Gastbeitrag: „Du hast mir gar nichts zu sagen“ – Susanne Petermann ist Stiefmutter

susanne petermann

Ich bin Stiefmutter. Kein schönes Wort, ich weiß. „Vizemom“ oder „Steppmuddi“ gefallen mir besser. Aber es ist der offizielle Ausdruck, der in Deutschland benutzt wird, wenn eine Frau einen Mann mit Kindern heiratet. Früher musste die leibliche Mutter gestorben sein, damit eine andere Frau zur Stiefmutter der verwaisten Kinder wurde. Heute reicht es, dass ein Mann geschieden oder getrennt ist und die Kinder am Wochenende zu ihm kommen. Auch dann ist seine neue Partnerin Stiefmutter. Kein leichter Job übrigens.

Auf meinem Stiefmutterblog.com beschäftige ich mich mit den unterschiedlichen Facetten des Stiefmutter seins, im April ist mein erstes Buch zu diesem Thema auf den Markt gekommen „Du hast mir gar nichts zu sagen!: Stiefmutter sein ist nichts für Feiglinge". Ich stehe in Austausch mit Vizemoms in ganz Deutschland, habe Selbsthilfegruppen initiiert und eine Kontaktbörse gegründet, um den Austausch der Frauen untereinander zu fördern. Denn Steppmuddis können nicht, wie „normale“ Mütter, Kontakt zu ihresgleichen auf dem Spielplatz oder im Kindergarten finden. Oft sind sie alleine und haben keine anderen Vizemoms in ihrem Bekanntenkreis und dadurch auch niemandem, dem sie ihr Herz ausschütten können.

Eine Nicht-Stiefmutter kann die Situation der Stiefmutter meist nicht wirklich verstehen. Der Teufel steckt nämlich im Detail. Außenstehende denken gerne, es ginge nur um Unterhalt, also Geld; um Kinder, die etwas zu laut sind: eine Ex, die gänzlich andere Erziehungsmethoden hat, oder um zu nachgiebige Väter. Aber all das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Abgründe sind feiner. Unauffälliger. Sie berühren das innere Ego.

Eine gute Freundin von mir, selbst Mutter von zwei erwachsenen Kindern, ist seit einem Jahr mit einem Mann zusammen, der Kinder aus einer anderen Beziehung hat. Wir reden nicht viel darüber, nur ab und an bricht es aus ihr heraus. Gestern war so ein Tag. Es ging um Handtücher. Keine große Sache, aber sie war innerlich derart aufgewühlt, dass es fast unheimlich war. Ich muss dazu etwas ausholen: Bei meiner Freundin daheim ist es ordentlich. Sie ist nicht pingelig, aber sie braucht ihre Ordnung. Zur Beruhigung sozusagen. In ihrem Badezimmer hatten sie und ihre Kinder eigene Haken, an denen jeder seine Handtücher aufhängt. Soweit, so gut. Ich mache es bei mir auch nicht anders.

Nun ist die Situation bei ihrem Freund eine gänzlich andere. Er schaut nicht so genau hin und alle benutzen alles. Wild durcheinander. Ob es um Gläser geht, die Milchtüte, aus der direkt getrunken wird, Kleidung oder eben um Handtücher, die von jedem frei Schnauze benutzt werden. Meine Freundin bebte geradezu als sie erzählte, sie würde es nicht mehr ertragen, dass ihr Gesichtshandtuch ständig von einem der Mädchen benutzt und entweder auf den Fußboden geschmissen oder wieder an irgendeinem Haken landen würde. Sie ginge morgens schon mit einer derart negativen Erwartungshaltung ins Bad, dass sie kaum noch dort übernachten möchte.

Jetzt könnte man natürlich sagen: Stell dich nicht so an, nimm einfach immer ein frisches Handtuch mit ins Bad. Dadurch wäre das Problem doch gelöst. Aber da sind wir wieder bei der Spitze des Eisbergs. Es geht nämlich eigentlich um Dinge, die viel tiefer sitzen. "Alle treten ständig über meine Grenzen und schauen mich dann abwertend an, wenn ich mich beschwere. Ich sei oberpingelig, heißt es dann. Meine Bedürfnisse interessieren nicht, aber ich muss auf alle Rücksicht nehmen und soll immer Verständnis für alles haben. Ist es denn so schwer, sein eigenes Handtuch zu nutzen und es dann auch wieder an seinen Haken zu hängen? Bin ich denn unnormal, wenn ich das brauche? Gleichzeitig schäme ich mich dafür, dass ich mich wegen solcher Kleinigkeiten aufrege. Ich erkenne mich selbst nicht mehr. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was richtig und was falsch ist."

