Elterngeld-Kürzungen: „Es trifft eben NICHT die Mitte der Gesellschaft“

Elterngeld

Ihr Lieben, sicherlich habt ihr auch mitbekommen, dass das Elterngeld für Paare mit einem gemeinsamen Einkommen über 150.000 Euro gestrichen werden soll. Kurz nachdem diese Meldung an die Öffentlichkeit kam, startete Unternehmerin Verena Pausder eine Online-Petition gegen die Streichung. Auf Change.org schreibt sie:

„Wird das so beschlossen, wäre es ein Schlag ins Gesicht für all die hart arbeitenden Paare in Deutschland, die mit Hilfe des Elterngeldes das erste Jahr nach der Geburt finanziell überbrücken, in dem es kaum Kitaplätze gibt und eine private Kinderbetreuung sehr teuer ist (wenn man sie überhaupt bekommt). Das ist das Gegenteil eines Zukunfts-Narrativs für unsere Gesellschaft! 

Die Elterngeld-Streichung ist ein katastrophales Signal gegen Kinder, gegen die partnerschaftliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie und gegen die Chancengerechtigkeit von Männern und Frauen – all das ist kein Fortschritt, sondern ein massiver Rückschritt! Aktuell fehlen laut Bertelsmann Stiftung bundesweit 378.000 Kita-Plätze und 2020 lag die Geburtenrate in Deutschland bei 1,53 Kindern pro Frau. 

Wir können es uns als überalternde Gesellschaft schlichtweg nicht leisten, dass wir Menschen, die Kinder bekommen wollen noch mehr Steine in den Weg legen statt sie zu beseitigen. Es ist ein Armutszeugnis für unsere Familienpolitik, wenn es wir es den Menschen finanziell schwerer machen Kinder zu bekommen, statt sie zu entlasten.“

Die Petition hat sehr großen Zulauf, es gibt schon mehr als 400.000 Unterschriften. Gleichzeitig tobte im Internet die Diskussion, ob Menschen mit einem Einkommen über 150.000 Euro überhaupt Elterngeld kriegen sollten, ob sie aufgrund des hohen Einkommens den Wegfall gut verkraften könnten, ab wann Familien eigentlich reich sind und wo der große Aufschrei war, als Finanzminister Christian Lindner die Kindergrundsicherung kippte.

Auch wir haben die Petition unterschrieben und auf unseren Social Media Kanälen geteilt. Denn wir finden: Alle, die sich für die Interessen von Familien stark machen, sollten unterstützt werden. Demokratie braucht Menschen, die sich einsetzen. Wenn Menschen, die sich engagieren, immer nur auf den Deckel bekommen, schreckt das ab – und irgendwann engagiert sich niemand mehr.

Darum lasst uns diese Welle nutzen, um darüber nachzudenken, welche Themen uns selbst wichtig sind, wo wir uns engagieren können. Hier könnt ihr zum Beispiel die Petition zum Thema Grundsicherung unterstützen. Und lasst uns freundlich, fair und zugewandt zueinander bleiben!!!!

In den letztem Tagen äußerten sich so viele Accounts zu der Thematik – eine Stimme, die wir bei solchen Diskussionen stets sehr schätzen, ist die Stimme von Celsy. Sie selbst ist in Armut aufgewachsen, engagiert sich stark sozial. Auch zu dem Thema Elterngeld-Streichung durften wir ihr Fragen stellen. Vielen Dank dafür, liebe Celsy.

Liebe Celsy, gerade wurde bekannt, dass das Elterngeld für Haushalte mit einem gemeinsamen Einkommen von über 150.000 Euro gestrichen werden soll. Was war dein erster Gedanke, als du davon gehört hast?

Als ich die Meldung las, hab ich für mich erst einmal überlegt, ob ich da überhaupt eine Meinung zu haben kann. Wir reden hier von einem versteuerbaren Einkommen, das heißt, das reale Brutto liegt nochmal etwa 30.000 Euro höher. Der Durchschnittshaushalt in Deutschland hat laut DESTATIS etwa ein Haushaltsbruttoeinkommen von circa 59.000 Euro im Jahr. Wir reden also von einer Einkommensklasse, die circa das Dreifache des Durchschnittseinkommens hat. Das sind die oberen 5 bis 10 Prozent.

Da habe ich mich zuerst gefragt, wie viele von denen das Elterngeld überhaupt in Anspruch nehmen. Denn schon beim neuen Grenzeinkommen von 150.000 Euro versteuerbarem Einkommen ist es ja so, dass mit dem Höchstsatz von 1.800 Euro Elterngeld maximal die Hälfte des bisherigen Nettoeinkommens zur Verfügung steht. Da frage ich mich, ob da nicht viele Eltern einfach auch andere Möglichkeiten finden als mit dem Elterngeld so einen großen Einkommenseinschnitt in Kauf zu nehmen. Zum Vergleich: Ich habe beim ersten Kind gerade einmal den Mindestsatz an Elterngeld bekommen, mein Mann ebenso – das hat für mich eben bedeutet, nach dem Mutterschutz weiterzuarbeiten.

Jetzt nach 1,5 Tagen darüber Nachdenken denke ich: Ja, es ist gleichstellungspolitisch ein fatales Signal, dass überhaupt bei Familien gekürzt wird. Gleichzeitig laufen wir geradewegs auf eine Wirtschaftskrise zu. Wenn der Bund also sparen muss, ist es nur richtig, dass bei den oberen 5 bis 10% der Einkommensschichten zu tun. Die Alternative wäre nämlich laut Presseberichten gewesen, dass das Elterngeld für alle gekürzt wird – das hätte die Mitte der Gesellschaft umso härter getroffen.

Im Internet wird seitdem heiß diskutiert, ob solche gutverdienenden Paare überhaupt Elterngeld brauchen. Wie siehst du diese Diskussion? 

Für mich ist das die falsche Diskussion. Das Elterngeld war ja vor allem erst einmal ein Anreiz, der dabei helfen sollte, dass auch Frauen schneller wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren. Um Familienförderung ging es dabei im Grunde ja nie. Dass vor allem High-Potential-Elternhäuser davon profitieren, ist etwas, das bis gestern nur sehr wenige, an sozialer Gerechtigkeit interessierte Gruppen diskutiert haben.

Die Frage, die in meinen Augen viel mehr diskutiert werden sollte, ist: Warum solidarisiert sich gefühlt die gesamte, einflussreiche Elternschaft gerade mit 0,732 Prozent aller Familien, die von der Kappung überhaupt betroffen sein werden, wenn parallel dazu niemand darüber spricht, dass die Kindergrundsicherung gerade scheitert? Das ist die Diskussion, die wir in meinen Augen führen sollten.

Die Frage ist nicht, ob diese Familien das Elterngeld wirklich brauchen. Die Frage ist, warum sie erst jetzt laut werden, wenn es um sie selbst geht, während die Unterstützung der Kindergrundsicherung nur schleppend vorangeht. Immerhin sind knapp 21 Prozent aller Kinder in Deutschland armutsgefährdet. Die allermeisten von uns sind dichter dran, die Kindergrundsicherung zu brauchen als an einem Jahreseinkommen von über 150.000 Euro.

Große Accounts nutzen ihre Reichweite nun, um die Kürzung zu kippen. Es wird viel über Solidarität gesprochen – was löst das in dir aus?

Ich bin leider schon zu lange in Sachen sozialer Gerechtigkeit unterwegs, um überrascht zu sein. Es ist schon immer so, dass vor allem diejenigen mit vielen Ressourcen diese vor allem für sich selbst nutzen. Was ich aber nahezu absurd finde, ist, dass da gerade Frauen zu Solidarität mit den oberen 5 Prozent der Einkommensschicht aufrufen und davon reden, dass wir Familien uns doch nicht gegeneinander ausspielen lassen sollen, während viele von ihnen ihre Reichweite eben NICHT genutzt haben, um für die Kindergrundsicherung zu streiten.

Es ist absurd, Solidarität mit einer einkommensstarken Minderheit zu fordern, während niemand von ihnen in den letzten Monaten darüber gesprochen hat, dass Netzwerke der offenen Jugendarbeit davon berichten, dass viele Kinder und Jugendliche in Deutschland tatsächlich Hunger leiden.

Diverse Träger der offenen Jugendarbeit müssen Mittagstische einrichten oder gemeinsames Kochen anbieten, damit die Kinder und Jugendlichen, die dieses Angebot nutzen, zumindest einmal am Tag satt werden. Diese Umstände werden von Sozialverbänden seit Jahren immer wieder angeprangert. Wo ist die Solidarität mit diesen Familien?

Es ist okay, wenn es erst einmal Angst macht, dass die eigene Lebensplanung kurzfristig auf den Kopf gestellt wird. Aber Millionen von Menschen leben jeden Tag in der Notwendigkeit, ihr Einkommen genau durchrechnen und ihren Lebensstandard immer wieder in Frage stellen oder tatsächlich reduzieren zu müssen. Da Solidarität mit jemandem zu fordern, wo dann eine Person immer noch mehr Nettogehalt nach Hause bringt als der Durchschnittshaushalt insgesamt hat, ist skurril.

