Diagnose nicht lebensfähig: Ich sollte mein Baby abtreiben – doch ich entschied mich dagegen

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Mein Name ist Margot, ich möchte euch heute meine Geschichte erzählen. 2008 war ich mit meinem dritten Kind schwanger, die Schwangerschaft lief unkompliziert bis zu 17. Woche. Bei einer regulären Vorsorge stellte sich plötzlich heraus, dass mit der Entwicklung des Babys etwas nicht in Ordnung war.

Zwei Tage später hatte ich bereits einen Termin bei einem Spezialisten. Auf einem großen 3D-Bildschirm konnte ich die Untersuchung mitverfolgen, ich hatte große Angst. Leider bestätigte sich die Diagnose: Joshuas Arme und Beine waren viel zu kurz. Das wäre nur ein äußerlicher Makel gewesen. Der Arzt stellte jedoch auch fest, dass sich die Lungen des Kindes nicht ausgebildet hatten. Mein Kind war somit nicht lebensfähig.

All das wurde meinem Mann und mir ziemlich emotionslos mitgeteilt. Wir konnten nicht glauben, was wir da hörten. Zudem sagte der Arzt, dass er mir rate, die Schwangerschaft nicht weiterzuführen. In diesem Augenblick wurde mir der Boden unter den Füßen weggezogen und ich fühlte mich emotional im freien Fall. Trotz mehrmaliger Nachfrage wurde mir keine andere Möglichkeit als die Abtreibung aufgezeigt. Also war klar, dass ich die Schwangerschaft abbrechen würde.

Ich wollte aber gar keinen Abbruch

Ich bekam einen Termin zwei Wochen später. Der Termin lag deshalb so spät, weil ich meine Eltern um Hilfe bat, auf meine beiden kleinen Töchter aufzupassen. Meine Eltern konnten aber erst in zwei Wochen von Bayern zu uns nach Niedersachsen kommen.

Diese zwei Wochen Wartezeit veränderten alles. Ich habe in dieser Zeit viele Gespräche geführt, viel nachgedacht und alle Informationen gesammelt, die ich zu dem Thema finden konnte. Irgendwann spürte ich, dass ich gar keinen Abbruch möchte. Bei einem Spaziergang teilte ich meinen Entschluss meinem Mann mit, der mir dann sagte, dass er die gleichen Gedanken gehabt hätte und wir beschlossen gemeinsam, die Schwangerschaft fortzuführen.

Das Abschiednehmen begann 

Ab diesem Zeitpunkt begann die Zeit des Abschiednehmens. Ich spürte Joshua jeden Tag, da er ein sehr aktives Kind war – und dennoch wusste ich, dass unsere gemeinsame Zeit vermutlich sehr kurz sein würde.

In der 36. Schwangerschaftswoche war Joshua schon so groß wie ein Kind in der 40. Woche. Ich entschied mich, die Geburt einzuleiten. Ich habe ein wundervolles Krankenhaus gefunden, das mich und meinen Mann in dieser so schwierigen Zeit begleitet hat.

Er war so schön, so vollkommen, er war ein Teil von mir.

Joshua kam per Kaiserschnitt zur Welt. Nach etwa zehn Minuten ist mein Sohn auf dem Arm meines Mannes in völliger Ruhe in die andere Welt gegangen. Viele Stunden durfte ich noch mit meinem Mann und Joshua in einem liebevoll vorbereiteten Zimmer verbringen. Als der Zeitpunkt gekommen war, an dem ich ihn abgeben sollte, flossen zum ersten Mal Tränen. Ich war völlig verzweifelt, denn ich wusste, dass ich ihn nie wieder sehen würde.

Eine Woche später wurde unser Kind begraben

Während ich im Krankenhaus war hat mein Mann die Beerdigung für Joshua organisiert. Ich hatte das große Glück, von einer mobilen Bestatterin begleitet zu werden, die auf meine Wünsche und Ängste eingegangen ist.

Am Tag meiner Krankenhausentlassung holte mein Mann mich ab. Es fühlte sich so falsch an, das Krankenhaus ohne Kind zu verlassen. Es fühlte sich so falsch an, als erstes in ein Blumengeschäft zu fahren, um die Blumen für die Beerdigung zu bestellen. Aber genauso war es.

