Geschwisterstreit: Meine Söhne verletzen sich verbal und körperlich

Geschwisterstreit

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Ihr Lieben, mein Name ist Anne, ich habe zwei Jungs, 12 und 10 Jahre alt. Wie alle Eltern haben wir gehofft, dass die zwei Jungs im ähnlichen Alter eine gute Beziehung zueinander entwickeln würden. Aber schon viele Jahre herrscht hier Dauer-Geschwisterstreit.

Als die beiden Jungs klein waren, war es vor allem körperlich. Es wurde gehauen, geschlagen, geschubst und natürlich um alles gestritten, was der eine gerade hatte. Wir haben immer versucht, jedem Kind Exklusivzeit zu geben, haben viel getrennt unternommen –, was dann auch immer schön war.

Um so älter die Jungs werden, desto gemeiner mit Worten werden sie. Besonders der Große ist wirklich richtig ekelhaft. Er lässt keine Gelegenheit aus, seinen Bruder schlecht zu machen. Er sagt einfach nie etwas Nettes, ist immer nur genervt oder eben gemein. Auch uns Eltern gegenüber vergreift er sich nun mehr und mehr im Ton.

Dieser Geschwisterstreit macht und fertig

Ich bin unfassbar traurig über diese Situation. Wir haben es tausendmal besprochen und ich will ja gar nicht mehr, dass die beiden ein Dream-Team sind –, aber dass sie sich zumindest in Ruhe lassen und sich nicht die ganze Zeit verbal oder körperlich verletzen.

Die Situation belastet unser Leben sehr, mein Mann und ich sind wirklich traurig, alles Reden und Erklären bringt nichts und ich habe richtig Angst vor den Jahren der Pubertät.

Gibt es hier vielleicht noch andere Mamas, deren Kinder so schlecht miteinander umgehen? Was macht ihr dagegen? Geht es euch auch so schlecht damit? Ich wäre sehr dankbar für eure Erfahrungen.


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10 comments

  1. Habt ihr den Kindern denn beigebracht, wie man Konflikte löst? Das müssen sie ja lernen. Meine Kinder sind fünf und acht und streiten natürlich auch oft. Es wird aber besser, je häufiger mein Mann oder ich früh dazukommen und sowas sagen wie „Okay, es gibt anscheinend ein Problem, erzählt mal“. Dann schildert jeder seine Sicht. Wir wiederholen die („Also du wolltest X, hast dich darauf gefreut, aber du, du wolltest gerne Y machen, und dann ist das und das passiert. Jetzt bist du enttäuscht und du bist wütend“) und spielen ihnen den Ball zu („Was können wir denn jetzt machen, um das Ganze zu lösen?“). Das Ganze ist mega anstrengend und ich war auch oft schon zu erschöpft dafür und hab nur noch „Schluss mit dem Streit!“ gebrüllt (bringt gar nichts). Aber ich merke, wie sie durch unser ruhiges Moderieren langsam mehr Streitkompetenz erlangen. Was ich für immens wichtig halte: Dass die Eltern nie den Richter spielen oder sich auf die Seite eines der Kinder schlagen. Das ist Gift für die Beziehung zwischen den Kindern. Ich sage auch oft „Mich interessiert nicht, wer den Streit angefangen hat, sondern wie wir ihn lösen“. Ich glaube, es ist auch ganz wichtig, dass die Eltern generell wertschätzend sind, nicht drohen oder strafen. Und bitte nie betonen, was ein Kind toll kann und das andere nicht. Das macht nicht selbstbewusst, sondern fördert Konkurrenzdenken. Ich kann zu dem Thema sehr das Geschwisterbuch von Nicola Schmidt („Geschwister als Team“) und das von Katja Seide und Danielle Graf empfehlen.

