Fragen, die sich Eltern nicht zu fragen wagen – ein Comedian antwortet

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Ihr Lieben, mit den Kindern kommen die Fragen. Ist unser altes Leben jetzt vorbei? Sind wir pervers, wenn Papa in der Stillzeit die Muttermilch probiert? Kann ich mich im Bad einschließen, weil ich mir nicht vor den Augen der Kinder den Hintern abwischen (und endlich einfach mal meine Ruhe haben) will? Darf ich meine Schwiegermutter rausschmeißen? Und muss ich wirklich zu jedem verdammten Elternabend?

Diese und mehr Fragen beantwortet der Hamburger Stand-up-Comedian und zweifache Vater Jörg Schumacher in seinem Buch „Fragen, die sich Eltern nicht zu fragen wagen: 55 längst überfällige Antworten für Mamas & Papas. “ Wir dürfen hier drei Fragen und die Antworten dazu veröffentlichten:

Sind wir schlechte Eltern, wenn wir es langweilig finden, mit unserem Kind zu spielen?

Es kam der Tag, an dem meine Frau mich beiseite nahm und sagte: „Jörg, du reist durch die Welt und trittst auf der großen Bühne auf – und ich sitze hier den ganzen Tag mit den Kindern. Wenn wir nicht bald tauschen, verliere ich meinen aktiven Wortschatz!“

Was das mit der Frage zu tun hat? Sehr viel! Denn wenn du immer nur in der Bubu- und Kacka-Welt lebst, mit dem Sandmann herumreist oder es mit Willi wissen willst, dann landest du irgendwann im Irrenhaus. Und natürlich gibt es Väter (und Mütter), die darin aufgehen, also nicht im Irrenhaus, sondern in der Spielewelt.

Ein Freund von mir baute erst eine Schaukel, dann eine Rutsche, dann eine Wippe und schließlich das Vollholz-Baumhaus. Das war klasse und auch vorausschauend, denn da konnte er nach der Scheidung drin wohnen. Es gibt unermüdliche Väter und Mütter, denen kein Weg zu weit, kein Spiel zu doof und keine Fantasie zu abgehoben ist, um sie umzusetzen. Unvergessen der Vater, der als Einhorn verkleidet beim Nachbarn nach Zucker fragte…

Ich gehöre zu den anderen. Und unsere Erziehungsberaterin Imke Dohmen fasst meine Haltung ganz gut zusammen, wie ich finde: „Einige Eltern schreckt das Spielen mit dem Kind so sehr ab, dass sie regelrecht auf der Flucht sind vor ihrem Kind, um nicht mit ihm spielen zu müssen.“

Es ist doch so, zu meiner und unser aller Verteidigung: Wir haben einfach ganz andere Interessen. Oft sind das nicht mal unsere Bedürfnisse, sondern die uns antreibenden To-do-Listen, die erledigt werden müssen. Da erscheint uns das Spielen als Zeitverschwendung.

Imke Dohmen aber erklärt: „Gerade bei kleinen Kindern ist es wichtig zu erkennen, worum es eigentlich geht: Da geht es dann gar nicht um ein besonders langes Spiel, sondern schlicht um die Tatsache, dass sie nicht allein sein wollen. Das ist dann ein Bedürfnis des Kindes, welchem wir sicherlich ein Stück weit mit einem Kompromiss begegnen können. Zum Beispiel können wir eine Zeit festlegen, in der wir uns mit voller Aufmerksamkeit unserem Kind widmen. Um danach wieder andere Dinge zu machen.“

Und älteren Kindern, die vielleicht über Langeweile klagen, sage ich ganz erwachsen: „Leerlauf zu haben ist niemals etwas Schlechtes, mein Großer, im Gegenteil. Es setzt Kreativität frei.“ Nachdem ich dann mit
einem guten Gewissen die Kinderzimmertür von außen geschlossen habe, setze ich mich als Belohnung für meine erzieherische Meisterleistung erst mal eine Runde vor die Glotze.

Manchmal darf ich aber auch nicht gehen. Dann reicht es oft jedoch schon aus, dass ich einfach meine Gesellschaft anbiete, und wenn es nur im selben Raum ist. Es muss nicht immer Entertainment sein. Sage ich als Entertainer. Aber meine Kinder lachen einfach nicht so viel über mich wie mein Publikum. Und sie bezahlen keinen Eintritt.

Statt es jedoch überlegt und vernünftig anzugehen, zum Beispiel, indem man rechtzeitig in das Gespräch mit einer Erziehungsberaterin geht, sucht man händeringend nach dem oder der, der oder die all diese nervigen „Mir ist langweilig! Was können wir machen?“-Fragen beantwortet. An dieser Stelle geht’s dann meist um aktive Familienplanung. Das ist der Grund, warum so viele Kinder Geschwister haben, die drei oder vier Jahre jünger sind.

Mein Tipp: Schon viel früher gleich das zweite Kind „hinterherschieben“. Das ist am Anfang (und wahrscheinlich unterm Strich für immer) Hölle viel Arbeit, zahlt sich aber immerhin in dieser Phase des „Mir ist laaaangweilig!“ aus.

Ich bin nicht mehr glücklich mit der Mutter/dem Vater meiner Kinder. Aber werden sie eine Trennung jemals verpacken?

