Unterhalt nach Trennung: Ich verzichte bewusst auf Geld

Unterhalt

Foto: Pixabay

Ihr Lieben, wenn es um das Thema Unterhalt geht, wird es oft emotional. Häufig lesen wir Berichte über Väter, die nicht oder zu wenig zahlen – oder Väter berichten, dass sie sich von ihrer Ex-Partnerin ausgenutzt fühlen. Bei Svenja läuft das seit der Trennung sehr harmonisch, obwohl sie weniger Unterhalt bekommt, als ihr zusteht. Wir haben mit ihr darüber gesprochen.

Liebe Svenja, du bist mit dem Vater deiner Kinder nicht mehr zusammen. Wie lange wart ihr ein Paar und seit wann und warum seid ihr nicht mehr zusammen?

Wir waren fast 18 Jahre zusammen, davon fünf verheiratet. Ich bin letztes Jahr im November mit den beiden Kindern (11 und 4) aus unserer gemeinsamen Wohnung in Hamburg ausgezogen und zurück in die Heimat in der Nähe von Hannover gezogen. 

Wir haben uns über die Jahre hinweg verloren, auch irgendwie den Respekt füreinander. Das war ein schleichender Prozess. Ich bin psychisch krank und das hat das Ganze natürlich noch schwieriger gemacht. Wir hatten nie Entlastung, weil unsere Familien nicht um die Ecke wohnen. So waren wir immer auf uns alleine gestellt und haben darüber uns selbst und unsere Paarbeziehung vernachlässigt.

Ich konnte dann nicht mehr so weitermachen. Ich war nur noch wütend und musste mich hinter einer Maske verstecken, die Stück für Stück zerbrach. Es war das Beste für uns und auch für die Kinder, hier dann einen Schlussstrich zu ziehen.

Erzählt mal, wie ihr vor der Trennung gelebt habt.

Wir haben zur Miete in einer 4-Zimmer-Wohnung in Hamburg mit Balkon gewohnt. Der Papa arbeitet Vollzeit im 3-Schicht System und ich arbeitete damals in Teilzeit von 9 bis 14 Uhr. 

Die Care Arbeit haben wir gemeinsam übernommen und das hat wirklich gut geklappt. Es ging ziemlich reibungslos, jeder hat das gemacht, was gerade so anstand. Wenn er zum Beispiel aus der Nachtschicht kam, hat er die Kinder fertig gemacht und den Kleinen in die Kita begleitet – so konnte ich noch 30 min länger im Bett bleiben. Anders herum habe ich Aufgaben übernommen, wenn ich gemerkt habe, dass er zu müde von der Schicht war.

Wie lebt ihr heute? Wie engagiert ist der Vater?

Jetzt leben wir knapp 180 Kilometer auseinander. Ich wohne mit den Jungs zur Miete einem Haus mit Garten in der Nähe meiner Eltern. Der Papa wohnt weiterhin in Hamburg. Ich habe auf 32 Stunden/Woche aufgestockt und arbeite überwiegend aus dem Homeoffice. 

Der Papa darf und kann seine Kids jederzeit sehen. Und der Große setzt sich hin und wieder auch in den ICE und fährt allein zum Papa. Wir arrangieren uns für die Kinder. Nur, weil wir als Paar es nicht geschafft haben, sind wir trotzdem noch eine Familie. 

Wie würdest du euer Verhältnis beschreiben? 

Wir haben mittlerweile ein gutes Verhältnis. Er ist ein toller Mann und ein wunderbarer Vater und das schätze ich so sehr an ihm. Wir arbeiten an uns, vor allem an unserer Kommunikation miteinander. Klar gibt es manchmal Reibungspunkte, aber so eine Trennung und die Neuaufstellung braucht eben Zeit und viel guten Willen.

Was würde dir an Unterhalt zustehen und was bekommst du aktuell?

