ADHS als Erwachsene. Als Mama! Mal Chaos im Kopf, mal Hyperfokus

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Ihr Lieben, wir hatten bereits einige Beiträge über Kinder mir ADHS, vor welchen Herausforderungen sie und ihre Familien stehen. Jetzt haben wir endlich mal ein Interview mit einer Mama, die ADHS hat. Wie die Diagnose ihr Leben prägt, wie sie den Alltag mit zwei Kindern stemmt und warum sie Medikamente nimmt, erzählt sie im Interview.

Liebe Alicja, du bist 36 Jahre und hast seit neun Jahren die Diagnose ADHS – das heißt also, dass du 27 Jahre ohne Diagnose warst. Wann ist dir bewusst geworden, dass du „anders“ bist? 

Dass ich „anders“ bin, war mir spätestens in der 5./ 6. Klasse klar. Ich galt als faul, obwohl ich es gar nicht war. Ich habe mir in der Schule ziemlich viel Mühe gegeben, doch leider kam ich nie über einen 3er Schnitt hinaus. So richtig verstanden hat es keiner – ich galt als klug und wissbegierig. Ich konnte es nur nicht in Noten umsetzen. Dazu kam, dass ich immer furchtbar vergesslich war, unpünktlich, total chaotisch. 

Meine Eltern haben schon in der Grundschule festgestellt, dass da was ist. Wir waren bei vielen Ärzten, es wurde eine Dyskalkulie (eine Matheschwäche) festgestellt, außerdem ein überraschend hoher IQ. Aber die Diagnose ADHS bekamen meine Eltern nicht.

Wie bist du insgesamt durch die Schulzeit und Jugend gekommen?

Es war schwierig. Ich kam nur selten auf einen grünen Zweig. Was erstaunlich gut ging, waren die Fächer Deutsch und Kunst. Lesen und schreiben fiel mir leicht, in Kunst konnte ich mich kreativ austoben. Das hat einiges kompensiert. 

Leider war ich nicht wirklich beliebt und lange Jahre der Außenseiter. Die wenigen Freunde, die ich hatte, habe ich gehütet wie Schätze. Aber schon damals hat sich klar gezeigt, dass ich ein sehr loyaler aber auch leidensfähiger Mensch bin. Um überhaupt angenommen zu werden, habe ich mir viel gefallen lassen. 

Im Grunde genommen wurde ich nie akzeptiert, wie ich wirklich war. Mein Selbstbewusstsein hat sich erst in meinen 20ern entwickelt. Die Pubertät war schwierig.  

Du hast dann auch studiert…

Ja, aber auch meine Studienzeit war schwierig. Zuerst studierte ich BWL – mit Dyskalkulie nicht die beste Idee aller Zeiten. Ich flog wenig überraschend in Mathematik und Statistik durch. Danach studierte ich Wirtschaftsrecht. Auch hier kämpfte ich wie eine Löwin, kam aber einfach nicht weiter.

Während des zweiten Studiums bekam ich schwere Depressionen. Wer immerzu erfolglos kämpft, der geht irgendwann kaputt. Durch die Erkrankung musste ich mein Studium abbrechen. Ich war 26, hatte noch nichts so richtig auf die Reihe bekommen und bekam quasi „meine letzte Chance“: eine Ausbildung zur Industriekauffrau.

Wie ging es dann weiter?

Auch in der Ausbildung war es das gleiche, leidige Spiel. Meine Vergesslichkeit und meine Unzuverlässigkeit waren ein echtes Problem. Das war die Zeit, in der ich mich endgültig gefragt habe, was zum Teufel mit mir los sei. Nach vielen, vielen Internetrecherchen dann: „ADHS“. Das war ich. Da stand mein Leben im Internet.  

Ich ging mit 27 zur Psychiaterin, die schon nach dem ersten Gespräch „wusste“, dass ich es habe. Nach vierwöchiger Diagnostik war es dann schwarz auf weiß: ADHS im Erwachsenenalter, bestehend seit frühesten Kindheitstagen. 

Mir wurde Ritalin verschrieben. Damit schaffte ich meinen Berufsabschluss, sogar mit guten Noten. Endlich hatte ich etwas erreicht. Ein bisher nie gekanntes Gefühl. Die Wahrheit ist aber: ohne Ritalin wäre das niemals möglich gewesen.

Beschreib mal, wie sich deine Krankheit äußert, wenn du keine Medikamente nimmst.

