Wechseljahre: 8 Aussagen, die du nicht glauben solltest

Wechseljahre

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Ihr Lieben, was verbindet ihr mit dem Wort Wechseljahre? Horcht mal in euch rein, was sagt eure innere Stimme da? Verbindet ihr es mit grauen Haaren? Mit etwas Verstaubtem, eher Unschönen? Vor allem aber mit etwas, das halt auch einfach erst Ältere betrifft?

Dabei betreffen die Wechseljahre Frauen oft früher, als sie ahnen. Nämlich dann, wenn der dein Vorrat an Eizellen allmählich aufgebraucht ist. Bemerkbar macht sich das an unregelmäßigeren Blutungen, was an einer sinkenden Anzahl an Sexualhormonen liegt.

Wechseljahre
Anke Sinnigen von wexxeljahre

Leider wissen die meisten von uns viel zu wenig über diese Phase im Leben einer Frau. Das fand auch Anke Sinnigen: Die Digitalexpertin hat viele Jahre in der Healthcare- und Pharmabranche gearbeitet, bevor sie Ende 2021 das Startup wexxeljahre gründete.

Sie möchte Frauen bestärken, ihre Gesundheit in den Wechseljahren stärker selbst in die Hand zu nehmen und sich mit Expert:innen vernetzen. Auch, um die Wechseljahre aus dieser verstaubten gesellschaftlichen Ecke rauszuholen, um sie von ihrem negativen Image zu befreien und um aufzuräumen mit den sagenhaft vielen Vorurteilen und Falschaussagen über diese Zeit des Wandels.

Für uns hat Anke nun acht Aussagen zusammengefasst, die sich hartnäckig halten – denen wir aber keinen Glauben schenken sollten.

Frauen in den Wechseljahren sind alt

Das stimmt nicht. Eine von 100 Frauen erreicht sogar vor ihrem 40. Lebensjahr die Menopause. So wird der Tag der allerletzten Blutung bezeichnet, das Durchschnittsalter dafür ist 51 Jahre. Die hormonellen Veränderungen starten aber viele Jahre zuvor, oft bereits mit Anfang/Mitte 40. Bei einigen Frauen können Kinderwunsch und Wechseljahre unglücklich zusammentreffen. Ist man mit 51 alt? Aus Sicht der Statistik haben wir dann noch 33 Jahre Lebenszeit vor uns, also mehr als ein Drittel unseres Lebens!

„Durch die Wechseljahre musst du durch“

Wirklich? Dinge auszuhalten, haben wir von klein auf gelernt, aber mit Mitte 40/Anfang 50 solltest du endlich mehr an dich denken – dabei kann es sehr hilfreich sein, weniger Östrogen und verhältnismäßig mehr Testosteron zu haben. Bei Kopfschmerzen nimmst du auch eine Tablette oder trägst bei Kurzsichtigkeit eine Brille. Du musst die Beschwerden nicht einfach ertragen, weil „das dazu gehört“. Such dir Unterstützung (etwa über unsere Arztsuche und tausch dich unbedingt mit anderen Frauen aus – denn nur so werden wir das „Tabu Wechseljahre“ endlich los!

In den Wechseljahren haben Frauen nur hin und wieder Hitzewallungen

Tatsächlich gibt es mindestens 34 Symptome, und eins davon sind die berühmten Hitzewallungen. Diese kennen rund 80% der Frauen. Aber auch Schlafstörungen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Brain fog, Blasenentzündungen, vaginale Atrophie und Herz-Rhythmus-Störungen sind ganz typische Symptome. Und es gibt auch solche, von denen du vielleicht noch nie gehört hast, wie ein brennender Mund oder „Stromschläge“. Grund sind die fehlenden Hormone, die nicht nur die Sexualorgane, sondern unseren ganzen Körper beeinflussen.

In den Wechseljahren sinkt nur das Östrogen

Zu Beginn der Wechseljahre sinkt tatsächlich das Progesteron, das ist das „Wohlfühlhormon“, und deshalb sind Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen neben Blutungsstörungen Symptome, die bereits mit Anfang 40 auftreten können. Das heißt auch, dass es in dieser Zeit keinen Östrogenmangel gibt, sondern eine sogenannte Östrogendominanz. Das kann zusätzlich u.a. zu Wassereinlagerungen, Brustspannen oder Kopfschmerzen führen. Im weiteren Verlauf der Wechseljahre sinken dann beide Hormone. Nach der Menopause wird auch das Testosteron weniger, eine Folge kann geringere sexuelle Lust sein.

Ich kann wenig gegen die Beschwerden der Wechseljahre machen

Es wäre großartig, wenn es mehr wirksame Optionen für die Behandlung der Symptome geben würde. Nur hinkt die Forschung in Sachen Frauengesundheit seit vielen Jahrzehnten hinterher. Aber es gibt pflanzliche Produkte, wie die Traubensilberkerze und den Mönchspfeffer, die bei leichten Beschwerden der Wechseljahre helfen können. Johanniskraut ist bei Stimmungsschwankungen gut.

