Ich habe mich von meinem Mann getrennt: Warum darf ich nicht einfach glücklich sein?

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Achtung, hier kommt ein Text, der euch ein bisschen durchschütteln soll. Annika hat sich von ihrem Mann getrennt – und hatte das Gefühl, dass alle Welt sie leidend und trauernd sehen möchte. Ihr schlug viel Unverständnis entgegen, weil sie auch direkt einen neuen Partner hatte. Darüber schreibt sie heute hier:

Zack, wieder fühl ich mich direkt schuldig und geh in meinen üblichen Rechtfertigungs-Modus. Warum? Weil ich immer und überall das Gefühl vermittelt bekomme, etwas falsch gemacht zu haben. „Oh, du hast dich getrennt?“ „Oh, gerade jetzt zu Coronazeiten hast du dich getrennt? Uff, das ist ja natürlich auch echt ungünstig.“

Am besten jedoch sind die, die meine Entscheidung einfach nicht verstehen wollen. „Warum hast du dich denn JETZT getrennt? Warum habt ihr es nicht nochmal versucht? Warum seid ihr denn überhaupt so lange zusammengeblieben? Warum habt ihr dann überhaupt Kinder in die Welt gesetzt?“ Ein richtiger Kübel an „Warums“ der über mir ausgeschüttet wird.

Wer jetzt glaubt, ich übertreibe, dem sei gesagt: Das ist nur eine Mini-Auswahl an Sprüchen, die ich zu hören bekomme. Seit der Trennung. Bis jetzt. Immer wieder.

Jetzt kommt aber noch der Knüller, denn ich bin für viele nicht nur die Frau, die sich von ihrem Partner getrennt hat – NEIN, ich bin auch noch glücklich UND habe direkt einen neuen Partner an meiner Seite. Dies scheint ein Skandal auf Bildzeitungs-Niveau zu sein. Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen im negativen Sinne, das Tröpfchen, was das Fass zum Überlaufen bringt. Getrennt UND glücklich! Schäm dich! Wie kannst du nur?!

Bin ich selbstsüchtig und berechnend?

Aber die umstehenden Personen sind sich noch nicht ganz einig, ob ich es mir jetzt extrem einfach gemacht habe oder ob ich einfach ‚nur‘ egoistisch bin. Die einen finden es ziemlich „clever“, sich gleich einen neuen Partner „zu angeln“, denn dann hat man ja gleich alles viiiiiiel einfacher. (Achtung, Spoiler: Nope, hat man nicht.)

Die anderen wiederum finden diese Entscheidung absolut selbstbezogen und unangebracht, schütteln gedanklich den Kopf oder ballen die Fäuste in ihren Hosentaschen.

Wisst ihr, was das Schlimmste daran ist? Dass diese Kommentare meist von denen kommen, die im engeren Freundeskreis waren oder sind. Die Außenstehenden, die flüchtigen Bekannten, sind oft sehr viel toleranter und wollen mich verstehen, als die, die mir früher echt nahe standen.

Wenn ihr jetzt denkt, ich habe einfach die falschen Freunde – nein, so easy kann man das jetzt auch wieder nicht sagen. Horcht mal in euch rein. Stellt euch mal vor, eure beste Freundin, die verheiratet ist und Kinder hat, würde sich plötzlich trennen. Wie würdet ihr reagieren? Oder: Wenn ihr euch trennen würdet – wem würdet ihr wohl zuerst davon erzählen? Wem gegenüber hättet ihr ein schlechtes Gewissen und bei wem hättet ihr Bammel vor „Verurteilung?“

Auch, wenn man es nicht gerne hören mag: Eine Trennung kann immer und jedem passieren. Denn so wenig wie Instagram und Co unsere Wirklichkeit abbilden, so weiß man auch im realen Leben alles über andere Menschen. Außenstehende sehen immer nur einen kleinen Teil des Ganzen. Oft bilden sich Leute also ein Urteil basieren auf Vermutungen oder aus falsch zusammen gesetzten Puzzleteilen. Wie es wirklich in Beziehungen aussieht, wissen nur die Menschen, die in ihr stecken.

Sich auseinander leben tut weh

Ich sag euch mal was: Man musst auch nicht immer sterbensunglücklich sein, um sich trennen zu wollen/können. Das schleichende Sich-auseinanderleben ist oft auch sehr dramatisch, erst recht, wenn es einem dann plötzlich bewusst wird. Vielleicht fühlt sich einer von beiden Partnern schon lange nicht mehr geliebt, ist in einer Selbstfindungsphase und lernt, dass man sich als allererstes selbst lieben muss.