Hier steckt für mich ein Grundproblem. Jede Familie hat ihre eigene Definition von "richtig" oder "falsch". Bei der einen Familie wird pünktlich um 13.00 Uhr gegessen und alle müssen am Tisch sitzen. Bei der anderen Familie schmiert sich jeder ein Brot, wenn er Hunger hat. In einigen Familien gibt es eine Streitkultur, jedes Problem wird ausführlich besprochen und zerpflückt, bei anderen wird alles unter den Tisch gekehrt. Bei den einen wird Wert auf Tischmanieren gelegt, bei anderen stört es nicht, wenn die Füße auf dem Tisch sind. Innerhalb der Familie wird das eigene Verhalten als richtig und normal empfunden. Mehr noch, ihr Verhalten fällt den Familienmitgliedern meist gar nicht auf, sie kennen es ja nicht anders.

Es gibt heutzutage kein allgemein gültiges "richtig" und kein "falsch" in Sachen Familie – jedenfalls nicht außerhalb der gesetzten Normen, dass Kinder nicht missbraucht und geschlagen werden sollen. Versuchen Sie als Mama Landei einmal, der Latte Macchiato Mutter am Prenzlauer Berg zu erklären, dass es nervt, wenn ihre Kinder am Tisch jeden Redefluss der Erwachsenen stoppen. Die sind stolz auf den lärmenden, Entschuldigung, aufgeweckten Nachwuchs, der gerade das Café aufmischt und lästern ihrerseits über Mama Landei, die bei Feiern einen Kindertisch aufstellt, damit die Erwachsenen ihre Ruhe haben.

Das sind individuelle Erziehungsmodelle der Eltern und geht niemanden etwas an, lautet das moderne Credo. Wir dulden die Vielfalt, wir wünschen sie uns sogar. Aber es können schwere Konflikte entstehen, wenn die eigene Normalität in Frage gestellt wird, weil Familien neu zusammen gewürfelt wurden und Menschen, mit denen man dadurch eng zusammen wohnt, gänzlich andere Werte haben.

Was passiert, wenn eine Mama Landei Stiefmutter der Latte-Macchiato Kinder wird? Oder umgekehrt?

Hier steckt das eigentliche Problem. Stiefmütter sollen all das, was an fremden Werten von außen kommt hinnehmen; schweigend und nickend am besten. Die Marschroute der Mutter hat auch ihre zu sein, egal, was sie selbst denkt und fühlt. Der Standardkommentar, unter dem Stiefmütter leiden, lautet: „Du wusstest doch, dass er Kinder hat! Jetzt beschwer Dich nicht”. Haben Sie schon einmal erlebt, dass einer Mutter verständnislos gesagt wird: „Du hättest doch die Pille nehmen können! Jetzt beschwer Dich nicht”, wenn sie über ein Problem mit ihrem Kind berichtet? Wahrscheinlich nicht. Und das ist auch gut so. Jeder sollte sein Herz ausschütten können, ohne Vorhaltungen zu bekommen.

Klagt die Stiefmutter: „Sein Kind darf bei der Mutter bis in die Nacht am Computer spielen. Wenn ich bei uns Grenzen setzen will, gibt es großes Geschrei“, lautet der Kommentar der Freundin womöglich: „Wenn die Mutter das erlaubt, hast du dich nicht einzumischen. Reg dich nicht auf, du wusstest doch, dass er Kinder hat!” Beschwert sie sich: „Seine Ex ist mit den Kindern 300 Kilometer weit weggezogen, jetzt ist mein Mann jedes zweite Wochenende stundenlang auf der Autobahn unterwegs, um die Kinder zu holen. Das nervt total und kostet viel Geld.” antwortet die Freundin: „So ist das nun mal mit einem gebrauchten Mann. Warum hast du nicht einen Mann ohne Kinder genommen?” Würde man einer Mutter etwa sagen: „Warum hast du nicht abgetrieben?” Zu Recht wäre die dann entsetzt.