Zumal ich noch niemanden aus dieser Bubble getroffen habe, der Solidarität mit Eltern im Bürgergeldbezug fordern würde. Die bekommen nämlich noch nie Elterngeld, das wird direkt auf das Bürgergeld angerechnet. Nur dass da dann eben niemand anderes trotzdem im Schnitt 3.600 Euro netto mit nach Hause bringt.

Wo ist da die Solidarität? Denn ein großer Teil der Bürgergeldbeziehenden sind entweder gar nicht arbeitsfähig, weil chronisch krank, oder sogenannte „Aufstocker*innen“, also Menschen, deren reguläres Gehalt nicht zum Leben reicht. Die bräuchten das Elterngeld dann ja umso dringender. Aber die Solidarität dort bleibt aus.

Gibt es Punkte, die dir in dieser ganzen Diskussion komplett fehlen?

Mir fehlt zum einen der klare Blick darauf: Es trifft eben NICHT die Mitte der Gesellschaft. Bundesfamilienministerin Lisa Paus sagte, es werden etwa 60.000 Familien von dieser Kappung des Elterngeldbezugsanspruchs betroffen sein. Das sind, wenn man die Zahl von der Bundeszentrale für politische Bildung heranzieht, etwa 0,732 Prozent von 8,2 Millionen Familien mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren in Deutschland. Die Empörung, die sich gerade Bahn bricht, ist also völlig unverhältnismäßig.

Zum anderen fehlt mir das Verständnis dafür, dass all die Energie, die jetzt in diese Elterngeld-Debatte gesteckt wird, bei der Unterstützung der Kindergrundsicherung fehlt. Die Solidarisierung, die Empörung, das Druckmachen bei Politiker*innen, all das, was jetzt in Sachen Elterngeld passiert – 2,9 Millionen armutsgefährdete Kinder könnten diese Form der Energie wirklich gut gebrauchen.

Was viele nicht verstehen: Dass die Debatte gerade genau so läuft, ist aber auch Absicht. Es ist eine politische Nebelkerze, die Elterngeld-Kappung parallel mit dem Scheitern der Kindergrundsicherung zu platzieren. Denn so ist die breite Masse der Bevölkerung beschäftigt, sich über eine Maßnahme zu empören, die 290 Millionen Euro einsparen soll, während das Finanzministerium 10 Milliarden (!) Euro gnadenlos streicht, die arme Familien bräuchten, um Essen für ihre Kinder auf den Tisch zu stellen.

Zum Dritten geht dabei völlig unter: Selbst die 2 Milliarden Euro, die im aktuellen Haushaltsentwurf für die Kindergrundsicherung veranschlagt sind, gehen nicht in Sozialleistungen an die betroffenen Kinder. Sondern das Bundesfinanzministerium möchte dieses Geld in Ausbau von IT-Infrastruktur stecken, um Antragsverfahren zu digitalisieren. Bedeutet: Die Kindergrundsicherung scheitert gerade, weil nichts von dem Geld bei Betroffenen tatsächlich ankommt.

Zuletzt fehlt mir das Bewusstsein der Minderheit, die gerade betroffen ist: Die Kappungsgrenze von 300.000 Euro auf 150.000 Euro zu senken, war schon ein Kompromiss. Ursprünglich sollte das Elterngeld für alle gekürzt werden. Es haben in diesem Kompromiss also schon diejenigen den Rückschnitt hingenommen, die es am besten verkraften können.

Die Entrüstung, die sich gerade Bahn bricht, könnte durchaus dazu führen, dass am Ende das Elterngeld in der Höhe für ALLE Familien gekürzt wird – einen so in etwa lautenden Vorschlag hat Christian Lindner in der Tagesschau wohl schon geäußert. Tatsächlich machen also sehr wenige, sehr privilegierte Personen die Situation für die Durchschnittsfamilie im Zweifel nur noch schlimmer.

Du selbst bist in Armut aufgewachsen, machst dich seitdem immer wieder für Armutsbekämpfung stark. Was würdest du dir hier am meisten wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass wir als Eltern jetzt tatsächlich an einem Strang ziehen – für all die Familien und Kinder, die gerade nicht einmal wissen, wie sie das Frühstück für den letzten Schultag vor den Ferien stemmen sollen. Für all die Familien, für die Ferien eine besonders harte Zeit sind, weil zuhause Mittagessen kochen so viel teurer ist als das Essen, das die Kinder in der Schule bekommen. Für all die Familien, deren Eltern zu erschöpft für Freizeitaktivitäten sind, weil zwei Vollzeitjobs gerade so reichen, um auch nur das Minimum an Lebenshaltungskosten zu decken.

Ich würde mir wünschen, dass wir gesellschaftlich begreifen, dass die Mittelschicht eben nicht diejenigen mit dem Eigentum für mehrere Hunderttausend Euro sind, sondern all diejenigen, die gerade nicht einmal eine Wohnung finden können, in der alle ein eigenes Schlafzimmer haben.

Was wir brauchen, um Armut zu bekämpfen, ist die Einsicht, dass es uns ALLEN besser gehen wird, wenn wir uns darum kümmern, dass die Schwächsten der Gesellschaft ein gleichwürdiges Leben führen. Das bedeutet auch: Ich würde mir wünschen, dass diejenigen mit Einfluss, finanziellen Ressourcen, freier Zeit und mentalen Kapazitäten diese vor allem für all die Millionen Menschen an der Armutsgrenze einsetzen würden, bevor sie an sich selbst denken.


Elterngeld

Wer mehr über Celsy erfahren möchte und ihre Texte lesen will, kann dies hier tun:  www.einefixeidee.de und auf ihrem Instagram Account

Autorenfoto: Tassja Rother 

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82 comments

  1. Ganz ehrlich, ich bin doch manches Mal schockiert von der deutschen Gesellschaft- wie neidisch und missgünstig einige Leute doch sind.
    Auch wir sind betroffen von der Elterngeldkürzung, was mich auf der persönlichen Ebene ein Stück weit wütend macht, denn auch ich habe 15 Jahre voll ins System eingezahlt. Aber auf der Solidarebene finde ich es klasse.
    Meine persönlichen Befindlichkeiten muss ich doch in diesem Fall hinten an stellen, denn der Staat ist nicht dazu da, mir den Urlaub oder sonstige Luxusartikel zu finanzieren.
    Wer unter diesen Umständen keine Kinder in die Welt setzen möchte, ist doch auch okay – es wird ja keiner gezwungen.
    Der deutsche Akademiker ist nicht per se der bessere Mensch. Oft habe ich den Eindruck halten sich die Menschen dafür, vor allem fühlen sie sich moralisch auf der guten Seite.
    Diese Entwicklung halte ich für sehr bedenklich. Wie gesagt, man muss sich überlegen, für welche Leistungen der Staat aufkommen sollte.

  2. Verstehe nicht warum man immer wieder hört, dass man beim Bürgergeld kein Elterngeld zusätzlich bekommt. Aber Elterngeld ersetzt doch das fehlende Einkommen und ist keine zusätzliche Einkommensquelle zum Einkommen bzw. Bürgergeld.

  3. Die Frage ist, was man als Staat mit so einer Maßnahme wie dem Elterngeld erreichen will. Es sollte gutverdienende und gebildete Frauen dazu bringen, trotz aller Nachteile, die es für sie hat, Kinder zu bekommen sich doch für diese zu entscheiden und im Idealfall mehr als eins zu bekommen. Bei mir hat das geklappt. Habe 3 Kinder und konnte mich trotz insgesamt 3 Jahren Elternzeit weiterhin finanziell unabhängig fühlen. Mit meinem Partner wäre ich über die Grenze gekommen, dann hätte es vielleicht kein zweites oder drittes Kind gegeben, weil ich mich nie finanziell von irgendjemanden abhängig machen würde. Auch nicht von meinem Partner. Für das Klima wären weniger Kinder besser gewesen, für Deutschland ein Problem. Ich kann gut damit leben, dass wir sehr viele Flüchtlinge in unser Land lassen, diese qualifizieren und mit ihrer Arbeitskraft und ihren Kindern unser demographisches Problem lösen. Die Parteien, die es Frauen nach wie vor schwer machen, sich für Kinder zu entscheiden, sind aber witziger weise auch die, die keine Flüchtlinge ins Kand lassen wollen. Beim Elterngeld ging es nie um sozialen Ausgleich, dafür haben wir in unserem Staat viele andere Maßnahmen.