Irgendwann kommt der Punkt, an dem man sich fragen muss: Wie haben sich unsere Interessen und damit auch Ziele im Leben möglicherweise verändert, seitdem wir uns kennengelernt haben? Seitdem das Projekt „Partnerschaft und Kinder“ gestartet wurde? Denn diese müssen gegebenenfalls über die Zeit angepasst werden. Es ist ja nicht so, als ob Männer schon bei der Hochzeit überlegen, wie die Scheidung aussieht…

Niemand tut das. Trotzdem passiert es – Trennungen. Öfter, als wir denken. Öfter, als uns lieb ist. Dem Mann, der Kinder wollte und dann weiter zur Arbeit ging, als wäre nichts passiert. Seiner Frau, die plötzlich nur noch Mutter war, nicht mehr Geliebte, nicht mehr Freundin. Und dann kommt sie, die Trennung, schleichend und unausweichlich. Manchmal hinausgezögert durch die Tatsache, dass man Kinder hat, und begleitet von der Frage: Wie sagen wir es ihnen bloß? Und: Was tun wir ihnen damit nur an?

Puh! Da brauche ich wirklich die Unterstützung unserer Erziehungsberaterin Imke Dohmen. Die sagt zu unserer Eingangsfrage: „Kinder sind (auch da) immer abhängig von unserer Authentizität. Wenn ich also sicher bin: ,Das ist gut für mich’, wird auch das Kind damit umgehen können. Und gleichzeitig: Egal, wie ruppig oder liebevoll die Trennung ist – es sagt noch nichts darüber aus, wie das Kind damit klarkommt. Klar, je weniger Streit und je gleichwertiger aufgeteilt das Kind seine Eltern nach der Trennung sehen kann, umso besser. Aber das ist eben nicht immer gesagt. Es gibt auch entspannte Familien, wo der Vater nur alle zwei Wochen das Kind sieht.

Eine Trennung ist nie pauschal. Es gibt so viele Individualitäten und Ausnahmen. Eine Trennung professionell begleiten zu lassen für das Kind, kann eine hilfreiche Option sein.“

„Ein Kind ist kein Kind. Zwei Kinder sind wie drei“ – machen sich Eltern, die das sagen, nicht einfach übermäßig wichtig?

Es ist eine recht einfache Gleichung: Meine Frau habe ich mir ausgesucht – also mehr oder weniger. Am Ende haben wir gemeinsam entschieden: Das ist der Mensch, mit dem ich leben möchte. Genauso wie wir entschieden haben: Das ist die Wohnung, in die wir ziehen möchten, das ist der Alltag, den wir miteinander führen wollen.

Meine Kinder habe ich nicht erst kennengelernt und dann entschieden: Jawohl, die behalte ich! Nichts da, keine Chance. Es kam ein Kind im Paket mit Charaktereigenschaften, die ich noch nie erlebt hatte. Okay, heute kann ich zugeben: Unser Erstgeborener hat eine ganze Menge von mir – aber es hat lange gedauert, bis ich mir das eingestehen konnte.

Generell ist es doch so: Kinder haben Bedürfnisse, um die sich alles dreht. Alles. Das bedeutet im Klartext: Wenn ich mich früher am Wochenende zu einer kleinen Spritztour mit meinen Jungs verzogen
habe, dann mache ich stattdessen heute … – auf KEINEN FALL eine Spritztour mit meinen Jungs. Das ist vorbei. Jetzt geht es danach: Was will oder hat das Kind, und irgendetwas gibt’s immer, Hunger, Pipi, Kacka, Durst, Liebe, Langeweile … DAS ist jetzt unser Alltag.

Ich sage immer: Ein Kind zu bekommen, das ist wie Speed von null auf hundert. Was kann noch anstrengender sein? Zwei Kinder. Warum? Weil du beim ersten Kind zu zweit immer noch eine Hand frei hast. Es kann immer noch einer schlafen, ihr könnt euch abwechseln. Beim zweiten Kind ist das vorbei: Es ist keine Hand, kein Elternteil mehr frei. Es herrscht einfach nur noch Chaos.

Deshalb nehmt die Tipps und gut gemeinten Ratschläge von Eltern mit zwei Kindern ernst, auch wenn ihr im Moment vielleicht noch keine Ahnung habt, was das für euch bedeuten kann. Keine Sorge, übrigens: Mit dem dritten Kind seid ihr dann über den Berg. Da braucht es nicht noch mehr Hände, das läuft so mit. Wer will mal ausprobieren, ob das stimmt?

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Wer möchte, kann sich HIER das Buch bestellen

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3 comments

  1. Muss doch gleich zum 3. Punkt einhaken 😃
    1. Kind (Junge)= sehr einfach, ich sagte immer „Kind für Anfänger“
    2. Kind (Junge) = Super Sache sie konnten miteinander spielen, haben alles zusammen gemacht und es lief im großen und ganzen sehr harmonisch
    3. Kind (Mädchen) = lief ganz gut mit war von den zwei Großen die Prinzessin, die einfach alles durfte 🙄
    4. Kind (Junge) = supesüßer Spatz absolutes Nesthäckchen, aber seit er da ist fehlt es an Zeit in jeglicher Richtung und alles läuft gefühlt hundertmal chaotischer als zuvor! Eindeutig unser kleiner „Endgegner“
    Wir lieben’s aber die Familienplanung ist definitiv beendet 😂

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