Wie macht ihr das mit der Vereinbarkeit? Heute bei Barbara aus München, deren Mann nun seine Stundenzahl reduziert

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Ihr Lieben, wir möchen hier gern in loser Reihenfolge Familien und ihr Konzept der Vereinbarkeit vorstellen. Wie machen das andere mit dem Alltag und den Kindern und dem Job? Wie organisiert wer was? Den Anfang macht heute Barbara aus München. Sie hat zwei Kinder, ist verheiratet, geht arbeiten – und ihr Mann wird nun seine Stundenzahl im Job reduzieren, damit alles besser klappt. Denn Barbara kennt ihre Grenzen ganz genau.

„Manchmal dauert es am Morgen auch schon mal anderthalb Stunden, bis wir loskommen. Die Ferien liegen noch nicht lange zurück – und es wirkt, als hätten die Kinder alles vergessen, was vorher war, als sei ihnen der Alltag aus dem Kopf gefallen. Schuhe anziehen, solche Sachen, die können grad viel Zeit in Anspruch nehmen.“

Barbara ist Redakteurin beim Magazin  „Süddeutsche Zeitung Familie“ in München, ihr Mann hat eine Führungsposition. Die beiden haben zwei Kinder, die Große ist sieben und geht in die zweite Klasse, der dreijährige Sohn geht in den Kindergarten. Barbara arbeitet 28 Stunden, ihr Mann in Vollzeit. Das wird sich aber bald ändern -denn so wie es jetzt ist, ist es zu viel.

Vereinbarkeit und Gleichberechtigung: Es braucht Gespräche!

Barbara und ihr Mann haben viel diskutiert, lange gesprochen. Sie teilen sich die Nicht-Erwerbsarbeit, die Care-Arbeit zu Hause, das Einkaufen, Waschen, Kochen, Aufräumen ziemlich gerecht auf. Nicht halbe-halbe, aber fast. Die einzige Aufgabe, bei der Barbara klar die Nase vorn hat, ist die Kindebetreuung. Sie holt dreimal die Woche ab, einmal übernehmen es Oma und Opa, einmal Papa. Somit hat sie die Kinder etwa 10 Stunden mehr pro Woche als ihr Mann und erledigt in dieser Zeit natürlich auch mal Einkäufe oder einen Kinderarzttermin. Aber alles andere teilen sie sich auf. „Ich würde das auch gar nicht schaffen, die Care-Arbeit alleine zu übernehmen“, sagt Barbara, „meine Belastbarkeit ist begrenzt“. Die ihres Mannes allerdings auch, wie er die vergangenen Jahre feststellen musste. Deswegen reduziert er jetzt auf 90 Prozent.

Care-Arbeit, das ist etwas, über das sich Paare kaum Gedanken machen – bis Kinder kommen. Kinder maximieren den Betreuungsaufwand, den Putzbedarf, die Wäscheberge. Und damit auch die Diskussionen über das Wer-macht-was (Mental Load) und nicht selten steckt schließlich ein Partner zurück. Oft sind das die Frauen, auch heute noch. In den Köpfen mag die Gleichberechtigung schon recht weit sein, in der Umsetzung ist sie das in vielen Familien noch nicht.

Mama in Teilzeit? Das ist für sie kein Zurückstecken

In Barbaras Familie funktioniert es – zumindest fast. Denn für sie ist ihr Teilzeitjob kein Zurückstecken den Kindern zuliebe, sie hat schon die Jahre zuvor nicht Vollzeit gearbeitet. Das liegt daran, dass sie einfach „nicht so fit ist“, wie sie sagt. Denn Barbara hat Depressionen. Im Grunde schon immer, wie sie in einem beeindruckenden Brief an ihre Tochter im aktuellen Magazin SZ Familie schreibt. Sie nimmt Medikamente, lässt sich helfen, achtet ihre Grenzen. Mittwochs zum Beispiel ist Barbara-Tag. Da hat sie frei und Zeit für Yoga, Besorgungen, Kaffeetrinken, Einkaufen oder Arztbesuche. Eine akute depressive Phase hatte sie schon länger nicht mehr. Sie wartet auch nicht mehr darauf, irgendwann ganz gesund zu werden, sondern hat gelernt, damit zu leben. Auch mit der Migräne, die sie immer wieder für mehrere Stunden oder gar Tage außer Gefecht setzt.

