Psychische Gewalt an Kindern? Leserfrage zu Patchwork

Psychische Gewalt an Kindern

Foto: pixabay

Hallo ihr zwei Lieben. Gibt es eigentlich einen Beitrag zum Thema psychische Gewalt an Kindern in Familien auseinandersetzt? Ich befinde mich leider gerade in der Situation, dass meine drei Kinder im Grundschulalter dieses in der neuen Familie des Vaters erleben. Seine Frau ist mit den „vielen“ Kindern und der Patchwork-Konstellation völlig überfordert. Der Vater schaut weg, weil „sie“ ihm schließlich den Rücken für die Arbeit freihält.

Das Verhältnis zum Kindsvater und seiner Frau ist sehr angespannt. Vernünftig reden geht nur, weil ich versuche, die Gespräche ruhig zu halten, damit es nicht eskaliert (ich habe Angst, dass er mich sonst wieder verbal attackiert). Ein Gespräch mit ihr ist aussichtslos, da sie sich dem ersten Kind ihres Exmannes gegenüber auch so verhalten hat.

Meinen Kindern geht es nicht gut mit der Patchwork-Situation

Psychische Gewalt an Kindern
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Wenn es heißt „Morgen geht es zum Papa“ fängt mein Jüngster sofort an zu weinen und zu klammern. Die beiden Mädels weichen mir dann auch nicht mehr von der Seite. Alle drei sagen, dass sie zwar zum Papa wollen, aber nicht „da hin“. Wenn sie zu mir zurückkommen, sind sie jede Mal ziemlich aufgedreht und ich kann nirgends hin, ohne dass sie an mir kleben und mir alle drei gleichzeitig alles Mögliche erzählen wollen.

Etwa davon, dass der Kleine mal wieder etwas lauter war oder etwas gemacht hat, das junge Kinder eben so machen, was SIE aber stört… dann wird er vom gemeinsamen Filmnachabend am Samstag ausgeschlossen und muss direkt nach dem Abendessen ins Bett. Am nächsten Tag erzählen aber sowohl Stiefmutter als auch Stiefschwester, wie toll der Filmdoch war und die besten Szenen werden noch mal besprochen… und dass er doch selbst schuld ist, wenn er ausgeschlossen wird.

Keine zugewandte Erziehung bei Vater und Lebensgefährtin

Psychische Gewalt an Kindern
Früher Partner, heute getrennte Leute. Foto: pixabay

Meine Mädels haben außerdem panische Angst vor ihrem Vater und seiner Lebensgefährtin, wenn sie in der Schule eine Note haben, die schlechter als 2 ist. O-Ton unserer 10Jährigen: „Mama, wir können machen, was wir wollen, es wird ihnen nie genügen. Wir sind nichts, wir können nichts, aus uns wird nie etwas werden.“ Es zerbricht mich!

Die Erziehung dort ist voller Strafen. „Du funktionierst nicht, wie wir wollen, dann wirst du bestraft.“ Dazu gehören etwa die Wegnahme des CD-Players, der Ausschluss von Familien-Aktivitäten bis hin zu schulischen Aktivitäten, weniger Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke. Die Kinder müssen zudem essen, was ihnen auf den Teller gelegt wird. Egal ob sie hungrig sind oder die Dinge mögen. (Während ihre Stiefschwester übrigens nur bekommt, was sie mag.)

Unsere Kinder leben nach der Trennung im Wechselmodell

Dazu muss ich sagen: Meine Kinder sind im Wechselmodell bei Vater und Mutter, sie wohnen also 50/50 bei mir und bei ihm. Während ihre Stiefschwester zehn Tage beim Vater ist und vier Tage bei der Mutter (die 4 Tage immer in der Zeit, wo meine Kinder dort sind).

