Mein Leben mit Hartz IV – natürlich spüre ich jeden Tag Ausgrenzung

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Ihr Lieben, neulich haben wir auf unserer Facebook-Seite nach Familien gesucht, die von Armut betroffen sind. Daraufhin haben sich sehr sehr viele Frauen gemeldet – einige Geschichten werden wir in den nächsten Wochen erzählen. So auch die Geschichte von Marion. Wir danken ihr sehr für ihr Vertrauen und bitten alle Leser*innen darauf zu achten, wie sie hier kommentieren. Leben verlaufen unterschiedlich, nicht jeder hat immer gleich viel Kraft oder Unterstützung von außen. Ein „Dann soll sie halt arbeiten gehen“ ist da oft eine vorschnelle Reaktion, ohne die lange Lebensgeschichte zu kennen…

Liebe Marion, wer gehört alles zu deiner Familie?

Zu meiner Familie gehören 2 Kinder, meine Jungs sind 10 und 9. Wir haben noch einen Hund, 2 Kaninchen und einige Meerschweinchen. Wir leben in Hessen. 

Wie ist eure finanzielle Lage?

Wir leben seit 2 Jahren von ALG 2, Unterhalt, Kindergeld und dem Pflegegeld meines einen Sohnes (das Pflegegeld beziehen wir seit 1 Jahr ).

Mein Mann hat uns im Oktober 2019 plötzlich für eine andere Frau verlassen. Aber auch als er noch hier gelebt hat, war unsere finanzielle Situation immer angespannt. Momentan haben wir monatlich 2700 € zur Verfügung. Davon bezahle ich Miete, Internet, Telefon, Versicherungen, Strom. Nach Abzug der Fixkosten bleiben im Monat 900 € für Benzin, Lebensmittel, neue Kleidung, Schulsachen, Hobbys und und und.

Wie lebt ihr?

Wir wohnen zur Miete in einer Wohnung mit knapp 100 qm. Jedes Kind hat ein kleines eigenes Zimmer.

Stichwort Herbstferien: Wann wart ihr das letzte Mal im Urlaub? Und wenn ihr euch einen Traumurlaub aussuchen könntet: wie sähe der aus?

Zusammen im Urlaub waren wir das letzte Mail 2018, den Urlaub hatten meine Eltern bezahlt. Damals waren wir in Ostfriesland. Meine Kinder dürfen abwechselnd mit ihrer Tante, meiner Schwester, in den Urlaub. Gerade ist mein Großer mit ihr in Ostfriesland. Meine Schwester übernimmt dann alle Kosten, ich konnte ihm nur 30 Euro Taschengeld mitgeben.

Mein Traumurlaub? Ich würde einfach gerne wieder mal in ein Hotel, wo ich keine Betten machen muss und jemand für mich kocht.

In welchen Situationen merkst du eure finanzielle Lage besonders stark?

Wenn etwas kaputt geht – wie zum Beispiel die Waschmaschine. Wenn neue Winterreifen oder Bremsen für das Auto anstehen. Zum Quartalsanfang, wenn mehr Zahlungen zu leisten sind. Die Monate Januar, April, Juli und Oktober sind sehr schlimm. Ich kriege es immer hin, aber es ist unglaublich belastend, die Rechnungen von links nach rechts zu schieben. Aktuell habe ich „nur“ 2000 € minus auf der Visakarte, alles andere ist bezahlt.

Das Schlimme ist, dass ich keinen finanziellen Puffer habe. Die Kinder wachsen und brauchen neue Winterklamotten und es frustriert mich, dass ich beim Kauf nicht danach auswählen kann, welche Klamotten nachhaltig und fair hergestellt sind – ich muss günstige Kleidung kaufen. Ich hab jetzt schon Angst, wenn die Jungs sich als Teeanger Markenklamotten wünschen….

Meine Kinder können nicht gut schwimmen, die Kurse kosten für jedes Kind 140 Euro, das kann ich nicht auf einmal bezahlen. Wir hier in Hessen bekommen nicht so viele ALG2 Vergünstigungen wie in manch anderen Bundesländern. Dennoch bin ich natürlich dankbar und froh für ALG 2 und ich höre schon die Stimmen „wenn sie ihre finanzielle Situation nicht mag, muß sie halt arbeiten gehen“ … Ich schäme mich ALG 2 Bezieher zu sein, das möchte ich hier einmal ganz klar sagen.

Wie macht ihr das, wenn besondere finanzielle Ausgaben anstehen? Jetzt ist ja auch bald Weihnachten…

Sparen ist für mich nicht möglich. Der Hartz4 Satz ist hart. Ich verstehe, dass das Beziehen von Hartz4 weh tun soll, damit man sich nicht darauf ausruht. Aber es ist einfach zu wenig!

Und jeder, der jetzt denkt, dass 2700 Euro doch viel Geld ist für 3 Personen – der soll einfach mal 1 Jahr lang davon leben. Da merkt man schnell, dass es nicht reicht. Hartz 4 als Übergang ist eine gute Sache und ausreichend, aber langfristig nicht machbar. Ich kann kaum gesunde Lebensmittel kaufen, weil 9 Tiefkühlpizzen billiger sind als 3 gesunde Essen für 3 Personen. Und dann sitzen einem noch die Menschen im Nacken, die sagen, dass dann eben der Hund weg muß oder die Kinder eben keine Hobbys haben können. Das sind sehr verletztende Aussagen. 

Bemerken die Kinder, dass ihr nicht so viel Geld habt? Wie geht es ihnen damit?

