Stevie Schmiedel: „Der heutige Feminismus ist ein einziges Gemetzel“

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Ihr Lieben, Stevie Schmiedel ist euch vielleicht ein Begriff, weil ihr sie von pinkstinks.de kennt oder weil ihr schon Podcasts mit ihr gehört habt – und selbst wenn nicht, ist es nie zu spät, sie kennenzulernen, diese Frau, die sich so unermüdlich für den Feminismus und für gleiche Rechte für alle Geschlechter einsetzt.

Sie hat nun ein Buch geschrieben: Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne. Untertitel: Warum uns ein bisschen Genderwahn guttut. Wir dürfen hier Teile der Einleitung publizieren. Vermutlich müssen wir danach das Buch alle kaufen… lest selbst. Hier geht es los und ich warne euch vor, ich habe das zusammengekürzt, um es nicht zu lang werden zu lassen, hier gibt es also keinen Anspruch auf Vollständigkeit, den gibt es nur im Buch selbst:

Der heutige Feminismus ist ein einziges Gemetzel

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Mal im Ernst: Der heutige Feminismus ist ein einziges Gemetzel. Rechts und links gibt es scharfe Worte, Freundschaftskündigungen, Abgrenzungen und Grabenkämpfe. Muss das sein? »Seufz«, denke ich mir, anscheinend ja, leider. Denn bei Auseinandersetzungen innerhalb der Frauenbewegung geht es vor allem um unsere eigene Identität, unsere Identität als Frauen.

Die Frage, wer wir sind, wie wir leben wollen und was »uns Frauen« ausmacht oder ausmachen sollte, bestimmt oft unsere Meinung darüber, was feministisch also – für uns Frauen – ist, und was nicht. Damit wird verständlich: Was die eine als Errungenschaft für Frauen empfindet, mag eine andere als Zumutung ansehen.

Übertreibt die jüngere Generation mit ihrem „Genderwahn“?

Vor allem ältere Frauen, deren Kinder langsam erwachsen werden oder es schon sind, schauen manchmal ratlos auf die vielen Entwicklungen. »Ganz ehrlich«, denkt die eine, »ich habe immer als Ärztin gearbeitet und mein eigenes Geld verdient. Ich habe mich aber nie diskriminiert gefühlt, weil es nicht ›Ärzt*innenkammer‹ heißt. Was soll dieser Gendersprache-Blödsinn neuerdings?«

Die Nächste fragt sich: »Ich bin immer gegen sexualisierte Gewalt auf die Straße gegangen. Aber mit #MeToo gehen die zu weit: Männer dürfen gar nichts mehr sagen! Das ist mir jetzt echt zu doll.« Und auch Frauen, die eher traditionelle Rollenmuster leben, sehen manches skeptisch. »Na super«, meint die eine oder andere, »früher waren wir mindestens drei Jahre zu Hause bei den Kindern – jetzt stressen sich die jungen Frauen ab und geben ihre Säuglinge schon nach sechs Monaten in die Kita. Ist das so schlau? Ich war gerne Hausfrau, heute ist das verpönt!«

Ist Sexarbeit Gewalt gegen Frauen oder eine Dienstleistung?

Sie finden sicher noch sehr viel mehr Themen, über die sich ältere und jüngere Frauen heute streiten. Ob eine Frau beispielsweise die ungehinderte Ausübung von Sexarbeit unterstützt, hängt oft mit ihrem Alter oder ihrer Sozialisierung zusammen. Frauen finden eher, dass Sexarbeit ein Beruf wie jeder andere ist, wenn sie Sexualität nicht nur als etwas sehr Privates empfinden, sondern auch als Dienstleistung denken können.

Wer mit Lifestyle-Magazin-Titeln à la »Ich bin eine Sexarbeiterin, na und?« oder »One-Night-Stand leicht gemacht« groß geworden ist, hat oft ein anderes Verhältnis zu Sexualität als jene, die sich nie vorstellen könnten, mit einem Fremden intim zu sein. Hier geht es nicht um ein Urteil darüber, was nun die »richtige« Einstellung zu Sexualität ist. Die unterschiedlichen Sichtweisen wirken sich aber oft auf die Bewertung aus, ob Sexarbeit per se Gewalt an Frauen sei oder nicht.

Kopftücher: Unterdrückung oder religiöse Selbstbestimmung?

