Von der Post-Lockdown-Ambivalenz

Lisa Harmann

Ihr Lieben, neulich schrieb die liebe Katharina von Sonea Sonnenschein, dass sie ihren Geburtstag zwar eigentlich gern feiert, gleichzeitig aber auch so erschöpft ist, dass sie ihn diesmal einfach als ganz normalen Tag erleben will. Und ich konnte sie so gut verstehen, denn diese Zeit gerade, diese Phase des Aufatmens nach gefühlt tausend Monaten Mal-mehr-mal-weniger-Lockdown ist eine ganz besondere. Besonders schön, aber auch besonders herausfordernd…

…weil sich unser Rhythmus noch nicht wieder angepasst hat. Weil nach Monaten des kulturellen Stillstands plötzlich wieder was los ist. Weil sich unsere sozialen Kontakte viel zu lang auf die eigene Kernfamilie beschränkten. Ich fühle sie also auch extrem grad, diese Post-Lockdown-Ambivalenz.

Ich bin hungrig nach Erlebnissen, aber total erledigt vom emotionalen Stress.

Ich will gleichzeitig alle meine Freunde sehen, fühle mich im nächsten Moment aber völlig überfordert und will nur noch liegen und ins Bett und meine Ruhe.

Ich will das ganze Leben für die Kinder zurück, ächze aber grad ordentlich über die vielen Autofahrten hier auf dem Land zu all den Hobbys, die so weit weg sind.

Ich will feiern und trinken, fürchte mich aber vor nem möglichen Kater nach all der Abstinenz.

Ich will reisen, kann mir irgendwie aber grad nicht vorstellen, die Aufregung des Nestverlassens zu ertragen.

Ich könnte diese Liste ewig fortsetzen. Es ist eine sehr sehr komische Situation, wenn in das Grau-in-Grau der letzten Monate plötzlich so viele Farben prasseln. Alles so intensiv. Drinnen tobte der Bär, das Draußen fand nicht statt. Nun müssen wir uns erstmal umgewöhnen. Das Positivste daran finde ich, dass wir uns früher immer enorm vor den Sommerferien fürchteten. OH JE! Sechs Wochen ohne Kinderbetreuung – und dabei arbeiten müssen.

Heute denken wir nur: YAY! Sechs Wochen arbeiten mit den Kids im Haus, die NICHT auch noch von uns beschult werden müssen. Jipppieh, DAS ist Urlaub! Keine Arbeitsblätter ausdrucken fürs Homeschooling, kein Notendruck, keine Zoom-Überforderungs-Wutanfälle.

Ich freu mich jetzt auf die Ferien und denke auch einfach mal nicht an die Zeit danach. Wenn uns Corona, die Drecksau, eins gelehrt hat, dann, dass wir im Moment leben sollten. Und dass sowieso nichts planbar ist. Also lasst uns HEUTE genießen! Und dann sehen wir weiter!

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6 comments

  1. Mir ist die Freude über die Lockerungen getrübt, weil es für meine Kleinen noch keinen Impfstoff gibt und sich offenbar jeder Dritte doppelt Geimpfte, der mit der Delta-Variante in Kontakt kommt, infiziert (wenn auch wohl überwiegend nir mit milden Symptomen) und das Virus an die ungeimpften Kinder übertragen kann. In UK und Israel triffts jetzt hauptsächlich die Kinder. In unserer Kita gab es mehrere Coronafälle, mondestens ein Kind musste ins Krankenhaus, eine junge Betreuerin hat Longcovid mit Lungenschaeden nach mildem Verlauf. Wir dürfen dieses Virus nicht unterschätzen. Die Pandemie ist noch nicht vorüber, auch wenn wir das alle gerne hätten.

    1. Ja, das macht mich auch nicht froh. Aber wie ein Kaninchen vor der Schlange zu sitzen würde mich noch mehr fertig machen. Deswegen genießen wir als Familie, was geht. Möglichst Corona- konform draußen! Aber ewig eingraben ohne Kontakte würde mich und die Kinder noch mehr fertig machen. Und das Risiko ist bei uns zu Hause bei den niedrigen Inzidenzen überschaubar. Wenn die Studienergebnisse da sind, von den jüngeren Kindern werden wir auch schauen, ob wir die Kinder impfen lassen. Doch jetzt off Label ohne die richtige Dosierung zu wissen, ist es mir fast heißer als die Infektionsgefahr.

  2. Drecksau Corona- so ist es!!! Und ja, ich brauche auch dringend mal wieder Schlaf, da ich gerade so viel in Biergärten und Gaststätten unterwegs bin, nachdem ich den Nachmittag die Kinder zu Hobbies gebracht und geholt habe. Sogar die Kinder meinten neulich, dass sie mal wieder früher ins Bett wöllten, ich musste ja so lachen! Aber ich genieße es total gerade, verabrede mich mit Freunden, wir laden die Familie ein, gehe mit dem Mann aus, gehe mit den Kindern ins Freibad, zum Stadtbummel in den Park. Wir haben jetzt sogar einen Mega-Kindergeburtstag geplant mit Hüpfburg und die Gartengaststätte sorgt für die Verpflegung, da mein Sohn, ein Winterkind schon 2 mal keinen feiern konnte und die Tochter passender weise im Juli hat. Ich freue mich schon auf den wilden Haufen, wir haben dann Zeit für Spiele usw…

  3. Liebe Lisa! Genau so ist es und so empfinde ich es! Danke für diesen tollen Artikel. Was bei uns noch auffällt: Ich habe in den letzten paar Wochen, zig Paar Schuhe gekauft. Sportschuhe zu klein, Fussballschuhe zu klein, Hausschuhe zu klein… 😉

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