Sie merken es natürlich. Sie fragen, warum wir nicht so viele tolle Sachen machen wie andere. Ich kann nicht jedes Wochenende Ausflüge machen. Alleine die Benzinpreise ziehen mir den Boden unter den Füssen weg. Ich muß genau kalkulieren, wann ich wo hin mit dem Auto muß und wie ich das Benzin über den Monat einteile.

2020 war es alles etwas entspannter, weil das Benzin billiger war und die anderen Kinder auch alle nur zu Hause waren. Da kam kein Neid bei meinen Kindern auf.

2 x im Monat leiste ich uns Pizza vom Pizzaboten. Auch das ist eine Organisation, denn von 20,- € kann ich eigentlich viel anderes Essen kaufen. Aber wir setzen uns dann hin, schauen einen Marvel Film und sind als Familie ganz innig… mit unseren Pizzakartons auf den Beinen auf der Couch. Dann fühlt es sich kurz ganz normal an.

Bemerkst du Ausgrenzung?

Ja, bei uns im Ort und in der Gesellschaft allgemein. Mein älterer Sohn hat eine Lese-Restschreib-Schwäche und es kommen Sprüche wie „Naja, es sind halt doch meist Kinder aus sozialschwachen Familien, die Lernschwierigkeiten haben…“

Dazu möchte ich sagen: Wir sind nicht sozialschwach. Wir sind einkommensschwach. Wir sind sehr sozial. Und LRS hat damit auch herzlich wenig zu tun. Ich habe Abitur, eine super Ausbildung, ich habe jahrelang als Filialleitung gearbeitet. Und dann kommt das Leben, es gibt Schicksalsschläge und nun lebe ich leider von ALG 2. Ich merke täglich, wie die Leute auf mich herab schauen…

Wie gehst du mit diesem finanziellen Druck um?

Ich bin sehr gereizt, sehr emotional und gleichzeitig bekomme ich den Hintern nicht hoch. Ich fühle mich gefangen und sehe keinen Ausweg. Ich habe oft Kopfschmerzen. 

Was ist für dich Luxus?

Nicht jede Rechnung dreimal hin und her schieben zu müssen. Einfach den Alltag finanziell meistern können. Nicht überlegen zu müssen, ob ich mir den Tank für die Fahrt zum Kino UND die Kinokarten leisten kann.

Urlaub ist mir nicht so wichtig. Natürlich würde ich auch gerne mal in den Urlaub fahren, aber das ist für mich persönlich kein Luxus. Luxus ist es keine Existanzangst mehr haben zu müssen. Ich will nicht reich sein, es soll nur einfach mal reichen. Damit ich was zur Seite legen kann, damit wir im Sommer öfter ins Freibad gehen können.

Was wünscht du dir für eure Zukunft? 

Einen Job, damit ich aus der jetzigen Situation raus komme. Einen Job zu finden, der mit den Bedürfnissen meiner Kinder zu vereinbaren ist, ist aber schwierig. Aber es ist nicht unmöglich, also bleibe ich dran. Jede Absage zieht mich runter und doch mache ich weiter und bewerbe sich mich.

Ich will unbedingt weg vom Amt, denn glaubt mir, es ist nicht angenehm, sich da ständig „nackig“ zu machen. Ich schäme mich so dafür.

Klar, Kinder brauchen vor allem Geborgenheit und Liebe und die bekommen sie bei mir. Aber sie brauchen auch eine Mutter, die sich wohl fühlt und finanzielle Sicherheit ist nun mal auch sehr wichtig…

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42 comments

  1. Ich finde 2700 Euro ist nicht wenig an Einkommen. Wir gehen beide arbeiten und haben auch nicht viel mehr. Die Teilnehmerin bekommt durch das Amt Heizkissen etc. erstattet. Zudem kann man saisonales Obst Gemüse kaufen. Dies ist nicht so teuer. Ich finde sie sollte sich einen Job suchenund wenn es nur ein Nebenjob ist.

  2. Und was ich leider auch noch anfügen muss. Bei 4 Leuten genehmigt hier das Amt 90qm. Zu dritt dann 100 ist wohl echt Glück? Jeder könnte sich wohl über Geld beschweren, aber manchmal sollte man auch nochmal nachdenken. Wobei ich bei der Wohnungssituation sagen muss: das Amt müsste mit ziehen. Die Mieten werden teurer und es kann nicht sein das sich pauschal stur an eine Regel gehalten wird. Auf dem Land kostet es anders als in der Stadt. Wohnungen sind teilweise knapp. Dann manchmal minimal drüber als die Richtlinien. Muss man abschreiben.Das ist leider schwach. So dürfen Familien, die den Platz brauchen, sich weiter zusammenquetschen. Hauptsache man ist nicht 1qm oder 5 Euro drüber. Ich würde mir mehr Platz wünschen und ein Zimmer für meine Mädels wünschen. Aber weiter weg geht halt auch nicht. Das Umfeld ist gerade für unser bald Schulkind wichtig.