Die klassischen Symptome der ADHS sind: Aufmerksamkeitssteuerung, Hyperaktivität und Impulsivität.

Im Alltag bedeutet das für mich ganz konkret, dass ich meine Aufmerksamkeit nur schwer auf einem Thema belassen kann und mich alles Mögliche ablenkt. Das zieht sich nahezu alle Bereiche des Lebens. Ich bin so unfassbar unordentlich. Außerdem bin ich völlig zeitblind. Ich kann die Uhr lesen, aber das war‘s schon. Ich kann nie einschätzen, wie viel Zeit ich für welche Aufgabe brauche. Das betrifft auch Banalitäten wie die Spülmaschine einzuräumen. Und nein, ich lerne auch aus der Erfahrung nicht. Leider.

Dazu diese Vergesslichkeit. Oft kommen bei mir die Men in Black vorbei und blitzdingsen mich. Ich vergesse Sachen oftmals in dem Moment, in dem man sie mir gesagt hat. Mein Umfeld ist es gewohnt und gleichzeitig total genervt von mir, dass man mir ständig hinterherrennen muss. Entweder ich vergesse es ganz oder ich schiebe es ständig vor mir her, weil meine Aufmerksamkeit nie da ankommt.

Gleichzeitig – und das ist ein mega spannendes Phänomen bei ADHS – kann ich den totalen Hyperfokus entwickeln. Wenn mich ein Thema richtig packt, kann ich mich stundenlang darauf einlassen. Da vergesse ich sogar essen, schlafen, auf Toilette gehen. Der positive Hyperfokus ist der Hammer. Diese Fähigkeit entschädigt für vieles. Ich bin dann kreativ, hochmotiviert. Im Hyperfokus ist einfach alles möglich. Leider gibt es auch den negativen Hyperfokus. Ich kann mich richtig in schlechte Sachen reinsteigern und komme ewig nicht mehr raus.  

Impulsivität: Leider unterbreche ich oft Menschen beim Reden, ich „muss“ einfach was dazu sagen und kann nicht warten. Ich handle gerne, bevor ich denke. Besonders auffällig ist es aber beim Autofahren. Ich fahre wahnsinnig gerne schnell (Grüße an die Bußgeldstelle…) und neige zu einer … sagen wir mal „dynamischen“ Fahrweise. 

Du hast auch hyperaktive Züge, richtig?

Ja, als Hyperaktive muss mein Körper ständig beschäftigt werden. Als Kind war es das Nägelkauen. Im Alltag zappelt oft der Fuß oder ich spiele in meinen Haaren herum. Still sitzen? Fehlanzeige. Die ADHS hat noch viele Seiten mehr. Alle zu erwähnen, würde ein ganzes Buch füllen – welches ich gerade auch angefangen habe zu schreiben. 

Es ist aber nicht alles schlecht: ich finde ja grundsätzlich alles erst einmal spannend. Es gibt nichts, was mich nicht interessiert. Ich bin abenteuerlustig, habe kaum Angst vor Herausforderungen. An meiner Seite ist es nie langweilig. Außerdem bin ich ein kreativer und offener Mensch. 

Meine Gefühlswelt ist sehr intensiv, ich spüre alles stärker als „Normalos“. Wenn ich mich verliebe, dann heftig. Wenn ich jemanden ablehne, dann auch das zutiefst. Wenn ich mich freue, dann wie ein kleines Kind. Wenn ich traurig bin, geht nicht weniger als die Welt unter.

Und wie helfen die die Medikamente durch den Alltag zu kommen?

Ohne Medikamente ist in meinem Kopf ein Sturm. Pures Gedankenchaos. Ich bin wahnsinnig reizüberflutet, ich nehme immer alles um mich herum wahr. Ohne Medikamente kann ich dir genau beschreiben, was der Passant gerade eben anhatte, ohne ihn angeschaut zu haben. Ich habe keine Filterfunktion im Hirn, alles strömt auf mich ein. Das eben führt zur Problematik mit der Aufmerksamkeitssteuerung. 

Mit Medikamenten kommt Ruhe rein. Ich kann mich gut konzentrieren, bin ordentlich und strukturiert. Ich rede langsamer und kann besser zuhören. Mein Fahrstil ist sicherer. 

Du hast zwei Kinder – inwieweit unterscheidest du dich als Mutter mit ADHS zu Müttern ohne Erkrankung?