An einem Freitag wurde Joshua geboren und an einem Freitag, eine Woche später, wurde er beerdigt. An diesem Tag durfte ich vor der Trauerfeier eine Stunde in der Kapelle sein. Ich konnte Joshua aus seinem Körbchen herausnehmen und ihn noch einmal in meinen Armen halten. Ich durfte ihn anschauen und begreifen, was das wirklich alles für mich bedeutet. Ich bin unendlich dankbar, dass ich ihn sehen, berühren, fühlen und umarmen durfte.

Die Schwangerschaft nicht frühzeitig abzubrechen war für mich die richtige Entscheidung. Für mich war die Zeit der Schwangerschaft die Zeit des Begreifens und des Abschiednehmens. Es war die Zeit zu weinen und den Schmerz zuzulassen. Es war auch die Zeit, es zu verdrängen und zu hoffen, dass sich alles noch irgendwie zum Guten wendet. Es war die Zeit der Heilung.

Das Fortführen der Schwangerschaft ist aus Sicht der Gesellschaft der schwerere Weg –  für mich persönlich war er der heilsamere Weg, da für mich keine Fragen offen geblieben sind.

Ich wünsche mir von Herzen, dass alle Frauen und Paare die Zeit bekommen, in Ruhe abzuwägen, ob sie die Schwangerschaft abbrechen oder fortführen wollen. Es gibt keinen besseren oder schlechteren Weg. Alle sollten diese Zeit der Entscheidung bekommen – egal, wie lange sie dauert.   

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46 comments

  1. Liebe Margot, ein herzliches Dankeschön für das Teilen deiner, eurer Geschichte. Auch wir von der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München begleiten Familien wie die eure in solch schweren Momenten und stehen ihnen ab der Diagnose zur Seite – ganz so, wie es sich die Familie wünscht. Es bewegt uns sehr, dass ihr entgegen der Empfehlungen der Ärzte auf euer Gefühl gehört habt und damit den für euch richtigen Weg des Annehmens und des Verabschiedens von Joshua finden konntet. Viele gute Gedanken und Wünsche sendet euch das Team der Stiftung AKM

  2. Vielen Dank für diesen ergreifenden Beitrag! Ich habe zwei Mädels (4+7), die so gesund sind, dass sie sich ständig streiten, ewig rumzicken und Quatsch machen, wofür ich jeden Tag dankbar bin, auch wenn ich manchmal genervt bin. Man vergisst allzu schnell, dass man binnen Sekunden selbst hilfebedürftig werden kann – nicht erst im Alter. Auch ist die Gesundheit von heute kein Garant für morgen. Mein Mann arbeitet in Rettungsdienst und da bekommt man einfach sehr viel mit.

    Ich habe mich während meines Studiums intensiv mit Janusz Korczak auseinander gesetzt, einem polnischen Arzt und Pädagogen. Janusz Korczak hat bereits 1918, also laaange vor der UN-Kinderrechtskonvention, Grundrechte für Kinder aufgestellt und nannte sie „Magna Charta Libertatis“. Diese beinhaltet drei Grundrechte: „Das Recht des Kindes auf den Tod“, „ Das Recht des Kindes auf den heutigen Tag“ und „Das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist“.

    Auf den ersten Blick haben mich diese drei Rechte zunächst irritiert, aber es steckt so viel Liebe dem Kind und dem Leben gegenüber in diesen Worten.

    Sie haben Ihren Sohn so angenommen, wie er ist und ihm den „heutigen“ Tag geschenkt, auch wenn es leider nur ein kurzer Moment war.
    Nicht nur Sie hatten die Möglichkeit Ihr Kind zu sehen, sondern auch ihr Kind konnte Sie sehen bzw. für einen kurzen Moment außerhalb des Mutterleibes wahr nehmen. Ich weine mir grad die Augen aus, aber trotzdem ist das ein schöner Gedanke!

    Und Sie haben Ihrem Kind den „eigenen“ Tod ermöglicht und somit ganz klar „Ja“ zum Leben gesagt!
    Korczak ging es bei dem Recht auf den eigenen Tod insbesondere auch um die Würde des Lebens bis zum letzten Moment und einen würdevolleren Abschied, als den, den Sie Ihrem Sohn ermöglicht haben, kann ich mir kaum vorstellen.