    1. zu den Rahmenbedingungen will ich mich nicht weiter äußern- darüber wurde hier schon genug geschrieben.

      du erwähnst, dass du Pflegegeld für deinen Sohn beziehst… ich möchte dich an dieser Stelle explizit auf das Corona-Urlaubsprogramm der Bundesregierung hinweisen… sofern bestimmte Voraussetzungen (GDB von 50%) vorliege, musst du dich dafür noch nicht einmal nackig“ machen, was die Einkommensverhältnisse angeht (https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/corona-pandemie/corona-auszeit-fuer-familien/corona-auszeit-urlaub-familien-185706).
      Abhängig vom Pflegeaufwand stehen dir auch ggf. weitere Unterstützungsmöglichkeiten von seiten der Krankenkasse zu (Verhinderungspflege, zusätzliche Betreuungsleistungen, GGf. Einzahlung in die REntenversicherung (langfristig interessant). diese Hilfen nehmen dir zwar nicht direkt die konkrete finanziell empfundene Last ab, aber möglicherweise verhilft ja eine Nutzung von stundenweiser Verhinderungspflege dazu, dass du selbst beruflich andere Möglichkeiten hast…

  3. Leider sehen wir nur eins und das wird extra noch angeschürt.
    Es wird jedes Jahr 1Miliarde
    Ausgeben,für Beamte,plus Bonus den sie haben.
    Das sie so mal 4,9 Erhöhung bekommen ist mal logisch.
    Jedes Bundesland hat spielt Raum in der Berechnung von Hartz IV.
    Viele wissen nicht, das man Strom teils mit bezahlen muss, wenn die Miete zu hoch ist muss man selber es aus gleichen.
    Reparaturen müssen selber bezahlt werden, Anschaffungen müssen selber bezahlen werden.
    Es gibt Menschen die zuhause pflegen und auf Stocken müssen.
    Es gibt Fälle, wo schwere Krankheiten vor Handen sind.
    Es wird Zeit das Politiker 12 Monate von Hartz IV leben und nicht extra Bonis erhalten.
    Lernen wie entwürdigent es ist.
    Negsten Jahr 3 Euro mehr ,Strom geht durch die Decke, und vieles mehr.
    Bitte schaut euch erstmal an,was Hartz IV bedeutet.
    Und nicht gleich meinen, das sie alles bekommen und o sooooo super leben.

  4. Ich kann es nur teilweise nachvollziehen wir sind eine 4 Köpfige Familie meine Frau geht teilzeit arbeiten ich vollzeit in konti Schicht. Wir haben netto Lohn 3200 Euro und müssen noch kitagebühren schulbetreuungsgeld bezahlen und ich alleine brauch schon fast nur 300 Euro spritgeld um zur Arbeit zu fahren. Wenn ich die ganzen kostet abziehen die das Arbeitsamt übernimmt würde ich glaube ich finanziell besser da stehen als arbeitsloser. Urlaub mit den kids im hotel können wir auch nur von träumen obwohl wir arbeiten und Rechnungen werden auch hin und geschoben. Bis sie bezahlt werden und dann hört man nur noch sorgt selbst fürs Alter vor wo von wenn alles so teuer ist das es troz arbeiten gerade so reicht!!!!

  5. Also um ehrlich zu sein, bin ich mit der journalistischen Arbeit bei diesem Artikel nicht zufrieden.
    Wo bleibt die Einordung, das kritische Hinterfragen? Meiner Ansicht nach ist es nicht damit getan, die Leser*innen aufzufordern, auf ihre Kommentare zu achten, wobei das natürlich immer ein sinnvoller Hinweis ist.
    Aber jemanden erzählen zu lassen, dass er mit einem Nettoeinkommen von 2700 € usw. arm und von Ausgrenzung bedroht ist, nur gefühlig nach dem Traumurlaub zu fragen und die gesellschaftliche Realität komplett aus den Augen zu lassen, dient nicht dem Verständnis für die schwierige Lage von armen Familien und lagert die Verantwortung zur Einordnung des Ganzen an die Leser*innen aus.
    Ich habe beruflich immer auch mit armen Familien zu tun gehabt und weiß aus dieser Anschauung, wie hart das Leben mit wenig Geld und ständigen Ämtergängen ist, wie die Zuzahlung zur Klassenkasse am Schuljahresanfang Krisen auslöst usw., aber wenn man hier liest, ob die Fahrt im eigenen PKW zum Kino oder die Kinokarten gezahlt werden können, man ja nur zweimal im Monat Pizza bestellen kann usw.und dann an anderer Stelle von Ausgrenzung spricht, komme ich ins Grübeln. Diese Art der Problematik stellt sich in den mir bekannten armen Familien nicht.
    Nun will ich die Belastungssituation der Interviewten nicht bestreiten, aber von Journalistinnen hätte ich mir andere Fragen, andere zusätzliche Hintergründe und eine andere Bearbeitung dieses Themas gewünscht.

      1. Zweimal im Monat Pizza bestellen und Kino. Wow. Echt schick. Ich muss sagen, alleine den Gedanken an Kino muss ich mir verkneifen.

        Ich habe einen kleinen Nebenjob, der mit Glück bald eine Ausstiegsmöglichkeit schafft.

        Einen Nebenjob findet man eigentlich Recht schnell. Sei es „nur“ putzen. Und das kann man dann auch so legen, dass der Job während der Schulzeit läuft. Zack mit den Bedürfnissen der Kinder vereinbart.

        Klar ziehen absagen runter. Alles durch. Aber sagen man macht weiter, und wirklich weiter machen, sind zwei Paar Schuhe.

        Ich finde auch, die Kinder sind in einem Alter, in dem man mit ihnen reden kann. Sie verstehen die schwierige Situation sicher. Und ein Marvel Film macht auch mit einer TK Pizza Spaß.

        Prioritäten verschieben. Und wirklich machen, nicht nur sagen. Dann regelt sich auch alles wieder. Evtl nur langsam. Aber auch langsam kommt man voran.

