Essen, erbrechen, essen, erbrechen: Mein Sohn hat Bulimie

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Ihr Lieben, der Beitrag über adipöse Kinder bei uns im Blog hat für viel Diskussion gesorgt. Auch Verena hat den Text gelesen und sich danach gemeldet. Verenas Sohn hat eine Ess-Störung, war deshalb auch schon stationär in Behandlung. Verena erzählt uns hier davon:

Liebe Verena, dein 14-jähriger Sohn hat eine Ess-Störung. Er ist adipös und hatte Bulimie – gerade Bulimie ist bei Jungs selten. Erzähl mal, seit wann dein Sohn ein ungesundes Essverhalten hat. 

Als Klein-und Kitakind war er normalgewichtig. Als er eingeschult wurde, fing das ungesunde Essverhalten an. Dann hat er auf dem Schulweg Essen gekauft und gegessen. Richtig schlimm wurde es auf der weiterführenden Schule, zu der er mit dem Zug fahren muss. Wenn er auf den Zug warten muss, geht es noch zum Discounter und kauft da ein….

Wie groß und schwer ist er heute?

Er ist 1,68 Meter groß und wiegt 97 Kilo.

Wie sieht seine genau Ernährung aus? Und macht er noch Sport?

Zum einen isst er all die Sachen, die er sich selber kauft. Viele Süßigkeiten, Eis und Kuchen. Und wenn er zu Hause ist, geht er hier an die Vorräte.

Früher waren wir regelmäßig schwimmen und er hat auch Fußball gespielt. Weil er jetzt so einen langen Schulweg hat und oft auch noch Züge ausfallen, hat er nachmittags kaum noch Zeit dafür.

Wie geht es ihm mit seinem Übergewicht?

Körperlich geht es ihm eher nicht so gut. Zu dem Übergewicht kommt auch noch eine Autoimmunkrankheit. Das ist schon heftig für ihn.

Er ist ein freundlicher Junge, trifft seine Freunde aber vorwiegend online beim Zocken. Am meisten liebt er seine Katze, die ist echt sehr wichtig für ihn. Noch habe ich nicht mitbekommen, dass er wegen seines Gewichts gemobbt wurde. Das liegt vielleicht daran, dass er kein Einzelfall an der Schule ist…

Nun kam vor Kurzem leider auch noch Bulimie dazu…

Genau, im Januar 2021 fing das an. Er hat dann große Mengen gegessen, meist sehr viel Süßkram. Dann wurde ihm übel und er hat sich übergeben. Das ist dann leider mehrmals am Tag in dieser Reihenfolge passiert, da wussten wir, dass wir jetzt echt Hilfe brauchen.

Wo habt Ihr euch externe Hilfe geholt? 

Ich habe von einer ebenfalls betroffenen Mutter den Tipp für eine Fachklinik bekommen. Dorthin geht er bald. Er hat aber auch schon an einem Förderprojekt für übergewichtige Kinder teilgenommen, wo auch die Eltern beteiligt waren. Das Ganze wurde von einer Psychotherapeutin, Sportlehrern und Ernähungsberatern begleitet – bei meinem Sohn hat das aber eher nichts gebracht….

Mein Sohn hat schon länger eine psychologische Begleitung, wegen der Bulimie wurde er stationär behandelt. Dort hatte er keinen „freien Zugang“ zu Lebensmitteln und auch keine digitalen Geräte – tatsächlich haben die Bulimie-Anfälle nachgelassen. Die stationäre Behandlung war sicher sinnvoll, auch weil er da noch relativ am Anfang der Bulimie stand und so leichter wieder aussteigen konnte. Das unkontrollierte Essen konnte er bisher aber nicht ablegen.

Ich bin mit dem Jugendamt in Verbindung und kann nur sagen, dass ich dort gute Unterstützung für uns Eltern und das Kind gefunden habe…

Wie geht es dir damit, dein Kind leiden zu sehen?

Manchmal spulen sich in meinem Kopf düstere Zukunftsprogonosen für ihn ab, manchmal wünsche ich mir dann mehr Vertrauen in ihn.

Er weiß, dass er jede Hilfe von mir bekommt, die ich ihm geben kann. Ich maßregele ihn aber kaum. Wenn es Nachtisch gibt, bekommt er auch einen…

Nun ist dein Sohn das Jüngste von 4 Kindern – gibt es bei den Geschwistern ähnliche Probleme?

Nein, die Geschwister sind „normal“ gewichtig. Ein Geschwisterkind ist sogar eher sehr schlank, achtet sehr auf seine Ernährung und macht viel Sport. 

Wir essen zu Hause wenig Fleisch, viel Gemüse und Obst. Manchmal gibt es auch Fastfood, nur dann kaufe ich extra dafür Limonade. Ansonsten gibt es nur Wasser. Süßkram und sonstige Vorräte haben wir kaum mehr im Haus. Ich kaufe nicht mehr auf Vorrat, weil ich nicht will, dass mein 14-Jähriger das dann isst. 

Was wünscht du dir für deinen Sohn? 

Ich wünsche ihm Selbstvertrauen und Selbstbestimmtheit, sein Leben so zu gestalten, wie es für ihn richtig ist. Wir als Familie können ihm nur einen Rahmen geben, ihn unterstützen und lieben. Aber wieviel er isst – das ist letztendlich seine Entscheidung.

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