Den Kindern würden mit Abzug des Kindergeldes 737 Euro zustehen. Wir haben uns auf 700 Euro geeinigt. Wenn es bei ihm mal finanziell eng war oder die Kinder länger in den Ferien bei ihm waren, habe ich auch noch weniger bekommen. Das war dann vorab so abgesprochen und für mich ok. Anders herum hat er aber auch schon mal mehr bezahlt, wenn es nötig war. Ich sehe es als Geben und Nehmen an. 2024 wird der Unterhalt erhöht und da würden uns 780 Euro zustehen, wir haben uns nun auf 740 Euro geeinigt.

Warum bestehst du bewusst nicht auf den vollen Betrag? 

Als Alleinerziehende beziehe ich BuT (Bildung und Teilhabe) Leistungen, da sind sowas wie Klassenfahrten, Ausflüge, Essen in der Schule und Kita schon mit abgedeckt. Von daher halten wir die Höhe seines Unterhaltes relativ flexibel, so wie es eben passt.

Es bringt mir ja nichts, wenn er den vollen Unterhalt zahlt, aber dann kein Geld mehr hat für ein Zugticket, um die Kinder zu sehen. Außerdem finde ich, dass wir beide arbeiten und wir beide von unserem Geld auch einfach leben sollen und können.

Welchen Tipp kannst du Paaren in ähnlichen Situationen geben?

Einen richtigen Tipp habe ich nicht. Ich sehe nur, dass das Thema Unterhalt natürlich oft extrem belastet ist. Dieses Thema kann nur funktionieren, wenn beide wollen, dass es funktioniert. Es bringt nichts, wenn nur ein Elternteil eine Brücke bauen möchte, der andere aber sie zerstört. 

Ich möchte Mut machen, dass es auch funktionieren kann, wenn der Unterhalt nicht ganz starr geregelt ist. Ich werde dafür auch öfter angefeindet, aber es ist unser Weg und für uns fühlt es sich gut an.

Man muss sich auch immer wieder mal bewusst machen, dass man sich doch auch mal geliebt hat, ein Team war und dass der Unterhalt für die gemeinsamen Kinder ist. Also für das Wichtigste, was man gemeinsam erschaffen hat.

5bae24edb771431f91e45911ac33b8f0

Du magst vielleicht auch


14 comments

  1. Dieser Automatismus “ ich bin alleinerziehend DESHALB bekomme ich Teilhabeleistungen“. Nein eben nicht deshalb sondern weil du nicht voll arbeiten gehst! Das machen aber eben nicht ALLE Alleinerziehenden, die meisten arbeiten selbst für ihren Lebensunterhalt und den der Kinder!

  2. PS. Und warum muss es dann unbedingt ein Haus sein? Da braucht es eine Wohnung die man vom Teilzeitjob auch finanzieren kann. Ich muss doch vorher durchkalkulieren was geht besonders wenn man nicht voll arbeiten gehen will.

  3. Also sie verzichtet ja nicht wirklich, lächerliche 40€, wenn der Vater nicht sogar noch drauflegen muss und mehr zahlt? Und ich bin alleinerziehend und arbeite 35h und brauche keine Teilhabe, ich finanziere/ erarbeite unser Leben selbst! ( der Unterhalt vom Vater geht aufs Sparkonto davon rühre ich garnichts an) Verzicht wäre für mich mindestens halbe/ halbe da die Kinder ja auch bei ihm sind und die Zugfahrt offenbar auch vom Vater allein (?) bezahlt wird.

  4. Ich bin etwas überrascht. Der Titel suggeriert, dass die Mama auf Geld verzichtet und am Ende sind es statt 780 € aber 740 € Unterhalt. Die 40 € finde ich als Aufhänger des Artikels ungeeignet, zumal der Vater auch manchmal mehr zahlt, wie sie sagt.