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Ebenso zerkriegen sich Feministinnen heute gerne über die Frage, ob Muslimas Kopftuch tragen sollten. Ist dieser islamische Brauch ein Instrument der Unterdrückung und Gewalt – oder der religiösen Freiheit und Selbstbestimmung?

Die Antwort ist oft abhängig davon, ob man selbst Hijab-Trägerin ist oder Freundinnen hat, die ihr Kopftuch lieben, oder ob man Kontakt zu einer oder mehreren Frauen hat, die als Mädchen gezwungen wurden, Kopftuch zu tragen. Und sie hat damit tun, wie viel und mit welcher Literatur man sich mit der eigenen Rolle als weiße Frau, die über als »migrantisch« gelesene Frauen urteilt, beschäftigt hat.

Auch hier sind oft Altersunterschiede zu erkennen. Häufig sind es Frauen einer jüngeren Generation, die sich dagegen aussprechen, Kopftücher in bestimmten Institutionen zu verbieten, weil sie das als rassistisch und übergriffig wahrnehmen. Selbstredend empfinden sie ihren Feminismus als den »richtigeren« und grenzen sich oft gegen die von ihnen als »alt-feministisch« bezeichnete Generation ab.

Verhärtete Fronten trotz gleichem Ziel?

Die Positionen zwischen den beiden Generationen könnten heute unterschiedlicher kaum sein. Je mehr wir uns uneins sind, desto stärker verhärten sich indes die Fronten. »Seufz«, denke ich mir da wieder, denn irgendwie scheint sich in dieser Art, die Auseinandersetzung zu führen, nicht viel zu bewegen. Dabei wollen wir das doch alle – etwas bewegen, für uns Frauen und für uns alle als Gesellschaft. Gibt es nicht einen Weg, auf dem wir gemeinsam vorankommen können? Einen Weg, raus aus dem »Ich weiß alles besser«, das es uns so schwer macht, miteinander ins Gespräch zu kommen? (…)

Mit dem Alter kommt nicht nur genervtes Augenrollen, sondern auch Verantwortung. Ich bin keine Teenagerin mehr. Das Privileg der Jugend, sich brutal abzugrenzen, einfach rauszuhauen, was man fühlt und denkt, habe ich im Lauf des Erwachsenwerdens verloren. Ich habe mit der Gründung und dem zehn Jahre dauernden Aufbau der feministischen Bildungsorganisation Pinkstinks und als häufige Interviewpartnerin für Genderthemen eine hohe mediale Reichweite erlangt und damit die ethische Pflicht, meine Einstellung – meine Genervtheit – zu hinterfragen und auf den Prüfstand zu stellen.

Was können wir als Individuum zum Fortschritt beitragen?

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»Leider!«, sagt das bockige Kind in mir. Viel zu oft stöhne ich dieser Tage ungeduldig auf, ein Phänomen, das Leserinnen in den Wechseljahren sicher gut kennen. Aber zum Glück ist mir neben der trotzigen und berechtigten Wut, die Frauen um die fünfzig oft empfinden, eigen geblieben, dass ich doch noch irgendwie »die Welt retten« oder wenigstens dabei helfen möchte.

Der ungestüme Drang der Jugend konzentriert sich im Alter aufgrund schwindender Energie jedoch auf eine realistische Einschätzung dessen, was man als Individuum zum Fortschritt der Gesellschaft beitragen kann und will. Auf Fleisch verzichten, das haben wir schon mal festgestellt, wird es bei mir nicht sein. Was dann?

Wir brauchen einen produktiven Dialog zum Thema „Gender“

Ich möchte einen Diskurs zum Thema »Gender« zwischen festgefahrenen Positionen anstoßen: einen produktiven Dialog zwischen Jung und Alt, konservativ und progressiv. Ich möchte, dass wir ins Reden kommen und sich jede und jeder zu Wort melden darf.

Um dafür eine Grundlage zu schaffen, möchte ich ein paar überraschende Tatsachen und komplexe Realitäten aus der modernen Genderforschung gerne so erklären, dass niemand Kopfsalti machen muss, um sie zu verstehen, sondern sie begeistert beim Einschlafen lesen kann. Und zwar nicht nur entspannt, sondern auch ohne sich streng belehrt zu fühlen. Wenn ich das hinbekomme, kann ich vielleicht etwas bewirken im Streit zwischen den Generationen, zwischen »woke« und »klassisch«, zwischen Alt und Neu.

