Post Covid: Seit zwei Jahren kämpft sich Julia zurück ins Leben

Post Covid

Ihr Lieben, wir hatten lange keinen Beitrag mehr über Covid/Corona/Pandemie. Aber: Es ist noch nicht vorbei. Immer noch stecken sich jeden Tag sehr viele Menschen an und viele werden nach der Infektion auch gar nicht mehr richtig gesund. Unsere Leserin Julia leidet unter Post Covid und schreibt uns hier ihre Geschichte auf.

„Ungeliebtes Post Covid, wir kennen uns seit zwei Jahren und ich möchte dir sagen: So langsam reicht es mir mit dir. Du kamst uneingeladen und ungewollt in mein Leben und hast einfach so die Kontrolle übernommen. Alles, was vorher selbstverständlich war, ist nun nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt möglich. Jede Tätigkeit und Bewegung erfordert Kraft, die ich nicht mehr habe und die Pausen, die ich brauche, können manchmal Tage andauern.

Wie soll das weitergehen mit uns beiden? Ich wollte dich nie, sehe nicht mehr ein, meinen Körper mit dir zu teilen! Verlass mich endlich! Dein Aufenthalt war viel zu lang, es reicht!

Du hast mir die Luft zum Atmen genommen, die Möglichkeit meinen Alltag zu bestehen, meinen Job, meine Gesundheit und meine Lebenslust. Du hast meine Welt sehr eingeschränkt.

Vier Wochen krank durch Corona

Als ich mich mit Covid ansteckte, waren meine Symptome zunächst die einer heftigen Bronchitis, mit trockenem Husten, einem schrecklichen Druck auf der Brust und teilweisem Abfall meiner Sauerstoffsättigung. Insgesamt war ich vier Wochen krank und an drei Tagen während dieser vier Wochen war ich kurz davor ins Krankenhaus zu gehen.

Mein damalig 14-jähriger Sohn und ich waren alleine in Quarantäne und er musste an diesen 3 Tagen zuschauen, wie ich mit meiner Panik und Todesangst kämpfte. Da mein Sohn keinen Kontakt mehr zu seinem Vater hat, überkam mich zudem entsetzliche Zukunftsangst. Was passiert, wenn mir etwas passiert? Wer kümmert sich dann um mein Kind? Die Atemnot kam, die Panik setzte ein, die Atemnot wurde unerträglich.

Ich habe mir überlegt, wie ich mich verabschieden kann, wenn ich ins Krankenhaus und man mich intubieren muss und ich nicht mehr sprechen kann. Also habe ich Abschiedsbriefe geschrieben, für jeden geliebten Menschen. Ich habe eine Vorsorgevollmacht ausgestellt und eine Patientenverfügung verfasst. Das mag sich für manche morbide anhören, für mich hat es Ruhe in die Panik gebracht und mich geerdet. Ich hatte das Gefühl meine Angelegenheiten sind geregelt.

Tiefe Erschöpfung und Lungenprobleme

Ich musste nicht ins Krankenhaus, aber ich war schwer angeschlagen, für eine Treppe von zweimal 15 Stufen brauchte ich anfangs eine halbe Stunde. Meine Lunge hatte etwas abbekommen, was vorher nicht da war und ich konnte einfach die tiefe Erschöpfung nicht abschütteln. 16 bis 18 Stunden Schlaf am Tag waren normal und dazwischen jeder Schritt und Kleinigkeit im Alltag eine riesen Anstrengung.

Nach 3 Monaten wurde langsam deutlich, dass meine Erkrankung sich veränderte. Die Erschöpfung blieb, die Lungenprobleme wurden leicht besser. Mein Umfeld und vor allem mein Chef hatten überhaupt kein Verständnis für mein Problem. Andere Menschen wären nach zwei Wochen nach einer Corona-Erkranung wieder fit, ich solle mich nicht so anstellen. Ich verlor meinen Job und jede Perspektive. Ein Neurologe sagte mir, ich sei einfach zu dick und zu depressiv und würde mir das alles nur einbilden. Ein anderer Arzt sagte, ich solle mehr Kaffee trinken. Meine Mutter sagte, ich müsse an meine Rente denken und arbeiten gehen.