  2. Hallo Anne,ich bin ganz bei Dir! Unsere Beiden sind auch 12 und noch 10 Jahre alt und es raucht eigentlich mindestens einmal am Tag! Frust und Unzufriedenheit wird aneinander abgearbeitet und ja, auch regelmäßig körperlich.
    Sie haben gleiche Interessen und betreiben den gleichen Sport, was dann auch häufig zu Konkurrenzverhalten führt. Zudem sind beide Papakinder, also auch hier ständiger Kampf um Aufmerksamkeit.
    Wir haben schon früh angefangen, neben gemeinsamen Unternehmungen, die Kinder jedes für sich zu beschäftigen, also auch mal zu trennen. Natürlich braucht es da eine Balance der Aktivitäten, sonst fühlt sich einer wieder benachteiligt und der nächste Streit ist vorprogrammiert.
    Mein Man fährt seit 5 Jahren in den Sommerferien für mindestens 3 Wochen mit den Jungs in den hohen Norden, nur mit Zelt und den nötigsten Utensilien; der Weg ist das Ziel. Jeder hat seine Aufgabenstellung, der Große angelt bei Ankunft und ist für das Essen zuständig, der Jüngere sammelt Holz, macht das Feuer. Gemeinsam wird das Quartier für die Nacht gerichtet und beide erkunden gemeinsam! Die Umgebung auf der Suche nach Heidelbeeren, trockener Rinde, Pilzen und so weiter. Die Jungs freuen sich jedes Jahr extrem darauf, auch wenn mein Mann die ersten paar Tage regelmäßig alles bereut, da auch hier wieder Streit angesagt ist, alles muß sich erstmal einspielen und die Beide müssen sich erden. Aber es tut ihnen gut, sie sind aufeinander angewiesen und teilen viele schöne Erlebnisse. Jeder darf Held sein und in dem was er tut der Beste sein.
    Zuhause haben wir im Garten ein sehr großes Trampolin, das Beide jeden Tag! nutzen, hier heißt es austoben und überschüssige Energie abbauen. Jeder hat in seinem Zimmer einen Boxsack hängen, wenn Einer unter Dampf steht, sagen wir ihm, komm , zieh die Boxhandschuhe an und bearbeite den Sack.
    Der Große steckt schon richtig in der Vorpubertät und ist manchmal richtig frech und bockig. Da versuchen wir konsequent zu sein und zeigen ihm klare Grenzen, sprich er soll in sein Zimmer gehen, sich beruhigen. Meist kommt er dann von alleine und entschuldigt sich. “ Gib mir Liebe, wenn ich sie am wenigsten verdient habe“!
    Es fällt mir schon manchmal sehr schwer, immer verständnisvoll, ruhig und gerecht zu bleiben, besonders wenn die Beiden sich prügeln und man sie voneinander trennen muß. Mir hilft es darüber zu reden, viele Eltern haben ähnliche Erfahrungen. Organisiert für für jeden Ruheinseln, auch für euch. Sucht euch Hilfe, bei uns zu.Bsp. bietet die Diakonie Unterstützung für Familien an.

  3. Hi, bei uns (6&8 Jahre) gibt’s die „typische“ Mischung aus Streit und Zusammenhalt…
    Wir merken aber, dass ihnen gemeinsame Unternehmungen und auch ein gemeinsames Hobby/Familienhobby gut tun. Auch das akzeptieren,dass sie total unterschiedliche Charaktere sind ( und das auch bewusst zu kommunizieren) hat für viel Entspannung gesorgt).
    Gute Nerven allen da draußen…

  4. Beim Militär sagt man, dass junge Männer erstmal gemeinsam durch die Sch**** gehen müssen, bevor aus ihnen eine Einheit wird.

    Natürlich kann und sollte man das nicht 1:1 auf Kinder übertragen, aber es ist schon etwas Wahres dran.

    Ein richtiger Abenteuerurlaub bei dem gemeinsame Strapazen (z.B. lange Gepäckwanderungen) überwunden werden müssen, es aber auch verbindende Elemente wie gemeinsame Abende am Lagerfeuer gibt, könnte tatsächlich dazu beitragen, dass die beiden ihre Differenzen überwinden.

    Außerdem würde ich auch nicht immer sofort eingreifen, wenn die beiden ihre Rangordnung untereinander auch mal körperlich ausmachen.

    Sabine hat da etwas sehr Treffendes geschrieben:
    „Wenn ich gerade an meine Jungs denke, wäre es am besten, sie würden den ganzen Tag Mammuts jagen, Werkzeug schnitzen, Feuer zu machen etc. (dann wären sie wahrscheinlich ausgeglichener).“

  5. Ich habe einen großen Jungen und eine 2,5 Jahre jüngere Tochter. Sie mögen sich grundsätzlich, können aber auch bis auf Messer streiten. Seit nach der Kleinkindphase habe ich die Taktik bei sinnlosen ausufernden Streits die Situation kurz zu verlassen (in den Keller gehen, Müll raus bringen etc.), danach ist meist wieder Frieden. Ich habe das Gefühl, da fehlt der Zuschauer. Gut tut auch, wenn sie in einer Situation nur sich haben, z. B. im Urlaub einen Weg gemeinsam erledigen, Nachbarn etwas bringen oder so. Besonders gut funktioniert bei uns der Zusammenhalt, wenn Angriffe von außen kommen (z. B. durch fremde Kinder), da beschützt dann einer den anderen.

  6. Liebe Anne,
    Wir haben genau das gleiche Problem.
    Meine Söhne sind 6 und 8 Jahre alt. Sie streiten sich gefühlt fast den ganzen Tag. Sie schlagen auch viel zu. Provozieren sich ständig gegenseitig. Ich kann mir den Mund fusselig reden und es bringt alles nichts. Manchmal hab ich das Gefühl sie wollen es nicht anders haben. Aber für uns Eltern ist es echt richtig anstrengend. Meine beiden Söhne sind sehr aktiv und brauchen viel Bewegung. Dann sind sie etwas ausgeglichener. Es hilft auch, wenn sie den halben Tag getrennt sind und jeder sein eigenes Ding macht (geht auch nicht immer). Ich hab leider auch nicht viele Tipps weil ich selber grad nicht weiter weiß.
    Wahrscheinlich müssen gerade Jungs sich aneinander messen auch körperlich austesten wer der stärkere ist usw.

