Nur Hausfrau und Mutter zu sein, hat mich unglücklich gemacht

Hausfrau

Ihr Lieben, als wir neulich einen Archiv-Beitrag zum Thema „Ich bin gerne Hausfrau und Mutter“ geteilt haben, gab es wieder viele Kommentare. Die einen würden gerne zu Hause bleiben, können es aber finanziell nicht stemmen, andere könnten sich das gar nicht vorstellen, weil sie dafür viel zu gerne arbeiten. Andere sind bereits seit Jahren aus dem Berufsleben raus und genießen ihre Zeit als Fulltime-Mama. Birgit hat uns geschrieben, weil sie beide Seiten kennt. Sie war viele Jahre lang ausschließlich zu Hause, sagt aber rückblickend, dass das gar nicht gut für ihr Selbstwertgefühl war. Heute erzählt sie uns davon.

Liebe Birgit, du warst zehn Jahre lang Hausfrau und Mutter. Wolltest du das immer oder hat sich das so ergeben?

Als ich meinen Mann kennenlernte, waren wir beide im Angestelltenverhältnis. Wir haben schon nach kurzer Beziehungszeit geheiratet und bereits ein Jahr später kam unsere erste Tochter zur Welt. Wir sind beide in diesem klassischen Familienmodell aufgewachsen, weshalb sich die Frage nicht wirklich stellte, ob ich trotz Kind arbeite. Mein Mann hätte das schon aus männlichem Ehrgeiz (Alleinverdiener) und Stolz nicht akzeptiert. Trotz vieler Schwierigkeiten in den folgenden Jahren bekamen wir noch zwei weitere Kinder. 

Dein Mann war selbstständig und hat das Geld verdient. Wie habt ihr das finanziell gemacht? Hast du Geld von ihm bekommen?

In den ersten zwei Erziehungsjahren musste ich das Haushaltsbudget komplett über mein kleines Einkommen des Elterngeldes finanzieren. Mein Mann fand das nur mehr als recht, denn schließlich decke er alle anderen Kosten ab. Ob das Elterngeld ausreichend war oder nicht, tat da nichts zur Sache.

Nach Ablauf des Elterngeldes bekam ich wöchentlich ein Budget, das reichen sollte. Mehrausgaben (zb Kleidung, Schuhe etc) wurden dann meist mit blöden Kommentaren bedacht und nur zögerlich bezahlt. Da habe ich automatisch davon abgesehen, mir auch mal etwas zu gönnen und habe mich auf die Belange der Kinder beschränkt.

Wie hast du dich in deiner Rolle gefühlt? Warst du gerne zu Hause? 

Mit Kind 1 war ich eine glückliche Mutter, die den Alltag mit allem was anfiel gerne und energievoll gemeistert hat. Nach Kind 2 und 3 war ich oft überfordert (die beiden sind nur ein Jahr auseinander). Ich habe den Spaß am Muttersein verloren und empfand es immer mehr als Belastung, mich um die alltäglichen Dinge zu kümmern.

Du hast uns auch gesagt, dass dein Selbstwertgefühl sehr gelitten hat, kannst du das mal genauer beschreiben?

Nun ja, wenn einem jahrelang immer wieder vorgehalten wird, dass man nicht fähig ist, einen Haushalt mit Kindern ordentlich zu führen, dann glaubt man das auch irgendwann. 

Zudem habe ich selbst bemerkt, dass es schwer ist, mit drei kleinen Kindern zu Hause Ordnung zu halten. Ich hatte einen Säugling, ein einjähriges Kind und ein Grundschulkind. Zusätzlich noch Haushalt, Hund, Garten… Alles allein ohne Hilfe. Und es verging kein Tag, an dem nicht über herumliegendes Spielzeug, zu lange Einschlafbegleitzeiten oder ein zu spätes Abendessen gemeckert wurde. Wenn man von seinem Partner dauernd vor Augen gehalten bekommt, was man alles nicht ausreichend kann, dann sieht man irgendwann selbst auch nichts positives mehr.

Mein Mann hat auch vor Freunden und Verwandten kein Blatt vor den Mund genommen, wenn er mich zurechtwies oder kritisierte. Und das dann meistens in einer Art und Weise, die keine liebevolle Partnerschaft oder Ehe erkennen ließ.