 Was will die mir eigentlich erzählen?

Wie gesagt: Manche kennen mich vielleicht als »die Genderforscherin aus den Medien«. Dabei wissen vermutlich nur die Wenigsten, was mich antreibt. Mir war es als Kind immer wichtig, dass sich alle lieb haben und nicht streiten. Solange ich denken kann, bin ich Vermittlerin – die typische Rolle, in die Mädchen noch immer hineinerzogen werden.

Als Deutsch-Britin und damit Zwei-Kulturen-Kind (meine beiden Großväter kämpften im Krieg an gegenüberliegenden Fronten), musste ich zudem meinem deutschen Umfeld die britischen Eigenarten erklären und umgekehrt. Angewiderte Gesichter beim Geruch meiner Marmite-Pausenbrote in meiner Hamburger Schule hielt ich so wenig aus wie die »scherzhaft gemeinten« Naziwitze und Hitlergrüße meiner britischen Cousins, wenn sie mich in England wiedersahen.

So war ich stets um Transfer und Austausch bemüht: Meine beste deutsche Freundin lernte, gebackene Bohnen auf Toast zu lieben, und meine Familie in England verstand irgendwann, dass wir Deutschen von unserer Vergangenheit traumatisiert sind.

Ein Buch zur Überbrückung verschiedener Wissensstände

Als ich älter wurde, blieb die Überbrückung verschiedener Wissensstände mein Thema. Meine Eltern hatten einen Realabschluss, ich jedoch durfte studieren – eine Welt, die ihnen fremd war. Vermutlich öfter als Akademikerkinder musste ich die Frage beantworten: »Und, was machst du dann damit? Wozu braucht man das?« Bei jeder Hausarbeit hatte ich meine Eltern im Sinn und versuchte so zu schreiben, dass sie mitlesen konnten – und meine Mutter las tatsächlich bis zur Doktorarbeit mit.

Auf diese Weise habe ich früh erlebt, dass es möglich ist, Verbindungen zwischen entfernten Welten zu schaffen. Vielleicht ist es deshalb auch heute noch meine Überzeugung, dass wir uns besser verstehen könnten: Hauptschulabsolventen und Studierte, Linke und Liberale, Land- und Stadtbevölkerung, Norden und Süden, Osten und Westen.

Wenn wir uns alle etwas anstrengen und uns gegenseitig unsere Welten erklären. Weil ich keine alte, verbitterte Tante werden möchte und trotzdem das Recht behalten will, meine Meinung kundzutun, möchte ich mich um genau dieses Verständnis jetzt weiter bemühen! (…)

Gegenseitiges Interesse: Die andere Seite anhören

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Wenn wir die gegenüberliegenden Positionen besser verstehen würden und anschließend zu Kompromissen und damit Konsens kämen, wäre das ein Sechser im Lotto. Wie viele Menschen wünsche ich mir einen Feminismus, auf den wir uns alle einigen können. Eine Politik für LGBTQI, die niemanden wütend macht. Einen Umgang mit Sprache, bei dem niemand »Zensur!« brüllen muss.

Wie genau aber bekommen wir es zwischen den Generationen und verschiedenen Meinungen hin, einen Konsens zu finden? Wie schaffen wir es, im breiten Spektrum der verschiedenen Sichtweisen die Welt besser zu machen und uns nicht zu zerfleischen?

Wie schaffen wir einen Konsens?

Indem wir erst mal tief durchatmen. Und lernen, uns nicht ständig aufzuregen. Auch wenn wir – gestresst, wie die meisten sind – gerade das so gerne tun. Es macht höllisch Spaß, anzugreifen, zu keifen, die Genervtheit und den Stress rauszulassen. Aber wenn man mir erst einmal eine vernünftige, eiweißreiche Mahlzeit (das muss kein Steak sein, ich nehme auch Quark!) gereicht und meinen Blutzucker stabilisiert hat, bin ich für meinen Teil auch bereit, ausgewogen übers Fleischessen zu reden.