Ob man nach einer Trennung erstmal alleine bleibt oder einen neuen Partner hat – beides hat Vor-und Nachteile. Wenn man alleine ist, kann man sich erstmal komplett auf sich und die Kinder konzentrieren – aber man kann sich auch schnell sehr einsam fühlen…

Mit einem/r neuen Partner/in: Du hast Unterstützung, fühlst dich verstanden und geliebt und kannst alles mit deinem neuen Partner teilen. Musst Probleme nicht alleine durchstehen und kannst nach vorne schauen. Aber (!) du erhältst noch weniger Verständnis für die Trennung im Freundeskreis. Und auch die Kinder müssen sich erstmal auf den neuen Partner einstellen. Und du musst die Frage beantworten: Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür, dass die Kids den neuen Partner kennen lernen? (Spoiler: die Außenstehenden werden immer sagen, dass deine Entscheidungen zu schnell sind. Bitte höre auf deine innere Stimme und lass den Fokus auf deinen Kindern und guck, wie es ihnen dabei geht!)

Und es kann natürlich auch sein, dass der neue Partner auch noch Kinder hat – dann kannst du das Ganze gleich mal Zwei nehmen. So und jetzt überlegen wir nochmal, ob es wirklich soooo viel leichter ist, nach der Trennung einen neuen Partner zu haben….

Alle wissen, wie ich mich verhalten soll

Manchmal denke ich, es gibt irgendwo ein geheimes Buch mit Zeitangaben, wie man sich wann nach einer Trennung zu fühlen hat. Nach XY Tagen darf man wieder lächeln, nach xy Tagen darf man wieder Lust auf Flirten haben. Nach XY Tagen darf man einen neuen Partner haben und nach weiteren XY Tagen darf man diesen dann den Kindern vorstellen…

Das alles hier ist natürlich überspitzt aufgeschrieben, aber ich möchte die ein oder andere einfach sensibler für das Thema machen. Vielleicht geht ihr nach diesem Text etwas unvoreingenommener und empathischer mit den Menschen um, die sich gerade trennen oder sich getrennt haben.

Ich selbst bin sehr glücklich mit meinem neuen Partner. So glücklich, dass wir uns ein gemeinsames Kind wünschten. Doch ich habe eine Fehlgeburt erlitten. Das war meine „Strafe“, weil ich „alles viel zu früh gewollt habe“. Ja, das wurde mir von einer (eigentlich) guten Freundin genau so gesagt. Traurig, aber leider wahr….

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11 comments

  1. Liebe Autorin,

    warum nahestehende Personen möglicherweise sehr ablehnend reagieren: Wenn sie ebenso wie dein Ex-Partner vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, fühlen sie sich von dir vielleicht ähnlich vor den Kopf gestoßen wie er.
    Gerade noch schön als Familie zusammen gegrillt oder Weihnachtskarten erhalten… Plötzlich alles vorbei… Da bist du das unbekannte Wesen, die, die allen noch die heile Welt vorgespielt hat, obwohl sie innerlich schon auf dem Absprung war…?

    Und statt anzunehmen, dass dir keiner das schnelle neue Glück gönnt, wie wäre es mit diesem Gedanken:
    Da es zeigt, wie „fertig“ du mit deiner alten Beziehung schon warst, noch während sie währte, verstärkt den Eindruck von oben. Es fällt schwer, dich noch einzuschätzen. Würdest du länger trauern, könnte man als enge Freunde wenigstens diesen Schritt mit dir gemeinsam gehen.
    So aber ist das Gefühl: Sie blinkt links und überholt rechts. Da komme ich nicht mit.

    Ich schreibe das als diejenige, die verlassen wurde. Von heute auf morgen, ohne den Versuch eines Gesprächs von Seiten meines Mannes, weder mit mir noch mit seinen engsten Freunden – und riesigem Unverständnis aller unserer und eben auch seiner!! Freunde, weil er wirklich niemanden in seine Gedankenwelt hineingelassen hat. Niemand wusste, wie es ihm in unserer Ehe ging – bis er plötzlich weg war und freudestrahlend die Neue präsentierte. Mir, seinen Eltern, unseren gemeinsamen Kindern, unseren Freunden. In der Zeit, in der nach fast 20 Jahren Beziehung noch alle unter Schock standen.