Hat dein Mann gar nicht gewertschätzt, was du zu Hause geleistet hast? Welche Aufgaben hatte denn dein Mann in Sachen Care-Arbeit/Haushalt?

Wertschätzung… nein. An Geburtstagsfeiern gab es einen losen Spruch wie „Sie ist mein bestes Pferd im Stall“… Mein Mann hat nur gesehen, was ich alles nicht geschafft habe. Aber selbst im Haushalt mitzuwirken oder sich in Sachen Kindererziehung einzubringen, das war nun wirklich zu viel verlangt. Schließlich war er der Alleinverdiener und hat der Familie diesen tollen Lebensstandard ermöglicht. Da ist es ja wohl klar gewesen, dass er sich zu Hause um nichts, wirklich rein gar nichts kümmerte.

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Und wie war das bei deinem Umfeld, also bei Freunden und Verwandten? Gab es da auch abwertende Kommentare?

Die Freunde und Geschäftspartner meines Mannes zeigten offen, dass ich in ihren Augen nur das Hausmütterchen und die Glucke war. Oft genug fielen Sätze wie „Also meine Frau würde niemals nur zu Hause bleiben, schließlich hat sie nicht studiert, um dann zu Hause mit Kind zu verblöden.“ Ich hörte auch „Abends zu einer Frau nach Hause kommen, die von nichts anderem als Haushalt und Kind erzählen kann, wäre mir viel zu langweilig“. Das hat mich sehr verletzt.

Wann hast du gemerkt, dass du zurück ins Berufsleben willst? Hattest du Angst davor?

Ich hatte schon recht früh nach meiner Elternzeit immer mal wieder angesprochen, dass ich mir gerne einen Minijob suchen würde, um einfach ein bisschen Geld zusätzlich zur Verfügung zu haben. Mein Mann lehnte ab, er sei der Alleinverdiener und das hätten wir nicht nötig.

Später kamen dann Sätze wie „Du und auch noch arbeiten? Wie willst du das denn schaffen? Du schaffst es doch so schon nicht, dich zu Hause um alles korrekt zu kümmern, wie willst du denn da noch einen Job unter einen Hut bringen?“ Da habe ich eingelenkt, ich habe geglaubt, dass er recht hat…

Die folgenden Jahre wurden natürlich nicht besser und immer mehr merkte ich, dass ich dieses Leben nicht weiterführen möchte. Dass ich so keine gute Mutter für meine Kinder sein kann, wenn ich selbst unzufrieden und unglücklich bin. Also habe ich nach mehr als 10 Jahren angefangen, Bewerbungen zu schreiben. Es war nicht einfach, denn so lange aus dem Berufsleben raus zu sein, macht es schwierig, wieder Fuß zu fassen. Aber es ist mir gelungen. Im örtlichen Thermalbad bekam ich die Chance und ich habe dadurch so viel Selbstwertgefühl sammeln können und auch Wertschätzung erlebt.

Diesen Schritt bin ich ohne Rücksprache mit meinem Mann gegangen. Ich habe ihn vor vollendete Tatsachen gestellt und einfach erwartet, dass er diese Entscheidung mitträgt. 

Was gibt deine Arbeit dir?

Meine Arbeit ist für mich wie ein kleiner Energiepol. Ich kann vom heimischen Alltag abschalten, kann mir selbst und auch anderen zeigen, dass ich so viel mehr bin, als nur die Hausfrau und Mutter. In den letzten fast zwei Jahren Berufsleben seit Wiedereinstieg habe ich mehr Wertschätzung erlebt als in den 10 Jahren Ehe zuvor. Und es ist ein wichtiger sozialer Kontaktpunkt für mich.

Wegen der Entscheidung wieder zu arbeiten, ist deine Ehe kaputt gegangen. Kannst du darüber erzählen?

Um ehrlich zu sein, war meine Ehe schon lange vor dem Wiedereinstieg ins Berufsleben kaputt. Aber die gewonnene Stärke und das gestärkte Selbstvertrauen haben mir Mut gegeben, die gedankliche Trennung endlich auch zu vollziehen. Denn früher habe ich immer wieder gesagt bekommen: „Du willst dich trennen? Wie willst du das denn machen ohne Job und ohne Geld? Ich zahle dir keinen Cent. Du kannst nichts, du hast nichts.“ 

Wenn du zurück schaust – was ist heute so viel besser als vor 10 Jahren?