Von Stiefmüttern erwartet man, dass sie eigene Vorstellungen, eigene Wünsche und eigene Regeln über den Haufen werfen, wenigstens hintenan stellen, sobald es um die erste Familie geht. Sie hatte schließlich die Wahl – und sich für einen Mann mit Kindern entschieden. Nun soll sie die Suppe -möglichst schweigend- auch auslöffeln. Äußert sie ihren Unmut trotzdem, kommt der Killersatz: „Wenn es soooo schlimm ist, musst Du Dich eben trennen.” Peng! Raten diese gutmeinenden Menschen einer Mutter auch, das Kind, mit dem es Probleme gibt, zur Adoption frei zu geben? Wohl eher nicht.

Ich würde mir wünschen, dass Stiefmütter offener mit ihren Problemen umgehen dürfen, dass sie nicht länger schweigen oder die Situation schönreden müssen, sondern sich gegenseitig stärken und stützen. Haben Sie eine Stiefmutter in Ihrem Bekanntenkreis? Fragen Sie sie doch einmal, wie es ihr geht. Wie es ihr wirklich geht. Bieten Sie Ihre Hilfe an, so wie Sie anderen Müttern Ihre Hilfe anbieten. Sie wird es Ihnen danken.

Herzliche Grüße,

Susanne vom Stiefmutterblog

P.S. Susanne hat ein sehr empfehlenswertes Buch über das Stiefmuttersein geschrieben. "Du hast mir gar nichts zu sagen".petermann du hat mir gar nichts zu sagen

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18 comments

  1. Verschiedene Perspektiven
    Liebe Susanne,

    deine Beitrag schildert aus meiner Sicht gut mögliche Sorgen und Nöte einer „Stief-/Ersatzmama“. Wobei sicher noch viele Aspekte eine Rolle spielen.
    Die nachfolgenden Kommentare zeigen einmal mehr, wie unterschiedlich die Sichtweisen sein können. Selbstverständlich stehen die Bedürfnisse der Kinder grundsätzlich im Vordergrund. Dessen sind sich die Meisten sicher bewusst, die eine Partnerschaft beginnen, in der Kinder aus einer früheren Beziehung eine Rolle spielen.
    Andererseits sind die auftretenden Probleme nicht zu unterschätzen. Und die ihrerseits sehr einseitigen und teilweise harten Kommentare von Lindgreth, Nicole und Josephine spiegeln diese der Ersatzmutter gegenüber leider auch vorherrschende, eher verständnislose Meinung wider. Das finde ich sehr schade.
    Die Veränderung innerhalb der bestehenden Mann-Frau-Beziehung, welche ja zunächst ausschlaggebend für die neue Familienkonstellation ist, stellt auch für mich ein große Herausforderung dar. Grundsätzlich geht es ja um dieses Beziehung. Dass beide Partner eventuell schon Kinder aus einer früheren Beziehung mitbringen, erwartet man ab einem gewissen Alter auch. Aber wie die Realität am Ende aussieht, wenn die Kinder des Partner die Wochenende dominieren und alles andere in den Hintergrund rückt, das möchten viele nicht hören. Die Kinder machen nahezu ständig andere Entwicklungsphasen durch, in denen sie unterschiedlich reagieren und dies ist nun mal bei eigenen Kindern einfacher zu Händeln, als bei Kindern, die nur alle 14 Tage an den Wochenenden kommen. Darauf im alltäglich Arbeits-/Haushalts- und allgemeinen Lebenswahnsinn immer angemessen zu reagieren, ist für alle Beteiligten nicht immer einfach. Manchmal macht sich eben auch Rat- und Hilflosigkeit breit. Auch das richtige Verhältnis von Nähe und Abstand macht mir immer wieder Sorgen. Wenn die Kinder meines Partners da sind, haben sie in der Regel ein großes Bedürfnis nach Nähe, was sie auch einfordern. Uns fragt jedoch keiner, ob wir sie vermissen, wenn sie nicht da sind. Oder wie wir es finden, dass sie, wenn sie nach 2 Wochen wieder kommen, sich erstmal wieder an uns gewöhnen müssen. Wenn Sie dann „angekommen“ sind, müssen wir bereit stehen und mit offenen Armen empfangen. Wenn sie es nicht wollen, müssen wir dies akzeptieren. All das findet auf emotionaler Ebene statt und ist eben gerade deswegen nicht einfach. Das ist harte Arbeit!
    Am Ende sind wir alles nur Menschen mit Bedürfnissen, Ecken und Kanten, aber auch mit Grenzen, die jeder für sich selbst absteckt. Dabei ist es egal, ob aus der Sicht der Kinder oder Erwachsenen. Diese Grenzen dürfen bei keinem der Beteiligten überschritten werden – nicht bei den Kinder, nicht bei den Elternteilen, aber auch sicher nicht bei den „Stief-/Ersatzmamas“!
    Beste Grüße