    1. Hallo ihr Lieben ich wünschte das wäre bei mir auch 2700 Euro ich bin allein erziehende und erwarte mein zweites Kind ich kriege knapp 1000 Euro und wenn ich alles bezahle bleibt bei mir Grad mal 200 Euro für 2 Wochen die letzten 2 Wochen überleben wir mit Kindergeld von 200 Euro davon kann man sich grade noch so Lebensmittel leisten Klamotten kann ich nur holen wenn ich gespart habe für paar Monate was auch extrem schwer ist im Urlaub war ich selbst noch nie in meinem Leben und ich bin 26 auch als ich bei dem Eltern gelebt habe war das nie ein Thema irgendwohin zu reisen denn von 400 Euro monatlich kann man nicht leben es ist extrem schwer mit dem auszukommen was man bekommt und es tut auch jeden Tag weh auf die Finanzierung zu achten manche haben es schwerer als andere auch wenn man sich bemüht kriegt man das von überall zu spüren.

  6. Also ich bin alleinerziehend und habe drei Kinder, zwei Hunde und habe auch 2700€ zur Verfügung. Wir zahlen ab Januar knapp 950 Euro Miete. Wir haben ein Auto, einer meiner Hunde ist krank und benötigt Tabletten, eine Packung kostet 200€. Der größere von beiden frisst 1,5 15Kg-Säcke im Monat. Ich habe immer einen größeren Vorrat an Lebensmitteln zu Hause, auch vor Corona und den Hamstern habe ich mich immer um gute Vorratshaltung bemüht, das spart auch mehr als man denkt.
    Meine Kinder sind immer ordentlich angezogen, alle haben ausreichend Spielsachen und Bücher. Ich koche normal und gesund, es gibt jeden Tag Obst. Oft backe ich mein Brot selbst.
    Ich zahle neben den normalen Lebenshaltungskosten jeden Monat 350 Euro Schulden zurück und wir fliegen jedes zweite Jahr in den Sommerferien 4 Wochen in den Urlaub. Zwischendurch fahren wir auch mal ein paar Tage raus und machen Ausflüge.
    Man kann mit diesem Geld sehr sehr gut leben und auskommen, man muss sich nur Gedanken machen, wie man es macht. Preise im Supermarkt vergleichen und Angebote kaufen. Bei Kleidung lieber weniger und gut kaufen. Die Pizza kann man für weniger als die Hälfte selber machen, allein da lässt sich ordentlich Geld einsparen.

    Ich muss ehrlich sagen, ich kann nicht verstehen, dass man sich beschwert, wenn es einem so gut geht. Hier gibt es Leute, die mit 75 Jahren den ganzen Tag herum fahren und Flaschen sammeln…
    Das Problem der Dame ist nicht zu wenig Geld, sondern das Unvermögen, dieses richtig einzuteilen.

  7. Hmm. Ich finde den Artikel schwierig, vielleicht sollten noch mehr Hintergründe gegeben werden. 2700€ netto ist in etwa das, was ich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni nach Tarifvertrag in Vollzeit bekomme. Ich hielt das bislang für ein gutes Einkommen. Bei einer 100qm Wohnung von nur kleinen Zimmern für die Jungs zu sprechen finde ich auch irgendwie merkwürdig.Wo sind denn die ganzen Quadratmeter? Die werden doch wohl mindestens 10 bis 12 Quadratmeter haben? Das ist zwar nicht riesig, aber für mein Empfinden ausreichend. Größer waren meine Kinderzimmer auch nicht.

    1. Ich muss da jetzt auch mal böse sein. Ohne die Miete zu kennen oder so sonstige Umstände: ich bin mit viel weniger Lebensstandard aufgewachsen. Phasenweise hatten wir gar kein Auto. Von Markensachen oder Essen bestellen waren wir ganz weit weg. Jedes Kind ein eigenes Zimmer – sorry, das würde ich wirklich nicht als arm bezeichnen.

      Die gesellschaftliche Ausgrenzung ist natürlich etwas anderes, dass das belastend ist, glaube ich sofort.

  8. Hallo zusammen,
    als erstes möchte ich Marion meinen Respekt zollen, dass du das Thema SGB ll so offen beschreibst!!! Es ist nicht einfach dazu zu stehen und die Reaktionen dazu sind (leider) häufig äußerst herabsetzend und für mich nicht zu rechtfertigen!
    SGB ll kann jeden treffen! Das sollten man im Hinterkopf behalten! Ebenso, dass ein Großteil der Bezieher/innen Alleinerziehende und psychisch/physisch chronisch Erkrankte sind, sowie Aufstocker!
    Und bei kaputten Waschmaschinen (Beispiel) gibt es eine Pauschale, die mit verdammt viel Glück eine “Billigmaschine“ abdeckt!
    SGB ll heißt, dass man alles offen legen muss, was ich zum größten Teil nachvollziehen kann, um Betrug zu vermeiden!
    Und das Kindergeld wird als Einkommen abgezogen, ebenso Unterhalt!
    Wenn man z.B. einen 450€-Job hat, darf man in unserer Region 100 € komplett behalten und von der Restsumme 20%!
    Ich möchte nochmal darauf eingehen, dass SGB ll-Bezieher/innen in unserer Gesellschaft zum größten Teil aus Menschen besteht, die meistens, vom Schicksal ziemlich gebeutelt wurden und ohne Bezug vor dem kompletten nichts ständen!!! Was wäre denn “besser“? Soll die Familie lieber auf der Straße leben, nur weil sie sich mal “erdreisten“ eine Pizza zu bestellen?
    Und da geht so einigen Personen die komplette Moral “flöten“, nur weil andere “Harz 4“ beziehen? Da wird (für mich äußerst missgünstig) centgenau vorgerechnet, was wieviel kosten könnte, oder kostet?
    Ein Bekannter meinerseits war selbstständig und durch die Pandemie urplötzlich ohne Aufträge! Selbstständige bekommen dann aber kein Arbeitslosengeld, sondern rutschen direkt ins SGB ll! Ist er plötzlich ein wertloser Gegenstand deswegen, oder doch ein Mensch, der Pech hatte?
    Und, was Marion angeht. 2700 € hören sich viel an, aber man muss daran denken, dass in unterschiedliche Regionen unterschiedliche Berechnungen zugrunde liegen! Die Mietkostenübernahme/-preise pro Quadratmeter, z. B. variieren stark!
    Hinzu hat sie noch Kinder! Dürfen die wegen SGB ll urplötzlich keine Bedürfnisse mehr haben? Oder Marion?
    Die allermeisten Bezieher von SGB ll würden arbeiten gehen, wenn sie könnten! Glauben sie mir das!!!