Das beste ist, dass ich mich aus dieser toxischen Ehe befreien konnte, auch wenn die Folgen noch eine ganze Weile zu spüren sein werden. Ich habe meinen Selbstwert wiedergefunden und baue mein Selbstvertrauen langsam wieder auf. Ich weiß, was ich alles durchgestanden und überstanden habe und ich bin stolz darauf. 

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9 comments

  1. Der Mann klingt nach Kontrollfreak. Ich habe mir immer sehr einen Ernährer gewünscht, hatte aber das Gegenteil. Ich lebe getrennt, arbeite Vollzeit und habe zwei Kinder, keine Putzhilfe oder ähnliches. Ich kann mir aber auch partout nicht vorstellen, was man als Hausfrau den ganzen Tag macht.

  2. Die Überschrift ist doch völlig unpassend! „Ich habe jahrelang in einer Toxischen Ehe gelebt – Mein Mann hat mich schlecht gemacht“ trifft es wohl besser !

  3. Ich finde das schon relevant und sehr viele wichtige Themen angesprochen! Überlastung, Wertschätzung, überholte Rollenbilder. Ich finde die Einschätzung der Autorin sehr reflektiert und interessant! Danke für die Ehrlichkeit und alles gute für die weitere Heilung!

  4. ich kann mich den anderen auch anschließen.
    das problem hier ist der ehemann und nicht das hausfrauen-leben an sich.
    würde er auch was helfen und nicht nur kritisieren, nicht jede ausgabe kritisieren ( mal aus interesse: wie handhabt er es denn mit persönlichen ausgaben? kauft er sich sachen? kritisiert er dann selsbt wie teuer das ist?) und ganz davon ab: kinder kosten einfach eine menge geld. meine benötigen zb jede saison die passenden kleidung in der nächsten größe. manchmal müssen schuhe nach 1-2 monaten ausgetauscht werden. sie haben schulausflüge, kita-zubehör benötigen sie, kindergeburtstage fallen an…. also das meiste geld geben wir für sachen für die kinder aus neben den fixkosten. würde mein mann da jedes mal kritisieren dass ich schon wieder was besorgt habe…

    Birgit kann sich ja wirklich glücklich schätzen ihn endlich los zu sein!
    und super, dass sie es geschafft hat sich selbst einen job zu suchen und sich wieder gut zu fühlen. das schaffen leider auch nicht alle bei so einer beziehung!

  5. ich finde den Artikel irgendwie am Thema vorbei.
    Es geht vielmehr um eine von Anfang an schlechte Beziehung, als um das „Hausfrauendasein“.
    Eine Person, die den haushalt und Kinder schmeißt, komplett selbstständig über das Haushaltseinkommen verfügen kann und dementsprechend vom Partner gewertschätzt wird, hätte das “ Hausfrauendasein“ eventuell völlig anders empfunden.

  6. Ich finde, das vorrangige Problem ist hier nicht das Zuhause sein, sondern wohl eher dieses Goldstück von Ehemann.
    Ich bezweifle stark, dass sie als Berufstätige von ihrem Gatten mehr Wertschätzung und Anerkennung erfahren hätte.
    Aber durch die Berufstätigkeit konnte sie sich dann leichter von ihm lösen, das stimmt natürlich.

  7. Liebe Birgit, ich wünsche Ihnen viel Kraft! Das Problem war nicht das “ nur“ Hausfrausein, sondern die toxische Beziehung. Ich hoffe, Sie haben ( therapeutische( Hilfe damit sich das Muster in den nächsten Beziehungen nicht wiederholt! Und juristisch gesehen ist ein Mann auch gegenüber der Frau unterhaltspflichtig bis das Kind 3 Jahre alt ist!!!

  8. Liebe Birgit, ich gratuliere dir zu dem Schritt, dich selbst aus diesem Sumpf befreit zu haben. Dein Ex ist echt ein A***h. Ich halte auch nichts vom reinen Hausfrauendasein, aber solch eine Behandlung hat keine (Haus-)Frau verdient. Das ist ja finanzielle Gewalt par excellence und liest sich schlimmer als in den 1950ern! (Da hatten viele Männer eine Hausfrau daheim und diese Sprüche von außerhalb hätte es so nicht gegeben.)
    Alles Gute für dich und die Kinder.

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