Mit Burnout in der Tagesklinik: Mama kann nicht mehr

Mit Burnout in der Tagesklinik

Symbolfoto: pixabay

Ihr Lieben, als Julias zwei Kinder noch sehr klein waren, merkte sie irgendwann, dass sie so erschöpft ist, dass sie mit einem Burnout in der Tagesklinik landete. Bis dahin hatte sie ihr Buch Chillig mit Baby* geschrieben, war auf Lesereise, war gleichzeitig mit ihrem Podcast Mama Lauda auf Tour, hatte einen großen Instagram-Account (über 100.000 FollowerInnen), der bedient werden wollte.

Außerdem moderierte sie Events, nahm wöchentlich neue Folgen für den eigenen Podcast auf und produzierte zwei weitere (Maison Journelles und Hebammensalon) und war auch noch Geschäftsführerin ihrer eigenen Firma Studio Lauda und für das Wohl ihrer drei festen Mitarbeiterinnen verantwortlich. Dazu zwei Kinder… ihr wird heute selbst noch schwindelig, wenn sie davon erzählt oder schreibt. Wie es dann weiterging? Dazu hat sie nun das Buch „Mama kann nicht mehr„* geschrieben. Wir durften sie zu ihrer schwersten Zeit interviewen.

Mit Burnout in der Tagesklinik
Julia Knörnschild: Mama kann nicht mehr

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Du bist als Mutter mit Burnout in der Tagesklinik gelandet. Wann hast du gemerkt: Stopp, hier geht jetzt wirklich grad gar nichts mehr?

Julia: Es war ein schleichender Prozess. Ich merkte, dass ich erschöpft war und dass mein tägliches Funktionieren zur Last wurde. Der Wendepunkt kam, als selbst die einfachsten Alltagsaufgaben zur Last wurden. Irgendwann ging es dann los, dass ich Termine einfach vergessen hatte. Mein Hirn war defekt, und meine Festplatte im Kopf einfach voll. Ich erkannte, dass ich keine Freude mehr empfand. Nichts machte mir Spaß. Nicht mal Gilmore Girls gucken oder TLC hören, was bei mir eigentlich immer geht. Und DAS war DAS Zeichen.

Du hattest keine Suizidgedanken, fandst in sehr stressigen Situationen aber die Vorstellung, tot zu sein, gar nicht so schlecht. Hast du deiner Therapeutin davon erzählt?

Mit Burnout in der Tagesklinik

Julia: Das ist nicht easy zu erzählen.Das war eine sehr harte Zeit. Das Buch half mir, diese Gedanken zu verarbeiten. Aber ich teile es gerne. Denn ja, ich habe es meiner Psychiaterin in der Tagesklinik erzählt. Es war wichtig, diese Gedanken offen anzusprechen, denn sie sagte zu mir, dass das ein Zeichen dafür ist, dass ich eine Pause brauche. Es war einfach ein Hilfeschrei, denn das Gefühl, dass es einfacher wäre, nicht mehr da zu sein, war ein alarmierendes Symptom meiner Überlastung.

Hat dich das Überwindung gekostet mit der Tagesklinik?

Julia: Ja, enorm. Den Schritt zu tun, professionelle Hilfe zu suchen, war eine der schwierigsten Entscheidungen meines Lebens. Es kostete mich Überwindung, meine Schwäche einzugestehen und das mit meinem Familienalltag zu vereinbaren. Ich hatte KRASSE Schuldgefühle meiner Familie gegenüber.

Wie war der erste Tag dort, wie gestaltet sich das da?

Julia: Es fühlte sich an, als würde ich zum ersten Mal in die Berufsschule fahren. Die Angst, nicht zu wissen, wie die anderen so sind. Die Angst „Die Neue“ zu sein, in einer Gruppe, die sich schon kennt. Der erste Tag war krass, aber das Team in der Tagesklinik half mir, mich sehr schnell einzufinden. In der Gruppentherapie wurde ich auch schnell zum Klassenclown. Der Tag bestand aus Gesprächstherapie, Gruppen-Therapie, Pause, Yoga und anderen Therapien oder Entzugs-Gruppen.

Hast du dort auch Erkenntnisse darüber bekommen, was genau dich so hat zusammenklappen lassen, welche (vermutlich vielen) Faktoren da eine Rolle spielten?