    Alle mussten plötzlich mit diesem superglücklichen Menschen umgehen, der überhaupt nicht verstehen konnte, warum alle (und je enger, desto mehr) entsetzt waren und ihn und seine neue Liebe nicht zur Einweihungsparty nach wenigen Monaten in der neuen Wohnung besuchen wollten…

    Die engsten Freunde (und auch seine Eltern) hätten sich gewünscht, dass er einfach mal wirklich mit ihnen sprechen und sich öffnen würde, statt einfach kommentarlos „sein Ding“ durchzuziehen.

    Im Endeffekt aber haben auch sie die Trennung ausschließlich „mit mir“ durchgemacht. Nicht mit ihm. Weil er das so entschieden hatte.

    Ganz ehrlich – in dem, was du schreibst, entdecke ich sehr stark meinen Ex und unsere damals noch gemeinsamen Freunde wieder.

    Ich habe ihnen immer gesagt, dass ich keine Parteinahme erwarte (nur um Verständnis gebeten, dass ich nur dann zur Einladung komme, wenn er mit der Neuen nicht geht und umgekehrt).

    Heute, zweieinhalb Jahre später, ist das Verhältnis zwischen ihnen il zwar freundlich, aber nicht mehr wirklich warm.
    Mein Mann hat es damals nicht geschafft, über seinen Schatten zu springen und seine Freunde irgendwie mit auf seinen Weg zu nehmen. Sie durften keine Wegbegleiter mehr sein, sondern sollten von jetzt auf gleich das neue Leben mitfeiern, ohne von den anderen wirklich Abschied nehmen und verstehen zu können. Das hat sie entfremdet, ohne dass sie es wollten.

    Vielleicht erkennst du dich wieder, liebe Autorin, vielleicht liegt ich auch weit daneben. Würde mich freuen, wenn ich dir helfen konnte.

    Alles Gute!

    1. Liebe Doreen! Danke für deine offenen Worte. Die tun so gut! Absolut nachvollziehbar geschrieben. Das bereichert mich sehr! Liebe Grüße

  2. Hallo, ich finde diesen Text sehr verwirrend und unverständlich und frage mich, was möchte die Schreiberin bezwecken? Alle anderen sind doof, unsensibel, missgünstig, wollen nicht verstehen, gönnen das Glück nicht und so weiter. Mit dieser Art zu schreiben kommt mir Annika ehrlich gesagt auch nicht besonders empathisch ihrer Umwelt gegenüber vor. Fragt sie sich auch Mal, warum ihr Umfeld so reagiert? Ich finde es komisch, so viel Abwertendes über Annikas Umfeld zu lesen, aber eigentlich nichts Essentielles über sie selbst und ihre Beweggründe zu erfahren. Nur vage Andeutungen. Vielleicht geht es ihren Freunden ja auch so?

    1. Kann es Probleme geben, die so intim sind das man sie nicht mal mit dem engsten Umfeld teilt? Weil man befürchtet mit zuviel öffentlichen Mitwissen einen äußeren Druck zu generieren?
      Das schwelt und gärt, man kämpft allein oder bestenfalls zu zweit und vielleicht scheitert man dann und trennt sich, vielleicht auch einseitig.
      Natürlich ist dann das Umfeld schockiert und verständnisarm. Wenn du dir sicher bist, liebe Annika, ist alles richtig.

      Ich trenne mich gerade, ernte auch viel Unverständnis. Ich wurde vor drei Jahren betrogen, darüber belogen, bei sehr klarer Faktenlage, danach runter gemacht weil ihm mein Leid an der Situation zu belastend war. Paartherapie wurde lächerlich gemacht, gemeinsame Unternehmungen verpönt (Kochkurs : „reicht doch wenn es eine kann“) Hochzeitstag nicht begangen etc. pp..
      Nun trenne ich mich und bin verdammt froh darüber und strahle.
      Ja wenn mein Umfeld das mir ankreidet, dann ist es so. Und weil ich die Verfehlungen meines Partners nicht in echtzeit kommunizierte, ist es schwer das nachzuvollziehen. Da erwarte ich Unbefangenheit und Vertrauen.
      Ich werde nicht von Tür zu Tür gehen und allen von Kondomfunden und Spielsucht erzählen, nur um dann mit 10 zugewandten Menschen mehr aus dem Konflikt zu gehen. Mein Mann fällt fast täglich aus allen Wolken und es ist mir egal ob das gespielt ist oder er erst nach Jahren versteht das etwas kaputt gegangen ist und zu lange die Reparatur verpennt wurde.
      Nur weil eine andere Trennungsgeschichte triggert heißt das nicht das dort die Rollen- und Schuldverteilung ist wie es bei einigen der Leser*innen war, die nun die große Kritikkeule schwingen müssen.
      Was man aushalten kann, wie lange und bei welchen Themen ist individuell.
      Und besser man verwirklicht sich selbst als unter Selbstverlust das Wunschbild des anderen.