  4. Im Endeffekt war die Diskussion hier doch absolut vorhersehbar. Die Betroffenen finden es ungerecht (bis auf die Ausnahme Lisa, die jedoch nochmal einen Spezialfall darstellt mit einem hohen Gehaltsgefälle zwischen ihr und ihrem Mann), alle anderen sind dafür und appellieren an die Solidargemeinschaft, da ja selber eh nicht betroffen. Und keiner kann bzw. will den Standpunkt des anderen nicht vertreten. Ich bin mir sicher, dass so mancher hier seine Meinung darüber plötzlich ändern würde, wenn sich die persönliche Lebenssituation entsprechend verändern würde (und zwar in beide Richtungen!). Und wer es jetzt laut verneint, ist (bis vielleicht auf ein paar wenige Ausnahmen) ein Heuchler.

  5. Ich bin immer für einen respektvollen Umgang miteinander. Aber bitte was soll in diesem „Laden“ am Laufen gehalten werden? Wofür soll ich dankbar sein? Dass viele Kinder maximal in der Schule und Kita eine warme Mahlzeit am Tag erhalten? Dass Kinderarmut in einem reichen Land wie Deutschland ein Thema ist? Dass die Bildungschancen immer noch hauptsächlich vom Gehalt und Herkunft der Eltern abhängen? Dass so viel Altersarmut herrscht, besonders bei Frauen?

    Dass die Besserverdienenden mehr Steuern zahlen, haben sie sich nicht freiwillig ausgesucht. Sie haben sich nicht aktiv dafür entschieden. Dankbarkeit ist meiner Meinung angemessen, wenn man freiwillig und aktiv etwas abgibt/spendet, wenn man die finanziellen Möglichkeiten hat.
    Und man kann auch dankbar sein für die vielen Menschen in Berufen, die niemals die 150K Grenze erreichen würden und trotzdem unersetzbar für die Gesellschaft sind: Alle in sozialen und Dienstleistungsberufen.

    Von z.B. einer Pflegerin zu erwarten, sie soll den Besserverdienenden dankbar sein, obwohl sie sich jeden Tag kaputt schuftet und davon kaum leben kann, finde ich anmaßend.

  6. Die reichen Eliten?!Ab einem zu versteuernden Einkommen von 150 k gehört man zur Elite? Wer finanziert den sonst das System? ( ob wir ein gerechtes System haben ist eine andere Frage)
    Hier wird den “ reichen Eliten“ unterstellt sich nicht in die Gesellschaft einzubringen und so ist es eben nicht!!Krass wie gehässig Leute sein können.

  7. Du musst nicht in München leben und es ist ja dann Eure Vorstellung von Familie, dass ein Einkommen über Jahre wegfällt. Höhere Bildung, höhere Einkommen, höhere Freiheitsgrade.

  8. Menschen, die dieses Geld nicht brauchen, sollten es auch nicht bekommen. Dann wäre vielleicht auch mehr für Kitas und Krippen übrig. Und hier argumentieren so viele damit, dass die Streichung vor allem Frauen beträfe -aber ein Haushaltseinkommen gehört doch beiden, nicht nur dem Mann, genau wie das Elterngeld für die Eltern ist, nicht für die Mutter. Und es geht um ein Jahr!! Wer wegen 20 000 weniger (bei 150 000 Einkommen) sich gegen ein Kind entscheidet, dessen Kinderwunsch ist wohl nicht sehr groß.
    Aber der Aufschrei der Reichen ist schon sehr bezeichnend.

  9. Danke Celsy, für die Vernunft zum Abschluss! Wer über “ nur“ 1800€ netto jammert, hat doch den Bezug zur Realität und realistischen Lebenshaltungskosten verloren? Oder kann nicht rechnen? Bei einem derart hohen Einkommen ist die Höhe der Rücklagen auch entsprechend hoch ( oder ihr habt etwas falsch gemacht). Und das Gejammer das man sich diese Gehaltsstufe erarbeitet hat, ja was denn sonst, geschenkt bekommen? Das ist erbärmlichen Jammern der reichen Elite auf dem Rücken der tatsächlich armen Menschen ( Kinder, Rentner…). Und nein das ist kein Neid, wenn man dafür so verkommen denken und sein muss? Da kann man nicht wirklich von Bildung reden.

    1. @Silvia: das ist eine Unterstellung, dass man bei 1800€ netto automatisch hohe Rücklagen hat bzw. etwas „falsch gemacht hat“. Es gibt Großstädte in Deutschland, da kann man von den 1800€ nicht mal die Miete für eine 3 Zimmer Wohnung bezahlen. Da kann man dann auch nicht groß was auf die Seite legen.
      Ich würde es auch falsch finden, wenn das Elterngeld stattdessen bei allen gekürzt werden soll, und ja, es ist empörend, dass die Kindergrundsicherung gekippt wurde.
      Aber dass hier einfach allen Familien, die von der 150k€ Grenze betroffen sind, undifferenziert unterstellt wird sie würden sich beim Elterngeld etwas erschleichen, finde ich auch nicht in Ordnung.

      1. PS. …über 150.000/ Jahr… muss es natürlich heißen. Und ich habe auch als Alleinerziehende Vollzeit Arbeitende ( ohne Wohngeld…), mit ca. 1900 netto, selbstverständlich Rücklagen gebildet, das geht ist nur eine Frage des Rechnens bzw wie gut ich wirtschaften kann.

    2. Leute wie du sind wirklich grauenhaft. „Erbärmlicher Jammer der reichen Eliten auf dem Rücken der tatsächlich armen Menschen.“ Inwiefern macht ein Gut-Verdiener das denn auf dem Rücken der tatsächlich armen Menschen? Tut er nicht. Er muss fast die Hälfte seines Einkommens abgeben um dem Staat die Möglichkeit zu geben etwas gegen Armut zu tun. Also sei verdammt noch mal dankbar, dass es Menschen gibt, die sich dieses Gehalt erarbeitet haben und so viel davon abgeben. Du stellst ja selbst fest, dass es das nicht geschenkt gegeben hat.
      Nur mal so am Rande: Für 1.800€ bekommst du in München nicht mal ne 60 m² Wohnung. So viel zu deinem „habt etwas falsch gemacht“. Lächerlich.

      1. Moritz
        Sie wurden von wem genau dazu gezwungen an einem bestimmten Ort zu wohnen? Und wussten vorher nicht in welch teurer Gegend Sie bauen bzw leben? Albern! Und nein um den Begriff Wohngeld gehört zu haben, muss man es nicht zwingend selbst beziehen ( ich weiß z.Bsp. auch was Männer sind obwohl ich nie einer war).

        1. Naja , man studiert halt in einer Stadt und bleibt dann da hängen .
          Hat Job, Partner , Freundeskreis.
          Da geht man ja ohne Not auch nicht wieder weg .
          Und dass die Lebenshaltungskosten so explodieren würden, war nicht absehbar.
          Ich verfolge die Diskussion mit Interesse und glaube, dass sich da eine Wut Bahn bricht , die Eltern schon lange , mindestens seit der Corona Krise mit sich rum schleppen .
          Und zu dem Gedanken , dass der Kinderwunsch dann ja nicht allzu groß sein kann, wenn man auf Elterngeld verzichten soll , habe ich beobachtet , dass gut ausgebildete Frauen da durchaus eine Ambivalenz haben , weil sie genau wissen , das sie einen Karriereknick zu erwarten haben und die Betreuungssituation mies und vor allem nicht verlässlich ist.
          Die Streichung des Elterngelds kommt jetzt noch als minus Punkt dazu.
          Der Artikel von Jutta Allmendinger hätte mich auch interessiert, ich nehme an, sie kritisiert die erneut entstehende Abhängigkeit der Frau und Mutter , die zuhause bleibt .
          Und ja, man kann argumentieren , dass ein Paar sich gemeinsam für Kinder entscheidet und dementsprechend die Finanzen regelt . Die Realität ist aber leider , dass finanzielle Gewalt immer noch weit verbreitet ist.
          Meiner Meinung nach ist es am falschen Ende gespart, wenn es um Familie und Kinder geht.
          Das ist in gewisser Weise auch ein Verrat von grünen Idealen und Wahlversprechen.

          1. Lol, „gezwungen an einem bestimmten Ort zu wohnen“ stimmt dann auch für Mietpreisbremse?

            In Deutschland kannst du nicht mal als Eigentümer deine vermietete Wohnung benutzen, und klare Begründungen. Aber hier sollen leute einfach aus der Stadt raus?

            Sorry, diese leute haben sich hochgearbeitet, müssen teilweise in der Stadt wohnen weil es am Land keine Jobs gibt.

  10. Ich finde den Beitrag gut. Habe aber noch einen Verbesserungsvorschlag: Der Link für die Online Petition zur Kappung der Elterngeldgrenze findet sich ganz zu Anfang. Den Link für die Online Petition zur Kindergrundsicherung finde ich leider in dem Artikel nirgends. Wäre doch auch mal was den auch zu verlinken, damit die Petition noch mehr Stimmen bekomm!