  2. Hi ich bin auch Stiefmutter,
    Hi ich bin auch Stiefmutter, ich möchte dazu sagen das ich eine wirkliche Stiefmutter bin da die Ex Lebensgefährtin meines Mannes verstorben ist. Diese Gefühl das alles mitzuerleben für alle Kinder im gleichen Maße dazusein. Es ist schwer aber man schafft das- Bei uns heißt das ZAUBERWORT WIR. Das denke ich ist die Kunst. Ich lebe seid 10 Jahren in einer Patchworkfamilie. Mit ganzen vielen Auf und Abs. Wir haben eins der schlimmsten Erlebnisse letztes Jahr erlebt und auch das werden wir schaffen. Nicht ohne Blessuren, Streit und Meinungsverschiedenheiten – dies gehört in einer Familie dazu am Ende des Tages sind wir eine Familie und nur das ist worauf es meiner Meinung nach ankommt. Fals Ihr meinen Artikel über das Stiefmuttersein lesen möchtet hier ist der Link.
    http://margreblue.de/stiefmutter-bonus-eltern-darf-man-sich-nicht-einfach-familie-nennen/
    Ich finde Deinen Artikel gut. Denn es gibt ja immer mehrer Sichtweisen auf die Dinge. Das regt zum nachdenken an.
    Vielen Dank dafür
    Grüße Alex
    Denkt mit Eurem Herzen!

  3. Ich schliesse mich Josephine,
    Ich schliesse mich Josephine, Nicole und Lindgreth vollends an. Jammern ist in der Gesellschaft angekommen. Es gibt nichts anderes mehr. Jetzt sind mal die armen Stiefmütter dran. Ihre Bekannten haben recht, Frau Petermann, Sie haben es sich ausgesucht. Und die Kinder der ungeliebten Ex des Partners sind immerhin gut genug, um daran in Form von Bücher etc. zu verdienen.

  4. Jammern auf hohem NIveau
    Danke, liebe Josephine!
    Danke, liebe Nicole!
    Eure Kommentare bringen es auf den Punkt und ich schließe mich euch an.

    Frau Petermann jammert auf hohem Niveau. Aus ihr spricht die Eifersucht der „Nachfolgerin“ auf das Vorleben ihres Partners. Wer es als Frau nicht aushalten kann, dass ein paar Tage lang die Aufmerksamkeit des Partners vorrangig bei seinen Kindern liegt, sollte sich keinen Mann mit Kindern suchen.

    Und nein, sie ist keine Stiefmutter. Sie ist die Frau des Mannes, der Kinder hat. Punkt!
    Woher sie den Anspruch auf eine Mutterrolle nimmt, erschließt sich mir in keinster Weise. Begegnet sie mit dieser Anspruchshaltung den Kindern ihres Partners, ist es nicht verwunderlich, dass diese Kinder mit „Du hast mir gar nichts zu sagen!“ reagieren.
    Regeln, an die sich jeder zu halten hat, kann man auch festlegen ohne sich dabei gleich als Supermami zu präsentieren. Kinder haben dafür ganz feine Antennen.
    Frau Petermann sollte erst einmal versuchen, ein freundschaftliches Verhältnis zu den Kindern aufzubauen, anstatt den Kindern ihre selbsternannte Mutterrolle überzustülpen und zu erwarten, dass die Kinder vor Freude darüber aus den Socken springen und ihr als neue „Mutti“ huldigen. Doch hier fehlt offenbar das gewisse Gefühl für Kinder und wohl auch das Verständnis für Trennungskinder.