  9. Ich finde es schade, dass kaum etwas über den beruflichen Hintergrund geschrieben wird, also warum Marion nicht arbeiten geht, trotz guter Ausbildung und schon relativ grossen Kindern. Ich finde, man kann nicht den Anspruch haben, ohne arbeiten zu gehen genauso gut zu leben wie Leute, die eben ausser dem Alltag und Kindern auch noch die Berufstätigkeit wuppen müssen. Und viele Geringverdiener haben Mühe, auf so eine Summe im Monat zu kommen. Sie schreibt auch, dass es“langfristig“ nicht geht aber sorry, für langfristig ist es auch nicht gedacht.Man sollte auch bedenken, dass zusätzlich zu dem Regelsatz und den Mietkosten auch viele weitere Posten vom Amt übernommen werden, grad für Kinder, für die auch Geringverdiener selbst zahlen müssen: Schulbücher, Wandertage und Klassenfahrten.

  10. 2700€ für drei Personen ist genug Geld. Damit ist man nicht arm. Der durchschnittliche Nettoverdienst liegt bei 2000€ (gefunden auf Deutschlandinhalten.de). Offensichtlich hat der Mann früher deutlich mehr verdient. Natürlich ist so ein sozialer „Absturz“ hart und nicht jeder kocht gerne. Aber von Armut zu sprechen wenn andere Menschen die nur von Harz 4 leben und nicht noch Unterhalt und Familienunterstützung dazu haben deutlich weniger im Monat haben ist ganz schön vermessen.

  11. Ich wollte noch auf die Bildungs- und Teilhabeleistungen verweisen. 15 Euro/Monat für Kurse und Mitgliedsbeiträge. Sollte das noch nicht voll ausgeschöpft sein, können auch mehrere Sachen davon finanziert werden.

    1. Ja, genau das ging mir auch durch den Kopf und für 15€/ monatlich kann man locker die Mitgliedschaft im Schwimmverein finanzieren zumindest hier in Leipzig. Ich glaube mit dem Leipzig- Pass, den man bei Hartz IV bekommt, wäre es noch günstiger. Auch der Fußballverein (nicht RB) kostet hier weniger als 15€/ monatlich. Und gerade wegen der Sorge mit dem Schwimmen würde ich den Weg über die Stadt bzw. zu den Schwimmvereinen suchen, da werden bei uns gerade in allen Ferien kostenlose Kurse der Vereine zur Verbesserung der Schwimmfähigkeit der Kinder aller Klassenstufen angeboten. Ansonsten zum Thema Urlaub, vielleicht wäre ein Wohnungstausch mit Freunden/ Familienmitgliedern aus anderen Gegenden auch eine Möglichkeit. Und wie auch schon jemand erwähnt hat, unbedingt die Angebote der örtlichen Bibliotheken nutzen, da geht bei uns das Angebot weit über Bücher hinaus. Ansonsten wünsche ich weiterhin viel Kraft und viel Erfolg bei der Jobsuche und natürlich für den Alltag! Alleine mit 2 Jungs das ist schon ne Hausnummer!!!

    2. Die Sache mit Hartz 4 ist nicht nur das minimale Geld, das einem ständig den Mangel und Sorgen bereitet. Ist man einmal so weit unten, wird man gerade von den Arbeitgebern schief angesehen, bei denen man sich vorstellt. Und hat man endlich eine Stelle, wissen diese, daß sie dich bei Lohnverhandlung über den Tisch ziehen können. Nicht nur das, auch mit unbezahlten Überstunden und Schikanen wissen die Arbeitgeber um ihre Macht und nutzen einen aus, weil sie wissen, dass sie es speziell mit Hartz 4 Leuten machen können. Und: je länger man Hartz 4 Empfänger ist, desto schwieriger wird es einen Job zu bekommen. Ich rede aus eigener Erfahrung. Das Selbstbewusstsein bleibt auf der Strecke. Letztlich ist nicht die materielle Notsituation sondern das dadurch verursachte Mangelbewusstsein die Krux. Übrigens gibt es für alles und jedes einen Verein und Hilfe, aber speziell für alleinerziehende Frauen rein gar nichts

    3. Ich will auch nicht böse klingen. Aber wir sind 4 Personen. Mein Partner, meine zwei Kinder und ich.Wir leben nicht mal auf 60 qm. Und was fast noch das traurigte ist, wenn ich den Artikel so lese, wir haben knapp 1000 Euro weniger. Und dann lese ich das hier und denke „shit was sind wir dann, wenn das Einkommensschwach ist?“ Wir waren 2016 mal im Urlaub. Warum? Wegen meiner Eltern. Wir wissen wie es ist vom Amt zu leben, ebenso wie schwer es ist, wieder einen Anfang zu finden. Aber tut mir leid, mit knapp 1000 Euro mehr und einer Person weniger, wird man so doch besser klar kommen. Bei einem Job muss man glaube Glück haben, so viel zu bekommen. Tut mir leid, weil das ausgrenzen verstehe ich. Und schwach Geld zu sein, heißt natürlich nicht Sozial schwach zu sein. Das wird gerne verwechselt.