  11. Wenn man das Elterngeld für gewisse Gruppen streicht muss man zumindest Betreuungsplätze anbieten, weil viele dann nicht 12 bis 14 Monate Elternzeit nehmen da sie ihre laufenden Kosten nicht decken können.
    Die jetzt schwanger sind hatten keine Zeit sich Reserven anzusparen oder zu schauen ob sie die Arbeitszeit um 10% reduzieren um nicht knapp über der Grenze zu liegen. Es suggieriert ja arbeite nicht zu viel sonst gehst du in der Elternzeit leer aus.

  12. Vielen Dank für diesen guten und wichtigen Artikel!!

    Es erschreckt mich, wie es Eliten gelingt den öffentlichen Diskurs zu manipulieren (und wie viele da fröhlich mitmachen), während marginalisierte Gruppen nicht gehört werden.
    Noch ein Gedanke: finanzielle Unabhängigkeit ist wichtig, doch das Elterngeld ist ja nicht das einzige Mittel, um das zu ermöglichen, schon gar nicht für Menschen mit so einem hohen Einkommen! Hier müssen beide Elternteile eine Lösung aushandeln. Warum sollte der Staat den weiter gut verdienenden Elternteil aus der Pflicht nehmen für sein Kind und den Carearbeitenden Elternteil fair finanziell einzustehen?

    1. Das sehe ich auch so. In allererster Linie sind die Paare selbst gefordert, eine für beide Partner gerechte Finanzierung eines (zumindest teilweisen) Verdienstausfalls durch Kinderbetreuung auszuhandeln. Das setzt natürlich Kommunikation und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit heiklen Themen voraus.

      Davon abgesehen: Danke für dieses Interview und diese Positionierung zu dem Thema. In letzter Zeit habe ich die Themenauswahl hier als eher an die mindestens gehobene Mittelschicht adressiert erlebt (Familien mit 8-16 Kindern, Familien, die nach Schweden auswandern und dort eine Immobilie erwerben, u.a.) und hätte erwartet, dass die Petition hier unterstützt wird. Insofern war das Interview eine sehr positive Überraschung für mich.

    2. Vielen Dank für diesen wichtigen Beitrag zu dem Thema. Ich habe selbst zwei Kinder, habe in einer Privatbank mit Kunden mit höheren Gehältern und Vermögen gearbeitet. Ich muss gestehen, dass diese Bubble sich der Probleme des realen Lebens da draußen häufig weder bewusst ist noch interessiert es sie. zeitgleich habe ich ehrenamtlich mit einem jungen Mann aus prekären armen Verhältnissen gearbeitet (Leseunterstützung). Niemand interessiert sich für die Belange armer Kinder, Niemand solidarisiert sich mit ihnen. Mich macht die aktuelle Debatte mal wieder so hilflos, wütend und traurig, dass ich es gar nicht beschreiben kann.

    3. Lieber Chris, weil der Staat von den hohen Einkommen ungleich hohe Abgaben bekommt. Der Spitzensteuersatz liegt bei über 40%!

    4. Dieses selbst-aushandeln halte ich beim leider! geläufigen Bild einer guten Mutter für so schwierig. Historisch veraltete, aber gesellschaftlich manifestierte Bilder vom Mutterinstinkt und Mütteraufgaben sind leider in vielen Köpfen sehr präsent. Auch in der Medien, Schulen, Krankenhäusern, Kitas etc. ist es geläufig. Das Aushandeln einer gleichberechtigten Elternschaft so von den jungen Paaren zu erwarten und gesellschaftlich und politisch nicht zu unterstützen… schwierig

    5. Der Staat nimmt sich das Recht heraus diesen „Gut-Verdienern“ Geld wegzunehmen um es anderen zu geben. Also die „Gut-Verdiener“ müssen für sich selbst und für die anderen sorgen. Nur weil diese in der Minderheit sind, was schockierend genug ist, hat die Mehrheit noch lange nicht das Recht sich derart respektlos und herablassend über diese „Eliten“ zu äußern. Im Gegenteil, vielleicht wäre etwas Respekt und Dankbarkeit angebracht, denn am Ende sind es die Steuerzahlungen dieser „Eliten“, die den Laden hier am Laufen halten.

      „so hohes Einkommen“ – nimm zwei Studienabsolventen in Ingenieurwissenschaften, lasse sie mit ERA10a gemäß Tarifvertrag in Bayern anfangen zu arbeiten und schon liegst du über 150t€.

      1. @Moritz, Du scheinst die neoliberale Sichtweise sehr stark verinnerlicht zu haben. Der Staat (also wir alle) würden von den Gutverdienern leben. Die schuften sozusagen für uns alle. Und dafür sollen die doch bitte auch mal was zurückbekommen. Und alle anderen sollen dankbar sein, für diesen uneigennützigen Dienst an der Gesellschaft. In meinen Augen ist das eine sehr einseitige Sichtweise. Was wären denn die Wohlhabenden ohne den Staat, ohne die Gemeinschaft? Ohne die bereitgestellte Bildung und Ausbildung? Ohne Polizei und Justiz die ihr Vermögen schützt? Ohne all die Menschen, die viel weniger Geld bekommen und trotzdem genauso viele Stunden arbeiten, die putzen, verkaufen, pflegen, Müll wegräumen, Häuser bauen. Du verwechselst da glaube ich was: die wohlhabendsten 10 Prozent vom Einkommen her (nur über die reden wir hier) „verdienen“ nicht mehr, sie bekommen nur mehr. Aufgrund von Leistung, bestimmt, aber eben auch aufgrund von Privilegien. Und nein, das könnten nicht alle schaffen, Das sollten sich die Gutverdiener viel mehr bewusst machen.

  13. Auch meine Familie wäre knapp davon betroffen, dass wir kein Elterngeld bekommen hätten. Wir leben in einer Großstadt im Süden, da ist auch mit unserem Einkommen kein Haus mit Pool drin. Auch wenn ich weiß, dass ich sehr privilegiert bin, beeinflusst es die Entscheidung auf unsere Familienplanung. Ich finde es zudem eine Unterstellung, dass ich gegen Elterngeld für Eltern, die Bürgergeld beziehen bin oder mich nicht damit beschäftigte. Ich bin aus Überzeugung gesetzlich versichert, wäre für eine hohe Erbschaftssteuer, Abschaffung des Ehegattensplittings und eine Bürgerversicherung. Das alles würde für deutlich mehr in der Kasse und einen Fortschritt in der Gleichberechtigung sorgen. Aber nicht, dass wieder mehr Frauen alleine zu Hause bleiben.

    1. …ebenfalls südliche Großstadt, ebenfalls betroffen, ebenfalls aus Überzeugung weiterhin in der gesetzlichen Krankenversicherung und auch kein Porsche-Fahrer. Eine ordentliche Erbschaftssteuer würde ich auch sehr begrüßen – außerdem sollten die ganzen Parallel-Rentensysteme abgeschafft werden – für Beamte kennen das ja die meisten aus der Presse, aber auch Ärzte, Rechtsanwälte und noch ein paar andere Berufsgruppen zahlen NICHT in die gesetzliche Rente ein, sondern haben ihre eigenen Versorgungswerke.

  14. Ich finde beides nicht gut. Die Kürzung finde ich nicht gut, weil Frauen dadurch womöglich doch wieder häufiger abhängig von ihrem Ehemann werden. Und das gerade die Frauen sind, die viel Energie, Zeit und Geld in ihre Ausbildung gesteckt haben, um nicht finanziell abhängig zu sein. Für gerade diese Frauen ist das eben nicht gut. Und erklärt auch, warum viele Frauen mit Reichweite dieses Thema so groß machen.
    Ich möchte auch meinem männlichen Vorredner beipflichten, dass die aktuell Grenze von maximal 1800 Euro ein Problem ist. Auch bei mir wäre der finanzielle Einschnitt zu hoch gewesen, so dass ich nach dem Mutterschutz wieder arbeiten gegangen bin und der Vater unseres Kindes die Elternzeit genommen hat. Eine höhere Grenze hätte uns vielleicht eine flexiblere Aufteilung ermöglicht.
    Das die Kindergrundsicherung weg fallen soll, finde ich höchst bedenklich. Erschwert es eben noch viel mehr Kindern die Chancengleichheit und wird sicherlich auch nicht dazu beitragen, dass wieder mehr Kinder geboren werden.

  15. Hallo Ihr,
    ich lag bei meinen letzten beiden Kindern definitiv drüber mit meinem Mann, wobei seine Steuer-Veranschlagung als Unternehmer gar nicht dem entspricht, was er sich aus der Firma monatlich entnimmt. Das war viel weniger.
    Ich trage als Lehrerin nur einen geringen Teil zu dieser Wahnsinnsumme von 150k bei, gerade auch noch in Teilzeit.
    Trotzdem fand und finde ich, dass mir Elterngeld zugestanden hat. Denn ich verzichtete auf mein Einkommen und wenn in dieser Zeit eine Trennung erfolgt wäre, hätte ich kein Geld gehabt.
    Es ist eine Kompensationsleistung meiner Arbeit durch den Staat gewesen und ich musste keine Bittstellerin bei meinem Mann sein. Auch wenn er mir das Geld natürlich gegeben hätte.
    Stolz und Selbstbewusstsein fängt bei mir mit eigenem Geld an.
    Daher finde ich die Streichung nicht gut und das Scheitern der Kindergrundsicherung erst recht nicht.