    Das Recht auf den eigenen Tod beinhaltet das Recht auf das eigene Leben. Das versuche ich mir jedes mal selbst einzureden, wenn meine Mädels mal wieder viel zu schnell Fahrrad fahren oder irgendwas anderes vermeintlich halsbrecherisches anstellen. Klettergerüste waren gefühlt viel viel niedriger, als ich selbst Kind war :). Mein Mutterherz würde die beiden am liebsten in Watte packen und gar nichts „Gefährliches“ machen lassen. Aber was wäre das für ein Leben? Somit belasse ich es bei einer Helmpflicht und mahnenden Worten, es nicht allzu sehr zu übertreiben.

    Das Recht auf den heutigen Tag beinhaltet auch den Grundgedanken, dass das Kind bereits ist und nicht erst wird. Ich hoffe, dass mich dieser Gedanke durch die Zickereien in der Pubertät tragen wird und letztendlich betrifft es jeden von uns: im Sinne von Carpe diem: nutze den (heutigen) Tag! Und: man darf auch mal einen miesen Tag haben. Auchs wenns sehr plakativ ist: ohne Regen kein Regenbogen.

    Ihre Geschichte, Ihre Worte und vorallem Ihr Mut werden mich sicherlich noch sehr lange beschäftigen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie von Herzen alles Gute!

    Herzliche Grüße aus Wuppertal
    Ina

    1. Da kann ich nur Respekt ausdrücken. Hier in unserer Kultur ist es sonst ja durchaus normal das man das Geschenk des Lebens hinter Karriere und Party!!! zurück stellt und für nichts achtet bzw. Entrechtet.

    2. Liebe Ina,
      vielen herzlichen Dank für Ihre Nachricht. Ich hatte ganz, ganz viel Gänsehautmoment beim Lesen. Wie recht Herr Korczak hatte und hat. Ja, es war eine besondere Zeit – damals mit Joshua – und mir war gar nicht klar, wieviel Heilung dieser Weg für mich bereit gehalten hat. Und bezüglich unserer Kinder, die wir an der Hand haben. Wir können ihnen nur jeglichen Freiraum geben, den sie brauchen, auch wenn es nicht immer einfach ist und dann wird auch die Pubertät leichter :-).
      Herzliche Grüße
      Margot

  3. Liebe Margot, das was du geschrieben hast ist einfach innig und hat mich sehr berührt. In so einer unglaublich schweren Zeit das richtige zutun ist unbeschreiblich. Du aber hast das Richtige mit deinem Partner getan, so könntet ihr in Ruhe Abschied von eurem Kind nehmen. Der Herrgott hat euch an die Hand genommen und euch geführt das richtig zutun. Ich wünsche euch von ganzem Herzen viel viel Kraft und Zuversicht und möge euch der Herrgott beschützen.

    1. Lieber Fritz,
      vielen Dank für Deinen Kommentar.
      Ja, wir haben uns damals und auch heute sehr getragen gefühlt, auch wenn es kein leichter Weg war. Dennoch war er, für uns, der beste den wir gehen konnten.
      Herzliche Grüße
      Margot

  4. Danke für diesen Beitrag! Wir haben die gleiche Situation vor Jahren bei einer befreundeten Familie mitbekommen. Sie sagen auch dass es für sie der richtige Weg war. Die Bestattung des Babys war sehr ergreifend.

    1. Liebe Lila,
      oh, das ist eine wundervolle Nachricht. Es berührt mich sehr. Ja, vor der Beerdigung hatte ich damals auch ganz viel Angst und Sorge. Im Nachhinein weiß ich, dass auch dieser Schritt ein Weg zur Heilung war.
      Herzliche Grüße
      Margot

  5. Guten Tag,

    Ihr Beitrag hat mich sehr berührt und ich finde ihn immens wichtig!! Danke!
    Ich bin Hebamme und erlebe immer wieder, wie schlecht und steinig der scheinbar „leichtere“ Weg für Frauen und Familien ist!
    Wie gut, dass Sie Ihre Erfahrungen teilen und so mutig waren, entgegen der Empfehlung Ihren eigenen Weg zu gehen.
    Mal ganz abgesehen davon, dass Sie Ihrem Kind Leben geschenkt haben, anstatt es ihm zu nehmen!