    So öffentlich über die schlimmen Kinder, den enttäuschenden Partner und die unfähige Ex-Frau desselbigen herzuziehen, mutet schon arg peinlich an und lässt sie, liebe Frau Petermann, eher in einem bemitleidenswerten Licht zurück.
    Dabei können Sie es viel einfacher haben. Wenn alles so furchtbar ist wie Sie es beschreiben, liebe Frau Petermann, dann trennen Sie sich von dem Mann, dem sie als Partner Unfähigkeit bescheinigen und Sie sind auf einen Schlag zumindestens drei Probleme los.
    Machen Sie nur bitte nicht den gleichen Fehler und suchen sich einen Mann mit Kindern, sonst geht das Dilemma wieder von vorne los. Es sei denn sie brauchen das, weil Sie ihre Opferrolle als die böse, missverstandene Stiefmutter nicht aufgeben wollen.

  5. Falsche Perspektive
    Liebe Josephine,
    besser hätte man es nicht schreiben können! Genau so sehe ich es auch und genauso habe ich es aus jeder Perspektive selber erlebt. Als Kind, sowie als Erwachsene. Den Ton, den Frau Petermann anschlägt ist eine Mischung aus Gejammer und Überheblichkeit. Wenn Sie sich einen Mann aussucht, der anscheinend als Partner versagt und die schlecht erzogenen (von der Ex natürlich schlecht erzogen) Kinder ihr ohne Respekt begegnen, dann wundert mich nichts mehr. Dann ist das:Du hast mir gar nichts zu sagen der Kinder völlig berechtigt. Meistens ist der Antrieb sich so in die Beziehung der Kinder und dem Vater zu drängen Eifersucht auf die erste Familie, vor allem auf die Exfrau, was dann über die Kinder ausgelebt wird. Es ist immer der gelebte Beweis, das der neue Mann schon einmal jemanden geliebt hat, ein Stachel der nicht entfernt werden kann. Da werden lieber die Kinder der Ex in einem öffentlichen Blog vorgeführt und bloß gestellt, damit auch der letzte Depp und vor allem die Ex mitbekommt, dass jetzt Frau Petermann die neue Supermutti an der Seite des Göttergatten ist. Ich finde dieses unerwachsene Verhalten bedenklich und mir tun die Kinder leid.

  6. Ich wundere mich schon über
    Ich wundere mich schon über die Einleitung. Das steckt nämlich schon ein wichtiges Missverständnis drin: Jede Frau, die die Mutterrolle gegenüber einem Kind ausfüllt, welches nicht ihr eigenes ist, ist Stiefmutter. Solange das Kind eine Mutter hat, gibt’s da meiner Meinung nach nichts zu übernehmen. Da gibt’s nichts offizielles, weder den Sprachgebrauch, den Volksmund noch irgendein ein Gesetz oder eine Verordnung. Niemand hat mir – weil ich jetzt mit einem Mann zusammen bin, der Kinder aus erster Ehe hat – zu meinem Stiefmutterstatus gratuliert. Und das völlig zurecht, das bin ich nämlich nicht. Ich habe einen neuen Mann, der hat Kinder. Als wir alle soweit waren, sind der Mann und ich zusammengezogen jetzt kommen also auch die Kinder zu uns. Und bleiben weiterhin seine und die Kinder ihrer Mutter – und nicht meine. Ich muss keine Mutterrolle übernehmen, denn sie haben ja einen Vater, der auch da ist. Und ich kann es sagen: Das entlastet ungemein. Die Kids haben sich das nicht ausgesucht, ich habe mir das nicht ausgesucht (also nur den Mann, aber nicht seine Kinder, auch nicht die Ex oder oder). Es gibt in meiner Welt keinen Grund, dieses Konstrukt, das eh schon nicht einfach ist, weil viele Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen darin vorkommen, überzustrapazieren.
    Ich habe auch ein Kind, das ist sogar immer hier, mein neuer Mann ist trotzdem nicht der Stiefpapa, er ist einfach nur mein Mann, das Kind bleibt meins – und so kann er für das Kind sein, was immer er will, nur halt nicht: Vater.
    Das macht vieles klarer, ich kann es nur wärmstens empfehlen: Hausregeln werden ausgehandelt, wie man das halt mit Mitbewohnern macht. Jeder darf sagen und fordern was ihm/ihr wichtig ist, wer immer da ist, das Essen gekocht oder die Bude geputzt hat, darf sagen, wie damit umzugehen ist. Kinder können es schaffen, das richtige Handtuch zu benutzen. Das müssen ihre Eltern ihnen aber beibringen. Zum Glück hat man ja ein „echtes“ Elternteil im Haus, der kann das durchsetzen. Und das muss er auch. Ich sehe die meisten Konflikte da, wo die Verantwortlichkeiten nicht klar sind. Wo der Vater sich zu viel rauszieht und die neue Partnerin sich in zu vieles reindrängen lässt. Und am Schluss gibt es viele Böse: Die Kinder, die nicht kooperieren, die Ex, die querschießt. Dabei ist es meist tatsächlich ein Problem auf Paar-Ebene und zwar in der neuen Konstellation.

