Muddi schreibt Bewerbungen: Vom steinigen Weg nach zwei Kindern zurück in den Job

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Ich heiße Nadja und ich arbeite acht Jahren in meinem Job, für zuletzt nicht ganz 40.000 Euro im Jahr. Jahrelang habe ich mich in Vollzeit krumm gemacht. Pflichtbewusst habe ich bis zum letzten Tag vor dem Mutterschutz gearbeitet.  Zwischen Kind eins und Kind zwei liegen nur anderthalb Jahre, auch zwischen den Geburten habe ich gearbeitet, 30 Stunden in der Woche. Weniger hat mein Chef nicht bewilligt. Weil ich meinen Chef mag und wir über die Jahre viele Höhen und Tiefen gemeinsam durchgestanden haben, ließ ich mich auf diesen Deal ein.

Diese 30 Stunden in der Woche waren echt knackig. Ein einjähriges Kind, ich schwager, jeden Tag fast zwei Stunden Fahrzeit ins Büro. Ausserdem abends Email-Checken, wenn das Kind im Bett war. Ich habe alles gegeben und trotzdem bekam ich im Job Kommentare wie: „Schönen Feierabend! Dein Leben möchte ich haben! Du gehst schon?“

Ich habe diese Kommentare weggelächelt und noch mehr Einsatz gegeben. Tja, ausgezahlt hat sich das nicht. 

Denn jetzt wollte ich wieder zurück in den Job. Kind zwei feierte gerade seinen ersten Geburtstag. Und wir haben beide Kinder nur wenige Meter von unserer Haustür entfernt in einem städtischen Haus für Kinder untergebracht. Beide! Einen Krippenplatz bzw. Kindergartenplatz zum Mai. In München! Städtisch. Das ist fast so unwahrscheinlich wie ein Lottogewinn.

Überglücklich informierte ich den Arbeitgeber darüber. Zusammen mit der Info, dass ich ab Juni wieder einsatzbereit bin. Bei Gesprächen im Januar und Februar wurde noch signalisiert, dass man sich sehr auf mich freut. Doch als ich Mitte April anrief, kam der Schlag ins Gesicht. "Nein,danke!" , hieß es plötzlich.  Erst im April 2019 wieder. Dass ich meine Krippenplätze ohne Arbeitsnachweis wieder verliere, sei zwar doof, aber darauf könne man keine Rücksicht nehmen. Dass ich ein Jahr ohne jedes Einkommen dastehe, sei ebenfalls nicht Problem meines Arbeitgebers. Das hat mir erstmal den Boden unter den Füßen weg gezogen. Aber so leicht gebe ich mich nicht geschlagen!

Eine Anwältin bestärkte mich in meinem angegoogelten Wissen. Ich habe ein Recht auf eine Teilzeitbeschäftigung in Elternzeit. Es sei denn, der Arbeitgeber zaubert DRINGENDE betriebliche Gründe aus dem Hut. Ich habe es nochmal im Guten mit meinem Chef probiert, aber er stellte sich taub. Als meine Anwältin dann einen Brief an den Chef schickte, kam endlich mal eine Reaktion. Allerdings keine, mit der ich hätte etwas anfangen können. Gleich vier Gründe zählte er auf, aus denen er mich NICHT vor April 2019 nehmen könnte. Unter anderem nannte er interne Umstrukturierung und dass meine Stelle noch besetzt wäre. 

Tja, ich hatte Pech, denn diese Gründe gehen als dringende betriebliche Gründe durch. Was für mich heißt: Kein Job, dafür eine vierstellige Anwaltsrechung. Und jetzt?

Ich habe mich auf Jobsuche begeben. Von 13 Bewerbungen kamen 5 Ansagen, der Rest blieb unbeantwortet. Bald habe ich ein Bewerbungsgespräch, leider eine Vollzeitstelle. Drückt mir die Daumen. Denn daheim bleiben können wir uns langfristig (leider) nicht leisten. Außerdem WILL ich wieder arbeiten.

Eins ist aber auch klar: Zurück in den alten Job kann ich nicht. Denn die haben mittlerweile mehr für ihren Anwalt ausgegeben als die für mich gezahlt hätten. Das ist ja auch irgendwie ein Statement…

Foto: Pixabay

 

 

 

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1 comment

  1. Wie gemein
    Ach Mensch, wie gemein. Eigentlich hast du ja alles richtig gemacht… und dann doch so abgespeist zu werden ist einfach nur schlimm.
    Ich wünsche dir Glück und bin zuversicht, dass du etwas passendes findest!