Das Leben mit dem Krebs: Wenn der Mann unheilbar krank ist

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Ihr Lieben, wir hatten schon zwei Interviews hier mit Viola. Im Januar 2020 erzählte sie uns von der schweren Krebserkrankung ihres Mannes. Im Oktober 2018 war er beim Tragen einer Feuerschale im Garten zusammengebrochen und mit unfassbaren Schmerzen ins Krankenhaus gebracht worden. Er wurde dann erstmal auf eingeklemmten Nerv bzw Bandscheibenvorfall behandelt. Ein MRT Ende November 2018 zeigte dann, dass ein Wirbel eingebrochen war, weil dort irgendetwas wuchs, was zunächst nicht genauer bestimmt werden konnte. Anfang Januar 2019 erhielt die Familie dann die Diagnose: Plasmozythom bzw Multiples Myelom, eine unheilbare Blutkrebsform.

Violas Mann kämpfte gegen den Krebs an, galt sogar einige Zeit als krebsfrei, bis einige Monate später der Krebs zurückkam. Aufgrund von Corona musste seine Stammzellentransplantation mehrmals verschoben werden. Die Familie hatte ständig das Gefühl, dass die wenige Zeit, die ihnen bleibt, zwischen den Finger zerrinnt. Im Juni/Juli 2020 bekam er dann eine Hochdosis-Chemo mit anschließender Stammzellentransplantation. Die Situation war sehr kritisch, doch auch hier kämpfte sich Violas Mann zurück und erholte sich. Die Diagnose Krebs ist allgegenwärtig. Wie es der Familie heute geht, erzählt Viola heute hier:

„Im letzten Jahr haben wir viel am Haus umgebaut und umbauen lassen. Wir haben unseren Lebensmittelpunkt von der ersten Etage ins Erdgeschoss verlegt. Ziel war, dass wir alles ebenerdig und rollstuhlgerecht machen können und nun für alle Eventualitäten vorbereitet sind. Das ist ein sehr gutes Gefühl.

Meinem Mann geht es recht gut, die Werte sind wider aller Erwartungen und Prognosen wirklich gut. Körperlich ist er oft eingeschränkt. Früher hätte er den Umbau komplett selbst gemacht, heute ist er nach dem Bohren eines kleinen Loches mit der Bohrmaschine schon erschöpft. Für ihn ist das sehr frustrierend, ich sage ihm immer wieder, dass wir vor zwei Jahren nicht daran geglaubt haben, dass er überhaupt mal wieder mit einer Bohrmaschine hantieren kann.

Dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist und seine Lebenserwartung dadurch nicht hoch ist, belastet mich immer wieder. Während des Umbaus, beim Aussuchen von Farben und Möbeln hat mein Mann immer wieder gesagt: „Es ist wichtiger, dass es DIR gefällt.“ Ein „Wer weiß, wie lange ich noch lebe“ schwang da immer mit. Solche Sätze machen mich unendlich traurig, weil klar ist, dass ich längerfristig ohne ihn hier leben werde. Ein unerträglicher Gedanke.

Jeder Feiertag ist begleitet von dem Gedanken, ob es der letzte gemeinsame ist. Das Buchen eines Urlaubes, der erst einige Monate erst stattfinden soll, ist sehr schwierig für mich…Ich versuche täglich, diese Gedanken, diese Angst nicht zu dominant werden zu lassen, aber es gelingt nicht immer.

Die Kinder (inzwischen 11 und 13 Jahre alt) schieben das Thema Krebs ziemlich weit weg, was auch gut so ist. Ihnen ist schon klar, dass ihr Papa schwer krank ist und der Krebs immer bleiben wird, zumal die engmaschige Betreuung, die Untersuchungen, die damit verbundenen Arzt- und Krankenhausaufenthalte natürlich in unserem Alltag eine große Rolle spielen – aber sie leben viel mehr im Moment als wir Erwachsenen es tun. Neulich fragte mich mein jüngerer Sohn, was wir tun, wenn Papa stirbt. Das zeigt mir immer, dass es ihnen eben doch sehr bewusst ist.
Seit etwas über einem Jahr arbeitet mein Mann sogar wieder. Zwar mit reduzierter Stundenzahl und anders als vor seiner Erkrankung, aber er kann wieder arbeiten und das tut besonders ihm gut. 

Ich bin wirklich dankbar für die gemeinsame Zeit und hoffe, dass wir noch möglichst viel davon genießen können. Jeder Tag ist wichtig und wertvoll.

——HIER nochmal das erste Interview und das zweite Interview

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1 comment

  1. Mein Mann hat auch Krebs. Darum kenne ich das Gefühl der Unerträglichkeit, wenn man an seine Zukunft denkt. Ich hoffe einfach, dass die Krebsbehandlung sehr gut anschlägt.

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