    Herzlichst

    Julia Pagels

    1. Hallo liebe Julia,
      vielen Dank für Ihre Nachricht.
      Meistens ist der vermeintlich einfachere und kürzere Weg der schwerere und längere Weg.
      Ich vernetze mich sehr gerne mit Hebammen oder auch Ärzten und würde – sollte eine Familie die Diagnose bekommen, dass ihr Kind nicht lebensfähig sein soll, gerne als InformationsAnsprechpartnerin, fungieren.
      Herzliche Grüße
      Margot

  6. Liebe Margot,
    es ist so „schön“ zu lesen,dass ihr diesen Weg gewählt habt. Ich stand zum Glück noch nicht vor einer derartigen Entscheidung, würde es aber genauso machen, auch wenn man mit diesem Weg heutzutage gefühlt allein auf weiter Flur steht. Aber es bleibt ja trotzdem das eigene geliebte Kind,wieso sollte man ihm die Chance auf eine schöne Bauchzeit nehmen?
    Alles Liebe für dich und deine Familie! Sarah

    1. Liebe Sarah,
      vielen lieben Dank für deinen Kommentar.
      Du hast so recht, die die Bauchzeit ist für das Kind eine völlig normale Zeit. Solange es mit der Mutter verbunden ist, weiß das Kind nicht, dass es nicht gesund ist. Diese Bauchzeit ist für das Kind aber auch für die Mutter eine wichtige Zeit.
      Herzliche Grüße
      Margot

    1. Wieso sollte das grausam sein? Der Sterbeprozess hat im Bauch noch nicht angefangen. Joshua war im Bauch bestens versorgt. Leider war es ja durch die Fehlentwicklungen außerhalb des Bauches nicht lebensfähig.
      Der Vergleich von M.K ist sehr unpassend gewählt.
      Margot hat einen sehr liebevollen Weg gewählt vorallem auch für Joshua. Er durfte selbst entscheiden wann er geht und „wurde nich gegangen“ Das beweist Stärke und bedingungslose Liebe zum Kind.

      1. Ich als Pflegefachfrau kann bestätigen, dass Sterbende zu oft bis zum Schluss noch therapiert werden. Mit welchem Ziel?… das können mir die Ärzte jeweils nicht sagen. Aber sie machen es. Sie werden buchstäblich zu Tode therapiert. Unwürdig und auch grausam. Ganz anders als die Geschichte von diesem Baby. Dem Baby ging es im Bauch der Mutter gut. Im Bauch war er lebensfähig, er wurde gut versorgt. Nach der Geburt hatte er 10 Minuten in den Armen seines Vaters, warm und geborgen. Es wurden keine medizinischen Interventionen durchgeführt an ihm. Es wurde respektiert, dass er stirbt. Warum ist das grausam? Weisst du, wie eine Abtreibung in einer fortgeschrittener Schwangerschaft abläuft? Nicht so liebevoll… ich finde den Vergleich respektlos und ein Hohn für die Eltern des Buben, die ihm die Chance auf Liebe und einen würdigen Tod ermöglichen wollten.

      2. Liebe*r I.M.,
        vielen lieben Dank für deinen Kommentar.
        Genau das war meine Intension. Joshua konnte selber entscheiden zu welchem Zeitpunkt er sterben wird, ob noch während der Schwangerschaft, nach der Geburt oder zu einem späteren Zeitpunkt.
        Alles Liebe
        Margot

  7. Mit Tränen in den Augen danke ich Ihnen für das, was Sie Ihrem Kind geschenkt haben: Lebenszeit! Seine Lebenszeit! Wie wunderschön von solchen Menschen wie Sie Beiden zu lesen. Möge es Ihnen gut gehen! Seien Sie behütet! Und Ihr kleiner Josua auch! Anna Baur

  8. Liebe Margot ich möchte dir sagen das ich so weinen musste als ich das hier gelesen habe. Und deine Entscheidung so Gold richtig finde. Es hatte nämlich auch anders laufen können, dazu möchte ich dir kurz meine Geschichte erzählen. Mir haben die Ärzte ein Triesomie Kind vorrausgesagt, und nach dem ich zur Fachklinik überwiesen wurde und dort alle weiteren Untersuchungen machen sollte, habe ich mich dagegen entschieden. Wir haben uns dagegen entschieden. Da eine Abtreibung für uns nicht in Frage kam. Die Ärzte haben sich geirrt. Meine Tochter ist 3 Jahre. Und gesund. Man weiß nie ob die Ärzte zu 100 % Recht haben, und man macht sich dann wirklich die Vorwürfe ob es wirklich so gewesen wäre… Ich verstehe dich. Und ich würde es immer wieder so machen, selbst wenn es dann gehen müsste, oder eben nicht wie alle anderen Kinder wäre.
    Danke das du deine Geschichte hier geteilt hast. Du bist eine starke Frau. Und mein Herzliches Beileid. Von ganzem Herzen♥️