Jede Familie hat ihre eigenen Herausforderungen. Jeder Part der Familie seine eigenen Grenzen. Hilfe bekommen sie von ihren Eltern, es gibt einen festen Oma- und Opatag pro Woche, die Großeltern wohnen in der Nähe. Außerdem gibt es eine tolle Nachbarschaft mit einer WhatsApp-Gruppe, in der immer mal wieder ein „Kannst du mir heute die Kinder mitbringen?“ versendet wird.   

So klappt das mit der Vereinbarkeit. Beim ersten Kind nahm Barbaras Mann fünf Monate Elternzeit, beim zweiten Kind sechs. Wenn der Papa mal ein Wochenende allein mit den Kindern ist, braucht Barbara vorher keine Listen aufzuhängen, was wann wie zu tun ist. Dafür hat er einfach auch im Alltag genug Verantwortung.

Die Mutterschaft hat sie vieles gelehrt – auch für den Job

Ihre Mutterschaft habe ihr neue Skills verliehen, sagt Barbara, die ihr auch auf der Arbeit helfen. Mit vielen kleinen Dingen gleichzeitig klarzukommen zum Beispiel. Oder wenn es mal unangenehmen Aufgaben gibt, dann macht sie sie einfach, statt sie vor sich herzuschieben, statt lang nachzudenken. „Vollgepinkelte Betten, Kotzerei – da nicht lange zu fackeln, sondern das Problem einfach anzugehen, das lernt man als Mutter“, sagt sie.

Wenn sie etwas ändern dürfte, wenn sie einen Wunsch frei hätte, wüsste sie eigentlich gar nicht, was sie da sagen würde. Vielleicht etwas weniger häufig Migräne und nie mehr eine depressive Phase. Vielleicht ein bisschen mehr Alltag wieder in der verlorengegangenen Morgenroutine. Ansonsten sagt sie, passe eigentlich alles ganz gut.

Sehr ans Herz legen möchten wir euch Barbaras Familiennewsletter, der uns immer wieder positiv überrascht. Kostet nichts und bringt einfach nur guten Input.

 

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1 comment

  1. Ich finde es toll, wenn die
    Ich finde es toll, wenn die Männer sich gleichberechtigt engagieren – schließlich sind es auch ihre Kinder und in der Regel hat man sich ja auch gemeinsam für sie entschieden. Traurig finde ich es allerdings, dass es immer noch ein großes Thema ist, wenn die Männer in Teilzeit arbeiten.
    Bei uns zu Hause läuft es ähnlich. Mein Mann hat bei beiden Kindern 8 Monate Elternzeit genommen und ich bin nach 6 Monaten wieder in meinen Job eingestiegen. Danach habem wir beide mit je 30 Stunden in Teilzeit gearbeitet. Jetzt neigt sich die Elternzeit dem Ende und voraussichtlich werde ich wieder Vollzeit arbeiten und mein Mann bleibt bei Teilzeit. Das funktioniert bisher im Privatleben einfach super. (Wenn hier betont wird, dass der Mann die Kinder ein Wochenende allein betreuen kann und keine To Do Listen notwendig sind, Frage ich mich ernsthaft, welche Frau es zulässt, dass so eine Situation überhaupt entstehen kann, dass solche Listen notwendig werden. Darüber kann ich leider nur den Kopf schütteln.)
    Leider werden besonders Männer in Teilzeit im Job häufig benachteiligt und nicht als vollwertige Mitarbeiter anerkannt. Viele Frauen klagen ja über das gleiche Problem – ich habe da anscheinend Glück mit meinem Arbeitgeber und meinem Chef gehabt. Ich bin während meines Mutterschutzes befördert worden und kurz darauf habe ich mit meiner Teilzeitstelle eine Führungsposition übernommen.
    Ich hoffe sehr, dass sich durch die (leider noch wenigen) Vorreiter im Denken sowohl der Arbeitgeber aber auch der Arbeitnehmer endlich etwas ändert und Frauen wir Männer auch in Teilzeit die gleichen Karrierechancen haben, wie Vollzeitkräfte.

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