    Das Grundproblem der heutigen Jungs liegt leider an unserem Umfeld und unserer modernen Lebensweise.
    Wenn ich gerade an meine Jungs denke, wäre es am besten, sie würden den ganzen Tag Mammuts jagen, Werkzeug schnitzen, Feuer zu machen etc. (dann wären sie wahrscheinlich ausgeglichener). Darauf ist wahrscheinlich auch der heutige moderne Mensch noch geprägt.
    Früher waren auch mehr familiäre Strukturen da und die Großeltern, Onkel, Tanten usw. konnten auch mal ein Kind übernehmen. Das war Entlastung für die Eltern und das Kind durfte mehr Erfahrungen außerhalb der Familie sammeln.
    Das sind meine Überlegungen die ich zu dem Thema habe.

    Wichtig ist auch zu wissen, dass du damit nicht alleine bist. Und das Problem in ganz vielen Familien auftaucht. Habe mich schon oft gefragt, ob wir etwas falsch machen aber da kommt man auch nicht wirklich weiter. Wir Eltern geben ja sowieso jeden Tag unser bestes. Mehr können wir nicht tun.
    Also gib niemandem die Schuld dafür und sorge gut für dich in all dem Stess.

  7. Ich habe das gleiche mit meiner (Kleinen) Schwester. Gut 3 Jahre Altersabstand. als ich so 16 wurde haben wir aufgehört miteinander zu reden, haben ab da noch fast 7 Jahre im gleichen Haushalt gewohnt. sind inzwischen über 30 und hatten nie wieder Kontakt. alle Versuche meiner Mutter einzugreifen haben es nur viel schlimmer gemacht („ich will, dass ihr euch zumindest anständig begrüßt“ – ist genauso Quatsch wie erzwungene Entschuldigungen). woher kams? sicher haben unsere Eltern alles schlimmer gemacht. es gab immer zu wenig emotionale Nähe und Aufmerksamkeit, darum haben wir bis aufs Blut miteinander gekämpft. ich wurde Mal gefragt, was sie mir getan hätte und die ehrliche Antwort ist: sie existiert. als Geschwisterkind hast du kein Mitspracherecht bei der Entscheidung ob die Eltern noch weitere Kinder bekommen. aber du musst viele Jahre damit leben, egal wie unglücklich dich das macht. das ist hart. und ich glaube es geht für Eltern viel darum das zu würdigen. die Kinder haben sich das nicht ausgesucht. sie leiden vermutlich am meisten in der Situation. in einer WG würde man ausziehen. einen Partner würde man verlassen. aber die Kinder müssen es halt viele Jahre aushalten. da Harmonie zu erzwingen macht es nur schlimmer. die Frage ist eher wie man sich besser aus dem Weg gehen kann und möglichst wenig Kontakt hat.

  8. Ich glaube, als Eltern müssen wir auch lernen zu akzeptieren, wenn sich die Geschwister nicht miteinander verstehen. Sie haben einander nicht ausgesucht. Auch wenn wir es uns anders wünschen, manchmal passt es halt einfach nicht.

  9. Mit meiner Schwester war es auch so, wir sind 2 Jahre auseinander. Als Erwachsene mögen wir uns mittlerweile sehr.
    Meine Söhne sind auch 2 Jahre auseinander (aktuell 12 und 14 Jahre) und sie streiten auch oft.
    Leider habe ich kein Rezept, wir versuchen es dann zu unterbinden, ich finde es auch schwer auszuhalten.

  10. Meine Kinder sind noch nicht in dem Alter, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es etwas besser wird. Mein Bruder und ich haben einen ähnlichen Abstand, ich bin die
    ältere, er das goldene Kind. Während er mich als Kind ständig gebissen hat und später als Teenager verbal angegriffen hat, musste ich die brave Tochter sein, die sich nicht verteidigen durfte. Heute sind wir beide über 30, das Verhältnis ist so lala. Wir betreiben smalltalk in größeren Gruppen und können uns normal unterhalten, wenn wir alleine sind, aber eher Kram wie Probleme auf der Arbeit, Videospiele, o.ä., nichts tiefgründiges. Die verbalen Attacken seinerseits haben erst aufgehört, als ich Mutter geworden bin. Vermutlich hilft dir das nicht wirklich, aber manche Geschwisterbeziehungen sind halt so. Manche bessern sich nach der Pubertät, andere nicht. Manche Geschwister haben ein enges Verhältnis, andere nicht.

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