    1. Liebe Christina,
      vielen herzlichen Dank für das Teilen Deiner Geschichte.
      Ich gebe Dir leider recht, dass die Diagnosen – teilweise – gar nicht eintreten.
      Ich habe selber ein junges Paar begleitet, denen zur Abtreibung geraten wurde. Das Kind hatte einen schweren Gen-Defekt. Sie haben sich gegen die Abtreibung entschieden und auch einen gesunden Sohn bekommen.
      Ganz liebe Grüße sendet Dir
      Margot

  9. Alles Gute für eure Zukunft! Und natürlich fehlt die Begleitung, nach so einer Diagnose nicht nur die “ technisch saubere“ Lösung präsentiert zu bekommen, sondern die Alternativen mit zu benennen. Eventuell auch nicht als rein ärztliche Aufgabe sondern nochmal als extra Gespräch/ Beratung mit Hebammen… Dieser Bereich fehlt leider fast komplett. Deshalb möchte ich da auch anders herum eine Lanze für die Ärzte/ Diagnostiker brechen. Sie können das nur sachlich rüber bringen ohne Einflussnahme. Vor allem geht man selbst kaputt daran wenn man da jede Diagnose persönlich nimmt und an sich heran lässt. So kalt es klingt aber auch/ gerade in diesem Berufsfeld ist das rein dienstlich und wird nicht mit nach Hause/ ins Private genommen. Sonst kann man den Beruf ( und viele andere) nicht gut machen.

    1. Liebe Silvia,
      vielen lieben Dank für das darlegen von der anderen Seite.
      Das kann ich sehr gut nachvollziehen und kann es auch sehr gut verstehen.
      Deshalb wäre es eine schöne Kombination, wenn man Ärztevon betroffenen Paaren mit „ehemals“ betroffenen Frauen/Paaren in Kontakt bringen würde, damit der Austausch auf der emotionalen Ebene stattfinden könnte. Das ist mir ein ganz großes Herzensanliegen.
      Danke nochmal für Deinen Kommentar.
      Herzliche Grüße
      Margot

      1. Liebe Margot,
        Danke für die Antwort. Das Thema ist leider immer noch ein Großes und Schwieriges. Die Möglichkeit, dass einmal die nach einer Diagnose beratenden Mediziner (!) aber bei Wunsch auch die betroffenen Eltern, Kontakt/ feste Ansprechpartner bei Betroffenen haben wäre sehr wichtig. Mediziner finde ich wichtig, da die intensivere Beratung vom Fachpersonal erfolgen muss, das realistisch alle Folgen, Verläufe, Einschränkungen kennt und darlegen kann.
        Alles Gute!

  10. Liebe Margot,
    ich schreibe extrem selten Kommentare, aber dein Bericht hat mich sehr berührt.
    Ich bin selber 2fache Mutter und Frauenärztin und kenne daher sowohl die medizinischen Empfehlungen und rationalen Abläufe als auch die emotionale Seite als Frau, Mutter und Geburtshelferin!
    Viele Frauen trauen sich nicht deinen Weg zu gehen und ich habe viele medizinisch empfohlene Abbrüche und auch stille Geburten im Kreißsaal begleitet. Als Kreißsaalteam gibt mein sein bestes, die Familien so gut es geht zu begleiten und es gibt Mitarbeiter die diese schwierigen Situationen hervorragend meistern und die Familien auffangen und würdig begleiten können.
    Oft hatte ich allerdings das Gefühl ich würde es anders machen Deinen Weg wählen!
    Solange das Kind in einem lebt und gedeiht und das Leben der Mutter nicht in Gefahr ist, würde ich genau deinen Weg gehen! Leider ist es je nach organischem Befund beim Kind nicht unbedingt leicht eine Klinik zu finden, die nach der Geburt nur eine palliative Versorgung von dem Neugeborenen akzeptiert.
    Ihr habt eurem Sohn einen wunderschönen Namen gegeben und Joshua hat eine wunderbare Zeit in dir und durfte dann menschenwürdig diese Erde wieder verlassen!
    Danke für deinen Mut und die Kraft, dass du diese Geschichte geteilt hast!