      „Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise. “
      Tolstoi

  3. Ich freue mich einfach für dich und wünsche Dir und Deinen Lieben auf Eurem Weg alles Gute! Für das gemeinsame Kind drücke ich alle Daumen! Danke für’s Teilen Deiner Geschichte! 🙂

  4. Beim lesen des Textes dachte ich. Toll endlich sehe ich was in der Gegenseite vorgeht, vielleicht verstehe ich gewisse Dinge noch besser.

    Ohne über Dich urteilen zu wollen. Lese ich Dein Text aus der Seite der Verlassenen. 2020 wurde ich auch vor vollendete Tatsache gestellt. Für mich kam das alles aus dem Nichts. Ich habe für die Kinder und die Familie immer mein Bestes gegeben. U.a. Homeschooling gut überstanden, ein Stellenwechsel in Aussicht.

    Ich spüre in Deinem Text ganz stark meinen Ex-Ehemann. Selbstverwirklichung, Hauptsache mir geht es gut. Er erzählt immer wie glücklich er ist. Schön bist Du auch glücklich. Es ist Dein Weg, den Du mit allen Konsequenzen gehen musst. Alles hat immer seine zwei Seiten, auch die schönen Dinge im Leben.
    Schlussendlich nimmt man sich selber auch in die neue Partnerschaft mit. Eine neue Liebe immer wunderschön. Was ist wenn der Alltag wieder kommt, mit dem neuen Partner und man merkt, dass man weiter an sich selber arbeiten muss und einen dies vielleicht nicht so gelingt wie man dies möchte?

    Brida schreibt das ganz toll mit den Freunden und was in denen vorgehen könnte. Danke für den Einblick

    Ein Beispiel aus meiner Geschichte. Eine Kollegin meinte, wenn sie ihn das nächste Mal sehe, werde sie ihm einen Kübel Wasser über den Kopf schütten. So traurig wie ich war und so gerührt, dass sie für mich „kämpfen“ wollte, sagte ich zu ihr, dass sie damit nur mir und meinen Kindern schaden würde. Sie könne ihm weiterhin so begegnen wie sie das gewohnt sei, denn am Ende des Tages nütze es mir nichts, wenn sich die Leute ihm gegenüber aggressiv oder ablehnend verhalten.

    Ja die erste Zeit ist sehr schwierig. Vor allem wenn noch Kinder im Spiel sind. Muss man sich doch immer wieder absprechen und hat noch so viele Berührungspunkte. Die Lebensplanung sieht plötzlich so anders aus. Unsicher was die Zukunft bringt.
    Trauer, Abschied nehmen, Wut, nicht wahr haben wollen der Situation. Es sind die selben Emotionen wie bei einem Todesfall. Das einzige Wissen und Trost den ich hatte, ich habe zwar den Partner verloren, meine Kinder aber nicht ihren Vater.

    Durch das mein Mann gegangen ist, haben sich unendliche Dinge aufgetan. Ein Stein wurde ins Rollen gebracht, der alles in eine andere Richtung geschoben hat.
    Nicht nur sein Leben hat sich komplett verändert, sondern mein Leben, das Leben der Kinder und wer sonst noch alles dazugehörte oder gehört.

    Das gute zum Schluss. Auch ich durfte einen wundervollen Mann kennenlernen. Mein Glück. Der passende Deckel auf meinen Topf.

    Auch nicht immer einfach – aber das Leben ist es Wert vorwärts gelebt zu werden und die Momente zu geniessen. Und schön wenn man wieder lieben darf und im Gegenzug auch geliebt wird.

    Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute auf Deinem weiteren Lebensweg. Lass Deinem Umfeld Zeit. Deinem Ex-Mann wünsche ich alles Gute und dass er sein Glück wo und mit was auch immer wieder findet.

  5. Liebe Annika!

    Auch ich habe mich in der Corona Zeit von meinem Mann getrennt, auch ich habe Kinder und einen neuen Partner! Ich fühle mit dir und versteh‘ wie es dir geht, wenn Familie & Freunde dir den Rücken kehren weil du „unmöglich“, „eigensinnig“ usw bist!

    Hör auf dein Herz und geniesse jeden Moment! Es ist nicht deine Strafe das du eine Fehlgeburt hattest – gib dir, deinem Körper und deiner Seele Zeit zu heilen und den Schmerz, den auch du fühlst uu verarbeiten!

    Fühl dich gedrückt
    Lea

  6. Liebe Annika,

    ich finde es großartig, wie du deine Emotionen und Gedanken zum Ausdruck gebracht hast. Vor allem finde ich Dich sehr mutig! Denn unsere Gesellschaft scheint oft nicht so weltoffen, tolerant und verständnisvoll zu sein, wie es nach außen hin präsentiert wird. Wir plädieren zwar alle dafür, aber in der Realität sieht es dann oft ganz anders aus.

    Wie du bereits erläutert hast, kann niemand außer Dir wissen, wie eure Beziehung tatsächlich war. Wie du dich gefühlt hast, wie sich alles zwischen euch im Laufe der Zeit entwickelt hat und warum es letztendlich zu solch einer Entscheidung kam.
    Ich denke, dass sich keine- halbwegs- „gesunde“ Frau und i.d.F. Mama zugleich einfach „so“ von ihrem Partner trennt, um lediglich vergänglichen Gefühlen und Zuständen nachzujagen. Dazu gehört so viel mehr. Oft ist es doch ein langer, schleichender Prozess.
    Natürlich ist keine Beziehung oder Ehe perfekt. Und natürlich sollte man die Beziehung pflegen und dafür kämpfen. Auch wir haben in unserer Ehe einige Hürden überwinden müssen. Und wer weiß, was noch alles auf uns zukommen wird. Eine Garantie gibt es doch für nichts im Leben. Jedoch muss es etwas geben, für das es sich lohnt, weiterzumachen. Und wenn einen wirklich kaum mehr etwas verbindet und zusammenhält, außer das Kind, dann frage ich mich, wie man für das Wohl aller Beteiligten in solch einer Familienkonstellation auf lange Sicht sorgen kann?! Vor allem braucht ein glückliches Kind eine glückliche Mutter oder sagen wir mal eine zufriedene Mutter, die sich – auch trotz neuer unvohergesehener Zustände etc.-lebendig, geborgen und verstanden fühlt.
    Wir haben nur dieses eine Leben liebe Annika und nur Du allein weißt, was dich tatsächlich zu solch einer Entscheidung bewegt hat. Nicht jeder muss das verstehen oder gar gutheißen. Aber jeder sollte wenigstens zuhören und versuchen es nachzuvollziehen oder einfach nur für den Menschen da sein, den man doch anscheinend liebt.
    Es ist wirklich schade und traurig, dass man sich manchmal so sehr für die eigenen Entscheidungen als erwachsener Mensch rechtfertigen muss. So sollte es nicht sein. Niemand hat das Recht über das Leben anderer zu urteilen ohne das „große Ganze“ zu kennen. Und schon gar nicht etwas als „Strafe“ zu deuten. Sind wir der allmächtige Gott?! Interessant, dass sich jemand so ein Recht zugesteht! Darüber würde ich nur lächeln Annika. Auch die Gläubigsten unter uns erleiden eine Fehlgeburt. Das passiert. So wie Vieles im Leben. So ist das nunmal. Nicht allem muss man eine höhere Bedeutung zukommen lassen.
    Jeder von uns hat eine individuelle Lebensgeschichte mit Höhen und Tiefen. Wir treffen tagtäglich Entscheidungen in der Hoffnung, das „Richtige“ oder bzw. für uns „Passendste und Angemessenste“ zu tun.
    Von daher liebe Annika(sorry für meinen Roman, aber deine story hat mich echt berührt), steh zu deiner Entscheidung, zu deinem Leben, deinem neuen Partner und vor allem zu deinen positiven Gefühlen! Bist du glücklich? Dann bist du es. Punkt. Das Leben ist viel zu kurz,um sich rechtfertigen zu müssen und sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die nur reden und zuhören, um den eigenen Standpunkt klar zu machen.