Basteln, stundenlang das gleiche Buch anschauen oder noch schlimmer: Steckperlen oder ähnliches Gefriemel! Damit kannst Du mich jagen. Ich bin die Mama, mit der man viel Quatsch machen kann, die zu jedem Blödsinn erstmal ja sagt, auch ohne vorher groß darüber nachzudenken. Um meine Hyperaktivität zu bedienen, sind wir viel in Bewegung. Seit kurzem haben wir einen Mini-Hund, mit dem wir herumtoben. Ich bin die Mama für die Action, nicht für die „entspannten“ Sachen. 

Wie gehen deine Kinder damit um?

Meine 7-jährige weiß, dass Mamas Kopf manchmal nicht so gut denken kann, das habe ich ihr kindgerecht erklärt. Sie weiß, dass ich manchmal schimpfe, ohne dass es dafür einen Grund gab. So schnell ich schimpfe, so schnell entschuldige ich mich auch. Für dieses Alter kann sie es unfassbar gut einordnen. Sie hat mir auch bestätigt, dass ich mit meinen Tabletten eine viel ruhigere Mama bin als ohne. Die 3-jährige ist eh die Coolness in Person. Die haut nix um. So eine chaotische, hektische Mama kann ihr gar nichts. 

Du bist alleinerziehend – hat deine Partnerschaft deine Erkrankung nicht ausgehalten?

Mein Ex und ich sind generell zu unterschiedlich. Er legt zum Beispiel viel Wert auf einen sehr ordentlichen Haushalt. Das fällt mir aber wahnsinnig schwer. Oder er kann es nicht ab, wenn man sich im Gespräch mit etwas anderem beschäftigt (z.B. Häkeln oder ein Handyspiel spielen) – so kann ich aber meine Aufmerksamkeit besser bei ihm behalten. So ganz hat er nie verstanden, was diese Störung mit mir und uns macht. Unsere Trennung hatte noch viele andere Gründe, aber die ADHS war ein großes Puzzleteil davon.

Mein jetziger Partner hat inzwischen das Internet zum Thema leer gelesen. Ich bin schon eine Herausforderung – machen wir uns nichts vor. Er wollte verstehen. Mit dem Wissen kann er inzwischen gut mit mir umgehen. Nicht jeder geht so pragmatisch an sie Sache heran und analysiert „den Knall“ der Partnerin. Er ist das genaue Gegenteil von mir und er meistert die Aufgabe, der Partner eines ADHSlers zu sein, erstaunlich gut.

Immer wieder heißt es ja, ADHS gäbe es gar nicht. Für Betroffene ist das schlimm zu hören. Was möchtest du den Leuten, die das behaupten, sagen?

Niemand, der es nicht hat oder ganz nah dran ist, kann auch nur im Ansatz verstehen, was es mit einem macht. Die meisten Menschen brechen ADHS auf Konzentrationsprobleme, Unordnung und Vergesslichkeit herunter. „Also ich bin auch vergesslich und hab kein ADHS.“ – wenn es nur so einfach wäre. 

Ich wünschte, ADHS wäre eine erfundene Krankheit. Dann hätte ich all diese Probleme nicht. So lange diese Behauptung im Raum steht, werden wir ADHSler immer Probleme haben von der Gesellschaft angenommen zu werden. Wir kämpfen auch so schon genug mit uns selbst. Die Behauptung, ADHS gäbe es nicht, macht die Selbstakzeptanz umso schwerer. Ich selbst habe sogar schon den Kontakt zu Familienmitgliedern abgebrochen, die mir vorgeworfen hatten, ich hätte für alles „eine Ausrede“. Das gebe ich mir nicht mehr. 

Ganz abgesehen davon, dass es einfach Quatsch ist. ADHS ist eine neurologische Störung, die im MRT sichtbar gemacht werden kann. Sie ist klar klassifiziert. ADHS gibt es, egal wie oft das Gegenteil behauptet wird. 

Was wünscht du dir für dich und deine Kinder?

Verständnis.

Wir sind eben nicht wie die anderen. Wir denken anders, wir leben anders. Wir versuchen uns anzupassen, aber manche Dinge gehen einfach nicht. Ein „dann räum die Sache gleich zurück an ihren Ort“ oder „dann beende das eine Thema erstmal, bevor Du ein neues beginnst“ bringt uns nicht weiter. Das ist, als würde man von uns verlangen, spontan chinesisch zu reden. Wir können sowas schon lernen, mit Coachings, Therapien und wahnsinnig viel Selbstkontrolle. Aber es ist eben Chinesisch… nicht unmöglich zu lernen, aber sehr schwer. Und ein restliches Handicap bleibt am Ende immer.