  5. ich verzichte aber sie doch nicht. ich bekomme zur Zeit die Höhe des Unterhaltsvorschusses vom Vater gezahlt. ab nächsten Jahr weniger quasi ca. 100 Euro weniger wie der Vorschuss wäre. wir hatten sooft Streit wegen Geld, ich bettle nicht. eine Beistandschaft wollte ich, brachteaber nur Ärger seitens des Vaters. nun holt er sie mittlerweile jedes zweite WE.bzw. ich bringe sie hin, er sie heim. bei uns auch reibungslos.ich verzichte auf das Geld, weil es Frieden schafft. er möchte auch mit der neuen Freundin leben. ich finde auch tatsächlich sind die Sätze zu hoch. wir kommen gut klar, die Kinder haben Hobbies, beide ihr Zimmer usw. also immer auf die volle Höhe bestehen, kann wirklich Spannungen machen und die Kinder haben davon nichts. meine Nerven übrigens auch nicht, die bezahlt mir auch keiner.
    also ab nächstem Jahr sind es dann nun ca. 400 Euro jeden Monat weniger als mindestunterhalt, 37 oder 40 Euro sind doch kein Verzicht .

  6. Unterhalt ist sicher wichtig und ja, Kinder kosten Geld. Aber ich bin doch sehr erstaunt, dass hier der Verzicht durch die Mutter so hervorgehoben wird, weil ich doch irgendwie den Eindruck habe, dass der Vater verzichtet, auf Zeit mit den Kindern und einen Großteil seines Einkommens. Nehme ich an, dass beide Eltern ähnlich verdienen, so kommt die Mutter auf x+Unterhalt+Kindergeld (bei x=2000netto sind das etwa 3200€) und der Vater auf x-700 (bei gleichen Gehalt sind das 1300€).. und auch wenn die Kinder nicht bei ihm wohnen, so will er ihnen sicher etwas bieten, wenn sie bei ihm sind. Ich hatte auf einen Artikel gehofft, in dem dargelegt wird, dass man sich als Eltern darüber ausgetauscht hat welche Kosten für die Kinder in beiden Haushalten tatsächlich anfallen und die Unterhaltszahlungen darauf aufbauen. Ich habe nach der Trennung den Mindestunterhalt von 150€ und das Kindergeld bekommen.. damit hatte ich etwa 400€ pro Monat für mein Kind zusätzlich zu meinem Eigenanteil und das kam mir schon viel vor. Geht man davon aus, dass die Mutter hier einen vergleichbaren Anteil dazu gibt stehen für beide Kinder pro Monat insgesamt etwa 2000€ zur Verfügung.. sind Kinder wirklich sooo teuer?

  7. Ich bin nicht alleinerziehend, deswegen ist vieles für mich bestimmt nicht vorstellbar, vor allem, was viele Alleinerziehende wuppen, finanziell und überhaupt. Aber mich hat der Titel des Artikels nach dem Lesen nicht getriggert. Wie sich eure Beziehung entwickelt hat, klingt sehr aus dem Leben gegriffen und es ist sehr nachvollziehbar, sich dann zu trennen. Gemeinsam so an einem Strang zu ziehen trotzdem weiterhin als Eltern finde ich sehr erstrebenswert, sowohl in Bezug auf finanzielle Fairness als auch sonst. Dazu gehören dann ja immer zwei und es ist ein Glück, wenn es so klappt. Ich wünsche euch als Eltern mit ‚eurem Weg‘ alles Gute. Und Hut ab für 32h arbeiten mit 2 Kids, Haus und Co. Du leistest viel.

  8. Ich glaube der Knackpunkt bei diesem Thema ist die Kommunikation. Es ist einfach nicht die Regel, dass alles locker flockig und entspannt und kooperativ nach der Trennung abläuft. Außerdem geht es um die empfundene Gerechtigkeit: kriegen beide das, was ihnen zusteht, bringen sich beide für die Kinder irgendwie ein? Es ist schön zu lesen, dass es im dargestellten Fall funktioniert, aber mit meiner Realität hat das wenig gemeinsam.