    1. Liebe Lisa,
      vielen, vielen Dank für Deine Rückmeldung.
      Deine Sichtweise ist so unglaublich wertvoll. Vor unserer Geburt hatten wir auch ein sehr langes und intensives Gespräch mit dem Chefarzt des Krankenhauses. So konnte er uns kennen lernen. Was ich mir wirklich von Herzen wünschen würde ist, dass ehemals Betroffene (so wie ich) und Ärzte und Hebammen sich viel, viel mehr vernetzen könnten, damit Personen, die den anderen Weg gegangen sind, mit den Personen sprechen, die es gerade aktuell betrifft. Denn nur wenn wir beide Möglichkeiten kennen, können wir uns entscheiden. Das was betroffene Paare oder Frauen benötigen ist – meiner Meinung nach – erst mal Zeit zu haben um überhaupt zu verstehen was gerade passiert, jemanden zum sprechen haben der die verschiedenen Möglichkeiten vorstellt und dann seine ganz persönliche Entscheidung treffen. Und jede Entscheidung ist richtig!
      Ganz liebe Grüße
      Margot

  11. Liebe Margot, zuerst dachte ich, die kenne ich doch 🙂
    Wir waren vor vielen Jahren mal Kolleginnen und auch Freundinnen.
    Haben aber dann leider den Kontakt verloren.
    Ich habe die Geschichte mit deinem Baby am Rande gehört von einer anderen Kollegin.
    Mit den Hintergrund, dass ich dich kannte und mich noch gut an dein Wesen erinnere, überrascht mich der gewählte Weg nicht 🙂
    Ich bin stolz, dass ich dich kannte!!
    Auch das dein Mann den Weg mit dir gegangen ist, war keine Frage.
    Ich weiß, dass du 3 Kinder hast und ihr euch etwas schönes aufgebaut hast.
    Ich schicke dir eine liebe Umarmung in Erinnerung an unsere Zeit und deine Kraft.
    Grüße von Isabel

  12. Hallo Margot,
    was für ein beeindruckender Artikel. Hut ab, liebe Margot und eine dicke virtuelle Umarmung für dich!
    Ich arbeite ehrenamtlich im Lebenrecht und höre es verhältnismäßig oft, dass bei mehr Zeit zum Nachdenken sich Frauen häufig fùr das Kind entscheiden. Am liebsten würde ich den Frauen dann immer wie in deinem Fall 2 Wochen Urlaub verordnen, damit sie sich ganz sicher über ihre Entscheidung werden können. Kann ich nicht, ich kann nur empfehlen, sich die Zeit zu nehmen.
    Ja, in unserer Gesellschaft ist es ein echter Missstand, diese Zeit nicht zu haben und dass die Ärzte häufig nur diese eine Möglichkeit der Abtreibung aufzuzeigen und auch nicht auf mögliche psychische Folgen hinweisen. Ich kenne nicht wenige Frauen, die unter einer Abtreibung Jahre,oft jahrzehtelang leiden, weil zu dem Verlust auch das selbst herbei geführte Gehen lassen kommt. Dies führt oft zu Schuldgefühlen. Ich sage immer, du musst dir 1000% sicher sein. In den allermeisten Fällen finden sich oft Mittel und Wege, das Kind doch zu bekommen und oft ist eine Adoption der bessere Weg für viele Frauen, wenn das Kind nicht ins Leben passt.
    In eurem Fall hat die Natur entschieden, dass euer Sohn nicht lebensfähig ist.
    Schön auch zu sehen, dass ihr die Zeit der Trauer als eine „alles hat seine Zeit“gesehen wurde.
    Vielen lieben Dank für den Beitrag, es ist ein wertvoller Beitrag zum heutigen Umgang mit angeblich unumgänglichen Schwangerschaftsabbrüchen.🙏

    1. Liebe Insa,
      vielen Dank für deine wertvolle Rückmeldung.
      Ich bin zu 100 % bei Dir!!!!
      Zusätzlich zu dieser Zeit, die man einfach braucht um überhaupt zu verstehen, was man gerade gehört hat, würde ich mir auch von Herzen wünschen, dass ehemals Betroffene mit aktuell Betroffenen in den Dialog gehen um ihren Weg zu erzählen und was für Möglichkeiten, das Weitertragen, in sich birgt.
      Herzliche Grüße sendet Dir
      Margot

