ich, glaub ich, dringend mal das neue Buch von Inke Hummel, Miteinander durch die Pubertät!)

Vielleicht liegt es ja auch ein bisschen an der coronabedingten Strukturlosigkeit der Tage, an der dadurch entstehenden Trägheit und daran, dass wir hier seit über vier Monaten so nah aufeinanderhocken. Wer will das schon mitten im Abgrenzungsalter. Wobei: Sie KÖNNTEN ja mehr weg von mir. Das wäre dann aber ja unlustig, weil da dann keine Wand mehr wäre, die man einrennen könnte… und die scheint grad sehr wichtig zu sein. Hoch 3!

Dann rennt mal alle schön weiter dagegen. Ich brauch dann halt nur ab und zu mal einen Schreiner aka Freundin, die mich als Wand wieder schleift, aufbaut und mir neuen Putz verleiht… 😉

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7 comments

  1. @ Ilka: Stimme vollkommen zu! Obwohl ich nicht glauben mag, dass alle drei Kinder Hobbys jeweils an fünf Tagen in der Woche für mehrere Stunden haben, das ginge faktisch in der Schulzeit nur, wenn sie Überflieger wären….

    Oder ich habe da was falsch verstanden:)

  2. Zitat: „Fünf Mal die Woche bewegen sie sich also für mehrere Stunden.“
    Das ist ja wohl weit entfernt von Couch Potato. Und das Pubertiere nicht ständig Lust haben Zeit mit Mama zu verbringen, halte ich für völlig normal. Wenn Sie ständig an Mama hängen würden , wäre es vermutlich auch nicht recht.
    Ich finde es sehr wichtig, dass Kinder selbständig werden und gerade in den Ferien wenn es sonst keine wichtigen Termine gibt, sollte jeder die Zeit verbringen dürfen wie er gern mag. Ohne Daueranimierungsversuche. Das als vergeudete Zeit zu bezeichnen finde ich sehr anmaßend.

    1. Ich glaube, es liegt daran, dass man sich als Mutter von Teenagern auch neu finden muss. Man hat dadurch ja auch viel mehr Zeit für sich. Das muss man erst Mal lernen. Wie Du schreibst, es ist ja auch DEIN Sommer. So ähnlich geht es mir auch. Auch hin und wieder an den Wochenenden. Alle sind ausgeflogen, haben was zu tun, der eine beim Sport, die andere bei Freunden etc. Und selbst hält man zu Hause die Stellung, um wieder zu rotieren wenn alle da sind. Ich schätze, da liegt der Fehler. Denn die Kids erwarten das gar nicht unbedingt.
      VG Anni

  3. So ist es! Tut gut solche Blogs zu lesen, sonst habe ich so ein schlechtes Gewissen nicht konsequent genug zu sein. Allerdings wird das auch nicht besser, mein 14jähriger kommt außer zu den Mahlzeiten garnicht mehr aus dem Zimmer und alles was ich höre ist Tüüüür zu😂😂. Tja. Diese Stunden auf dem Spielplatz einfach genießen, es geht so schnell vorbei.

  4. Welche Regeln habt Ihr bezüglich Medienkonsum? Würdest Du im nachhinein diesbezüglich was anders machen? – Meine Kinder sind noch kleiner und suche Tipps.

    1. Das würde mich auch interessieren, Lisa! Danke für den tollen Beitrag. Ich habe zwar nur einen Zwölfjährigen (und 2 8jährige), aber mir reicht dieser Kampf schon einfach. Dieses ständige Aufpassen, dass sie auch mal „was Vernünftiges“ machen – ich fühle mich manchmal wie bei einem Dreijährigen, dem man auch permanent hinterher sein muss!

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