In der Woche, in der meine Kinder bei mir sind, gebe ich ihnen all die Liebe, die sie brauchen und die sie dort nicht bekommen. Ich versuche sie psychisch aufzubauen, sie zu bestärken, ihnen zu sagen, dass sie toll sind, wie sie sind und dass eine Schulnote absolut nichts über sie als Mensch aussagt. Aber ich finde es einfach schlimm, wenn Kinder Angst vor einem Elternteil haben.

Psychische Gewalt an Kindern: Besser mal eine Elternberatung?

Psychische Gewalt an Kindern
Foto: pixabay

Auf Anfrage meinerseits bei einer Familienberatung wurde mir nahegelegt, dass ich mich bei „so etwas“ lieber direkt ans Jugendamt wenden soll. Beim Jugendamt bekomme ich aber nur Aussagen wie: „Das Leben ist kein Ponyhof und umso eher Kinder das lernen, umso besser!“ Oder: „Am besten machen Sie als Mutter eine Elternberatung mit, um zu lernen, wie sie mit sowas umgehen können, denn daran ändern können sie rein gar nichts.“

Ich fühle mich hilflos und allein gelassen. Habt ihr solche Beiträge? Oder hat jemand Tipps für mich? Oder war in einer ähnlichen Lage?

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13 comments

  1. „Co-Parenting mit Narzissten“
    Falls du nicht ohnehin schon darauf gestoßen bist, kann ich dir nur empfehlen dich darüber kundig zu machen.
    Das löst das Problem nicht, kann aber helfen, wenn es darum geht den Kindern den Rücken zu stärken so lange sie noch nicht selbst entscheiden dürfen.

  2. Es hört sich natürlich schlimm an und du musst dem nachgehen.

    Jedoch spielen bei einer Trennung für alle Parteien und auch die Kinder viele Faktoren eine Rolle:
    – wollen sie (unbewusst) einen Elternteil mehr gefallen? bzw. ein Elternteil schützen?
    – Verhalten sie sich bei den Eltern anders?
    – sind die eifersüchtig auf neue Partner/Kinder?
    – ist der Ex-Partner/neue Partnerin mit der Situation überforder
    – andere Erziehungsstile die die Kinder natürlich auch vergleichen können
    – und und und

    am Besten wäre es eine Lösung zu finden Mithilfe einer Beratung. Dem Ex-Partner ohne den Versuch einer Vermittlung/ Beratungdie Kinderzeit zu kürzen ist auch nicht optimal. du musst vermutlich die Gründe der Kinder und deine Partners etc für ihr Verhalten rausfinden.

    viel Erfolg

  3. Hallo, eine Bekannte hat das ähnliche Problem. Auch dort war ihr Weg zu einer Familienanwältin – sie wollte konkret gegen das Wechselmodel vorgehen, der Vater bestand auf euer Modell, sie wollte 10 Tage Mama, 4 Tage Papa. Ging vor Gericht, musste aber auch beim Jugendamt, Diakonie Familienhilfe usw. vorstellig werden. Gerichtsverhandlung, mit Einsatz eines Familienhelfers, der die Situationen im jeweiligen Haushalt beobachtete und – ganz entscheidend!- die Kinder befragte. Nach deren Aussage dann und den Einschätzungen von Kita und Schule wurde der Wunsch des Vaters abgelehnt und das Modell der Mama vom Gericht angeordnet. Kita und Schule konnten aber auch bestätigen, dass die Kinder nach dem Aufenthalt beim Vater auffälliges Verhalten an den Tag legten, Wut, Aggressionen usw.

    Kämpfe!!! Gib nicht auf!!! Es kostet Zeit und Nerven, aber kämpfe! Und bleib v.a. für deine Kinder der Fels in der Brandung, die Ruheinsel voller Liebe und Verstännis so wie bisher. Alles Gute für euch!!!!