Ich leide unter Post Covid und Fatigue

Ich suchte im Internet nach anderen Betroffenen und weiß heute: Ich leide unter Fatigue, was landläufig als chronisches Erschöpfungssyndrom bezeichnet wird. Stellt euch vor, ihr räumt die Spülmaschine aus und wieder ein… Plötzlich zieht euch jemand den Stecker, ihr könnt nicht mehr stehen, der Schwindel setzt ein, die Kraft ist weg, wie eine Batterie, die sich spontan entlädt. Ein „Crash“, der wenn du Glück hast nur 1 bis 2 Stunden anhält, wenn du Pech hast, aber auch Mal mehrere Tage.

Jeder Wetterwechsel ist die Hölle, jede Anstrengung zu viel. Autofahren? Haushalt machen? Lesen? Musik hören? Alles zu viel, du lebst plötzlich in einem bestenfalls abgedunkelten Raum, wortlos, „Sinn“los, weil jede Stimulation eventuell zu viel ist.

Aber ich gebe nicht auf. Post Covid hat mich in die Knie gezwungen, dennoch stehe ich wieder auf. Ich hole mir Millimeter für Millimeter meinen Körper und mein Leben wieder zurück. Deine Zeit ist gezählt, Post Covid. Der Mietvertrag ist gekündigt, die Zwangsräumung beantragt.

Ich hab genug von deinem Raubbau und ich will wieder MEHR! Ich will wieder Leben! Ich will endlich wieder tanzen und meine Zeit genießen. Auch wenn es mich noch Jahre kosten wird, dich endgültig loszuwerden. Ich schenke dir keinen Tag mehr, als ich muss!

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3 comments

  1. Liebe Julia,
    Danke für deinen Bericht. Ich kämpfe selbst nach einer „Milden“ Omikron Infektion seit 11 Monaten mit Longcovid und war vorher 3fach geimpft. Ich kenne das Gefühl, nach einer Kleinigkeit für 3Tage keine Kraft zu haben und mindestens 16 Stunden Schlaf zu brauchen. Es ist hart nicht für die Familie da sein zu können aber bitte lass dir von niemanden Einreden, dass du Funktionieren sollst. Das geht nicht und das kann niemand nachvollziehen, der das nicht durchlebt hat. Gönne deinem Körper die Zeit zum heilen, die er braucht. Ich wünsche dir alles, alles Gute.

  2. Liebe Julia! Unglaublich, was diese Krankheit alles verursacht hat…. Ich wünsche dir, dass du bald wieder auf die Beine kommst! Alles Gute!

  3. Liebe Julia,
    ich spreche dir an dieser Stelle mein volles Mitgefühl aus. Ich hatte die Fatigue Symptome bei meiner ersten Infektion in einer Light Version. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Symptome, diese unbeschreibliche körperliche Erschöpfung, nur von Menschen verstanden wird, welche sie selbst erlebt haben. Alle anderen nicken verständnisvoll und verstehen dennoch nicht, was das bedeutet. Für mich war es eine Offenbarung, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Gott sei Dank hat es sich nach ca. 8 Wochen gebessert, nach ca 3 Monaten war es ausgestanden. Und weitere 3 Monate später kam die zweite Infektion. Die Akutphase war milder, das Long Covid auch. Aber da war es dennoch. Versuche unbedingt wie auch immer möglich eine weitere Infektion zu vermeiden! Mir hat letztlich Geduld, das viel in Verruf gekommene Vitamin D3 sowie CBD geholfen. Und wen es interessiert: ich war vorher doppelt geimpft. Alles, alles Gute!!!

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