    1. Also ich bin alleinerziehend und habe drei Kinder, zwei Hunde und habe auch 2700€ zur Verfügung. Wir zahlen ab Januar knapp 950 Euro Miete. Wir haben ein Auto, einer meiner Hunde ist krank und benötigt Tabletten, eine Packung kostet 200€. Der größere von beiden frisst 1,5 15Kg-Säcke im Monat. Ich habe immer einen größeren Vorrat an Lebensmitteln zu Hause, auch vor Corona und den Hamstern habe ich mich immer um gute Vorratshaltung bemüht, das spart auch mehr als man denkt.
      Meine Kinder sind immer ordentlich angezogen, alle haben ausreichend Spielsachen und Bücher. Ich koche normal und gesund, es gibt jeden Tag Obst. Oft backe ich mein Brot selbst.
      Ich zahle neben den normalen Lebenshaltungskosten jeden Monat 350 Euro Schulden zurück und wir fliegen jedes zweite Jahr in den Sommerferien 4 Wochen in den Urlaub. Zwischendurch fahren wir auch mal ein paar Tage raus und machen Ausflüge.
      Man kann mit diesem Geld sehr sehr gut leben und auskommen, man muss sich nur Gedanken machen, wie man es macht. Preise im Supermarkt vergleichen und Angebote kaufen. Bei Kleidung lieber weniger und gut kaufen. Die Pizza kann man für weniger als die Hälfte selber machen, allein da lässt sich ordentlich Geld einsparen.

      Ich muss ehrlich sagen, ich kann nicht verstehen, dass man sich beschwert, wenn es einem so gut geht. Hier gibt es Leute, die mit 75 Jahren den ganzen Tag herum fahren und Flaschen sammeln…
      Das Problem der Dame ist nicht zu wenig Geld, sondern das Unvermögen, dieses richtig einzuteilen.

      1. Ich bin tatsächlich einigermaßen schockiert von dem Artikel.
        2700€ sind verdammt viel Geld und einiges entfernt von der Armutsgrenze!

        Ich möchte nicht tauschen, denn von Ämtern abhängig zu sein ist fies und dieses Gefühl der Scham ist schrecklich! Insgesamt lese ich aber zwischen den Zeilen eine hohe Anspruchshaltung heraus.

        Ich finde es sehr wichtig und existentiell, dass es eine Grundsicherung in Dt. gibt, aber sich im Rahmen dieser mehrere Tiere und ein Auto sowie eine 100qm² Wohnung leisten zu können,ist einfach purer Luxus. In diesem Fall sollte die Empfängerin rundheraus dankbar und demütig sein.

        Andere Leute müssen dafür hart arbeiten, um an dieses Geld zu kommen und haben dafür sehr wenig Zeit für ihre Kinder.

  12. Warum ist man mit drei Leuten und 2700€/Monat einkommensschwach? Wir sind und haben genauso viel, leben in einer tollen Wohnung mitten in der Großstadt (1000€ warm und natürlich nicht so groß), haben Hobbys, Urlaub einmal im Jahr (übers Wochenende zusätzlich ofter mal), können Schulgebühren und Bioeinkäufe (inkl. SoLawi) bezahlen.
    Klar kaufen wir Kleidung auch überwiegend gebraucht, flicken statt gleich wegzuwerfen und gehen lieber regelmäßig zur Bücherei statt selbst Bücher zu besitzen, aber wir fühlen uns sehr wohl.

    1. Hallo Ilka,
      hast du da wirklich alles reingerechnet? Rücklagen für Versicherungen, Auto (falls vorhanden), GEZ, Geschenke, Beiträge für Hobbies etc. (?) Hört sich erstmal ok an, aber wenn man mal ganz genau alles auflistet, kommt da schon ein Sümmchen zusammen.

  13. Ich finde 2700€ für drei Personen nicht wenig. 900 € für tanken, essen usw sind auch nicht wenig? Das sind pro Woche 225€… Ich habe in etwa dieselbe Summe für uns, und Urlaub machen wir trotzdem jedes Jahr. Ich empfinde mich als nicht arm, und ich bin etwas irritiert, dass ein derart guter Betrag von 2700 netto als „arm“ bezeichnet wird?

  14. mein mann arbeitet vollzeit, ich nach fünf jahren elternzeit teilzeit. wir hatten auch vor den kindern zusammen genauso viel geld wie mein schwager alleine als handwerker verdient hat. ich kaufe die sachen, auch spiele ‚, für die kinder fast ausschließlich nur gebraucht, nur schuhe neu. klar, wenn sie größer werden wollen sie explizit nur neues aber vielleicht findet sich da ja ein kompromiss. und das meiste geld geben wir für essen aus, und das für bestelltes, fertiggerichte ( pizza usw!m) und hello fresh. in urlaub fahren wir nur einmal und das immer in ferien wohnung oder ferienhaus, klar ist das kein hotel, aber da gibt es auch günstige angebote. ansonsten finde ich die wohnung die ihr habt echt groß! so groß war unsere wohnung als meine mutter alleinerziehend vollzeit arbeitend war ,nicht, und sie musste auch an allen enden sparen.
    also so sehr unterschiedlich hört sich das nicht an.