  4. Hallo,
    bei uns (mein Sohn ist jetzt 16 Jahre) hat es zeitweise gut geholfen gemeinsam mit dem Kindsvater Gespräch bei der Erziehungsberatung der Caritas zu führen. Die haben moderiert, aber auch ihre fachliche Meinung eingebracht.
    Inzwischen hat mein Sohn den Kontakt zum Vater allerdings abgebrochen, eben weil er sich dort nicht gesehen und geliebt fühlt.
    Also auch wenn es dir jetzt vielleicht seltsam erscheint, alles löst sich irgendwie und irgendwann oder wie ein befreundeter Therapeut gesagt hat, manche Erfahrungen und Charaktere werden im Feuer geschmiedet, gehören aber zum Leben.

  5. Hallo, einen Rat habe ich auch nicht für Dich. Bei meinen zwei Töchtern war es ähnlich – laut Ihren Erzählungen, nur dass die Bonusmutter sich nur so verhalten hat, wenn der Vater nicht dabei war ( es gab bei uns Wochenendbesuche und Vater ist Schichtarbeiter). Vom Jugendamt habe ich gleiche Aussagen bekommen, da müssen die Mädchen halt durch. Gespräche mit dem Vater haben nichts gebracht, ich hatte aber das Glück, dass die neue Frau keinerlei Kontakt zu mir wünscht. Erst als sie meiner großen Tochter erzählt hat, sie sei zu fett, da hat mir der Vater geglaubt. Scheinbar ist das ein Thema auch bei ihren eigenen Kindern. Da hat er selbst die Notbremse gezogen und die Mädchen verbringen die Papa Wochenenden, die von allen vierzehn Tagen vor drei Jahren auf jetzt etwa alle acht bis zehn Wochen abgeschwächt sind, bei Oma und Opa. Die neue Wohnung haben sie nicht gesehen. Ja, die Kinder sind fast durchgängig bei mir aber auch nach all der Zeit kommen diese Probleme immer wieder zur Sprache. Bei den Kindern sind sie nicht aus dem Kopf.
    Ach so, meine Mädchen sind jetzt 13 und acht.

  6. Oh je. Das tut mir sehr leid für dich und deine Kinder. Ich würde dir empfehlen, dich anwaltlich beraten zu lassen, ob du das Betreuungsmodell ändern kannst (weg vom Wechselmodell oder zumindest mehr Zeit bei dir). Falls du dir keine*n Anwalt*Anwältin leisten kannst, würde ich nach einer ehrenamtlichen Familienberatungsstelle suchen oder schauen, ob es Vereine für Alleinerziehende gibt, die Unterstützung anbieten. Die Aussage vom Jugendamt macht mich WÜTEND. Da würde ich auch schauen, dass du die Sachbearbeiter*in wechseln kannst, aber erst, nachdem du von jemandem, die*der sich auskennt und definitiv auf deiner Seite steht, über deine rechtlichen Möglichkeiten beraten wurdest.

  7. Die Frage ist halt auch, wieviel davon wirklich so extrem ist, wie es sich anhört. Es kann einfach sein, dass der Vater überfordert ist. Es kann sein, dass Kinder, die in einem Haushalt die Engel sind, woanders versuchen zu schauen, wie weit kann man gehen. Es kann sein, dass die Kinder wirklich übertreiben weil sie lieber bei dem einen Elternteil leben wollen – entweder, weil dir bindung da stärker ist oder weil es Eifersucht gibt, oder oder..

    Es kann auch tatsächlich so schlimm sein, wie geschildert. Aus diesen Artikel allein heraus kann das unmöglich beurteilt werden.

    Es ist aber auch nicht gleich „Gewalt“ , wenn Kinder nach einen unmöglichen verhalten einmal nicht bei
    einer Aktivität mitmachen dürfen. Man muss schon auch sehen, dass es viele Wege gibt, Kinder zu erziehen. Es gibt oft nicht nur einen richtigen Weg.
    Ich würde generell zuerst einmal auf eine Elternberatung bestehen, wo das ganze Thema einmal in Ruhe besprochen wird, mit Fachleuten. Du kannst beim Jugendamt auch vorbringen, dass du dir das ganz dringend wünscht, bevor gleich mit „alleiniges Sorgerecht beantragen “ drübergefahren wird – diese Gerichtsprozesse richten oft den größten Schaden an bei den Kindern.

