Ihr Lieben, am gestrigen Tag wurde die Liga für unbezahlte Arbeit (LUA) der Öffentlichkeit vorgestellt – die erste gewerkschaftsähnliche Interessenvertretung für alle familiär Sorgearbeitenden ins Leben gerufen. Wie fantastisch ist das bitte? Eine der Gründerinnen ist Franzi Helms, sie lernte ich beim Barcamp Vereinbarkeit im letzten Jahr in Berlin kennen.
Die Liga wird als professionelle Organisation aufgebaut und bietet Vernetzungstreffen, Vorträge, Rechtsberatung und politische Kampagnen an. Langfristig ist ein Streikbündnis geplant und eine Verfassungsbeschwerde, denn die Initiatorinnen Franzi Helms und Jo Lücke finden, dass die Diskriminierung Sorgearbeitender schon jetzt gegen Grundrechte verstößt.
Auch politisch soll endlich die Lobbyarbeit gemacht werden, für die Eltern und pflegende Angehörige nie Zeit haben. Das Ziel: Familiäre Fürsorgeverantwortung als Diskriminierungsmerkmal in Art. 3 Abs. 3 Grundgesetz verankern. Denn:
- Art. 6 GG schützt nur Mütter, nicht alle Sorgearbeitenden
- Die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit verhindert echte Gleichberechtigung
- Ein Verfassungsschutz würde strukturelle Diskriminierung beenden
Die Auswirkungen wären weitreichend:
- Eine rechtliche Grundlage für kürzere Wochenarbeitszeiten würde entstehen, die allen Menschen mehr Zeit für Sorgearbeit ermöglicht und damit Chancengleichheit fördert.
- Die finanzielle Absicherung inklusive Rente müsste verbessert werden, da die aktuelle Benachteiligung dann verfassungswidrig wäre.
- Der Gewalt- und Kinderschutz würde gestärkt, weil finanzielle Abhängigkeiten – ein Haupthindernis beim Verlassen gewaltvoller Beziehungen – verringert würden.
- In Stadtplanungs- und Baufragen müssten die Bedürfnisse von Eltern, pflegenden Angehörigen und anderen Sorgearbeitenden berücksichtigt werden.
- Die Löhne im Care-Sektor würden von der gesellschaftlichen Aufwertung profitieren, was besonders Frauen zugutekäme.
… und das sind nur einige Beispiele. Wir können festhalten: Die Konsequenzen wären riesig und könnten einen echten Paradigmenwechsel einläuten! Denn Fakt ist: Jeder zweite Mensch in Deutschland im Alter von 25 bis 65 Jahren trägt direkte Fürsorgeverantwortung.
Eltern, pflegende Angehörige und familiär Sorgearbeitende halten unsere Gesellschaft am Laufen. Diese Arbeit ist genauso zentral für das Gelingen von Wirtschaft und Gesellschaft wie Lohnarbeit – und doch wird sie weder angemessen anerkannt noch geschützt.
Liga für unbezahlte Arbeit: Deine Stimme. Deine Bewegung. Deine Carewerkschaft

Die Liga für unbezahlte Arbeit e.V. (LUA) ist Deutschlands erste gewerkschaftsähnliche Interessenvertretung für alle familiär Sorgearbeitenden. Sie vernetzt Menschen, die unbezahlte Sorgearbeit leisten, und setzt sich für ihre Rechte ein.
Die LUA ist als mitgliederstarker, gemeinnütziger Verein angelegt und finanziert sich über die Beiträge und Spenden ihrer Unterstützer*innen.
Die Liga für unbezahlte Arbeit ist mehr als eine Organisation – sie ist eine Bewegung. Die sorgende Mehrheit gibt sich nicht länger mit kleinen Verbesserungen zufrieden, sondern arbeitet an einem grundlegenden Systemwandel. Die Krümel reichen nicht mehr. Jetzt wird ein neuer Kuchen gebacken.
Die LUA steht für:
– Gerechtigkeit: Sorgearbeit verdient gleichwertige Anerkennung und Schutz.
– Solidarität: Gemeinsam statt einsam sind wir stark.
– Veränderlichkeit: Wir gestalten den gesellschaftlichen Wandel aktiv mit.
Die Gründer*innen Franzi Helms und Jo Lücke werden unterstützt von einem wachsenden Netzwerk engagierter Menschen, die an eine gerechtere Zukunft glauben. Wir stellen euch die beiden hier mal vor:
Jo Lücke arbeitet seit 2019 als politische Bildnerin, Autorin und Speakerin zu unbezahlter Sorgearbeit. Sie studierte Politik und VWL in Mannheim, arbeitete viele Jahre wissenschaftlich und leitete mit der Gründung des Ensemble-Netzwerks eine neue Ära der Arbeitskämpfe an deutschen Theatern ein. 2022/23 war sie Co-Leitung des Bundesverbands Equal Care (damals: Initiative Equal Care Day). Im Januar 2024 erschien ihr Buch „Für Sorge“, das sich umfassend mit der Entstehung der Care-Krise und ihren Auswirkungen auf Paarbeziehungen und Arbeitsteilung in der Familie befasst.
Franzi Helms arbeitet seit 2022 als systemische Coachin, Trainerin und Speakerin zu Mental Load, Gender Bias und Vereinbarkeit. Sie studierte Betriebswirtschaft und Strategische Unternehmensführung und beschäftigt sich seither mit nachhaltigen Organisationsstrukturen. Neben ihrer selbstständigen Arbeit engagierte sie sich ehrenamtlich beim Bundesverband Equal Care, wo sie Jo Lücke kennenlernte und mit ihr jahrelang zusammenarbeite. 2023/2024 Übernahm sie die Co-Projektleitung des Equal Care Festivals, das bundesweit Impulse setzte.
2 comments
Die beste Nachricht seit Langem!!!! Es geht los 🔥🔥🔥
Das klingt super genial 😊👍! Habe schon lange gehofft, dass mal jemand auftaucht, der Zeit und Kapazitäten dafür hat. Wo gibt es mehr Informationen darüber?