  15. Hallo,

    ich kaufe Sachen für die Kinder auch fast nur noch gebraucht.Und es gibt wirklich schöne Sachen z.T. neuwertig. Oft findet man private Angebote in der eigenen Stadt zum Abholen oder in näherer Umgebung, so dass hier Versandkosten gespart werden können.
    Und die Sachen die nicht mehr passen können über solche Portale wie oben genannt auch gut wieder verkauft werden (da kommen dann immer mal noch ein paar Euro rein, sind kleine Beträge aber immerhin).
    Ich wünsche der Mama und ihrer Familie alles Gute

    1. Sorry 2700€ ist nicht einkommensschwach. Das Median Einkommen deutscher Haushalte liegt unter 2000€. Das bedeutet, dass ca 70% der Deutschen weniger haben als diese Frau. Ab 3000€ netto würde sie zur Oberschicht gehören. Diese Frau sollte lernen mit ihrem Geld umzugehen.

  16. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich trotz deutlich höherem Einkommen sparsamer lebe als die Dame hier.

    Auf ein Auto verzichte ich beispielsweise vollkommen, wobei das für mich kein „Verzicht“ ist, sondern die Freiheit mich nicht um so eine Blechkiste kümmern zu müssen. Wobei ich natürlich zugebe, dass das nur so gut geht, weil ich in der Stadt lebe.

    Und ich bestelle mir und meiner Familie auch nicht 2 Mal im Monat irgendwas beim Lieferdienst. Ich koche sowieso lieber selbst.

    Tiefkühlpizza kaufe ich nicht. Eine Tiefkühlpizza (Typ Margherita) der Rewe-Discountmarke „JA!“ kostet 1,99 EUR.

    Ein Kilogramm spezielles Pizzamehl kostet 0,95 EUR. Hefe kostet ca. 0,20 EUR. Passierte Tomaten gibt es für 0,49 EUR die Packung. Packung Reibekäse 1,39 EUR. Ein Bissel Salz noch und ggf. ein Bisschen (2 Teelöffel) Olivenöl und ein Bisschen Pizzagewürz, rechnen wir dafür mal sehr großzügig 0,50 EUR.
    Da ist man bei zusammen also bei 3,53 EUR.

    Allerdings bekomme ich aus dem Kilogramm Pizzamehl dann ganze 3 Bleche heraus. Also 1,18 EUR pro Blech und da ist mehr dran, als an einer Tiefkühlpizza. Außerdem schmeckt die selbstgemachte Pizza besser als die Fertigpizza aus der Tiefkühltruhe.

    Fertiggerichte dienen der Faulheit, nicht dem Geldbeutel.

    1. Lieber Flo, ich empfinde deinen Kommentar als herablassend und belehrend. Gerade so etwas braucht „die Dame hier“ (deine Wortwahl) nicht.
      Sie berichtet von ihrer persönlichen Lebenssituation, die sicherlich nicht einfach ist.
      Als Außenstehender, der wahrscheinlich bisher noch nie in seinem Leben von Sozialleistungen und den damit verbundenen amtlichen Auflagen und sozialen Konsequenzen betroffen war, kannst du einfach keine qualifizierte Meinung abgeben.

      Zudem ist Marion, die interviewte Mutter, alleinerziehend, was bedeutet, dass sie die ganze emotionale Last und Sorge um die häusliche Situation und das Aufwachsen der Kinder bestimmt auch allein trägt.
      Da kann eine bestellte Pizza ein kleiner Luxus im Alltag sein, der mal kurz von solchen Sorgen ablenkt.
      Und den sollte man ihr nicht vermiesen, indem man ihr vorrechnet wie viel billiger eine selbstgemachte Margherita ist.

      Liebe Marion, ich wünsche dir und deinen Jungs alles Gute für die Zukunft. Schau, dass du – bevor alles wirklich (finanziell und psychisch) zu viel wird – Unterstützung bekommst. Vielleicht kannst du dir beim Bundesverband Alleinerziehender Väter und Mütter e.V. (https://www.vamv.de) Hilfe holen?! Auch den Blog von Christine Finke (https://mama-arbeitet.de/) finde ich sehr empfehlenswert! Alles Liebe!

      1. Ehrlich gesagt bin ich erstaunt. Man muss erst Mal einen Job finden, bei dem man 2700 Euro netto im Monat verdient. Und ja ich finde, das ist ganz schön viel Geld!

        1. Ich möchte auch gerne vorsichtig kommentieren…aber:
          Uli hat recht, 2700€ netto sind viel Geld!

          Und 100qm für 3 Personen sind viel. Ich (verwitwet, Lehrerin mit 70%) habe mit meinen beiden Kindern (6&9) 85qm und empfinde das als völlig okay. Meine Kinder tragen ganz selbstverständlich größtenteils gebrauchte Kleidung (von Freunden oder Basaren) und Pizza bestellen ist super-aber eben teuer. Zweimal monatlich empfinde ich das als Luxus und wäre mir persönlich zu teuer.

          Ich möchte wirklich nicht herablassend klingen, aber der Hartz4-Satz ist für Menschen gedacht, die aufgrund einer Notlage vorübergehend von der Solidarität anderer Menschen leben (müssen). Das ist völlig in Ordnung und gut, dass es das gibt!
          Aber ich finde es nicht fair, dass dann von dem Geld anderer Menschen Luxusartikel oder Urlaube finanziert werden.