  9. Moin,
    mein Rat an die Mütter, DENKT an EURE RENTE!
    Nur fünf Jahre verheiratet, dann gibt es auch nur für die fünf Jahre Rentenpunkte bei der Rente. Halbtags arbeiten bringt natürlich auch etwas für später in die Rentenkasse, aber nicht wirklich viel.
    Besser wäre es gewesen beim ersten Kind gleich zu heiraten, bzw. sich nicht scheiden zu lassen, sondern getrennt leben.
    Steuervorteile usw. 2. Wohnsitz ist steuerlich absetzbar.
    Jetzt ist es eh zu spät.
    Hilfe hätte viel eher einsetzen müssen, durch Familie oder Eheberatung.
    Die Kinder haben doch sicher auch Großeltern? Paten? Onkel Tanten?
    Jetzt hat jeder Steuerklasse 1 und darf zahlen .
    Statt zum Scheidungsanwalt zu rennen, wäre der Gang zum Steuerberater wichtiger gewesen.
    Ich bin Rentner habe voll und teilzeit gearbeitet und war 17 Jahre verheiratet und meine Rente ist unter 1000,- euro.
    Wahrscheinlich gibt es in zehn Jahren keine armen Rentner mehr, sondern alle bekommen Bürgergeld.
    Heutzutage kann ich eigentlich nur jeder Familie empfehlen , sich selbst um ihre Kinder zu kümmern und Bürgergeld zu beantragen.
    Auf Geld zu verzichten muss niemand, und wenn es nur eh 40 Euro sind, ist es nicht der Rede wert.
    750,- Euro sind genau die Summe die jeder Steuerzahler von der Steuer für eine zu unterhaltende Person absetzen kann.
    Wenn die Mutter krank ist, sollte sie sich dringend behandeln lassen.
    „Ich bin psychisch krank und das hat das Ganze natürlich noch schwieriger gemacht.“
    Eine psychische Krankheit geht nicht von allein weg, und sollte dringend behandelt werden. Stationär oder ambulant.
    Das gilt natürlich auch für den Vater.
    Besser spät als Nie.
    Die Kinder lernen durch Nachahmung , ich glaube nicht das sie später mal eine Familie gründen, eher werden sie den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen.
    und die Eltern fragen sich nach dem Warum?
    So wiederholt sich das Muster Scheidung von einer Generation zur nächsten.

  10. Hä? Soll das jetzt Clickbait sein?
    Ich habe von meinem leiblichen Vater nie auch nur einen Cent erhalten und kann die Beweggründe meiner Mutrer nur sehr bedingt nachvollziehen. Deshalb war ich gespannt, wieso man als Mutter das seinem Kind antut. Aber die Frau tut ihrem Kind doch gar nichts an? Der Vater zahlt über 700(!!!)€ im Monat, das hat doch nichts mit Verzicht zu tun. 40€ im Monat weniger damit die Frau sich als Heilige sehen kann? Oder welchen Zweck hat es, „großzügig“ auf 40€ zu verzichten?

  11. Ich muss sagen, ich war jetzt auch extrem verwundert wegen diesen paar Euro. versteh ich nicht… aber schön das die Kommunikation so gut klappt bei euch

  12. Das war ein doch sehr nichtsagender Beitrag. 37€ weniger als ihr zusteht ist nicht wirklich im Rahmen von „ich verzichte auf Unterhalt und verhindere so den finanziellen Ruin des Kindsvaters“.

  13. Ich finde es toll das ihr euch so gut versteht aber es werden ja nicht mal auf 50€ verzichtet.Im Text steht das ihr ja arbeitet und auch was von dem Geld haben wollt was ihr verdient,bei so wenig Verzicht von 1x 37€ und jetzt dann 40€ ist ja nicht mal ne Tankfüllung drin.Oder ein Kinobesuch für 2…Auf was für Unterhalt wird den da verzichtet? Und warum wirst du den angefeindet? Wegen den insges.80€ ab 2024? sry versteh ich nicht …ich habe Anfang der Trennung auf den UHV verzichtet da die Kinder 2-3x die Woche bei ihm waren und jedes 2tes WE …da wurde ich angefeindet hab aber auch weit über 500€ mtl.verzichtet

  14. So ein spannend klingendes Thema und dann das! Statt 780€ „nur“ 740€ bekommen? Das ist ja wirklich ein ungeheurer Verzicht. Nicht.
    Toll, dass ihr so gut als Familie kommuniziert und es bei euch gut klappt (Hut ab, ich weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist!), aber diese paar Euro sind echt keinen Artikel wert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert