Mit Kindern werden wir zu Meistern des Wahnsinns – verdammt, was wir alles können!

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Ihr Lieben, das Thema Schule ist gerade ein recht großes bei uns. Hier noch Hausaufgaben, da noch ein Referat vorbereiten (dafür braucht es meinen Laptop, weil die Kinder noch keinen haben), danach bitte noch Vokabeln abfragen, ach, und schau doch mal eben, ob ich das alles richtig ausspreche, was ich für die Theater-AG auswendig lernen musste.

Oh, und für Karneval sollen wir noch Papiertischdecken und Waffelteig mitbringen. Ich Brötchen. Ich Rohkost.

Nun, bei drei Kindern kommt da schon mal ordentlich was auf die Eltern zu. Klar gibt es ruhigere Wochen, aber es gibt eben auch solche wie oben beschrieben. Und da hilft es auch nicht, zu sagen: Nee, nee, macht das mal schön selbst.

Vokabeln lernen sich nun einmal besser, wenn sie auch mal jemand abfragt. Ich halte mich nicht für eine übertrieben engagierte Schulmutter, aber meinen Kindern helfen, wenn sie Hilfe brauchen, das möchte ich schon.

Da ist zum Beispiel ein Nebenfach, das uns gerade Kopfschmerzen bereitet. Denn der Lehrer hält es nicht für nötig, Material auszugeben. Kein Buch, kein Arbeitsblatt.

Die Kinder sollen im Unterricht all die schwierigen Formeln verstehen und nun also für einen Test lernen. Mit Material, das sie selbst in ihr Heft geschrieben haben – oder auch nicht. Mit Hausaufgaben, die sie zwar erstellt haben, die aber nicht auf ihre Richtigkeit überprüft wurden.

Wenn wir für den anstehenden Test lernen wollten, wüssten wir also nicht, ob das überhaupt stimmt, was da steht. Da ich bei den Zwillingen (im Moment in einer Klasse) völlig verschiedene Notizen im Heft finde, gehe ich davon aus, dass das nicht alles stimmen kann. Was heißt das also?

Ich sitze abends googlend herum und versuche, mir zu erschließen, was dieser Lehrer nun einmal studiert hat – ich aber nicht. Und jetzt kommt bitte nicht mit einem: dann müssen die Kinder bitte besser aufpassen. Klar müssen sie das. Das heißt aber nicht, dass man nicht die Gelegenheit haben sollte, das im Unterricht Verpasste einfach zu Hause nachzuholen.

Mir scheint, es geht hier nicht um Wissensvermittlung, sondern um Erziehung. Wer nicht schnell genug mitschreibt ist halt raus. Da ich diese Strategie für nicht gut befinde, setze ich mich also hin und versuche, mir Wissen zu ergooglen, um den Kindern irgendwie helfen zu können.

Aber ich komme vom Thema ab, was ich sagen will: Welche Funktionen wir als Eltern doch den Tag über so einnehmen, geht wirklich auf keine Kuh-Haut! Wir werden zu Lehrern, ohne das Fach studiert zu haben! Und das ist ja nur EIN Bereich von vielen, die wir plötzlich beherrschen müssen!

Wir werden zu Zahnarzthelferinnen, weil wir ja nachputzen müssen und – ganz wichtig – mit Zahnseide nachsäubern sollen.

Wir werden Köchinnen á la carte mit vielen Extrawünschen der jungen Kunden. Wir werden Innenarchitekten für Kinderzimmer, wir werden Finanzbeamte für die blöde Steuer. Wir werden zu Kfz-Mechanikern vor dem TÜV, zu Psychologen bei Kummer. Wir werden zu Musikpädagogen, weil das mit dem Klavier üben „ja viel besser klappt, wenn Sie dabei sitzen“.

Wir werden zu aufräumwahnsinnigen Marie Kondos, wir werden zu Taxifahrern für die Hobbys, wir werden Politiker, wenn mal wieder debattiert wird, zu Streitschlichtern, Frisören (du SOLLST dir doch nicht immer selbst das Pony schneiden), zu Tierpflegern („Ich WILL aber ein Kaninchen“), zu Kammerjägern („Tschüss, Läuse“) und… Sagt mal, merkt ihrs?

WIE VIELE JOBS WIR DA AUSÜBEN! WAS SOLL UNS DENN BITTE NOCH PASSIEREN? WIR KÖNNEN ALLES! ALLES. Und es ist Zeit, das auch mal zu würdigen. Diejenigen, die die Hauptzeit mit den Kindern verbringen, sind jedenfalls der Wahnsinn. Meister des Wahnsinns, um genau zu sein.

 

Foto: pixabay

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3 comments

  1. Auch in der Erwachsenen-Welt zu finden
    Ich (40) mache derzeit eine Umschulung … als Erwachsener.
    Ich habe tatsächlich auch als Erwachsener erwachsene Dozenten, die keine Unterlagen herausgeben.

    Vielleicht eine neue Krankheit? Es ist auf jeden Fall unverständlich!.

  2. Gespräch mit Lehrer
    Ich würde auch dringend und ganz freundlich mit dem Lehrer sprechen.Meistens bringt das Licht ins Dunkel. Oder zumindest eine Notiz ins Hausaufgabenheft mit der Bitte um Hilfsmaterial…

  3. Lehrer
    Als Lehrerin kann ich deinen Frust gut verstehen.
    Ich verstehe Kollegen nicht, die kein ausreichendes Arbeitsmaterial herausgeben. Immerhin ist das doch eigentlich unsere Aufgabe.
    Haben mehrere Eltern das Problem in dem Fach? Mitunter hilft es, bei einem Gespräch mit der Klassenlehrkraft das Problem anzusprechen. Hilft nicht jetzt, aber zumindest in Zukunft.

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