    Ich sage: Haltet euch aus der Erziehung von Kindern raus, die nicht eure sind. Regelt das Zusammenleben, so dass es für euch passt, aber mischt euch nicht in Dinge ein, die euch nichts angehen. Wenn das Zusammenleben mit allen nicht klappt:Vielleicht war es zu früh? Vielleicht wollt ihr zuviel? Denn ja: Es werden immer zwei Familien am Frühstückstisch sitzen in einer Patchworkfamilie. Niemand außer dem neuen Paar hat Interesse daran, daraus die neue, die bessere Familie zu machen. Das kann also nur in die Hose gehen, sieht nur auf Fotos vielleicht mal schön aus. Aber nie in echt.
    Lasst die Zeit für euch arbeiten, Familie entsteht auch wieder, aber nur, wenn alle Zeit haben zum Zusammenwachsen. Und bis dahin kann man nur den Druck rausnehmen und nicht mehr verlangen, als möglich ist.

    Und ja: an dem Schmerzpunkt, den jeder kennt, der einen Partner mit Kindern hat, muss jeder für sich arbeiten: Die Kinder sind immer wichtiger! Daran kommt keiner vorbei. Das ist bei mir und meinem Kind so, das ist bei meinem Mann und seinen Kindern so. Weil die Sorge um ein Kind immer das größte und wichtigste ist. Und jeder der so empfindet, tut das richtige….

    1. Neue Frau ist keine Stiefmutter
      Ich kann dem Beitrag von Josephine nur zustimmen. Eine neue Frau ist keine Ersatzmutter.
      Ich finde es für die Kinder ganz furchtbar dass Sie einen öffentlichen Blog und jetzt auch noch ein Buch über Ihr „Beschwerliches Dasein“ als Stiefmutter schreiben. Ich hoffe Ihre Stiefkinder schreiben irgendwann auch mal auf was ihnen an Ihnen nicht gefallen hat und es wird ein Bestseller!

  7. Sehr einseitig
    Liebe Susanne, ich finde Deine Sichtweise ein wenig einseitig. Natürlich verstehe ich Deine Sorgen und Nöte in dieser Situation aber vermutlich geht es den Kinder auch nicht anders. Wie würdest Du es zum Beispiel finden wenn die Kinder ( Du sagst leider nicht wie alt diese sind. Falls Du es oben auf dem Foto selber bist, sind es schon ältere Kinder ) einen Blog schreiben in dem es um ihre „Probleme“ mit DIR geht. Ich finde es furchtbar sowas öffentlich zu machen und Deine Stiefkinder können dies alles lesen. Ich hatte mit 15 selber eine „Stiefmutter“, bzw. hatte mein Vater eine Freundin mit 2 Kindern, ein wenig älter bzw jünger als ich. Es lief gut da keiner dem anderen in die Erziehung eingegriffen hat. Nun bin ich selber in der Situation das mein Sohn, 4 Jahre alt, eine Stiefmutter bekommen könnte oder vielleicht ich eine werden könnte. Ich finde es muss vorrangig mit den Kindern funktionieren, da kann man noch so verliebt sein, die Kinder sind das wichtigste. Klappt es mit diesen nicht wird es in der Beziehung nie gut klappen da für die leiblichen Eltern immer die Kinder den Vorzug bekommen werden. LG

  8. Stiefmutter
    Moin. Ich bin seit mittlerweile 7 Jahren Stiefmutter zweier Jungs, die jetzt 13 und 15 sind. Und nein, so gut und nachvollziehbar der Text ist, ich finde mich selbst nicht wieder. Kann aber auch daran liegen, dass ich von vornherein gesagt habe, dass in (damals noch meiner alleinigen) Wohnung meine Regeln gelten.
    Und dass ich erwarte, dass die eingehalten werden. Dafür habe ich mich aber aus der Erziehung und aus den Dingen, die. Mutter und Vater betrafen, raus gehalten.
    Klar, die Jungs wohnen auch knapp hundert km entfernt. Bis unsere Tochter kam, sind wir immer gemeinsam gefahren.

    Es gibt massig Geschichten, die ich aus den letzten sieben Jahren erzählen kann. Und sie klingen oft anders als die Erlebnisse anderer Stiefmütter. Ich mag da Glück gehabt haben. Weiß nicht.

  9. Kenne ich
    Ich bin auch eine „Stiefmütter“ und lese schon länger Deinen Blog. Oft erkennt man sich in den „Geschichten“ wieder oder es gibt auch Denkanstöße. Die Situation mit dem Handtuch kommt mir bekannt vor: mein Stiefsohn ist jedes zweite Wochenende bei uns und, ich weiß nicht warum, er benutzt immer mein Waschbecken. Als er in den Ferien länger hier war, habe ich ihm ein Handtuch hingehängt und gesagt, dass da ein frisches Handtuch für ihn hänge, das er doch bitte benutzen soll. Das Handtuch hing auch bei seiner Abfahrt noch so da (gefaltet), wie ich es hingehängt hatte. Also, hat er die ganze Zeit, wie immer, meins benutzt. Ich darf mir darüber einfach keine Gedanken machen, dann geht’s. Aber irgendwie stört mich das auch.
    Und es gibt viele andere Dinge, wo es so ähnlich ist. Was mich so stört ist, dass man alle zwei Wochen an den gleichen Stellen anfängt zu „erziehen“ und das Gefühl hat, gegen Windmühlen zu kämpfen.

  10. Verstanden werden
    Liebe Susanne,

    vielen Dank für diesen Beitrag! Ich habe schon öfter auf deinem Blog gelesen und mir jetzt Dein Buch bestellt.
    Ich selber bin erst seit kurzem in der Situation der „Stiefmutter“, wobei mein Partner und ich nicht verheiratet sind, denn er ist noch mitten in der Scheidung. Vor einem halben Jahr bin ich zu ihm gezogen, denn nachdem ich sehr lange Single war, war mir schnell klar, den und keinen anderen!
    Über die Konsequenzen, was es bedeutet, mit einem noch verheirateten Mann mit zwei Kindern zusammen zu sein, habe ich mir natürlich keine Gedanken gemacht. Warum auch? Die beiden Jungs (7 und 2,5) mögen mich, mein Partner und ich haben in den meisten Dingen die selbe Haltung, ich fühle mich wohl in seinem Haus, in der Stadt, in der er lebt. Dass es Phasen geben würde, in denen der Große mich ignoriert, in denen ich mich einsam fühle, weil ich in der Stadt, eine Kleinstadt, niemanden kenne und die Nachbarschaft – wie das in kleinen Städten nunmal so ist – mich kritisch beäugt, dass ich mich in bestehende Strukturen einordnen muss und folglich meine eigenen Strukturen keinen Bestand mehr haben, all das habe ich natürlich nicht kommen sehen. Und wenn ich mich jemandem anvertraut habe und gesagt habe, dass ich nicht weiß, ob ich das alles kann und schaffe, kam eben jener Satz: „Du wusstest doch, dass er verheiratet war und Kinder hat.“ Ja, ich wußte es natürlich, aber woher soll mir bewußt sein, was es wirklich heißt, solange ich nicht drin bin.
    Somit habe ich das meiste mit mir ausgemacht, mir immer wieder gesagt, dass es nur nie Anfangs- und Findungsphase ist, dass es besser wird. Nach Blogs gesucht, Deinen gefunden, der mir geholfen hat.
    Und ja, es ist besser geworden. Es gibt zwar immer noch Tage, an denen ich eine Extrarunde mit dem Auto drehe und noch nicht nach Hause will, aber es wird alles immer selbstverständlicher und leichter. Nicht zuletzt auch deshalb, weil mein Partner und ich über jedes Thema ganz pragmatisch reden können und gemeinsam nach Lösungen suchen.
    genug jetzt aber, ich wollte eigentlich nur DANKE sagen 🙂
    Catharina