Meinen Töchtern wünsche ich, dass sie es nicht haben. Und dass sie mit ihrer chaotisch-kreativen Mama einfach die bestmögliche Kindheit haben. In einer unordentlichen Wohnung, mit zwei verschiedenen Socken an den Füßen dafür aber mit vielen Abenteuern und Flausen im Kopf.

Nicht alles an der ADHS ist schlecht. Viele Eigenschaften, die sie mitbringt, schätze ich sehr. Unterm Strich hätte ich sie aber lieber nicht. So bleibt mir nichts anderes übrig, als das Gute hervorzubringen und mit dem Rest irgendwie klar zu kommen. 

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9 comments

  1. Tolles Interview, das Mut macht und Verständnis weckt. Für mich hat die Diagnose auch etwas mit Trauer zu tun. Abschied nehmen, von dem was hätte sein können, ohne ADHS. Und von allem, was nie sein wird. Gemütliche Sonntagmorgen, zum Beispiel. Es wäre total spannend zu sehen, wie alles verlaufen wäre, ohne ADHS. Oder wenn ich früher davon gewusst hätte und all die kreative Energie entfaltet worden wäre. Desto glücklicher bin ich, zu wissen, dass Kinder heute ihre Diagnose in der Regel früher bekommen und die Familien lernen können, damit zu leben.

  2. Schönes Interview, danke! Vieles habe ich wiedererkannt, allerdings bin ich leichter durchgerutscht und war mit meiner Außenseiterrolle gar nicht unglücklich, als ich die Schule endlich hinter mir hatte. Verträumt, begeisterungsfähig (der Hyperfokus ist klasse!!), viel Bewegungsdrang – Neurodiversität kann ihre guten Seiten haben. Zumal ich nie sonderlich von FOMO (fear of missing out; Angst, etwas zu verpassen) betroffen war und daher konsequent ausblendete, was mich überforderte.

    Bis die Kinder kamen. Sobald ich Mutter war, begriff ich, wie dringend ich vorher lange Erholungsphasen gebraucht hatte, in denen ich komplett für ich sein konnte. Die gibt es für Mütter einfach nicht. Es war ein Zusammenbruch auf Raten (über sechs Jahre), ich verstand nicht, warum ich so „versagte“ (meine Kinder sind auch betroffen, was die Sache nicht einfacher macht), aber ich war sicher, dass es einen Grund geben musste, der jenseits von „ist halt ne stressige Lebensphase“ anzusiedeln war. Ich probierte alles Mögliche aus, bis ich zuletzt im Internet auf die erlösende Diagnose stieß.
    Die Medikation hat in meinem Fall quasi über Nacht ein verzweifeltes Cortisol-Wrack (Mutterschaft bereuend, ständig krank, überfordert, Familiendaheim = stressigster Ort der Welt) in einen lebensfähigen Menschen verwandelt.

    Anscheinend bin ich überdies ein typischer Fall: Nicht wenige Mädchen rutschen bei AD(H)S durchs Raster und hangeln sich irgendwie durch die Ausbildungsphase, scheitern aber dann an den Anforderungen der Mutterrolle. Seit ich das weiß, gehe ich mit meiner Story sehr offen um in der Hoffnung, dass weitere betroffene Mütter herausfinden aus ihrer Situation.

    1. Hallo Tony!

      Vor zwei Jahren ist mein Sohn diagnostiziert worden.
      Seit einer Woche habe ich auch endlich den „Titel“.
      Endlich, weil das Kind nun einen Namen hat und ich mich nicht mehr selber fertig machen muss, bei allem versagt zu haben, weil ich zu faul, undiszipliniert und unfähig bin.

      Gerne würde ich mich mit anderen Mamas mit AD(H)S austauschen. Hättest du Interesse?
      Vielleicht könnte stadtlandmama uns bei dem Austausch der Kontaktdaten helfen.

      Liebe Grüße,
      Katinka

  3. Schönes Interview! Bei mir und meinem Sohn wurde im Abstand von zwei Jahren auch ADHS festgestellt. Ich bin sehr ordentlich, fast penibel und er entspricht wohl vorallem dem oben beschriebenen Typ. Da kann es dann auch schonmal richtig knallen bei uns. Ich verstehe auch den Gedanken „ich hätte es lieber nicht“. Nachdem ich zum ersten Mal die Medikamente genommen habe, war in meinem Kopf so eine wohltuende Ruhe, da war mir klar wie sich das wohl bei anderen anfühlt und ich war wirklich glücklich und unglücklich zugleich. Froh über die Chance mehr wie die anderen zu sein und unglücklich, eben als dieses Alien ohne Medikamente rumlaufen zu müssen. Betroffene leiden wirklich lange, bis ihnen geholfen wird und je nach Prägung, werden ihre Talente und Stärken dann unterdrückt, fast schon vernichtet oder übergangen. Ich selbst habe mein großes Kind völlig falsch erzogen, vor der Diagnose. Ich wusste nicht viel um sein Empfinden und verstand nur im Ansatz, was er brauchte und eben nicht konnte. Heute, beide mit Diagnose, sind wir total eingespielt und verstehen uns gegenseitig, lachen wieder viel miteinander und sind verständnisvoll. Ich, wenn er wieder alles liegen lässt, er, wenn ich emotional reagiere. Hinter gibt es eine Umarmung und das gute Gefühl wenigstens endlich nicht mehr alleine zu fühlen. Alles Gute der Interviewten.

  4. Besonders der letzte Satz gefällt mir!
    Ich habe es auch, nur ohne Hyperaktivität. Eher „Hypo-Aktivität“ gepaart mit einem Perfektionismus, der jahrelang die einzige Möglichkeit war, dem ganzen Herr zu werden. Mit Ritalin, da klappt es besser, nur noch 10-100 Mal kontrollieren, ob alles richtig ist, nichts mehr vergessen, aufgeschoben, verdrängt. Ohne? 100-1000 Mal kontrollieren, nachfragen, und doch wieder die Hälfte nicht erledigt und das schlechte Gewissen. Die anderen schaffen das doch auch!
    Mittlerweile gehe ich sehr offen damit um. Meine Arbeitskollegen freuen sich über Komplimente, dass ich es bewundernswert finde, wie gut sie sich konzentrieren und organisieren können. Sie sehen oft gar nicht wie schwer es mir fällt, relativeren aber oft meinen Eindruck (soo viel besser!) oder loben meine guten (ADHS-)Eigenschaften (du kannst dich für alles begeistern, lernst gerne neues, kannst schnell umschalten, …)

  5. Hallo Alicja,

    vielen Dank für deinen Artikel, mein mittleres Kind hat die Diagnose ADHS und bis zur Diagnose hatte ich auch keine Vorstellung was einen solche Krankheit wirklich bedeutet. Ich finde du machst das alles großartig mit deinen Kinder.

    Vielleicht besteht die Möglichkeit von dir den Namen der Psychologin zu erfahren die dich diagnostiziert hat, da ich im Umfeld einen Bekannte habe bei dem der Verdacht besteht und der keinen Psychologen findet bezüglich Diagnose.

  6. Vielen Dank, sehr schön geschriebener Artikel, der mich sehr berührt hat. Ich bin selbst nicht betroffen oder kenne Personen mit ADHS, deshalb kann ich mir durch dieses eindrückliche Interview das Leben der Betroffenen mun etwas besser vorstellen. Wie schön, dass die Autorin dank Diagnose und Behandlung nun so viel erreichen konnte, sehr starke Frau! Man spürt beim Lesen auch förmlich die Energie, die sie hat. 🙂 Alles Gute!

  7. Amen Schwester, du sprichst mir aus der Seele. Wenn ich von dir lese ist es als hätte ich es selbst geschrieben. Leider habe ich noch keine Medikation gefunden, die mir tatsächlich hilft.

    1. Liebe Janine,

      mein Sohn, 15 Jahre alt, hat sehr viele Medikamente durchprobiert und hat oftmals gegensätzlich zur Indikation reagiert. Ich war sehr entmutigt. Elvanse, das „letzte Medikament“, das uns blieb hat tatsächlich positiv gewirkt. Mein Sohn kann sich fokusieren und über lange Zeit „dabei bleiben“.Auch scheint er Infos leichter ins Langzeitgedächtnis abspeichern zu können. Er hat allerdings keinerlei Appetit, was zu Gewichtsverlust führt. Deshalb nehmen wir es situationsbedingt, soll heissen, in Ferienzeiten oder Wochenende lassen wir es weg….und dadurch bleibt eine gewisse Selbstbestimmung erhalten

      Grüsse

      Claudia

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