  13. Wow so ein schöner Artikel zu so ein nem schweren Thema, man merkt wirklich, wie du mit Dir im Reinen bist und das alles gut verarbeiten konntest. Schön das deine Familie so auf deiner Seite war und mitgegangen ist, ich hoffe für die 2 Geschwisterkinder ist es dank deiner Klarheit auch gut zu überstehen gewesen.
    Vg

    1. Hallo Sigi,
      vielen Dank für Deine Rückmeldung.
      Joshua ist bis heute ein ganz fester Bestandteil in unserer Familie. Und nach Joshua haben wir noch einen Sohn bekommen. Auch für ihn ist es ganz klar, dass er einen großen Bruder hat (und es echt cool wäre, wenn er noch hier wäre).
      Ja, wir sind wirklich im Reinen mit unserem Erlebten.
      Herzliche Grüße sendet Dir
      Margot

  14. Ich bin mir sicher dass Joshua als ein glückliches Wesen auf die Welt gekommen ist und genau so gegangen. Weil er gewollt und geliebt wurde so lange wie Gott es ihm vorgesehen hat. So haben wir alle einen Engel mehr im Himmel!Danke dir, Margot!

    1. Wunderschön. Ich weine und bin total berührt. In der heutigen Gesellschaft ist das ein sehr mutiger Weg und dennoch so natürlich. Joshuas hat wunderbare Eltern. In dieser und der nächsten Welt. Und ihr werdet ihn wiedersehen, er wird auf euch warten und euch empfangen.

      1. Danke,dass Du Gott erwähnst.Er hat alles in der Hand und ich habe großen Respekt vor den Eltern. Sei gesegnet lieben Gruß Irina

    2. Hallo liebe Judit,
      ja Joshua ist unser Engel und sein Weg war der, dass er nur ganz kurz bei uns sein durfte. Aber diese kurze und schöne Zeit war unglaublich wertvoll.
      Ich wünsche Dir alles Liebe
      Margot

  15. Liebe Margot, du hast dich richtig entschieden. Und was du nicht geschrieben hast: in der Zeit der Schwangerschaft hat dein Kind deine ganze Liebe spüren dürfen. Es hat in dieser Zeit gelebt. Alles Gute für dich und deine Familie und danke für deine Geschichte!

    1. Liebe Sandra,
      ich danke Dir für deine lieben Worte.
      Es stimmt er hat meine Liebe gespürt. Heute würde ich mir wünschen, ihm noch mehr Liebe geschenkt zu haben.
      Ganz liebe Grüße
      Margot

  16. Liebe Margot,

    ihr habt Joshua selbst entscheiden lassen, wann er bereit ist zu gehen. Und auch wenn er nur 10 Minuten schon gegangen ist: er hat gelebt und wurde sein ganzes Leben lang geliebt!

    Es muss unfassbar schwer sein, eine Schwangerschaft unter solchen Umständen bis zum Ende auszutragen und davor habe ich den größten Respekt. Doch all eure Trauer und all euer Schmerz waren nicht umsonst. Wo auch immer Joshua jetzt ist: er wartet dort auf euch und eines Tages werdet ihr euch wiedersehen.

    1. Ja, das war genau die richtige Entscheidung. Auf diese Weise ist das Kind nicht malträtiert worden. Es ist sanft gegangen – ein großer Trost.
      Gut, dass es so selbstbewusste Frauen gibt, die sich nicht um jeden Preis etwas einreden lassen.

      1. Liebe Ingrid,
        ich danke Dir für deine Rückmeldung.
        Es stimmt, Joshua ist wirklich ganz, ganz ruhig und sanft von uns gegangen.
        Ganz liebe Grüße sendet Dir
        Margot

    2. Liebe Doro,
      danke für deine liebe Rückmeldung.
      Ja, wir werden Joshua wieder sehen, davon bin ich von ganzem Herzen überzeugt. Das was wir erlebt haben war nicht „umsonst“, denn auch da bin ich mir sicher, dass alles seinen Sinn hat.
      Ganz liebe Grüße sendet Dir
      Margot

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