  8. Ich rate dir ganz schnell zu handeln. tut mir leid, das möchtest du ja auch, aber weisst nicht wie. fordere einen neuen Sachbearbeiter an u beantrage das alleinige Sorgerecht. Rede mit den Kindern, es soll keiner TV gucken wenn der kleine Bruder ausgeschlossen wird. Mein Mann war damals das Kind das beim TV ausgeschlossen wurde….es ist ein anderes thema und lange geschichte, Fakt ist aber, das macht was mit deinen Kindern. Ich wünsche dir alles alles Gute, halte die Ohren steif und gib nicht auf

  9. Ich muss sagen: Es gibt eben unterschiedliche Erziehungsstile. Ich halte Strafen nicht generell für „psychische Gewalt“. Aus meiner Sicht wird heute mit dem Gewaltbegriff ziemlich inflationär umgegangen.

    Wegnahme eines CD-Players oder mal ein Fernsehverbot finde ich persönlich jetzt nicht generell schlimm. Auch daran auf Noten zu achten ist erstmal nichts verwerflich. Natürlich sollten solche Sachen nicht Überhand nehmen und die Strafe nicht zum generellen modus operandi des Umgangs werden.

    Tatsächlich würde ich gerne einmal die andere Seite dazu hören. Die würden wahrscheinlich sagen, dass Du die Kinder „verwöhnst“ und zu „laissez-faire“ bist. Eventuell liegt die Wahrheit ja irgendwo in der Mitte?

    Vielleicht ist es sogar nicht einmal schlecht, wenn die Kinder verschiedene Welten kennenlernen? Die eine Welt ist eben ein Bisschen strenger als die andere.

    Ich denke, dass Du es Deinen Kindern mit einem negativen Framing nicht unbedingt leichter machst.

    Am Ende haben Kinder aber natürlich auch ein Mitspracherecht, was ihre Unterbringung und Betreuung betrifft. Wenn die Kinder also gar nicht mehr dorthin wollen, würde ich versuchen im Interesse der Kinder vor Gericht das alleinige Sorgerecht zu erstreiten.

  10. Hier hilft leider nur der Arbeitsrecht, anstrengende Weg. Offiziell bei Polizei Anzeigen aufnehmen lassen. Sichtbare Spuren dokumentieren, alles selbst schriftlich festhalten mit Daten und beteiligten Personen. Einen Anwalt einschalten. Und beim Jugendamt einen anderen Sachbearbeiter anfordern, das geht. Bitte nicht nur daneben stehen, Du bist die einzige Mutter die Deine Kinder schützen kann und muss. Das ist aber anstrengend und zeitraubend, von allein in den Schoß fällt das nicht.

  11. Vllt könnte man beantragen, den Wechselmodell zu ändern, dh nicht mehr wöchentlich, sondern mehr zb 70 % bei dir, und 30 % eben bei Vater? Die Kinder dürfen sich auch mitreden, auch wenn sie unter 14 sind (ewrst ab 14 dürfen sie sich entscheiden, bei wem sie sien wollen.

  12. Hallo,

    als ich das gelesen habe, war ich sehr gerührt und wütend.
    Was sollen die Kinder lernen? Angst oder wie es sich anfühlt ausgeschlossen zu werden?

    Ich würde zum letzten Mal mich beim Jugendamt vorstellen und alles erklären.
    Wenn wieder so eine Aussage kommt, dass Leben sei kein Ponyhof, dann offen
    sagen, dass ich dagegen gerichtlich vorgehen werde!

    Diesen Schritt auch gehen.

    Von Mama zu Mama wünsche ich Dir viel Kraft, Geduld und viel Unterstützung von den Menschen in deinem Umfeld.

    Drücke dich fest. Es wird und muss gut gehen. Für dich und deine Kinder.

    Liebe Grüße

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