    Gleichzeitig frage ich mich, ob es nicht ein geschickter Schachzug von Christian Lindner ist, Eltern durch die Schwierigkeit und Gleichzeitigkeit beider Themen zu entzweien, zu verwirren und zum Schweigen zu bringen. Und dann auch noch zur Sommerferien-Zeit. Well played, Linder!

    1. Bittstellerin bei deinem Mann? Ist es denn nicht euer gemeinsames Kind? Ist es für Deinen Mann nicht normal, für sein Kind zu sorgen?
      Mehr Geld finden alle schön. Der goldscheissende Esel ist aber nicht zu finden.

      1. Ja, ist denn der Mann bei einem Haushaltseinkommens von 120k€ nicht auch in der Pflicht für sein Kind zu sorgen? Oder bei 80k€ Haushaltseinkommen?

      2. Doch, der goldscheissende Esel ist doch gefunden worden, heißt neuerdings im Politiksprech „starke Schulter“ oder „Gut-Verdiener“.

    2. Ihr haltet den Laden nicht am Laufen, wenn diejenigen, die den Laden am Laufen halten mal eine Woche zu Hause bleiben werden Sie vermutlich verstehen wer den Laden am Laufen hält. Zu der Diskussion selbst schreibe ich nichts, ist schon alles gesagt, getippt worden. Mal schauen was geschieht, wenn in wenigen Jahren die Eltern krank werden, pflegebedürftig werden, auf die Diskussion bin ich jetzt schon gespannt.

  16. Vielen Dank für diesen nicht nur sehr informativen sondern auch gut geschriebenen Artikel!!!! Er öffnet einem in manchen Bereichen wirklich die Augen…

  17. Wenn man bei der Elterngeldkürzung davon ausgeht, dass beide Partner 75000 verdienen, dann ist es richtig, dass das Paar vor den Kindern absolute Spitzenverdiener sind und nur 5% der Bevölkerung haben mehr Geld zur Verfügung. Wenn dann aber ein komplettes Gehalt wegfällt und auch kein Elterngeld gezahlt wird, dafür aber ein Baby dazu kommt, sieht es ganz anders aus. Dann sind auf einmal, wenn man unverheiratet und Steuerklasse in 1 ist, 47% der Bevölkerung reicher (bei Steuerklasse 3 sind es noch 36% der Bevölkerung, die reicher sind)

    Es gibt generell einfach einen großen Unterschied zwischen kinderlosen Paaren und solchen mit Kindern. Alleinerziehende sind natürlich nochmal besonders betroffen. Aber wenn bei einem kinderlosen Paar beide das Durchschnittsgehalt von 4105 Euro brutto verdienen, dann gehören diese zu den 15% reichsten Menschen in Deutschland. Wenn dann aber Kinder dazu kommen sieht es ganz anders aus. Von daher ist es fast unmöglich, dass einer der Partner langfristig zuhause bleibt, Dann sind trotz Kindergeld knapp 80% der Bevölkerung reicher. Man gehört also zu den ärmsten 20%.

    Wenn man selbst mit einem durchschnittlichen Gehalt zu den ärmsten 20% der Bevölkerung gehört sobald man 3 Kinder hat und nur einer arbeitet, dann wird auch klar, warum Familien und gerade Alleinerziehende so häufig arm sind.

    Auch mit einem Gehalt von 75.000 Euro kann man je nach Konstellation sehr unterschiedlich Leben

    – als Single sind lediglich 11% der Menschen in Deutschland reicher.
    – als Paar (bei dem beide je 75000 € verdienen) sind nur 5% der Menschen reicher
    – als Paar mit Baby sind schon 47% der Menschen reicher
    – als Paar mit drei Kinder im Teenageralter sind 76% der Bevölkerung reicher

    Bei den Zahlen ist die Steuerklasse 1 zugrunde gelegt, das Kindergeld ist schon mit eingerechnet.

    Man kann bei brutto-netto-rechner.de ausrechnen, was bei einem Gehalt rauskommt und dann beim IW Köln das Ganze ins Verhältnis zur Gesamtbevölkerung setzen. Das finde ich sehr interessant, da hierbei deutlich wird, dass ein und das selbe Gehalt, bei dem man vielleicht erstmal denkt, „man ist das hoch“ oder auch „man ist das niedrig“ sehr unterschiedlich zu bewerten ist, wenn man die jeweilige Familienkonstellation zugrunde legt.

    https://www.iwkoeln.de/presse/interaktive-grafiken/judith-niehues-maximilian-stockhausen-einkommensverteilung-in-deutschland.html

    1. Liebe Svenja, Du hast das gut mit Zahlenn unterlegt was die eigentliche Ungerechtigkeit bei Sparmaßnahmen gezielt im Familienbereich sind. Man kann wirklich nur schlussfolgern, dass die Ampelkoalition nun sämtliche damalige Wahlversprechen verrät und nun auch die Familien verlieren möchte als Wähler… und dass es offensichtlich gesellschaftlich doch nicht mehr wert geschätzt wird, wenn man Kinder in die Welt setzt. Weder die Gutverdiener, was man am Plan der Elterngeldkürzu g sieht noch die Geringverdiener, was man am Scheitern der Kindergrundsicherung sieht. Nur gut, dass die Renten wenigstens an die Inflation angepasst wurden, da haben sie diese Wählerstimmen sicher… sind wahrscheinlich auch mehr, als Familien! Wer diese Renten dann allerdings in ein paar Jahren verdient ist mir schleierhaft… dann haben wir mal wieder eingezahlt und bekommen nichts mehr raus!

  18. Ich verstehe die Diskussion auch nicht.
    Wir sind zurzeit mit unserem zweiten Kind in Elternzeit, wobei ich als Vater diesmal keine Elternzeit nehmen kann, weil die 1800 Euro Maximal bezug einen zu großen Einschnitt bedeuten würden. Beim ersten Kind war unser Einkommen noch niedriger so dass elterngeld Sinn gemacht hat. Doch diesmal sind die Belastungen durch Hausfinanzierung einfach nicht drin.
    Und wir sind noch meilenweit von 150k Jahreseinkommen entfernt. Entsprechend zementiert die 1800 Euro Grenze viel mehr das alte Rollenbild an als die nun diskutierten 150k

  19. Super! Ich bin tatsächlich davon betroffen-mein Mann verdient mit seiner Firma um die 200.000€ jährlich. Wir haben kein Elterngeld gebraucht und es auch nicht beantragt. Ich kenne aber Familien, die das tun, obwohl sie es ebenfalls nicht nötig hätten! Deshalb finde ich die Streichung super!

    1. So lange Dein Mann auch alles zahlt, auch Deine eigene Altersvorsorge, ist ja alles gut. Blöd ist es für Dich als Frau nur, wenn Du dann betteln musst um jeden Cent. Oder wenn Ihr Euch trennt und Du keine Rücklagen hast. Auch im Alter nicht, da ist es dann richtig blöd.

      1. Du hast ja die Problematik gar nicht verstanden, Katrin?! Es geht doch um Elterngeld- nicht Elternzeit! Das Elterngeld hätte ich doch nur für ein Jahr bekommen! Ich habe wieder angefangen zu arbeiten als meine Kinder ca. ein Jahr alt waren.
        Und was ist denn das für eine Vorstellung von Ehe? Mein Mann „verfügt“ über die 15.000€/ Monat und ich über „meine“ 1.600€ Elterngeld oder wie? Natürlich sind die 200.000€ Jahreseinkommen „unser“ Geld- und zwar während und nach dem einen Elterngeldjahr.

        1. Danke, Lisa!
          Das ist etwas, was ich in sämtlichen Diskussionen bezüglich Finanzen in der Partnerschaft nicht verstehe, unabhängig von der Deckelung des Elterngeldes. Wenn sich ein Paar entscheidet Kinder zu bekommen und damit klar ist, dass einem Elternteil zumindest zeitweise ein Teil des Gehalts wegfällt, dann sollte es doch wohl selbstverständlich sein, dass alles an verbleibendem Einkommen GEMEINSAMES Geld ist. Das hat dann auch nichts mit finanzieller Abhängigkeit zu tun sondern ist einfach geteilte Verantwortung.

        2. Liebe Lisa, Du schriebst vom Einkommen Deines Mannes mit seiner Firma, deshalb warf ich die Frage auf! Ich teile und lebe deine Vorstellung einer Ehe. Ich sehe nur leider beruflich immer wieder, dass eben gerade in Elternzeiten, in denen eben oft das Einkommen der Frau leidet, eben auch ihre Sparverträge, ihre Altersvorsorgeverträge beitragsfrei gestellt werden und die Frauen oft ihre Rücklagen angreifen müssen. Und dann sehe ich eben auch oft den Unterschied der Renten am Ende des Erwerbslebens, wenn Frauen eben viel zu oft eine deutlich geringere Rente als ihre Männer beziehen, was eben besonders große Auswirkungen hat, wenn dann im Laufe des Lebens eine Trennung hinzu kam. Deshalb sensibilisiere ich dann mit solchen Fragen! Die gängige Rechtsprechung hat die Versorgerehe im Trennungsfall nämlich abgeschafft. Es tut mir leid, wenn Du Dich da angegriffen gefühlt hast.