          Deshalb: 2700€ zu haben, ohne zu arbeiten, ist viel Geld. Und das reicht zum Leben problemlos.

        2. Hm, ich habe eben berechnet, dass mir (zu 65% berufstätig, durchschnittlicher Bürojob, 2 Kinder, getrennt erziehend) nach Abzug aller Fixkosten noch 950€ übrig bleiben.

          Ja, Kinderschuhe zahlt manchmal meine Mama und ich kriege oft Kinderkleider kostenlos von meinen Neffen.
          Trotzdem…ich komm ziemlich gut hin mit den 950€. Ein Urlaub pro Jahr in einer Ferienwohnung und einer im Zelt ist bisher immer möglich gewesen. Auch in die Musikschule gehen meine Kinder (das ist sicher der größte Batzen-mir aber wichtig).

          Dafür gehen wir seltenst essen, haben nur gebrauchte Kleidung, gebrauchte Fahrräder, gebrauchte Spielsachen etc. Hätten wir aber auch mit mehr Geld…
          Und wir machen Ausflüge eher in den Wald, auf Burgen, fahren Rad (auch gar nicht unbedingt wegen dem Geld) oder so als in Freizeitparks oder Erlebnisbäder etc.

          Will sagen: Es ist schon auch eine Frage, was einem wichtig ist. Pizza oder Musikschule, Europapark oder gemeinsamer Zelturlaub.

      2. Ihre persönlichen Belastungen will ich nicht bestreiten.

        Die Aussage es sei billiger neun Tiefkühlpizzen zu kaufen, als für drei Personen gesund selbst zu kochen ist dennoch einfach sachlich falsch.

        .

      3. Sehr guter Kommentar Yvonne. Solange man nicht in den Mokassins der anderen gelaufen ist, sollte man sensibel sein mit der eigenen Einschätzung einer vermutlich derart belastenden Situation. Ich wünsche der Mutter und ihren Kids auch alles Gute, dass sie sich Hilfe holt und gute Wege findet, ihrem Leben wieder mehr Halt zu geben.

    2. Das war such mein Gedanke, ich bin auch alleinerziehende Mama von 2 Kindern und habe 1600 Euro zur Verfügung. Nach Abzug aller Kosten, bleiben mir 400, manchmal 500 Euro im Monat zum einkaufen, also Lebensmittel, Schulsachen, Kleidung… usw.

    3. Es ist ungerecht wie manche Hartz 4 Empfänger behandelt werden Anderen Personen wird das Geld in den Arsch geschoben Gewusst Wie.Abeitslose die nicht Abeiten wollen sollte man alle Harz4 Bezüge streichen . Dir liebe Marion und deinen Kindern wünsche ich alles gute

  17. Die nachhaltigste Kleidung ist gebrauchte Kleidung. Es gibt so viele tolle Angebote z.B. auf Vinted, die kaum oder garnicht gebraucht sind. Oder Limango, oder oder oder. Da interessiert es auch niemanden, ob man wenig Geld zur Verfügung hat. Den Gang zur Kleiderkammer oder zum Sozialkaufhaus stelle ich mir da schon schwieriger vor. Aber auch beim Foodsharing/Essensrettung (z.B. TooGoodToGo) geht es mehr um Nachhaltigkeit als um Bedürftigkeit.
    Alles Gute für die Familie.

  18. Es ist schon eine Frage wie man mit Geld umgehen kann.
    Ich habe selbst von Hartz4 gelebt und wir haben uns immer Urlaub geleistet.
    Auch gerade habe ich (fast erschrocken) festgestellt, dass ich nur minimal mehr Geld habe und das bei einer 5 Tage Woche mit 28 Stunden und noch einem Nebenjob.
    Ich freue mich, dass ihr anscheinend in eurer Wohnung bleiben könnt, das war immer meine größte Sorge, diese zu verlieren. Wir haben 84m‘ und die waren für das Amt zu groß, trotz einer relativ geringen Miete.
    Wir fahren immer weg, sobald ich länger frei habe (alleinerziehend, auch 2 Kinder).
    Ich brauche das, ich muss immer mal raus.
    Allerdings leben wir in einer Stadt, dort fahren wir fast ausschließlich mit dem Rad.
    Wir haben immer frisches Obst und Gemüse, kochen selber.
    Die meiste Kleidung kaufe ich gebraucht und achte da auf einem sehr guten Zustand und gute Qualität.
    Auch unsere Wohnung besteht zum größten Teil aus gebrauchten Möbeln.

    Trotzdem kenne ich den Druck in eine Schublade gesteckt zu werden. Armut = sozialschwach und das ist ein Unding in unserer Gesellschaft.
    Und die Sorge, wenn plötzlich unerwartete Kosten kommen.
    Wobei man bei Hartz4 immerhin die Heiz und Nebenkosten bezahlt bekommt und soweit ich mich erinnere, auch Unterstützung für Waschmaschine etc beantragen kann. Aber all das ist auch mit einem enormen Aufwand verbunden, den viele nicht sehen.

    Ich wünsche euch sehr, dass ihr vielleicht bald völlig in die neue Situation plötzlich alleine zu dritt rein gefunden habt und dann Möglichkeiten findet mehr zu haben.
    Und nutzt doch bitte das Angebot mit dem Familienurlaub, für Einkommensschwache Familie.
    Fahrt zur Mutter Kind Kur – es gibt Kliniken die Hunde erlauben und gönnt euch Pausen.
    Und zweifel nicht an dir, Geld sagt absolut gar nichts über einen aus und du hast immerhin Zeit für deine Kinder.
    Das ist unbezahlbar.

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