Julia: Puh, ich würde sagen es war mein „Ciiiiiiiiircle of liiiiiiiffe“. Also: Keine Grenzen setzen können, nur auf die Bedürfnisse anderer gucken, ADHS, mangelnde Selbstfürsorge, immer wiederkehrende Erschöpfung, negative Gefühle nicht aushalten und deshalb keine Grenzen setzen können, deshalb wieder auf die Bedürfnisse anderer gucken… und so geht das immer wieder von vorne los. Deshalb galt es, mich zu ändern, denn wenn ich eins gelernt habe: Man kann andere Menschen nicht ändern, nur den eigenen Umgang mit ihnen.

Es gab dann auch noch weitere Diagnosen für dich…

Mit Burnout in der Tagesklinik

Julia: Ja, neben Burnout wurden auch andere Diagnosen gestellt, wie AD(H)S und daraus resultierende Angststörungen. Die Diagnose war die Antwort auf mein ganzes Leben. Ich habe mein Leben lang Dinge angefangen und abgebrochen, habe viel Scheiße gefressen. Ich dachte sehr lange, ich wäre dumm. Als Kind wurde ich als Trennungskind von Lehrer*innen abgestempelt. Ich habe die Schule sehr oft gewechselt, bin oft umgezogen, habe 9320 Hobbies angefangen, 3/4 meiner Ausbildungen abgebrochen, den Job oft gewechselt, lange Hartz4 empfangen, 1 Euro-Jobs gewuppt. Glaube, ich habe alles schon erlebt. Jetzt weiß ich, warum.

Hast du Lösungsansätze mit auf den Weg gegeben bekommen?

Julia: Na, das muss man schon in meinem neuen Buch lesen. Denn ja, ich habe Werkzeuge an die Hand bekommen und damit komme ich ständig selbst auf viele Antworten. Die Therapie half mir, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Seit der Klinik mache ich viel Yoga, spaziere und male. Das tut mir wahnsinnig gut.

Wie lang ist das her, wie geht es dir heute, was machst du anders?

Julia: Ich war Ende 2021 in der Tagesklinik, also vor einem guten Jahr bin ich da rausspaziert und dachte, ich wäre fertig. Aber ich bin heute immer noch in Therapie und ich brauche die wöchentlichen Zeiten auch dringend. Ich wünschte, mehr Leute würden und könnten Therapie machen. Heute geht es mir viel besser. Ich habe gelernt, auf mich selbst zu hören, Pausen einzulegen, Hilfe anzunehmen und realistische Erwartungen an mich selbst zu haben. Ich nehme mir bewusst Zeit für meine Bedürfnisse und meine Familie. Und zwar ohne das kack Handy in der Hand.

Was möchtest du anderen erschöpften Müttern mit auf den Weg geben?

Mama kann nicht mehr
Julia Knörnschild: Mama kann nicht mehr

Julia: Erschöpfung ist keine Schwäche. Es ist wichtig, um Hilfe zu bitten und auf sich selbst zu achten. Man muss nicht alles perfekt machen. Selbstfürsorge ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Schiebt ab und zu eine TK-Pizza in den Ofen, die anderen machen es auch.

Was müsste sich gesellschaftlich verändern, damit das irgendwann mal insgesamt besser wird für die Mütter dieser Nation?

Julia: Gesellschaftlich müssen wir das Stigma um mentale Gesundheit brechen. Psychische Krankheiten existieren, sowie physische Krankheiten auch. Manchmal bedingen sie einander sogar. Mütter sollten sich nicht fürchten, Unterstützung zu suchen, und es sollte mehr Verständnis und Unterstützung für die Herausforderungen des Elternseins geben. Und es hilft, wenn mehr Menschen über ihre mentalen Hürden sprechen.

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2 comments

  1. Ich bin über die Formulierung „in der Tagesklinik gelandet“ gestolpert. Leider liest man das immer wieder selbst in so genannten Qualitätsmedien: dass jemand in der Psychiatrie „gelandet“ ist. Diese Formulierung reduziert die Betroffenen auf eine passive Opferrolle. Wertschätzend ist das nicht, und es trägt auch nicht zum Abbau von Vorurteilen gegenüber psychiatrischen Einrichtungen bei.
    Eine Überschrift oder ein Titel könnte ja auch sein: „Burnout: In der Tagesklinik bekam ich Hilfe“?

  2. Puh, wieder mal eine Buchvorstellung in einem sonsten eher substanzlosen Beitrag, und von Seiten der Autorin nicht mal besonders sympathisch. nA daS MuSs maN sCHoN iN meInEm nEuEn bUcH leSEn… Nö, danke.

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