      2. Hey, aber dafür kann doch kein Staat aufkommen, dass Du jemanden heiratest, der finanzielle Gewalt ausübt… oder anders gesagt, dass wäre ein Fall für die Beratungstelle gegen häusliche Gewalt. Die findet tatsächlich in allen Einkommenslagen für Familien statt, aber es kann nicht die Aufgabe des Staates sein, „reiche Männer“ für gewaltvolles Verhalten mit noch mehr Geld in der Haushaltskasse zu belohnen.

    2. sehr sympathisch Lisa.
      Tatsächlich glaube ich aber auch nicht, dass freiwillig viele auf „ihr“ Elterngeld verzichten würden. Da muss die Politik einfach nachhelfen. Aber wahrscheinlich wird die Regierung vor der Wohlhabenden-Lobby jetzt doch wieder einknicken.

    3. @Lisa: es ist ja schon ein Unterschied, ob nur ein Elternteil alleine bereits eine so hohe Summe verdient, die dann natürlich vollkommen ausreichend ist, wenn der Partner für ein Jahr kein Elterngeld bekommt. Oder ob es sich um zwei Gleichverdiener handelt, bei denen das Einkommen dann plötzlich halbiert wird. Ist ja schön, dass deine Kinder ein Haus mit Pool haben und teuren Hobbys wie Tennis nachgehen können, aber das ist zum Beispiel auch bei Paaren mit einem gemeinsamen Einkommen von 150k€ nicht drin, wenn man z.B. in einer Großstadt im Süden lebt. Da gehört man auch mit diesem hohen Einkommen nicht zur sog. „Elite“, wie hier oft erwähnt wird.

      1. @Anne, selbst mit „nur“ 80000 zu versteuerndem Einkommen bleiben monatlich ca 7000 netto! (Ich glaube sogar mehr, denn Kinderfreibeträge, Werbungskosten usw. wurden da schon vorher abgezogen). Selbst in einer teuren Metropole kann ich mit keinen Lebensstil vorstellen, der damit nicht finanzierbar sein soll. Sicher kann man auch noch mehr Geld monatlich raushauen, aber soll das dann ernsthaft die Solidargemeinschaft mitfinanzieren? Kann man dabei noch von solidarisch sprechen?

        1. Liebe Franzi, wie kommst Du denn bei 80k zu versteuernden Einkommen auf 7k netto im Monat? Zu versteuerndes Einkommen, heißt vor Abgaben. Nur noch Gegenrechnung relevanter Werbekosten und AV- Verträgen. Also davon geht dann noch der persönliche Steuersatz ab, der recht hoch ist. Außerdem sind allein 80k geteilt durch 12 Monate schon 6666€ p. m. Wie gesagt dann noch ca. 40% Steuern weg, da bleiben dann“nur“ ca. 4K übrig. Dann ist das vielleicht nicht das erste Kind der Familie, sondern das 3., die Finanzierung fürs Eigenheim (sagen wir eine ETW in einer Metropole) läuft, die 75k der Frau fallen für ein Jahr weg, ich denke schon, dass man dann ins Rechnen kommt… das hat ja auch Svenja gut belegt. Also, wenn mit Zahlen um sich geworfen wird, dann bitte mit fundierten Werten. Ich fürchte eben, dass so manches 3. oder 4. Kind dann nicht mehr geboren wird.

          1. Liebe Kathrin,
            ich kam darauf, weil mein Mann und ich zusammen 68000 zu versteuerndes Einkommen haben, das entspricht ca 7000 netto monatlich. (110 000 brutto abzüglich Freibeträgen für die 3 Kinder, Kirchensteuer, Krankenkasse, Altersvorsorge, Werbungskosten). Jetzt weißt Du es ganz genau (;

          2. Ich finde es generell merkwürdig, dass es immer nur um das gesamte Familieneinkommen geht, aber nicht darum wie viele Personen von diesem Einkommen leben. Wenn zwei Doppelverdiener ohne Kinder 150.000€ verdienen und dann für ein Jahr eventuell nur die Hälfte davon zur Verfügung haben, dann sollte das selbst in einer teuren Großstadt mit Baby stemmbar sein. Lebt man aber mit zwei Erwachsenen und schon zwei oder drei Kindern in dieser Großstadt, in einer entsprechend großen Wohnung, hat Ausgaben für Kleidung, Schulsachen, Hobbys, dann sieht die Situation schnell sehr anders aus. Ich finde bei der Begrenzung sollte die Anzahl an zu versorgenden Personen mit einfließen.
            Den großen Aufschrei, dass diese Beschränkung nun zu einer größeren Abhängigkeit der Mütter vom Partner führt finde ich sehr befremdlich. Machen sich die Leute, die jetzt vor der Abhängigkeit warnen, auch Sorgen um Studentinnen, die im Studium schwanger werden und lediglich 300€ bekommen oder um Mütter, die in der Elternzeit das zweite Kind bekommen und aufgrund des fehlenden Einkommens im vorherigen Jahr auch nur 300€ zur Verfügung haben? Ansonsten ist das aus meiner Sicht ein vorgeschobenen Grund. Denn auch hier werden oft gut ausgebildete (oder in der Ausbildung stehende) Frauen so wenig finanziell unterstützt, dass eine finanzielle Abhängigkeit zum Partner wahrscheinlich ist.

        2. Da empfehle ich aber mal ganz dringend einen brutto-netto-Rechner. 80t€ zu versteuerndes Einkommen sind mal angenommen 95t€ brutto – abzgl. der Freibeträge kommt das in etwa hin. Da gehen dann gut 40t€ Abgaben weg und übrig bleiben 4.500€ netto im Monat. Mit 4.500€ netto im Monat ist man in Städten wie München ganz ganz weit weg von Wohlhabend.

      2. Ja, so ist es und trotzdem leistet man dann auch sehr hohe Abgaben, woraus z. B. auch die Kindergrundsicherung finanziert weden soll. Ich verstehe bei all der Diskussion nicht, warum es normal ist, dass ein kleiner Teil der Menschen in die sozialen Kassen ausschließlich nur einzahlen soll, aber nichts entnehmen darf, wenn z. B. ein Großteil des Einkommens weg fällt, während es den Anspruch gibt, ausschließlich aus den sozialen Kassen zu leben, weil man, warum auch immer sein Einkommen nicht selbst bestreiten kann. Das ist ein krasser Mentalitätsunterschied, die Besserverdiener soll nur zahlen und werden sogar noch schief für ihr Einkommen angesehen, während es schon fast schick in einigen Kommentaren erscheint nur zu nehmen.

        1. Weil Dein priviligiertes Leben durch den Staat ermöglicht wird. Du hast eine sehr gute Ausbildung genossen oder vielleicht einiges geerbt, was der Staat auch lange begünstigte. Ihr habt die steuerluch begünstigte Ehe, Deine Kinder können öffentliche Schulen nutzen usw. usf.
          Wenn Ihr dann vielleicht die Tilgungsraten fürs Haus für ein Jahr un die Hälfte absenken müsst und Euer Steuerberater dafür eine geringere Vorauszahlung geltend machen kann, dann ist das zu verschmerzen. Für jemanden, der keine Grundsicherung für sein Kind erhält, weil Herr Lindner Klientelpolitik betreibt, ist das nicht so einfach lösbar.

          1. Liebe RM, wenn ich kann Dich beruhigen, geerbt haben wir gar nichts. Wir leben und kommen aus dem Osten der Republik, da wird selten nennenswert geerbt. Unsere Eltern haben alle kein Abitur, wir haben beide nebenbei gejobbt, ab wann es möglich war. Beide ne Ausbildung gemacht, damit wir Geld verdienen Undank anschließend neben einem 40 Std Job studiert. Alle Gebühren selber bezahlt, nie Bafög oder nur 1 Cent soziale Leistungen in Anspruch genommen. Das einzige Mal war tatsächlich das Elterngeld in den Elternzeiten, die wir gemacht haben, auch mein Mann. Ansonsten immer gearbeitet, beide mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung (ich vollzeitnah, mein Mann über 40 Std.). Daher weiß ich, man kann aus ganz eigener Kraft viel schaffen, man braucht dafür nicht privilegiert sein, nur fleißig und muss sich richtig informieren. Deshalb kotzt mich diese Anspruchshaltung ja so an, dass man einteilen soll in die sozialen Kassen, aber dann an Leistungen wie dem Elterngeld, was ja von einer Famile max. 12 Monate (14 ist nämlich Augenwischerei, da man im Mutterschutz nichts bekommt) beziehen kann, was dem Progressionsvorbehalt unterliegt usw… Habt Ihr die Antwort vom Finanzministerium unter der Petition gelesen? Das ist der eigentliche Skandal, denn man hat dem Familienministerium insgesamt den Etat gekürzt, das Elterngeld war nur ein Vorschlag, wo gespart werden kann. Hier in Sachsen wird übrigens gerade still und heimlich in den Schulen gekürzt, sie bekommen ihre Budgets deutlich gekürzt, was für unterrichtsinterstützende Maßnahmen zur Verfügung steht. Hier werden den Studenten ihre Verträge gekündigt, die im Unterricht die Kinder unterstützt haben, die es brauchen. Wie ein anderer Kommentator hier schrieb, werden andere Etats nicht gekürzt und der für Familien und Bildung war schon ein geringer Etat. Darüber sollten wir uns empören! Und wir sollten uns empören, warum Sozialleistungen eben nicht bei den Kindern ankommen, denn ich weiß, dass es auch jetzt schon möglich ist, Kinder mit diesen satt zu kriegen!