Die Hormonersatztherapie (HRT) ersetzt, wie der Name sagt, die fehlenden Hormone und kann die Beschwerden am effektivsten lindern. Die HRT wird bei Hitzewallungen auch in der aktuellen Leitlinie für die Peri- und Postmenopause (das ist die Guideline für die niedergelassenen Gynäkolg:innnen) als Therapie der Wahl empfohlen. Und schließlich kannst du selbst viel machen, um die Beschwerden zu lindern. In erster Linie sind das Ernährung (Stichwort „Mittelmeer-Diät“) und Kraftsport (um deinen Grundumsatz zu erhöhen und deine Muskeln und Knochen zu stärken, das ist für ein gesundes Älterwerden besonders wichtig).

Lass die Finger von Hormonen!

Die Hormonersatztherapie (HRT) hat tatsächlich immer noch ein schlechtes Image, aber sie ist die Behandlungsmöglichkeit, zu der es die meisten Studien gibt. Kurzer Rückblick: Nach der Veröffentlichung der sogenannten WHI-Studie vor 20 Jahren wurde die HRT mit erhöhten Risken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Brustkrebs und Thrombosen in Verbindung gebracht und die Hormontabletten landeten quasi über Nacht im Mülleimer.

Dass die HRT nun trotzdem in der aktuellen Leitlinie empfohlen wird, liegt an zahlreichen neuen Auswertungen der Studiendaten sowie weiteren Meta-Analysen. Sogar die Autoren haben bereits vor einigen Jahren gravierende Fehler im Studiendesign eingestanden, die zu vielen falschen Annahmen geführt hatten.

Aber wie so oft bleiben die schlechten Nachrichten länger im Kopf, daher wird die HRT häufig immer noch abgelehnt. Vielleicht kannst du dir merken, dass Übergewicht oder täglicher Alkoholkonsum das Brustkrebsrisiko mehr erhöht als eine HRT. Außerdem kommt es bei der Therapie-Entscheidung immer auf deinen individuellen Gesundheitszustand und deine familiären Vorbelastungen an.

Bioidentische Hormone sind ganz natürlich und haben keine Nebenwirkungen

Die Hormonersatztherapie erlebt aktuell ein Comeback, weil die moderne HRT mit bioidentischen Hormonen arbeitet. Diese sind eine Art Zwilling der körpereigenen Hormone und haben weniger Nebenwirkungen (aber auch nicht gar keine). Das Östrogen wird dabei transdermal über die Haut verabreicht, das Progesteron als Kapsel geschluckt oder vaginal verschmiert. Mit etwas Erfahrung und nach Absprache mit deiner Ärzt:in kannst du die Hormongabe an deinen Bedarf anpassen. „Natürlich“ ist allerdings nur die Ursprungssubstanz, meist die Yamswurzel. Sie enthält Diosgenin und daraus werden im Labor Östradiol und Progesteron hergestellt.

Nach der Menopause sind die Beschwerden vorbei

Das denken viele Frauen. Dabei ist nach der Menopause die Herausforderung, dauerhaft mit dem Mangel an Hormonen zurechtzukommen. Und das kann einige Zeit dauern. Es gibt Frauen, die noch mit 75 Jahren Hitzewallungen haben. Und du darfst nicht vergessen, dass sich dein Körper zwar langsam an die niedrigen Hormonlevel gewöhnt, deinen Gefäßen und deinen Knochen aber weiterhin Östrogen fehlt. Deshalb ist es wichtig, dass du dich auch nach der Menopause mit deiner Gesundheit und der Prävention beschäftigst.

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3 comments

  1. Ich habe die Wechseljahre nie als etwas Negatives gesehen. Im Gegenteil ich freue mich darauf dass es jetzt ganz und nur noch mein Körper ist, ohne Fruchtbarkeit und Kinderkriegen.

    1. PS.
      Und jede Frau nehme bitte die unterstützenden Mittel die sie braucht! Nebenwirkungen können immer vorkommen aber man darf sich sein Leben erträglich machen.Es gibt heutzutage gute Mittel, auch Hormontherapie und das ist freie Entscheidung.

  2. Wechseljahre sind keine Krankheit und gehören zum natürlichen Alterungsprozess, der zunehmend pathologisiert wird. Alle wollen zwar alt werden, aber nicht alt sein.
    Ja stimmt, man kann selbst viel „machen“, z.B. diese Zeit des Wandels annehmen, den bisherigen Lebensstil überdenken und der Umbruchphase anpassen. Ohne Risiken…
    Nicht einmal pflanzliche Produkte sind immer so ganz ohne Nebenwirkungen. Das oben genannte Johanniskraut z.B. kann in Zusammenhang mit der Einnahme von Marcumar dazu führen, dass dieser Blutverdünner schneller abgebaut wird, sodass die Blutverdünnung reduziert wird und so die Thrombosegefahr wieder steigt.
    Also alles nicht so harmlos.

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