  11. Ich bin zwar auch…
    Liebe IM,

    Was Du schilderst ist einer der Klassiker. Männer, die man plötzlich nicht mehr erkennt. Die zu einem ganz anderen werden, wenn das Kind am Wochenende da ist. Gemeinsam aufgestellte Regeln werden ignoriert, alles konzentriert sich auf das Kind, die Stiefmutter wird ignoriert. Viele Frauen fühlen sich dann wie Außenstehende, einige sogar wie Aschenputtel.Bei manchen Frauen verbünden sich die Väter mit den Kindern sogar gegen die Stiefmutter. Falls du magst suche doch mal auf meinem Blog nach dem Artikel über das „Kollegenschwein“.

    Kaum ist es Montag, wird er wieder der Alte. In meinem Buch beschreibe ich die fünf Fronten, an denen die Stiefmutter stehen kann. Ihr eigener Partner kann leider auch dazu gehören.

    Liebe Grüße,
    Susanne

  12. Ich bin zwar auch
    Ich bin zwar auch ‚Stiefmutter‘ wobei ich auch dieses war mag noch mich o betiteln wurde. Ich habe mich nicht wirklich wiedergefiunden in dem Text, vielleicht hatte ich habe auch Glück mit dem Kind. Allerdings habe ich auch Probleme mit der Situation. Und zwar mit einer kaum merkbaren Wesens Veränderung meines Mannes. Ich war und bin trotz gemeinsamer Kinder hauptverdiener unserer Familie. Es gilt wer zu Hause is macht den Haushalt, also hat mein Mann viel gemacht. Sobald die grosse da war, war es wie ein gravitationsmkehrer und ich hatte das Gefühl es wird nchs mehr gemacht und im Gegenteil noch erwartet, dass ich diese Sachen mache.
    Das wurde schon viel diskutiert und letztes mal hat es nun auch echt super geklappt, aber gewundert habe ich mich doch oefter wie ihn DS dreht.
    Ich weiss auch dass s ein beduerfns is die wenige Zeit voll aus zu kosten und eben auch dieses eigene system bzw die schnittmenge de beiden ist , aber ja hier fuehl ich meine Grenze verletzt.

  13. Ich bin selber keine
    Ich bin selber keine Stiefmutter. Aber wir sind auch Patchwork. Ich kenne diese Gedanken von meinem Mann, dem Stiefvater! Was die Kinder bei ihrem Vater dürfen, dürfen sie bei Mann noch lange nicht. Auch hier fallen dann öfters die unausgesprochen die Worte: DU hast mir gar nichts sagen! Aus der Sicht der „richtigen“ Mutter: eine be***** Stituation. Für mich ist oft schwierig die Balance ist zu halten. Mein Mann und ich reden oft und versuchen, für uns den richtigen Weg zu gehen …. Liebe Stiefmütter/ eltern, lasst Euch nicht unter kriegen und hört auf Eure Bedürfinisse!

    Ganz lieben Gruß Franziska

  14. Super
    Super Beitrag! Da werden sich sicher viele Frauen wiedererkennen.
    Danke auch an Lisa, dass Ihr das Thema aufgreift. Bitte weiter so. Bei Euch gibt es so viele tolle Beiträge.

  15. Danke!
    Liebe susanne, danke für deinen beitrag! Ich bin selbst stiefmutter und konnte mich gut wiederfinden. Deinen blog schau ich mir gleich an. Viele grüße Heike