          2. Liebe Kathrin,
            danke für den Abriss Deines Lebenslaufes, da steckte wohl viel emotionale Betroffenheit dahinter. Ich hab jetzt nicht den Nerv auf alles einzugehen. Im Großen Ganzen möchte ich dazu sagen, dass es beeindruckend ist, aber nicht wirklich was mit dem Thema zu tun hat und auch verwirrend ist. Dein Argument scheint zu sein, dass Du früher alle sozialen Leistungen abgelehnt hast und superhart gearbeitet hast und deshalb nicht privilegiert bist. Doch bist Du.
            Ich vermute, es geht Dir um Anerkennung Deiner Leistung? Dafür ist der Staat nicht da. Ich finde sowieso, dass alles, was man tut, doch aus dem einzig sinnvollen Grund tun sollte: um mit sich im Reinen zu sein.
            Dein Beitrag widerspricht nicht meiner Ansicht, er zeigt nur, dass Du Chancen hattest und davon profitiert hast. So wie ich.
            Wir sind privilegiert und sollten froh darüber sein. Deine harte Arbeit hat sich für Dich gelohnt und trotzdem wirkst Du etwas bitter. Wenn eine gleichalte Altenpflegerin mit kaputten Knochen bilanziert, hat sie genau so viel gearbeitet und was bleibt ihr?
            Seien wir doch froh für alle, die es noch leichter haben und sich unbeschwerter ihren Kindern widmen können.

        2. Besserverdienend bedeutet auch nicht, dass man mehr und besser arbeitet und deswegen eben besser oder gleich gut behandelt wird. Erstens leben wir ja offiziell noch in einer sozialen Marktwirtschaft und zweitens gibt es keine Fairness im Sinne von Chancengleichheit.
          Meine Bildungschancen waren nicht fair, aber ich hatte Glück und bekam Chancen. Trotzdem würde ich mit meinem heutigen Verdienst keine Sozialleistung annehmen wollen, die andere besser brauchen. Und ich hab nicht mal nen Pool sondern nur ein kaputtes Planschbecken. 🙂

        3. Wer hat, der muss geben, denn wer nichts hat, kann auch nichts geben. Geld ist ein begrenztes Gut. So funktioniert die Solidargemeinschaft. Und es ist eine sehr einseitige und egozentrische Sichtweise, zu denken, man zahle doch soviel ein, dafür müsse man doch auch etwas zurückbekommen. Denn tatsächlich hat einem die Gesellschaft doch so viel gegeben, an Bildung, Ausbildung, Infrastruktur, dass man heute da steht, wo man steht, und so viel Geld verdienen kann. Ist es da nicht ein Bedürfnis, auch mal etwas zurückzugeben? Viele andere Menschen arbeiten genauso hart, verdienen aber nur einen Bruchteil.
          Es gibt nicht viele Länder wie Deutschland, die günstige und einkommensabhängige Frühbetreuung, kostenlose Schulbildung und nahezu kostenlose Ausbildung/Studium ermöglichen. Dafür haben wir eine relativ hohe Abgabenquote, das stimmt, Aber will man lieber in einem Land wie der Schweiz beispielsweise leben, wo sich ärmere Menschen eigentlich keine Kinder leisten können, weil die Betreuung so krass teuer ist? Oder in den USA, wo die guten Unis wegen der hohen Studiengebühren nur für Reiche sind? Wir haben es schon ziemlich gut hier.

      3. Doch, Anne, da gehört man zur finanziellen „Elite“! Ich wohne in Stuttgart und wir vier können von „unserem“ Jahreseinkommen (ich:ca. 30.000€(Lehrerin) +mein Mann ca. 200.000€) weit mehr als gut und genug leben!
        So gut, dass ich eine Art schlechtes Gewissen mit mir herumtrage und versuche, möglichst viel Gutes und Sinnvolles mit unserem Geld anzufangen.
        Und Menschen mit einem Einkommen über 150.000€ benötigen kein Elterngeld. Punkt. Das kann mir einfach keiner weißmachen.

        1. Lisa, und nochmal: da dein Mann den Großteil der Summe verdient, könnt ihr natürlich euren Lebensstil auch ohne Elterngeld gut aufrechterhalten. Wenn euch aber in dem Elternzeitjahr als Gleichverdiener „nur“ noch 80.000 zur Verfügung stehen würden und ihr plötzlich z.B. euer schönes Haus mit Pool nicht mehr hättet halten können, dann würde das Ganze doch bestimmt wieder anders aussehen, oder? Erzähl mir doch nicht, dass du dann freiwillig auf das Elterngeld verzichtet und das Haus aufgegeben hättest, nur weil man zur finanziellen „Elite“ gehört.

        2. Dir scheint es sehr schwer zu fallen zu verstehen was es für Paare bedeutet, die in etwa gleich viel verdienen und wo sich Abhängigkeitsverhältnisse verschieben.

          Du bist schon immer von deinem Mann abhängig. Nicht existenziell, aber in Punkto „Lebensstandard halten“ auf jeden Fall.

          Und was du einfach nicht kapierst: 150t€ Einkommen VOR dem Kind. Mit dem Kind dann eben die Hälfte. Was ist daran so schwer zu kapieren?

          Nächste Frage wäre natürlich auch noch der Wohnort. Auch da gibt es riesige Unterschiede.

        3. Ernsthaft lisa?
          Dein Mann kann keine Elternzeit nehmen. Ihr kämt klar, wenn dein Mann ein Jahr kein Geld verdienen würde? Für was würde dein Gehalt denn reichen?
          Und wenn ihr ausreichend hohe Rücklagen habt? Seit wann habt ihr die denn? Meine Ausbildung hat bis 30 gedauert, dann habe ich nicht so viel verdient. Ja, jetzt verdiene ich gut und in 10 jahren, hätte ich auch genug Rücklagen angespart, damit es ohne Elterngeld gut klappt, auch wenn der Besserverdienende daheim bleiben will. Dann bin ich aber halt 50 und da sieht’s wohl schlecht aus mit Nachwuchs.

          Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass auch die Männer die Möglichkeit haben müssen Elternzeit zu nehmen. Das geht aber bei euch auch nicht.

          Du pauschalierest aus deiner konkreten Sicht. Und das ist bei dieser Diskussion leider immer das Problem. Jeder sieht nur seine Position, es gibt aber mannigfaltige Möglichkeiten.

      4. Na ja, ich wohne in einer süddeutschen Großstadt, unser Jahreseinkommen beträgt ca. 85. 000€. Unsere beiden Kinder spielen Tennis, Blockflöte und Cello. Zusätzlich zu Handball bzw. Fußball. In Urlaub gehen wir auch. Und ne Doppelhaushälfte finanzieren wir auch noch. Dann werden sich die armen Eltern mit 150.000€ auch gerade noch so einen Tennisschläger leisten können, oder?
        Das ist doch weltfremd zu sagen, jemand mit 150.000€ sei auf irgendwelches Geld vom Staat angewiesen?!

        1. In München kostet so ne Doppelhaushälfte 1,5 Mio. € – im Speckgürtel. Macht bei 4% Zins und 1% Tilgung ne Monatsrate von 6.250 €. Ich würde mal sagen dass das nicht so ganz aufgeht. „Großstadt“ ist dann wohl eher sowas wie Landshut, Finanzierung hat geklappt wegen der 1%-Zinsen usw.

          Da dummerweise keine Zeitmaschine verfügbar ist bedeutet es für diejenigen, die die 1%-Zins nicht nutzen konnten und noch keine Kinder hatten: Pech gehabt. Mit 85t€ Jahreseinkommen ist Hauskauf + Kinder völlig utopisch.

          Demzufolge bist wohl eher du leicht weltfremd.