    Ich wünsche dir und deiner Familie alles alles Gute und Liebe und ganz viel Freude auf eurem weiteren Lebensweg.☆

    1. Danke für diesen Beitrag! Ich habe das Gefühl, dass über Trennungen ungern gesprochen wird. Ich habe mich von meinem Partner (noch) nicht getrennt, aber genau wie Bil es schreibt -es muss etwas geben, wofür es sich lohnt weiterzumachen. Eine Trennung ist ein Prozess und meistens kein plötzlicher Entschluss. Als meine Trennungsgedanken immer präsenter wurden, wollte ich mich gern mit (einigen engen) Freundinnen austauschen, aber ich hatte stets das Gefühl ein Tabu-Thema angesprochen zu haben. Es ging mir bei diesen Gesprächen definitiv nicht darum in meinen Trennungsgedanken bestätigt zu werden, ich wollte eher nach einer Lösung für eine Beziehung suchen, die keine Beziehung mehr ist. Aber außer Durchhalteparolen und eindeutiger Ablehnung des (Trennungs-)Themas ist bei diesem Austausch nicht viel rausgekommen. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass diejenigen, die verlassen zwar die „ungeduldigeren“ sein könnten, aber zum Teil auch die Aktiven sind, die gekämpft und viel ausprobiert haben, bevor ein Entschluss gefasst wurde.

  7. Ich kann beipflichten, dass bei einschneidenden Lebensereignissen Nah- und Fernstehende plötzlich zahlreich mit Ideen, Kommentaren und Weisheiten daherkommen.

    Fast niemand will tatsächlich hinfühlen, wie es einem wirklich emotional geht oder nur Zuhören und den Schmerz in Freundschaft teilen.

  8. Hallo,
    Die Aussage nach deiner Fehlgeburt ist natürlich letztklassig.
    Aber:Du schreibst, dass vor allem das nähere Umfeld “unsensibel” bzw dir nahestehende Personen so agieren. Ein Grund dafür könnte sein, dass dir nahestehende Personen nicht nur dich, sondern wahrscheinlich deine ganze Familie ins Herz geschlossen haben und bei einer Trennung- gerade wenn sie von dir ausgeht- ev auch mit deinem Partner/Kinder “mitleiden” und vielleicht dadurch auch sehr “unsensible” Aussagen getätigt werden.

    Von Freunden erwartet man sich, dass sie 💯 % hinter einem stehen, aber was ist, wenn sie auch deinen (Ex)partner mögen? Sie stehen dann vielleicht zwischen den Stühlen und sagen Dinge, die sie vielleicht auch nicht so meinen, oder du fasst sie anders auf, weil du erwartest, dass sie dich durch starken Rückhalt stärken und dich für deine Entscheidungen freuen. Aber was ist, wenn dem nicht so ist.

    Wenn auch sie die gemeinsamen Treffen/Feiern mit deinem Expartner mochten und jetzt Angst haben, dass Freundschaften durch deine Trennung auch beendet werden bzw sich verändern.
    Natürlich werden sie dazu ihre Meinung sagen (weil wir ja von unseren Freunden erwarten, dass sie uns die Wahrheit sagen,
    Über ihre Gedanken und Gefühle, auch wenn wir es nicht immer hören wollen, oder?)

    Bringst du dafür auch Verständnis auf bzw redest du offen über Aussagen mit ihnen, die dich verletzen? Oder ziehst du dich beleidigt zurück?

    Aus meiner Erfahrung sind Aussagen wie “alle sind so gemein und unsensibel” meistens viele missverstandene Gefühle und Worte, die nicht so gemeint sind. Daran zerbrechen dann oft langjährige Freundschaften, weil zu wenig über Worte, die verletzt haben, geredet wird und das gegenseitige Verständnis in schwierigen Lebenssituationen von beiden Seiten fehlt!

    Denk mal darüber nach, warum gerade Fremde dich soviel besser verstehen?
    Weil sie nur DEINE Seite kennen. Da fällt “Verständnis haben” nicht schwer.
    Und nicht wie deine Freunde, die wahrscheinlich auch die Seite des Expartners, der Kinder, der anderen Familienmitglieder kennen.

    Liebe Grüße, Brida

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