Dann gebe ich gerne zu, dass wir ein noch deftigeres Methan-Problem hätten, wenn alle so viel Hack essen würden wie ich. Bis künstliches Fleisch klimaneutral aus dem 3-D-Drucker kommt (fände ich super!), müssen wir um Lösungen zum CO2-Verbrauch ringen. Da müssen Profis ran. Nur weil ich Fleisch esse, heißt das nicht, dass ich mich nicht informieren muss, wie ich sonst noch CO2 reduzieren oder wen ich wählen kann, der oder die sich politisch um CO2-Reduktion kümmert. Zum Glück gibt es Menschen, die sich da auskennen: Ich bin es jedenfalls nicht. Das gebe ich sehr gerne zu.

Meinung und Empörung verkaufen sich einfach besser

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Ich hoffe, nachdem ich jetzt meine Meinung zu Treibhausgasen kundgetan habe, bucht mich niemand für eine Talkshow zum Veganismus. Überraschen würde es mich nicht. Zu Themen wie Gendersprache oder Sexismus lädt man gerne Leute wie Harald Martenstein oder Sophia Thomalla ein, die sich, wie ich finde, damit wohl ähnlich gut auszukennen scheinen wie ich mit CO2-Reduktion. Ich habe den Eindruck, dass sich Meinung und Empörung grandios verkaufen – Wissen hingegen weniger.

Zu den Themen geschlechtliche Vielfalt, Feminismus, Gendersprache, »Cancel Culture« oder »alte weiße Männer« sind andere Personen als die genannten besser geeignet, Lösungen anzubieten. Expertinnen zum Beispiel, Menschen, die Positionen ausgewogen präsentieren können und weniger auf Meinung und Empörung als vielmehr auf Tatsachen setzen. (…) Wenn mir meine langjährige Arbeitserfahrung im Feminismus eines gezeigt hat, dann, dass wir nicht weiterkommen, wenn wir uns nicht um echten und zugewandten Austausch bemühen.

Was braucht es, um in den Grabenkämpfen weiterzukommen?

Um in den großen Grabenkämpfen unserer Zeit voranzukommen, sind in meinen Augen zwei Dinge besonders wichtig. Beide sind unheimlich unbequem und schwer auszuhalten. Vielleicht verkaufen sie sich auch deshalb medial eher schlecht. Zum einen sollten wir uns immer wieder bewusst machen: Wir sind nicht Gott. Wir können nicht alles wissen und alle verstehen. Statt in ihren Schlagzeilen heute diese und morgen jenen zu verteufeln, müssten Medien schreiben: »Wir wissen es doch auch nicht!« Wer will das schon lesen? (…)

Der zweite Punkt, den wir dringend bewegen müssen, ist eng mit dem ersten verknüpft: Wir müssen über Privilegien sprechen. Können wir immer klar sagen, wer es besser hat als wir? Den meisten von uns ist bewusst, dass eine weiße Frau die Mehrfachdiskriminierungs-Erfahrungen einer Schwarzen oder BIPoC-Frau nie nachempfinden kann.

Wir sollten auf die Jugend zugehen!

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Wenn es aber um Jung und Alt geht, haben beide Generationen dieselbe feste Meinung, wer schlechter dran ist: »Wir!« Als junge Menschen meinen wir arrogant, dass wir für die alten Menschen mitdenken können oder es besser wissen als sie, während wir als alte Menschen ganz und gar vergessen haben, was es bedeutet oder wie es sich anfühlt, jung zu sein.

Drücken Sie deshalb dieses Buch gerne der jüngeren Generation in die Hand. Auch wenn diese vieles beiseitewischen wird, weil es für die Jugend nun mal immer stürmisch zugehen muss, kann es sein, dass sie etwas mitnimmt: »Ach so, auch als erwachsener Mensch fühlt man sich manchmal machtlos!«

Jugend interessiert sich selten für die Weltsicht Älterer, davon hat sie genug, und sie wurde ihr jahrelang in der Kindheit gepredigt. Jetzt wollen sie ihre eigene entdecken. Deshalb liegt es leider eher an uns Älteren, mehr Verständnis für die Jugend zu entwickeln – und der Frieden, den wir damit in diesem verkeilten Kampf gewinnen können, sollte es wert sein, aus unseren festen Gehäusen hervorzulugen und uns für ihre inneren und mit dem Außen geführten Kämpfe zu öffnen.