          Achja, „Geld vom Staat“: Der Staat verteilt nur das Geld, dass er von den Steuerzahlern bekommen hat. In erster Linie von Gut-Verdienern. Und denen gibt der Staat in der Phase des Eltern Werdens ein kleines bisschen was zurück. Dieses „Geld vom Staat“ wird genau von denen erbracht, über die du gerade die Nase rümpfst.

  20. Ich habe die Petition unterschrieben,
    Weil ich möchte, dass auch zukünftig Mütter Elterngeld bekommen und nicht zu 100% von Ihrem Partner abhängen. Auch gut verdienende Mütter. Weil ich die Streichung für einen Rückschritt halte.
    Weil ich nicht akzeptieren mag, warum ausgerechnet bei Familien und Kindern überhaupt gespart wird.
    Wenn noch weniger Kinder geboren werden, muss weniger Elterngeld bezahlt werden. Aber dann wird sich niemand mehr die vielen Rentner versorgen können…

    Das Menschen mit Ressourcen lauter sind, stimmt tatsächlich und hinterlässt bei dieser Aktion ein ungutes Gefühl.

    1. Ich würde es nicht so sehen, dass bei Familien und Kindern gespart wird, sondern bei Menschen, die sehr viel Geld haben.
      Meine Kinder spielen Tennis und spielen Instrumente, haben mehr Kleider als sie brauchen, haben mehr als genug zu essen und ein Haus mit Pool. Da musst dir bei ihnen (und den anderen Kindern von Eltern dieser Einkommensklasse) keine Sorgen machen, dass denen materiell was fehlt.

    2. Na ja, da es sich ja nur um 0,7% aller Familien handelt, ließe es sich ja verschmerzen, wenn die keine Kinder bekämen, um die Rentner zu unterstützen!

    3. Nun ja, zweischneidiges Schwert würde ich sagen, nachdenklich auch gerade das Interview des Spiegels mit Jutta Allmedinger zum Thema las. Klar ist es deutlich empörender, dass die Kindergrundsicherung gekippt wird, als dass die Kappungsgrenze auf das Elterngeld auf 150 TEUR Jahreseinkommen der Familie gesenkt wird. Jedoch frage ich mich, dabei die ganze Zeit, was ist mit den Frauen, die vielleicht bis dahin 40 TEUR zum Jahreseinkommen beigetragen haben und damit ja auch ordentlich in die Sozialkassen eingezahlt haben und einen Mann haben, der eben die 110 TEUR Jahreseinkommen überschreitet, aber auch ordentlich in die Sozialkassen einzahlt. Die Frau ist von heute auf morgen nämlich plötzlich wirtschaftlich komplett abhängig vom Mann, der Gleichstellungsaspekt vom Elterngeld (was ein Motiv bei dessen Einführung war) komplett verpufft. Und weil sie ja nun schon so abhängig ist, bleibt sie es dann die nächsten Jahre gleich. Da gehen den Steuertöpfen und den Töpfen der Sozialkassen die Abgaben für ihre ehemals 40 TEUR gleich auf Dauer flöten… Ebenso stellt sich mir die Frage, was das mit einem macht, wenn man weiß, wir zahlen kräftig ein, kriegen aber nichts raus. Damit wir so kräftig einzahlen können, haben (die Frau) wir auch kräftig gearbeitet, geackert im Studium ev. gezielt private Hochschulen bezahlt, damit wir eben die Eintrittskarte in diese Gehaltsklassen bekommen… oder noch schlimmer, weil ja nun ein Einkommen komplett weg fällt, arbeitet der Mann umso härter, nimmt keine Elternzeit und glänzt als Wochenendpapa… Sind das wirklich die gesellschaftlichen Signale, die gesetzt werden sollen? Während der Rüstungsetat munter aufgestockt wird, damit Waffen und Munition gekauft werden kann, die töten oder einfach in Sekundenschnelle explodieren? Sind wir als Gesellschaft da jetzt wirklich angelangt? Und nein, ein generelle Kürzung des Elterngeldes ist ebensowenig hinnehmbar, wie die Kürzung des Bildungsetats und das Scheitern der Kindergrundsicherung vor dem Hintergrund der anderen geplanten Etats!

      1. Puh. Und als nächster Schritt dürfen dann die Armen keine Kinder mehr kriegen, weil sie es auch nicht alleine schaffen.
        Auf dieser Basis möchtest du ernsthaft eine Diskussion führen??

    4. @Leserin: also wenn Menschen mit so viel Geld wegen ca 20 000 Euro weniger kein Kind bekommen, kann der Kinderwunsch wohl nicht sehr groß sein.

    1. Man sollte sich zuallererst mal klar werden, dass nach Familiengründung ein Gehalt komplett wegfällt, und zwar auf längere Zeit. Da landen wir dann eben nicht mehr bei 150k im Jahr, sondern vielleicht bei 75k oder 80k. Und das reicht in Städten wie München vielleicht gerade so für die Miete einer 4-Zimmer Wohnung, die für eine vierköpfige Familie vom Platz her auch schon ganz schön knapp werden kann und für die man ganz leicht so mal 3000€ warm jeden Monat locker machen muss. Wenn man also Ersparnisse für die Zeit der Familiengründung (deren Zeitraum sich übrigens, wenn man nicht nur ein Kind haben und damit dazu beitragen möchte, dass die Bevölkerung zumindest stabil bleibt, nicht nur über wenige Monate, sondern Jahre hinstreckt) aufwenden muss, dann bleibt von möglichen Ersparnissen nicht mehr viel übrig, die man vielleicht irgendwann mal für Wohneingetum hätte ausgeben wollen, zumal da man für eine Wohnung mit 80qm im Umland! von München, wir reden hier nicht mal vom Stadtgebiet, wenigsten im hohen 6-stelligen Bereich landet. Das kann man sich selbst bei 150k so schon kaum leisten. Wer also meint, Paare mit 150k seinen reich, der irrt sich aber ganz schön hart. Das mag mit 150k vielleicht in Brandenburg so sein, aber definitiv nicht in anderen Bundesländern. Im Übrigen sind auch nicht nur 60k Paare betroffen, sondern deutlich mehr, da man eben unbedingt auch diese Paare dazuzählen muss, die kurz vor der Familiengründung stehen. Das Wirtschaftsinsitut geht daher eher von 435k (!!!) betroffenen Paaren aus.

      Außerdem sei anzumerken, dass 150k Brutto meist von Akademiker-Paaren erreicht wird, die in aller Regeln erst ab dem 25ten Lebensjahr so wirklich ins Berufsleben eingetreten sind und die dabei in den ersten Jahren auch nicht unbedingt bei 150k zusammen gelandet sind. Dass man da irgendwie hätte große Ersparnisse für die Familiengründung ansammeln sollen, ist absoluter Humbug.

      Dass die Kinsergrundsicherung quasi zur Nichtexistenz verkürzt wird, halte ich im Übrigen auch als himmelschreiende Schweinerei. Hier möchte ich aber in aller Deutlichkeit anmerken, dass es absolut in der Diskussion verfehlt ist, die Elterngeldkürzung und das Scheitern der Kindergrundsicherung gegeneinander aufzuwiegen. Beides ist absolut furchtbar.

      Es gehen übrigens ca. 30% vom Bundeshaushalt in die gesetzliche Rentenversicherung, die Pensionen für die Beamten machen nochmal ca. 16%. Der Bund fördert allein eine Fabrik des US Unternehmens Intel mit 10 Milliarden, das ist sind fast schon 2/3 des geplanten Etats des Familienministeriums mit 3% des Bundeshaushalts. Da sieht man mal, was Familien und Kinder in Deutschland wert sind. Deutschland ist familien- und kinderfeindlich. Und wer sich in der ganzen Diskussion zu irgendeinem verfehlten „Reichen-Bashing“ hinreißen lässt, der scheint mir eher von dem Gefühl geleitet zu werden, selbst zu wenig zu haben. Das ist selbstbezogen. Es gibt zu viele soziale Ungerechtigkeiten in Deutschland, keine ist gegen die andere aufzuwiegen. Stattdessen sollten wir solidarisch miteinander sein und für eine richtige Umverteilung einstehen.

      1. @Paul: an Deinem Kommentar würde ich den letzten Satz auch unterschreiben. Und Leuten, die Spitzenverdiener sind, Geld fürs Kinderkriegen zu bezahlen, ist für mich halt so ungefähr das Gegenteil von richtiger Umverteilung.

        Aber ich finde es auch ein riesiges Problem, dass schon fast die Hälfte unseres Staatshaushaltes für alte Menschen ausgegeben wird, und das wird sich aufgrund der demographischen Entwicklung weiter verschärfen, auch die Ausgaben für das Gesundheitssystem steigen und steigen. Auch an das Thema muss die Politik mal ran, sonst wird unsere Gesellschaft immer ungerechter den Jungen gegenüber, die kein Wahlrecht haben.

      2. Klasse Beitrag :).

        100% Zustimmung zu jedem Aspekt.

        Insbesondere der regionale Unterschied ist wichtig zu bedenken bei der Einordnung der Summe.

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