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4 comments

  1. Whouh! Tut richtig gut, Stevie und die Kommentatorinnen zu lesen, habe mich vorher so allein gefühlt..
    Lieben Gruß, Tom

  2. Da ich ungefähr so alt bin, wie die Autorin und mich stets auch feministisch eingesetzt habe, kann ich vieles nachvollziehen. Anfangs find ich den Text unnötig dichotom. Es gibt noch mehr als woke und „klassisch“. Irgendwie betrübt es mich, denn ich will eigentlich nicht als verbohrt da stehen. Aber mich treiben in dieser Diskussion auch Fragen um, die ich nicht laut stelle, um niemanden zu kränken. Z. B. wieso es ok ist, jemanden als alt und weiß abzustempeln. Das machen natürlich nicht alle, aber manchmal treibt es schon Blüten. Ich frag mich auch manchmal, ob ich als ( fast) alte, weiße Cis-Frau ein Recht darauf habe, mich nicht von „Mensch /Person mit Uterus“ angesprochen zu fühlen. Ich weiß es klingt abstrus, für mich jedenfalls schon, Es geht ja nicht unbedingt um Rechte sondern um Befindlichkeiten. Ich komme ja aus der Ecke, dass jeder Jeck anders ist. Ich möchte gerne, dass jede:r sich angesprochen fühlt, nur fürchte ich, dass es da Grenzen gibt.

  3. Sprache ist ein Instrument mit dem man viel anstellen kann, u.a. kann ich sie benutzen um Gemeinsamkeiten herzustellen und zu betonen oder genau im Gegenteil, um mich abzuheben, abzugrenzen oder zu diskriminieren.

    All das muss nicht zwingend beabsichtigt sein.
    Beispiel: bediene ich mich des Genitivs oder auch des korrekten Konjunktivs mit gebeugtem Verb, klingt es in der Umgangssprache nicht nur gestellt, sondern zeugt darüberhinaus auch immer von einem bestimmten Habitus.
    Dass dies Ablehnung beim anderen hervorrufen kann, gerade wenn derjenige sich eben nicht so eloquent auszudrücken vermag, ist verständlich und nachvollziehbar.
    Ganz ähnlich verhält es sich mit der Gendersprache.
    Ich unterhielt mich neulich mit einem jungen Sozialarbeiter, der gerade in seiner ersten Stelle nach der Uni arbeitet und ein Gespräch mit einer Klientin führte. Ganz selbstverständlich genderte er im Gespräch und war sehr überrascht, als ihm seine Gesprächspartnerin daraufhin mitteilte: Wenn Sie so reden, brauchen wir gar nicht weitermachen. Da bleiben Sie mal schön in Ihrer Blase.

    Die Frage ist ja: wie paradox ist das Gendern, wenn es als Distinktionsmerkmal empfunden oder vielleicht sogar angewendet wird?

  4. Zuerst mal ist die Hauptsache: leben und leben lassen. Beim Gendern geht es NICHT um die Frauen ( das biologische Geschlecht), sondern um die neuen, selbstdefinierten sozialen Geschlechter! Weibliche Personen sind in der deutschen Sprache automatisch mit gemeint. Nein, das Gendern ist gar kein Zeichen von Feminismus dahinter stehen andere Minderheiten ( queere Menschen). Das ist in Ordnung und sei Jedem/r gegönnt. Ein Problem ist die “ moderne Cancel Culture“, es wird nicht mehr diskutiert. Wer anders denkt oder meint ist Rassist, alter weisser Mann… Und diese verbohrte Intoleranz, allen Anderen die eigene Sicht/ Sprache aufzuzwingen ist diktatorisch und autoritär. Und traurigerweise ist es gerade im Studentenumfeld, Uni schon soweit, dass von der Vorgabe abweichende Meinungen, Beiträge, Redner ausgeschlossen werden ohne Dialog. Das macht mir Angst, wenn junge Menschen das auch noch als modern, feministisch…. feiern. Feminismus ist, in diesem Zusammenhang, mittlerweile eher negativ belegt. Da bin ich gerne eine ältere weisse Frau, die aber noch Toleranz kennt. Und die noch Freunde hat, denen es um die Menschen geht, die nicht andere Meinungen verdammen sondern sich im Gespräch austauschen können. Und erwachsen damit umgehen können, das nicht Jede/r absolut dasselbe denken, fühlen, tun muss. Das bedeutet Freundschaft auch garnicht.

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